Kishi Bashi in Hamburg
In dem kleinen, schönen Musikclub ROCK CAFÉ in St.Pauli unweit der Reeperbahn finden immer wieder Konzerte von teils weniger bekannten, abseits des Mainstreams gelegenen Musik-Perlen statt. Eine davon ist definitiv das Projekt des japanischen Pop-Künstlers Kishi Bashi aus den USA, der in diesem Jahr schon mit der einfallsreichen und spannenden Platte „Lighght“ auf sich aufmerksam gemacht hatte.
Früher war er häufig solo unterwegs, seit einiger Zeit gehört der ebenso wie er experimentierfreudige Banjo-Spieler Mike Savino aus New York zu seinem vierköpfigen Ensemble. Mike macht auch Musik unter dem Projektnamen Tall Tall Trees und startete in diesem Fall solo als Appetithäppchen den Abend.
Er tracktierte begeistert singend sein Banjo intensiv mit Fingern, Violinbogen, Trommelstöcken und anderen Werkzeugen und entlockte dem elektronisch mit Samplern gekoppelten Instrument neben dem gewohnten Banjo-Sound die seltsamsten Töne bis hin zu Klängen einer Jahrmarktsorgel. Die Mischung aus Blue-grass und Pop-Folk machte nicht nur ihm, sondern auch dem Publikum Spaß.
Noch hielt sich das Publikum allerdings in typisch hanseatischer Scheu etwas abseits und blieb hinter Tischen und Gläsern verschanzt. Das änderte sich, als der zweite Support-Act, die Londoner Band Beaty Heart, eine Art treibenden, psychedelisch-abgedrehten, groovend-entspannten Tanz-Sound schmetterte und die Gäste an die Bühne zog.
Für einen Mittwochabend hatte sich nun das Rock Café erfreulich gut gefüllt. Draussen kühlte der späte Oktober die Temperaturen herunter, drinnen war das Klima herzlich erwärmt, die Bühne wurde klinisch aufgeräumt und Kaoru Ishibashi hob den Bogen.
Er strich und zupfte aus seiner Violine die für ihn typischen Soundcollagen und begleitete sie mit Gesang. Und singen – laut, klar, melodisch, komplex – kann der Mann. Ist dies noch Pop? Doch, wohl ja, aber eine andere Art Pop, als was sonst mit ermüdender Gewöhnlichkeit aus dem Radio dudelt. Dieser Kishi Bash-Pop ist frisch, vielseitig und persönlich – bis hin zu akustischen Anklängen an seine asiatischen Wurzeln.
Nach einigen Songs insbesondere von seinem gerade erschienen Album zusammen mit seinen drei Musikern, zogen sich diese zurück und überließen dem Meister die Bühne für einige ruhige, teils klassisch gespielte, teils von live gesampelten Loops begleitete schräge Kompositionen; ein eher versonnener, nachdenklicher Teil des Abends.
Nach vier Stücken dieser Art kam die Band, welche sich an der Bar erquickt hatte, zurück und die Speed-Kurve wurde wieder hoch gefahren, getanzt, animiert, an guter Laune und Spaß nach dem Intermezzo der Nachdenklichkeit geschraubt. Pop auf hohem Niveau, keine Kopie aus der Retorte, auch wenn Kishi Bashi gern und gekonnt aus musikalischen Reminiszenzen schöpft.
Ein sehr eindrucksvolles und intensives Konzert, das Kishi Bashi auf seiner Tour durch 18 europäische Städte in Hamburg ablieferte!