Crucified Barbara / Supercharger / Junkstars
07. Oktober 2014, Z7 Konzertfabrik, Pratteln, Schweiz
Einen Tag nach meiner Rückkehr aus Finnland sind im lokalen Rockclub Z7 gleich drei Bands aus dem Nachbarland Schweden zu Gast. Ich habe die Headliner schon mehrere Jahre nicht mehr live gesehen und bin gespannt, wie die Mädels sich entwickelt haben. Dass das Publikum heute eher aus Männern bestehen wird ist schon vorher klar, aber dass es solche Ausmasse annimmt, ist doch immer wieder erstaunlich.
Junkstars
Die drei Stockholmer Jungs, die sich dem Punkrock verschrieben haben, sorgen gleich am Anfang im Mini Z7 für Stimmung, die sich etwas schleppend aufbaut. Die Songs sind alle ein bisschen ähnlich, mit der Zeit denkt man, es klingt alles ähnlich, aber dennoch machen sie grundsätzlich gute Musik. Die Herren geben alles und sind nach ihrem Auftritt total durchnässt. Neben der Musik wirkte vor allem der vom Bauchnabel bis Hals voll tätowierte Bassist der Band Tobbe als Magnet auf die wenigen Frauen im Publikum. Da muss man schon zweimal hinsehen, um die Sailor Tattoos, die Totenmaske und die junge Schönheit auf seinem Rücken und seiner Brust zu begutachten. Und die Tätowierer haben gute Arbeit geleistet – schöne Arbeiten. Für den ersten Auftritt in der Schweiz haben es die Jungs gut gemeistert und werden sicherlich bald wieder als Support hier zu Gast sein.
Supercharger
Ganz klar, dass diese Band der Grund sind für die wenigen Frauen im Publikum, heute hier zu erscheinen. Die Dänen Supercharger waren schon öfters in der Schweiz, ich habe sie allerdings bis heute noch nicht Live gesehen und ich verstehe den Hype um die Jungs nicht ganz. Klar, die Mucke ist nicht schlecht und die Bühnenshow, naja könnte besser sein. Dass die Herren aber voll und ganz auf die Sex, Drugs, Rock’n’Roll Schiene setzten, bei allem und jedem, geht mir ein wenig gegen den Strich. Show ok, mit den Fans flirten ok, aber bitte Groupies in diesem Alter, wenn wohl die meisten der Band verheiratet sind und Kinder zu Hause haben? Ach werden die auch mal erwachsen? Sänger Mikkel führt mit mehr oder weniger Charme in Deutsch durch die Show und singt nach dem dritten Song dann auch noch: „Verdammt ich Lieb dich, Ich lieb dich nicht…“ aber weiter weiss er nicht. Die Songs kommen hier gut an und das Publikum dankt mit Applaudieren, wenn möglich Mitsingen und Devil-Horns und Haare schütteln. Die Band lässt sich feiern, und verabschiedet sich auch mit Matthias Reim „Verdammt ich Lieb dich, Ich lieb dich nicht…!“
Crucified Barbara
Endlich ist es so weit, die vier Mädels aus Schweden sind nach längerer Umbauphase und endlosem Soundcheck bereit, die Bühne zu entern. In den ersten vier Reihen befinden sich – 3-4 Ausnahmen abgesehen – ausschliesslich ältere Männer, die voller Sehnsucht darauf warten, das der Gig beginnt, und dem ein oder anderen könnte man jetzt schon einen Sabberlatz umlegen. Das es ohne Fotograben heute schwierig wird Fotos zu machen war klar, aber das hätte ich nicht erwartet. Da fragt man doch nett, ob man kurz nach vorne darf, um ein-zwei Bilder zu schiessen und bekommt gleich Beleidigungen an den Kopf geknallt, nur weil die Herren die vier Schwedinnen als Wixvorlage benutzen? Toll! Anstand meine lieben Metalfreunde ist doch bei uns normalerweise kein Fremdwort, aber hier wohl zu viel verlangt. Egal, die Damen machen dank gutem Mix und viel Echo auf Mias Stimme einen guten Eindruck, der Sound ist klar, manchmal fast zu klar und die Stimme von Mia Coldheart kommt super zur Geltung, auch wenn mit der Zeit wieder die Songs ähnlich klingen, haben die Schwedinnen dazu gelernt. Dennoch verlassen nach und nach sogar einige Männer die Halle – ob das jetzt daran liegt, dass sie es nicht gut fanden oder es vor lauter Stau nicht mehr aushielten? Alles in Allem haben Mia, Ida, Nicky und Klara einen tollen Auftritt hingelegt den man aber wegen diesen Typen nicht wirklich geniessen konnte. Fast zu viele Leute für dieses Mini-Z7, hoffentlich werden das nächste Mal im Vorfeld mehr Karten verkauft, dass sich das grosse Z7 rentiert.
Photos: Sandy Mahrer, transl. K.Weber