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Audrey Horne – Norwegische Rocker und ihre Superhelden-Alter-Egos

Audrey Horne, die außergewöhnliche Hard Rock Band aus Bergen, hat mit “Youngblood” ihr viertes Album raus gebracht. Diese Tatsache, zusammen mit einem Labelwechsel, einem neuen festen Bandmitglied und tonnenweise anderen interessanten Storys, war für STALKER.cd Grund genug eine kleine Unterhaltung mit Torkjell “Toschie” Rød, dem Sänger des Quintetts, zu führen.

Toschie, der Text von Youngblood beginnt mit „He´s cool and pretty old school / he carved the things he´s seen into his skin…” Geht es in dem Song um dich?
(lacht) Nein, gar nicht. Wir spielen jetzt schon seit vielen Jahren, nicht nur in dieser Band, sondern in einigen anderen, schon lange vor Audrey Horne. Wenn man sich die Musikszene mal ansieht, gibt es immer Leute, die sehr schnell berühmt wurden und diese Klugscheißer-Attitüde haben. Ich habe den Song über die Tatsache geschrieben, dass es viele Leute gibt, und nicht nur im Musikbusiness, sondern allgemein, gibt, die einen gut sind in dem, was sie tun. Sie machen ihren Job schon seit einer langen Zeit, ziehen ihren Selbstrespekt aus ihrer Arbeit und liefern solide Handarbeit ab, aber sie werden nicht für das was sie tun wahrgenommen. Sie können viel besser sein als viele berühmte Leute, die oftmals nur durch Glück oder Zufall bekannt wurden.
Es fing alles damit an, dass ich ein Interview mit einer jungen Band las. Ich kann mich an den Namen der Band nicht mehr erinnern, aber das spielt auch keine Rolle. Sie redeten über Motörhead, dass Lemmy nicht mehr auf der Höhe ist und zu alt. Ich saß nur da und dachte, dass er diese Scheiße schon seit Ewigkeiten macht. Es ist verdammt mutig von einem 20-jährigen Musiker Sachen zu sagen, wie dass Lemmy zu alt und langweilig ist und in den Ruhestand gehen sollte. Das war meine Inspiration für Youngblood.
Es gibt einen Vers in dem Song, der so geht: „Youngblood, full of piss and vinegar, the flame you use will be the death of you”. Der ist darüber, dass all diese Leute wahrscheinlich für eine kurze Zeit berühmt sein werden und dann wieder verschwinden. Mit „He is cool and pretty old school …” wollte ich ein Bild dieses Kerls erzeugen, der seine Sache schon seit Jahren gut macht, ohne je berühmt zu werden und das Gleiche gilt in meinen Augen für Tattoos. In “he carved the things he´s seen”, rede ich darüber, dass er Tattoos hat, die sein Leben repräsentieren. Viele Kids die gerade 18 Jahre alt sind, kommen ins Studio und wollen ein Full-Body-Suit so schnell wie möglich, weil sie cool aussehen wollen. Ich denke es ist viel cooler wenn man Tattoos hat, die man hier und dort bekommen hat und die eine Anschnitt oder eine Zeit in deinem Leben repräsentieren. Dieser Song ist im Grunde ein „Fuck You“ für alle Leute, die respektlos und eingebildet sind. Es ist immer schwer Texte zu erklären, besonders da meine Texte nicht gezwungener Maßen über eine bestimmte Sache sind aber in diesem Fall geht es, denn das ist worum es in Youngblood geht.

Gibt es in Norwegen auch so was wie “Idol search”?
Ja, davon gibt es eine ganze Menge im Fernsehen. Dort sieht man, dass die Leute, die heute berühmt werden, mehr Casting-Show-Kandidaten von Superstar, X-Faktor, Britain´s Got Talent, Norway´s Got Talent, Deutschland sucht den Superstar Talent und all diese Shows, kommen. Mich stört das eigentlich nicht, weil ich denke, dass so viele Leute darauf stehen, weil eben nicht der wirklich talentierte Typ ein großer Star wird, sondern normale Leute, die bekannt werden, weil sie einfach im Fernsehen sind. Es ist dieses Gefühl, dass es ebenso gut einen selbst treffen könnte, glaube ich. Einige der Leute in solchen Shows haben wirklich Talent, aber dann gibt es jene, die gerade mal eine Note halten können und die trotzdem von den Leuten abgefeiert werden. „Wow, er ist so talentiert“ Neiiiiin! Ist er nicht, er kann nur eine Note halten. Na ja, dann verschwinden sie meistens so schnell, wie sie aufgetaucht sind. Sie liefern keine bedeutsame Kunst ab. Das ist eben auch Teil des Spiels. Auf der einen Seite denke ich, dass es Mist ist, weil es die Aufmerksamkeit von Leuten, die es wirklich verdienen nimmt, aber auf der anderen Seite ist es eben das, was die Leute wollen. Sie wollen eben einen alltäglichen Typen von der Straße sehen.

Was sollten die hart arbeitenden Musiker, die die Aufmerksamkeit eigentlich verdienen, tun, um besser wahrgenommen zu werden?
Ich glaube nicht, dass es etwas gibt, was sie tun können, wenn sie sich nicht selbst kompromittieren wollen, da sich die Medien in dieser Hinsicht einen Dreck um Talent scheren. Sie geben den Leuten das, wovon sie glauben, dass sie es wollen. Nehmen wir zum Beispiel mal Sólstafir, die ja gerade mit uns touren. Sie sind eine unglaublich gute Band, aber sie werden niemals in der Hauptsendezeit im Fernsehen zu sehen sein, weil sie zu kauzig dafür sind. Wie auch immer, sie können Leute auf sich aufmerksam machen, indem sie touren, Alben rausbringen und ihre Sachen promoten. Leute, die ihre Sachen gut finden werden, es gut finden. Die Leute, die es eben nicht gut finden … dieses Publikum will man sowieso nicht, da sie in zwei Wochen schon nicht mehr an deinen Sachen interessiert sind, weil es etwas Neues und Interessantes für sie gibt. Audrey Horne ist in der Hinsicht erfolgreich, dass wir ein Publikum haben, das uns folgt, weil sie lieben, was wir machen. Ich bevorzuge das anstelle eines Publikums, welches uns nur deshalb liebt, weil wir gerade Hit des Monats sind. Die sind nicht wirklich an dem interessiert was wir machen, sondern folgen nur dem Trend.

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Wo wir gerade darüber sprechen … Ihr seid gerade in vielen Magazinen das Album des Monats. Demnach wird auf dieser Tour ein Teil des Publikums genau aus den Leuten bestehen, über die wir gerade sprachen – die die kommen, um euch auszuchecken, weil ihr gerade der heiße Scheiß seid. Wie denkst du darüber.
Ja, ich denke es sind viele Leute dabei, die einfach deshalb neugierig auf uns geworden sind. Neben einer Show in London haben wir bisher nur eine Show auf dieser Tournee gespielt. Als wir gestern spielten, kamen eine Menge Leute zu uns und sagte, dass sie uns mal abchecken wollten, weil sie Gutes über uns gehört haben. Natürlich ist das was Gutes. Sie kommen zu unserer Show, und wenn sie uns mögen, werden sie wahrscheinlich zu einer anderen Show wiederkommen und unser Album kaufen. Wenn sie uns nicht mögen, mögen sie uns halt nicht, aber sie waren zumindest da und haben uns ausgecheckt. Ich glaube wir haben eine extrem große Menge an guten Reviews und guter Presse für dieses Album bekommen. Wir waren niemals eine Modeband und daher denke ich, dass wir die guten Reviews bekommen haben, weil die Leute es einfach mögen.

Ihr habt schon sehr gute Reviews für eure früheren Alben wie “Le Fol” und “No Hay Banda” bekommen.
Ja, haben wir. Wir haben immer gute Reviews bekommen und waren in vielerlei Hinsicht immer ein Liebling der Kritiker. Das ist zunächst mal etwas Gutes, weil es bedeutet, dass Leute die Musik lieben und mit ihr arbeiten, mögen was wir tun. Aber natürlich ist das auch ein Risiko, weil man schnell in die Schublade als Kritikerliebling und so was rutschen kann. Das ist uns zum Glück nicht passiert und wir wurden gleichermaßen gut von Kritikern und Publikum angenommen. Mit diesem Album haben wir allerdings extrem gute Kritiken bekommen und mehr als jemals zuvor.

Hat euch das unter Druck gesetzt?
Nein, nicht wirklich. Wir haben immer Musik für uns selbst gemacht, weil das der einzige Weg ist, den wir kennen.

Glaubst du, dass es am Anfang ein Vorteil war, dass Arve bei Enslaved spielt?
Na klar. Wir haben eine Menge Aufmerksamkeit und viel Feedback in Metal Magazinen und Websites bekommen. Es gab viele, die uns nur deshalb ausgecheckt haben, weil Arve bei Enslaved spielt und Tom von Gorgoroth auf dem ersten Album mitgespielt hat. In den folgenden Jahren haben wir dann bewiesen, dass diese Band nicht eine von den Ablegern von anderen Bands ist, sondern eigenständig.

Ihr habt auch euren Stil über die Jahre verändert. Ihr seid fröhlicher geworden …
Ja, wir sind fröhlicher geworden! (grinst) Ich glaube der Grund hierfür ist, dass der Unterschied zu der Art und Weise wie wir Youngblood aufgenommen haben. Als wir das Material für die früheren Alben geschrieben haben, haben Ice Dale und Thomas das Meiste alleine geschrieben. Ich habe dann die Melodien, Abstimmung, Texte und so weiter ergänzt. Wenn wir das Album dann herausgebracht haben, mussten wir uns hinsetzen und überlegen, wie es Live funktionieren wird. Bei diesem Album haben wir den ganzen Prozess verändert und gesagt „Wir schreiben das Ganze als Band. Lass uns in den Proberaum gehen, unsere Sachen aufbauen und alles zusammenschreiben“. Dann haben wir alles so live wie möglich aufgenommen. Als das Album fertig war, war es genau anders herum. Wir wussten genau, wie es live sein würde, waren aber unsicher über das Album, da schreiben, aufnehmen und mixen so schnell passierte. Wenn man es schichtweise macht, lernt man das Album ganz anders kennen, aber diesmal ging alles mehr schwups und fertig und wir fragten uns „Was ist passiert? Ist es jetzt ein gutes Album oder nicht?“
Natürlich ist es eine total andere Stimmung, wenn Ice Dale zu Hause auf seinem Stuhl sitzt und alles auf seinem Computer komponiert dann es mir rüber gibt und ich dann meinen Part mache. Wenn man zusammen da steht und, zusammenspielt, hat man viel mehr Spaß dabei. Ich denke, das ist der Grund, warum Sound und Atmosphäre sich so verändert haben.

Na ja, “Audrey Horne” war schon vorher mehr optimistisch und positiv als noch bei “Le Fol”…
Ich glaube auf “Audrey Horne” haben wir ein Mittelding zwischen den ersten beiden Alben und dem Neuen gemacht. Wir hatten schon ein wenig angefangen unsere Musik zu verändern und mehr zusammen zu proben, auch wenn immer noch Thomas und Ice Dale die Songs geschrieben haben und ich meinen Teil machte. Thomas, Ice Dale und ich haben uns irgendwo im nirgendwo an der Küste ein Sommerhäuschen geliehen und haben uns dort für vier Tage einquartiert und nur mit Akustikgitarren Songs geschrieben. Dabei sind Stücke wie „Blaze of Ashes“ und ein paar andere Songs entstanden. Mit dabei nur viel Essen und Wein dabei und haben nur rumgehangen. Ich denke das war die Zeit in der wir begriffen, dass wir die Musik mehr zusammen und nicht jeder für sich machen müssen. Auch wenn wir „Audrey Horne“ noch schichtweise aufgenommen haben, war jeder zu jeder Zeit im Studio dabei. Vorher hat jeder nur seinen Part gemacht und ist dann wieder abgehauen. Da jeder diesmal blieb, hatten alle viel mehr Einfluss auf das Ganze. Es war ein sich entwickelnder Prozess, den man auf den Alben hören kann. Nachdem wir es nun bei „Youngblood“ einmal auf diese Art gemacht haben, war uns allen klar, dass es für uns kein zurück zur alten Methode mehr geben kann. Es hat so viel mehr Spaß gemacht und sich gelohnt.

Espen Lien gehört jetzt als vollwertiges Bandmitglied zu Audrey Horne. Warum hat es so lange gedauert euren Bassisten zum festen Bandmitglied zu befördern und wie viel Einfluss hatte Espen auf das neue Album?
Es hat so lange gedauert, weil wir schon so lange zusammenspielen und wenn man so lange zusammen ist, muss man 100% sicher sein, dass wir den Richtigen ins Boot holen. Als festes Bandmitglied brauchten wir jemanden, der bei allem – vom Komponieren, der Produktion und bei strukturellen Entscheidungen innerhalb der Band – seinen Teil beiträgt. Sonst hätten wir einfach weiterhin jemanden bezahlen können, damit er live für uns spielt. Espen arbeitet auf allen Leveln mit, daher war er unser Mann.

Das Video zu “Redemption Blues” ist sehr inspirierend. Im Video erlebt ein alter Mann seine Jugend und Partys erneut. Wie kommst du selbst mit dem Altern klar?
Ziemlich gut, solange ich mich nicht mit meinen Kindern unterhalte. Wenn ich sie ansehe, denke ich nur „Oh Scheiße, ich bin alt!“ Ich werde natürlich älter, aber alles, was ich mache ist sehr inspirierend. Ich mache Musik, ich zeichne, ich male und ich tätowiere. All diese Dinge sind für mich Dingen verbunden, die dich Jung halten und ich genieße sie sehr. Daher fühle ich das Altern nicht – mal abgesehen von immer länger andauernden und schlimmeren Katern. Man wird auch entspannter und sicherer. Man bricht nicht gleich in Panik aus und man erkennt dass die Dinge, die einem früher wirklich wichtig waren, wie zum Beispiel was andere über dich denken, sind nicht wirklich so wichtig. In einiger Hinsicht fühlt sich altern für mich ganz positive an und in anderer Hinsicht natürlich mehr negativ. Ich glaube nicht, dass ich alt aussehe. Ich fühle mich auch nicht alt und ich bin auch nicht alt. Aber ja, ich werde älter und ich will auch nicht für alles Geld der Welt wieder 18 Jahre alt sein. 18 war echt stressig. Sicher, manchmal denke ich daran, dass ich in 10 Jahren auf die 50 zugehe und ich bin nicht sicher, ob ich das jetzt toll finde, aber als ich 30 wurde habe ich wahrscheinlich das Gleiche über die 40 gedacht.

Wenn du sagst, dass du nicht wieder 18 sein willst, drängt sich die Frage auf, ob du etwas aus deiner Vergangenheit gerne nochmals erleben und ändern würdest.
Ich bin mit meinem Leben glücklich so, wie es jetzt ist. Natürlich sind da einige Dinge, die ich bedauere. Wenn jemand sagt, dass er nichts bedauert labert, er nur Müll. Jeder hat schon mal Menschen verletzt oder dumme Sachen gemacht, die man heute bedauert, aber das sind Nebensächlichkeiten. Wenn ich zurückgehen könnte, würde ich wahrscheinlich ein bisschen härter arbeiten, wenn es um Musik geht, aber vielleicht war ich damals auch noch nicht reif genug. Ich spiele schon seit ich 15 oder 16 bin in Bands. Sicherlich schaut man sich Bands an die schon eine Menge erreicht hatten, als sie 22 Jahre alt waren. Dann fragt man sich selbst, warum man nicht härter gearbeitet hat, da sie wahrscheinlich sehr hart dafür geschuftet haben. Ich denke ich würde mich mehr fokussieren. Ich hab früher wirklich alles Mögliche gleichzeitig gemacht.

Du machst immer noch alles Mögliche.
Ja, aber ich bin mehr auf die Dinge die ich mache fokussiert, als ich es früher war. Ich hab damals Nichts besonders ernst genommen. Nicht dass man ernst sein muss! Man kann immer noch eine Menge Spaß haben, aber vielleicht hätte ich mehr Chancen die sich ergaben nutzen und mich mehr anstrengen sollen. Aber 18 will ich auf keinen Fall mehr sein. Es war einfach nur stressig. Zukunftspläne, Liebe – alles ist stressig wenn man 18 ist.

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Das Cover von Youngblood ist schon ganz schön anders im Vergleich zu den früheren Coverbildern. Was ist der Gedanke dahinter und wer hat es gemacht?
Ich war das. Der Hauptgrund war, dass ich schon seit Jahren Cover und T-Shirts für Bands mache. Daher hat Ice Dale mich gefragt, warum ich es für jede andere Band, aber nicht für uns mache. Ich meinte zu ihm, dass es sich für mich zu nah dran anfühlt und ich nicht sicher bin, ob die Jungs sich damit wohlfühlen würden, wenn ich das übernehme. Wir saßen dann zusammen und haben darüber als ganze Band gesprochen. Sie wollten wirklich, dass ich es mache. Ice Dale war der Meinung, dass es eine gute Sache wäre, weil das Artwork dadurch persönlicher sein würde, wenn ich es zeichne und male. Er fragte mich, ob ich nicht die Band zeichnen könnte und ich hab ihm ein paar Entwürfe gezeigt. Er schlug vor, nur die Köpfe zu nehmen. So entstand der Entwurf, der dann zum Cover des Albums wurde. Ich mochte die Idee, dass wir eine Einheit sind. Ich hab dem Ganzen dann einen Marvel Comic, Superhelden und auch einen gewissen Rock’n Roll bis Kiss Touch, gegeben. Ich hab schon gesagt, dass wir bei diesem Album im Vergleich zu vor vielleicht fünf Jahren, jeder mehr in das Komponieren und die Aufnahme involviert war und wir alles mehr als Band gemacht haben. Das hat uns zu einer stärkeren Einheit werden lassen und ich wollte das bildlich ausdrücken. Es war das erste Album, das wir gemacht haben, bei dem das Cover viel Erwähnung fand. Ich bekam das Gefühl, dass die Leute es entweder lieben oder hassen. Wir haben einige Reviews bekommen, in denen die Leute darüber schrieben, dass es ein unglaubliches Album ist, aber warum es so ein beschissenes Artwork sein musste. Wenn du etwas kreierst und Leute es Scheiße nennen, nimmst du das ein bisschen persönlich. Aber das ist auch wieder Teil des Älterwerdens. Man nimmt sich die Dinge nicht mehr so sehr zu Herzen.

Ich mochte das Artwork, aber jetzt hast du mich zu meiner nächsten Frage provoziert. Zu welchen Marvel Superhelden würdest du die Bandmitglieder zuordnen?
Kjetil wäre definitiv der Hulk, weil er sehr temperamentvoll ist und das nicht wirklich kontrollieren kann. Thomas wäre Wolverine, weil der Charakter einfach zu ihm passt. Ice Dale wäre vielleicht Spiderman, da es Arve und Ice Dale gibt. Während Arve der gelassene, sanftmütige und höfliche Mensch ist, ist Ice Dale der Sturzbesoffene. Spiderman ist in zwei Charaktere gespalten. Espen wäre Batman, weil er es lieben würde in einer Höhle zu leben.

(Espen betritt den Raum)
Espen: Und ich hätte ein Cape.
Toschie: Und er hätte ein Cape.
Espen: Jeder sieht im Cape gut aus!

Welcher Superheld wärst du denn, Toschie?
Espen, wenn ich ein Superheld wäre, wer wäre ich?
Espen: Capeman!
Toschie: Capeman? Ich denke ich wäre Superman, weil ich, wenn ich inkognito wäre, mit Brille einfach gut aussehen würde. Ich würde viel schlauer aussehen als ich eigentlich bin.

Auf Tour müssen die meisten Musiker ihre Familie zurücklassen. Macht es dich nervös auch ein Tattoostudio zurückzulassen?
Es ist nicht mein eigenes Studio, ich arbeite dort nur. Es heißt „Let’s Buzz“. Als Tätowierer zu arbeiten verträgt sich hervorragend mit dem Leben als Musiker. Man arbeitet in beidem kreativ und beide Seiten inspirieren sich gegenseitig. Wenn ich zeichne und wenn ich tätowiere, geht es viel um Geschichten. Leute kommen rein und haben Ideen zu einer Sache. Es kann etwas sein, was in ihrem Leben passiert ist und mein Job ist es daraus ein Bild zu machen, dass dieses Geschehen ausdrückt. In vielen Fällen bekomme ich Ideen für Texte, während ich daran arbeite und andersherum. Als Musiker zu arbeiten lässt dich viel erleben. Ich kann eine Menge der Dinge, die ich mache, erlebe und über die ich schreibe als Inspiration für Tattoos benutzen. Der andere Vorteil liegt darin, dass ich meine Zeit für diese beiden Dinge aufteilen kann. Als Tätowierer kann ich mir einfach mal drei Wochen freinehmen, ohne darum bitten zu müssen. Ich sehe zu, dass ich keine Termine und Kunden habe, und haue ab, ohne dass sich jemand großartig darum schert. Ich sag einfach, dass ich in den nächsten drei Wochen keine Kunden habe und ich jetzt weg bin und sie wünschen mir nur eine gute Reise. Es ist eine gute Kombination – praktisch und kreativ.

Machst du hauptsächlich Custom-Tattoos?
Ja, hauptsächlich. Natürlich sind da auch immer Leute die „Bread and Butter”-Tattoos – wie wir sie nennen, haben wollen. So was wie Tribals, Bandlogos oder Fußballlogos.

Hast du schon die Bandmitgieder tätowiert?
Ich habe ihn tätowiert (zeigt auf Espen).
Espen: Ich habe den ganzen Sleeve am linken Arm von ihm. Toschie: Ja, und eine Flasche Bier auf dem anderen Arm.

Welche Marke?
Espen: I.P.A.!
Toschie: Indian Pale Ale -because he loves it. (Der Witz funktioniert nicht in Deutsch – daher hier mal unübersetzt.)

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Dann sind die anderen noch nicht mit deinen Tattoos bedeckt?
Nein. Ich wollte ihn schon lange tätowieren (zeigt auf Thomas), aber das wird wohl nie passieren.

Was ist das Verrückteste was du je tätowiert hast?
Ich habe schon eine Menge verrückte Dinge gemacht. Erinnerst du dich an die Levis-Werbespots mit Flat Eric? Dem gelben Kerlchen? In einem Spot sitzt er mit seinem Telefon am Ohr. Er ruft einen Freund an und spielt ihm einen Song vor, während er das Telefon an den Lautsprecher hält. Ich habe Flat Eric auf den Arsch eines Typen tätowiert wie er das Telefon gegen seine Pofalte. 

Okay, genug zum Thema Tattoos erst mal. Ihr habt von Indie Records zu Napalm Records gewechselt. Warum habt ihr gewechselt und was hat sich dadurch für euch verändert?
Unser Deal mit Indie lief aus und sie wollten den Deal erneuern und mit uns verhandeln. Wir dachten es wäre vielleicht gut zu sehen, ob noch jemand an uns Interesse hat, da wir das vorher noch nicht versucht hatten. Unser Management verbreitete die News, dass wir gerade keinen Deal haben und wir bekamen vier Angebote von anderen Labels. Der Grund, dass wir uns am Ende für Napalm entschieden haben, war in erster Linie, dass es uns wichtig war, ein Label zu haben dass uns priorisiert. Napalm hatte gerade damit begonnen eine Zusammenarbeit mit Universal Music zu starten und ihre Bandliste ein bisschen mehr von Metal zu Hard Rock zu ändern. Sie begonnen Bands wie The Answer, Monster Magnet, und The Sword unter Vertrag zu nehmen. Wir dachten uns, dass wir, wenn sie so eine Veränderung umsetzten, gerne Teil davon wären, weil wir dann eher Priorität bei ihnen hätten. Sie machen auch einen unglaublich guten Job bei der Promo-Arbeit. Mit diesem Album habe ich wahrscheinlich mehr Promotion gemacht als bei allen drei Alben vorher zusammen. Ich hab viele Interviews gegeben und Napalm scheint das Album gerade in deutschen Musikmagazinen sehr zu promoten. Natürlich haben sie uns auch einen besseren Deal als die anderen Labels angeboten.

Die Kombination der Bands, mit denen ihr auf Tour seid, ist recht interessant. Wie du schon sagtest, spielen Sólstafir in ihrer eigenen Liga. Der Headliner Long Distance Calling ist eine deutsche Band, von der ich ehrlich gesagt noch nie gehört habe.
Sie sind eine poppigere Version von Isis. Sie spielen eine Menge instrumentale Songs. Sie haben mehr progressive Songs mit verschiedenen Segmenten. Ich denke die Kombination der Bands ist gut für die Tour. Wenn man drei Bands hat, die alle ziemlich gleich klingen, wäre das für das Publikum nicht so spannend. Wenn wir auf die Bühne kommen, legen wir immer mit einer Full-Entertainment-Show los. Sólstafir machen viel dreckigere und härtere Sachen. Long Distance Calling ist irgendwo dazwischen angesiedelt, aber die sind sehr progressive und haben sehr lange Songs. Wenn man zu einer Show geht, bei der zum Beispiel drei Thrash Metal Bands spielen, wird man nach einer Weile leicht etwas gelangweilt. Nicht weil die Bands langweilig sind, sondern weil es stundenlang im Grunde das Gleiche ist. Ich denke es ist eine gute Sache drei Bands die sich etwas unterscheiden zu kombinieren.

Warum spielt ihr einige Shows der Tour, während Thomas´ andere Band, Sahg, die anderen spielt? Ist es weil Arve Shows mit Enslaved hat?
Er hat einen ziemlich gestopften Zeitplan. Er kam gerade erst von einem Monat in den USA wieder und ging dann direkt mit uns auf diese Tour. Dann geht er direkt auf die Europa-Tour mit Enslaved und wenn die vorbei ist, geht er gleich mit Audrey Horne auf die UK-Tour. Danach gibt es im Sommer ein paar Festivals mit Audrey Horne, wie auch mit Enslaved. Im September gehen wir wieder mit Audrey Horne auf Europa-Tournee. Er ist eigentlich für sechs Monate nicht zu Hause.

Auf welchen Festivals werdet ihr spielen?
Die von denen ich weiß sind bisher Rock Hard und Rock Harz in Deutschland, wir spielen auf dem Masters of Rock in Tschechien, Hellfest in Frankreich und Sweden Rock in Schweden (diese Antwort hat lautes Gelächter vom Rest der Band zur Folge) … und Sweden Rock in Dänemark (lacht). Das sind die von denen ich bisher weiß, aber es werden hoffentlich bald noch ein paar mehr bestätigt werden.

Möchtest du noch irgendetwas hinzufügen?
Ich würde gerne hinzufügen, dass Espen mit seinem Herz, seiner Seele und seinem Aussehen eine wundervolle Person ist.
Espen, willst du noch etwas sagen?
Nein, nur dass ich mit dem was er gerade gesagt hat übereinstimme. (grinst)

Danke für das Interview.

Fotos: Cornelia Wickel

Contributors

Samira Alinto

Reportagen, Reviews, Fotos