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Mors Subita: Wandern in der Dunkelheit

Finnland – ein guter Boden für Rentiere, und noch besser für Metalbands, und richtig gute noch dazu. Diese Band aus dem etwas höheren Norden, der Stadt Oulu nahe dem Polarkreis, um genau zu sein, ist eine dieser Bands, die auch in Kürze ihr zweites Album namens “Degeneration” auf den Markt bringt. Mika Lammassaari, Gitarrist und Mastermind von Mors Subita, erzählt uns mehr.

Hey Mika, das neue Mors Subita Album kommt demnächst raus (20. März), und ich hab gehört, dass du derjenige bist, der alle Songs schreibt – also, was inspiriert dich? Worum geht es in den Texten, und was kommt zuerst, die Musik oder der Text? Erzähl uns einfach alles 😀
Hmm.. ein aufgelegter Elfer gleich zu Anfang… Tja, ich werde von Musik inspiriert, klarerweise – von dem Guten, dem Bösen, Filmen, Natur und dem Leben an sich. Sachen, die in meinem Leben passieren und den Leben jener Menschen um mich herum. So ziemlich alles hat Einfluss auf die Musik, die ich mache, in gewisser Weise. Für gewöhnlich versuche ich, gewisse Gefühle in einem Song einzufangen, aber das ist so wie ein Wandern in der Dunkelheit, wobei man versucht, irgendetwas fassen zu kriegen. Meistens funktioniert es nicht, aber wenn es klappt, dann beginnen wir, den Song zu proben 🙂

Die Musik kommt meist als erstes, die Texte und Gesangsarrangements folgen später. Eemeli schreibt neuerdings alle Texte, also muss ich bei dieser Frage wohl passen.

MORS SUBITA - DEGENERATION (Album Teaser)


Könntest du die anderen Bandmitglieder vorstellen, hat es Besetzungswechsel gegeben, in welchen andren Bands habt ihr gespielt / spielt ihr noch, und was macht ihr ausser der Musik?
Mit mir in der Band sind noch Mika „June“ Junttila – Bass, Eemeli Bodde – Vocals und Ville Miinala – Drums. Wir haben auch einen Rhythmusgitarristen, einen Freund von uns, der uns bei Konzerten aushilft. Er ist ein unglaublich talentierter Gitarrist und Riff-Meister, Jari Haipus, er spielt auch in Vermivore.

Neben dem Musikmachen gehen wir arbeiten – und das wohl zu viel, dann essen wir, trinken, gehen in die Sauna und versuchen im Allgemeinen das Alltagsleben zu überleben 🙂

Wie habt ihr euch kennengelernt und diese Band gegründet, und wem ist dieser Name eingefallen (wer von euch studiert Latein)?
Die Wurzeln von Mors Subita reichen bis nach 1999. Wir fingen an, gemeinsam mit meinem Cousin zu spielen und dem früheren Schlagzeuger Haapala. Andere Musiker kamen so nach und nach dazu, durch die Schule oder den Militärdienst, oder durch Freunde. Eemeli ist heutzutage der einzige von uns, der dazukam, ohne dass ihn jemand von uns von früher kannte.

Wir kamen auf den Namen, als wir durch ein medizinisches Wörterbuch blätterten. Das klang gut und passt auch irgendwie zur Musik.
(Einige von euch dürften Mika auch als Bandmitglied von Wolfheart kennen, Anm.d.Red.)

Obwohl der Name den “plötzlichen Tod” heraufbeschwört, klingt eure Musik doch nicht so schlimm, um HörerInnen dieses Schicksal aufzuerlegen 😀 – was waren denn eure Einflüsse in der Anfangsphase der Band?
Haha, bin froh das zu hören. Am Anfang hatten wir alle wohl unsere eigenen, unterschiedlichen Einflüsse, wo das breite Spektrum von Helloween bis zu Marduk reichte. Einige der Bands, die wir alle mochten, waren At the Gates, Pantera, Sepultura, Death, In Flames, Carcass etc.

Wenn ich mir den Teaser reinziehe, dann scheint das neue Album Melodic Death / Thrash Elemente zu kombinieren, aber auch verdammt viel Groove drauf zu haben – also was erwartet die Fans? Was sind die Unterschiede im Vergleich zum ersten Album?
Ja, es gibt definitiv eine Menge Groove. Ich würde auch sagen, mehr Aggression und mehr Melodien. Eemeli und Ville bringen auch nette Variationen in jenen Sound ein, der bereits vom Vorgänger bekannt ist. Schnellere, härtere, groovigere und verdammt coole Songs, die sich in euren Gehörgängen festsetzen und da nie wieder weggehen 🙂 Wenn ihr das Debutalbum mochtet, dann würd ich sagen, ist dieses auch euer Geld wert, und mehr noch, garantiert!

Wie sieht es denn mit dem Plattenvertrag aus, denn Violent Journey Records gibt es ja nicht mehr?
Ja, Violent Journey musste aufhören, aufgrund der schlechten Lage in der Musikindustrie. Das war wirklich schade, denn mit VJ Boss Vesa Ruokangas war die Zusammenarbeit wirklich gut, er hat unserer Band viel geholfen. Wir werden DEGENERATION über One Man Army herausbringen, die Firma von Tuomas Saukkonen. Wir sind wirklich froh, dass er bereit war, uns zu helfen, das Album herauszubringen, denn sein Wissen und seine Kontakte in der Industrie sind Gold wert. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir das Album gemastert, das meiste Artwork im Kasten und Musikvideos am Start, also war es ein guter Zeitpunkt für diese Zusammenarbeit zur Veröffentlichung.

Wie liefen die Aufnahmen, wie waren die Aufgaben im Studio aufgeteilt?
Der Aufnahmeprozess verlief ziemlich schmerzlos. Wir nahmen das Schlagzeug im TicoTico mit Ahti Kortelainen an den Reglern auf. Nachdem die Drums fertig waren, übernahm ich so gut wie alle weiteren Aufnahmen in meinem Studio zu Hause. Wir hatten dieselbe Situation wie damals beim Debutalbum, wir hatten da auch keinen zweiten Gitarristen in der Band, also spielte ich alle Gitarren selbst ein. Dann nahmen wir Junes Bass auf und Eemelis Gesang. Ich gab noch ein bisschen Synthie oben drauf, und das war es dann eigentlich. Die Jungs haben wirklich weit mehr getan mehr als meine höchsten Erwartungen erfüllt. Alles lief glatt, ich drückte nur auf den Abspielknopf und die Jungs kriegten es gebacken 🙂

Was macht dir mehr Spass, auf der Bühne zu stehen oder im Studio zu arbeiten?
Ich mag beides, aber das sind zwei völlig unterschiedliche Welten. Wir sind vergleichsweise nur kurze Zeit auf einer Bühne, und im Studio kann ich tagelang einen Gitarrenton suchen. Im Endeffekt muss ich aber wohl die Konzerte wählen, denn da hast du mehr Kontakt mit anderen Leuten und kriegst mit, wie deine Musik auf Leute wirkt. Und klarerweise haben wir immer Spass auf der Bühne – im Studio bist du die meiste Zeit alleine, und weinst 🙂

Wieso wolltest du eigentlich Musiker werden? Was hat dich damals als Kind dazu inspiriert, eine Gitarre in die Hand zu nehmen (oder eben jenes Instrument, das du als erstes gespielt hast)? Worum ging es in dem ersten Song, den du jemals geschrieben hast?
Das erste Mal, als ich meinen Cousin E-Gitarre spielen sah, LAUT, das war´s. Dasselbe passierte mit Schlagzeug, bei einem Schulfreund – ich konnte mich da kaum noch beherrschen. Die ersten Takte auf einer Trommel zu lernen, die ersten Riffs auf einer Gitarre, Mann-O-Mann, das war ein unbeschreibliches Gefühl. Besonders was das Schlagzeug betrifft, das war so unglaublich cool, einfach drauflos zu dreschen. Waren wohl ein paar aufgestaute Aggressionen, haha. Ich hab nicht wirklich beschlossen, Musiker zu werden, ich musste einfach spielen, das war alles. Ich konnte einfach nicht aufhören, haha.

Ich hab am Anfang ein paar Texte geschrieben (ehe ich merkte, dass ich echt Scheisse beim Texten war), ziemlich peinliche klarerweise, mit vielen Tippfehlern. Da ging es um Dunkelheit und Schmerz, natürlich, und um Hass … wie bei jedem anderen Teenager auch, haha.

Oulu scheint ja ein guter Boden für harten Metal zu sein 😀 Welche anderen Bands aus der Gegend kannst du uns denn ans Herz legen?
Um ehrlich zu sein, es gibt nicht so viele neue Metalbands hier, zumindest nicht so viele wie noch vor einigen Jahren. Es scheint, dass Metal nicht mehr so angesagt ist bei der Jugend. Es gibt da eine viel grössere Szene bei den Ich-hab-Anorexia-wo-is-die-Bio-Abteilung-Pop-Bands. Ziemlich traurig, ehrlich. Aber da gibt es noch ein paar geile Metalbands, wie Dark Flood und eine neue Band (wo auch Eemeli spielt) namens Funeral For The Masses, und klarerweise Vermivore. Die sollte man sich wirklich reinziehen!

Für jene, die gerne mal Oulu besuchen wollen, was kannst du für Sightseeing empfehlen? Was ist denn jetzt “in” für Metaller, nachdem der Lentävä Lautanen Club nicht mehr existiert?
Ja, Lentävä Lautanen wurde vor ein paar Jahren geschlossen, und unlängst hat auch das geile Live Venue Nuclear Nightclub zugedreht. Das war echt Mist, aber wir haben noch ein paar Clubs wie Hevimesta und 45-Special. Das sind tolle Venues, wenn du dir gerne Konzerte reinziehst, für Metallerbesonders Hevimesta.

Ihr werdet ja bald euer neues Album im PRKL Helsinki präsentieren (20. März) – sind denn weitere Gigs geplant?
Ja, wir werden auch eine Release Party im Hevimesta, Oulu, am 21. März schmeissen. Wir verhandeln grade wegen Festivalgigs im Sommer, also hoffen wir das Beste. Zumindest im Herbst werden wir wieder die Clubbühnen unsicher machen, wenn wir in Finnland touren. So, see you there!

Der schlimmste / der beste MS Gig bisher – was ist passiert?
Das war auf der Finnland-Tour mit Maple Cross 2007, in einem kleinen Club namens Veijo in Kuusamo.
Alles schien irgendwie verkehrt, gleich von Anfang an. Unser Backstageraumm war in der Küche, ich spielte hinter der DJ Koje… eine endlose Liste. Aber ein Gig ist ein Gig, wir liessen uns da nicht einschüchtern.
Wir gingen auf die Bühne und spielten, und mitten im Set kam so ein Typ, der aussah als wäre er nicht ganz bei sich, ganz nach vorne und spuckte unseren Sänger eine Bier-und-Spucke Fontäne mitten ins Gesicht. Der Sänger ist ja glücklicherweise keine explosive Natur, wir machten einfach weiter, als ob nichts passiert wäre. Ich vermute, dem Typen hat unsere Performance nicht so gut gefallen.

Die letzte Frage – würdet ihr beim Eurovision Songcontest mitmachen, falls sich die Gelegenheit ergeben sollte?
Euronymousvision, ja.

https://www.facebook.com/morssubita/

Klaudia Weber

Rücksichts- und gnadenlose Diktatorin, kniet vor mir! Anders gesagt: Chefredakteurin, Übersetzerin, Webseiten- und Anzeigenverwaltung, also "Mädchen für alles" - - - Schwerstens abhängig von Büchern (so ziemlich alles zwischen Herr der Ringe und Quantenphysik) und Musik, besonders von Metal finnischer Prägung. Weiters Malen, Zeichnen, Film, Theater... also könnt ihr mit einer vielseitigen Website rechnen. Mag.phil., zwei in 5 Jahren parallel abgeschlossene Vollstudien (English & American studies, Medienkommunikation) und stolz darauf, denn als Mädel aus einer Arbeiterfamilie in einem erzkonservativ-katholischen Land ging das nur dank Stipendium und etwas später im Leben als andere....