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YOU GOT STALKED: Avantasia – The Mystery of Time Tour

Obwohl es 2010 bereits hiess, es sei die letzte Avantasia Tour, hat sich Mastermind Tobias Sammet noch einmal aufgerafft und ein weiteres musikalisches Meisterwerk mit vielen neuen Gastmusikern geschaffen. „The Mystery of Time“ schoss in Zahlreichen Ländern auf Top-Album Chart Platzierungen und in Deutschland schaffte es sogar Platz 2. Die Tour verspricht bereits jetzt wieder ein voller Erfolg zu werden. Der Auftakt in Belgien war erfolgreich und die beiden Shows im Z7 in Pratteln fanden vor ausverkauftem Haus statt. Was Sammet in die Finger nimmt ist Gold wert und auch dieses Mal bieten Avantasia eine tolle Show, die man so schnell nicht wieder vergisst. STALKER berichtet über die beiden Shows in der Schweiz und über das Konzert in Oberhausen, dem zweitletzten des ersten Teils der Tour.

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13.04.2013 Pratteln Show 1
Besser hätte man die Daten nicht setzten können, Avantasia an einem Samstag zu holen verspricht ausverkaufte Hallen und viele begeisterte Fans. Gespannt wartete das Publikum auf den Konzertbeginn, der eigentlich für 8 Uhr angesagt war, aber dann doch eine gute ¾ Stunde später begann. Scheinbar hatte man mit ein paar technischen Problemen zu kämpfen, aber dann hiess es Licht aus, Spot an und los ging die Show. Mit „Spectres“ traten Avantasia auf die Bühne – Olli Hartmann, Sasha Paeth, Felix Bohnke, Miro Rodenberg und Bassist André Neygenfind sowie Thomas Rettke und die einzige Dame Amanda Somerville, die den Part der Background Sänger übernahmen. Mit dem zweiten Song „Invoke the Machine“ trat dann neben Sammet auch der erste Gast Sänger, Ronnie Atkins von den Pretty Maids, auf. Leider funktionierte sein Mikro gleich zu Beginn nicht. Mit seiner einzigartigen unverkennlichen Stimme sorgte er für den Part, den sonst Jorn Lande übernommen hätte, der dieses Mal aber nicht mit von der Partie war. Leider wie sich rausstellte, fehlte er aber doch gewaltig, vor allem bei den alten Songs, bei denen man sich einfach seine Stimme zurück wünschte. Bei diesen Liedern vermochte nur Ronnie mitzuhalten, dass man nicht enttäuscht war. Am ersten Abend übernahm diese Parts aber meist Eric Martin von Mr. Big, dessen Stimme ich nicht ganz geeignet für diese Art von Metal Songs fand, mit den softeren Hard Rock Songs von Mr. Big funktioniert es besser. Natürlich hatten auch Thomas und Amanda einen Hauptpart, wo es auch am Anfang von Amandas Stück zu Ton Problemen kam. Diese Frau ist einfach der Hit, die ganze Zeit am Tanzen und ihr Lächeln ist wie ein Sonnenstrahl, der mitten ins Herz trifft und sie unglaublich sympathisch macht, und auch stimmlich gab es nichts zu motzen. Oh, und ein Mann, der auch überzeugender nicht sein könnte mit einem Organ, das bestimmt vier bis fünf Oktaven umfasst – Michael Kiske. Hm, war da nicht noch einer? So ein quirliges Kerlchen, dessen tolle Stimme in extreme Höhen kommt? Na klar derjenige dessen Namen jeder kennt – Tobias Sammet, der mit viel Witz und Charme durch die Show des ersten Abends führte.


14.04.2013 Pratteln Show 2
Auch die zweite Show liessen wir uns nicht entgehen, wo die Gesangsparts ein wenig anders aufgeteilt wurden. Dann kam die Show von Michael Kiske, der sich auf den Bühnenrand setzte, um die lange Instrumentalpause zu überbrücken, zum Schluss legte er sich auch noch an Bühnenrand. Selten habe ich den zurückhaltenden Deutschen so aufgestellt und kontaktfreudig zu den Fans erlebt. Kiske und Sammet lieferten sich auch die ein oder andere verbale Kissenschlacht; so meinte Michi plötzlich, er sei ein wenig frustriert, zuerst habe sein Mikro nicht funktioniert, wo Sammet gekonnt konterte: „ Ja das habe ich extra arrangiert, damit ich neben dir besser aussehe!“ Worauf er einen spöttischen Blick von Michael erntete. Als die beiden anfingen, sich darüber auszulassen, dass 3 Stunden Show wohl doch zu viel für das Publikum seien wegen der Müdigkeit und man das Ganze auf 1 Stunde hätte kürzen sollten, ernteten sie kräftige Buh Rufe. Die beiden Spassvögel könnten definitiv als neues Komiker Duo durch die Lande ziehen, man hätte immer was zu lachen. Nach diesen Ansagen beendeten sie die Show mit „Avantasia“ und „Sign of the cross“, bei dem nochmal alle auf die Bühne traten. Bevor das ganze endgültig zu Ende war, sagte Tobi noch: „ Normalerweise sage ich an dieser Stelle immer, dass dies die letzte Show war von Avantasia für alle Zeiten! Aber dieses Mal kann ich euch sagen, dass ich mir sehr gut vorstellen könnte, dass es in 5-6 Jahren nochmals eine Avantasia Tour geben wird, und eines ist klar Pratteln, wir werden nicht 1 Tag, und nicht 2 Tage hier im Z7 spielen sondern 3. Das ist schon mal sicher!“ Na dann, in diesem Sinne wir freuen uns, Avantasia in 5-6 Jahren oder vielleicht auch schon früher wieder im Z7 begrüssen zu dürfen. (SM)

25.04.2013 Oberhausen, Turbinenhalle
Avantasia schlagen dieses Jahr nicht nur in der Schweiz wie eine Bombe ein, sondern auch in Deutschland (zumindest was Oberhausen anbelangt). So platzt die Turbinenhalle um kurz nach 20.00 Uhr bereits aus allen Nähten. So voll habe ich diesen Club noch nicht erlebt. Die Band wird es freuen, im Publikum aber nicht jeden. Aufgrund des großen Andrangs ist die Sicht heute deutlich schlechter als gewöhnlich. Insbesondere kleinere Leute können teilweise wenig bis gar nichts von der Bühne sehen. Auch sind die Merchandise-Preise anscheinend an den Erfolg angepasst worden. So werden für ein normales Tourshirt stolze 25€ aufgerufen, was man sonst nur von amerikanischen und englischen Megasellern kennt.
Aber zurück zur Musik: Als die Band um 20:30 Uhr die Bühne betritt, hat sich die Turbinenhalle bereits in einen Dampfkochtopf verwandelt. Aufgrund der Sonneneinstrahlung während des Tages und des großen Besucherandrangs sind die Temperaturen jenseits von Gut und Böse. Und, wie Michi Kiske später noch des öfteren anmerken wird, ist der Sauerstoffgehalt der Luft erschreckend niedrig.
Die Band lässt sich von diesen teilweise widrigen Bedingungen nicht irritieren und legt auch in Oberhausen mit Eröffnungstriple vom neuen Album fulminant los. Unterstützt wird die Darbietung von einer netten Lichtshow, die manchmal jedoch etwas unvorteilhaft programmiert ist, sodass das Publikum von den rotierenden Scheinwerfern geblendet wird.
Avantasia geben sich insgesamt richtig Mühe, alle Ansprüche ihrer Fans zu erfüllen. Insgesamt spielen sie 25 Songs (!), wobei jedes Album ordentlich abgedeckt wird (klar, der Schwerpunkt liegt auf dem aktuellen Album). Dazu kommen die obligatorischen Gastsänger, namentlich Ronnie Atkins von den Pretty Maids, Eric Martins von Mr. Big, Michi Kiske und Bob Catley, wobei heute alle sowohl stimmlich, als showtechnisch einen guten Eindruck hinterlassen. Lediglich Eric übertreibt es etwas mit seinen Ansagen. Diese sind oft viel zu lang und gespickten von genuschelten, englischen Witzchen. Insgesamt ist die Performance von Sängern und Musiker aber sehr gut. Hier sei angemerkt, dass Amanda Sommerville mehr bangt als alle Männer auf der Bühne zusammen. Respekt!

Das Publikum – liegt es an den Temperaturen oder doch was anderem? – braucht heute richtig lang um wach zu werden. Erst als die Band kurz vor Ende `Lost in Space` spielt, endet die allgemeine Lethargie und es wird endlich richtig laut mitgesungen. Auch die folgenden Songs werden jetzt aus allen Kehlen unterstützt. So entwickelt sich das Konzert doch von „ganz nett„ zu „Gänsehautatmosphäre„. Besser spät, als gar nicht! Es kommt jetzt endlich auch etwas mehr Bewegung in die Menge. Während zwei Glatzköpfe mit Ziegenbärtchen vor mir anscheinend zu viel vom Gummibaum geraucht haben und sich in folge dessen ekstatisch in alle Richtungen verbiegen, nickt eine Hausfrau mittleren Alters, die neben mir steht, keck mit Kopf und erhebt sogar ihren Arm über den Kopf! Es geht doch!
Mit den 3 Zugaben `The seven Angels`, `Avantasia` und `Sign of the Cross` geht das Konzert fulminant, aber vorhersagbar zu Ende. Nach über 3 Stunden Power Metal vom Feinsten strömt eine schweißnasse, aber glückliche Menge nach draußen und freut sich ob der deutlich kühleren Temperaturen. (TP)

Fazit, Avantasia bieten dem Zuschauer immer eine grossartige Show und es wäre schade, wenn dieses Projekt auf Eis gelegt wird.

text & photos: Sandy Mahrer / Timo Pässler
P4250070

 

Contributors

Sandy Mahrer

Fresh Act Redakteurin, Reportagen, Reviews, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - Hard Rock, Heavy Metal und Pop-Rock, etc. Weniger Death, Black, Grind Core

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