ArchivKonzerteLive

Metsatöll / Kuolemanlaakso / Soulthrower

14. März 2014, On the Rocks, Helsinki, Finnland

Ein überschäumendes estnisches Volksfest mit finnischer Beteiligung – so in etwa liesse sich dieser Abend im On The Rocks zusammenfassen – wäre nur ein etwas zu kurz geratener Konzertbericht, daher doch ein paar mehr Details…

Die lange Schlange vor dem Club liess bereits ahnen, dass es wieder rappelvoll werden würde – was ja super für die Bands ist. Die Knipserzunft wie meinereiner hätte sich bei derartigen jedoch ne American Football-Ausrüstung gewünscht, oder mindestens 2-3 Bodyguards – daher schon mal hier sorry, dass es nix mit guten Headliner-Snapshots wurde, da es für Leib, Leben und Kameraausrüstung zu riskant gewesen wäre, auch nur zu versuchen, etwas näher an die Bühne zu gelangen…

Beim Opening Act Soul Thrower ging es noch, sich vor der Bühne zu bewegen mit ner Kamera, obwohl schon hier eine Reihe von Fans (grossteils Landsleute) die Esten abfeierten. Kein Wunder, hatten diese Jungs doch definitiv originellen Sound. Nennen wir es mal Stoner Rock meets Sludge, oder Grunge/Alternative, gespielt so heavy und tieftönend wie Doom, und ebenfalls auf Zeitlupe runtergeschraubt… dazu Daners raues “Whisky”-Organ – ich musste da an Bryn von Los Bastardos Finlandeses denken. Songs wie Skeleton Dance (die jüngste Single) kamen geil rüber, ab und an gab es mir zu viele Wiederholungen, die live aber durchaus nen Hypno-Effekt haben – also ne Band, die man anchecken sollte.

Bei Kuolemanlaakso wurde es schon richtig eng vor der Bühne,d.h. Knipsen ein Selbstmordkommando. Im trügerisch sicheren Pit-Knipseckchen kam die grösste Bedrohung von “oben” – da lief man in Gefahr, von Usvas Dreadlocks erschlagen zu werden … Als einer meiner Faves vom Debütalbum – der Titeltrack Uljas uusi maailma – ertönte, gab ich daher einfach auf und genoss den Gig, ebenso wie die begeisterte Menge. Diese hatte nicht nur das Debütalbum genauestens studiert (siehe präzise Mitklatsch-Mitgröleinsätze), sondern anscheinend auch schon das neue Album Tulijoutsen ins Herz geschlossen. Nach dem tighten Set – keine Ansagen oder andere Trödeleien, es schien, die Jungs wollten so viel Musik wie möglich in ihrer Spielzeit unterbringen – wollte der Jubel kein Ende nehmen, Zugabe-Rufe wurden laut. Leider erlaubte der enge Zeitplan diese jedoch nicht… schade, hätte z.b. gerne auch Glastonbury lehto gehört. Oder gleich das komplette neue Album…

Setlist: Aarnivalkea / Me vaellamme yössä / Uljas uusi maailma / Nostos & Algos / Kalmoskooppi / Verihaaksi / Minä elän / Aurinko

Nach unwahrscheinlich kurzer Umbaupause enterte der heiss ersehnte Headliner Metsatöll die Bühne, in einem nun rappelvollen Club – und tja, die Menge legte noch einiges an leidenschaftlichen Begeisterungsäusserungen zu. Unfassbar, was da abging, da schien jede einzelne Textzeile von jedem einzelnen Song mitgegrölt zu werden… Für mich war es das erste Mal, die Band nicht bei nem Festival zu erleben – und daher ein gleich viel geilerer Gig. Erstens kamen die exotischen Instrumente (u.a. Flöte, Dudelsack) besser rüber, dann die staubtrockenen Ansagen in extrem sonorer Stimmlage, dann der Spass vor und auf der Bühne, was in diesem intimen Rahmen total ansteckend wirkte … Auch hier gab ich meine Knipsversuche an einem gewissen Punkt auf und genoss lieber die Show der Pagan-Folk-Metaller, die aus Highlights des aktuellen Albums Karjajuht sowie dem Best-Of all ihrer Alben (u.a. Kivine maa) bestand. Volles Programm mit hohem Spassfaktor. Toller Abend.

Klaudia Weber

Rücksichts- und gnadenlose Diktatorin, kniet vor mir! Anders gesagt: Chefredakteurin, Übersetzerin, Webseiten- und Anzeigenverwaltung, also "Mädchen für alles" - - - Schwerstens abhängig von Büchern (so ziemlich alles zwischen Herr der Ringe und Quantenphysik) und Musik, besonders von Metal finnischer Prägung. Weiters Malen, Zeichnen, Film, Theater... also könnt ihr mit einer vielseitigen Website rechnen. Mag.phil., zwei in 5 Jahren parallel abgeschlossene Vollstudien (English & American studies, Medienkommunikation) und stolz darauf, denn als Mädel aus einer Arbeiterfamilie in einem erzkonservativ-katholischen Land ging das nur dank Stipendium und etwas später im Leben als andere....