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Ruisrock 2008

Es ist wieder so weit! Das Ruisrock Festival auf der Ruissalo Insel vor dem finnischen Turku geht in die nächste Runde. Jedes Jahr strömen unzählige Rockfans in den Naturpark auf Ruissalo, um mitten in der schönen Natur Finnlands direkt am Strand mit guter Musik den Sommer zu genießen. Um den Park zu schonen und übermäßigen Müll zu vermeiden, darf auf dem Festivalgelände zwar nur in extra abgeteilten „beer areas“ ab 18 Jahren getrunken werden. Das ist aber nicht schlimm, da diese einen gemütlichen Biergarten- Flair haben und man von da aus auch wunderbar die Bands verfolgen kann. Von einem sauberen Festivalplatz haben schließlich alle was, aber man staunt schon über das Umweltbewusstsein der finnischen Festivalbesucher, da wirft niemand seinen Dreck einfach auf den Boden oder pisst mitten auf den Weg. Das macht das Ruisrock zu einem sehr angenehmen gut organisierten Festival, das man wirklich in vollen Zügen genießen kann. Das Essen und der Alkohol sind zwar unverschämt teuer, aber das ist eben Finnland. Insgesamt gibt es vier Bühnen auf den ganzen Platz verteilt, eine Hauptbühne, eine Zeltbühne, eine Strandbühne und eine Pavillonbühne. Auch Spaßvögel können sich hier nach Herzenslust austoben, es gibt Karaoke und Guitar Hero Wettbewerbe, Bungee Springen, Sumo Ringen in gepolsterten Anzügen, einen Zirkus und vieles mehr. Irgendwie ist das Ruisrock schon was ganz Besonderes, auf jeden Fall sehr zu empfehlen!

Interaktive Fotogalerie am Ende des Texts

Freitag 04.07.2008
ENSIFERUM, orange stage
Die finnischen Viking- bis Folkmetaller waren wie immer nett anzusehen und anzuhören. Die Jungs haben eine durch und durch positive Ausstrahlung und es macht einfach immer wieder Spaß, den mit Finnland Flaggen berockten Nordmännern bei ihrer Arbeit zu zusehen.

AMORPHIS, blue stage

Kommen wir zu dem ersten Highlight des diesjährigen Ruisrock Festivals – Amorphis! Erraten, schon wieder eine absolut vielversprechende finnische Band, diesmal steht Progressive- Deathmetal auf dem Speiseplan. Wer die Band schon kennt, und das können gemessen an der Zuschauerzahl vor der Bühne viele behaupten, hat sie mit Sicherheit trotzdem so noch nicht erlebt! Das war eine absolute Meisterleistung! Daumen hoch!

PORCUPINE TREE, green stage
Obgleich in der finnischen Presse hoch gelobt, haben die Briten mein Herz nicht erobert. Entgegen meiner hohen Erwartung war ich sogar ziemlich schnell gelangweilt, das war nichts was man nicht schon gehört hätte, stink normaler Progressive Rock eben!

THE SOUNDS, yellow stage
Für die Abwechslung gibts jetzt eine schwedische Indierockband mit einer sehr heißen Frontfrau. Für die meisten Zuschauer werden Maja Ivarssons Hotpants + Highheels untrennbar mit dem Ruisrock 2008 verbunden sein. Der blonde Wirbelwind reißt mühelos alle Anwesenden mit, hier sieht man sogar die Finnen tanzen und mitsingen!

NIGHTWISH, green stage

Für mich das erste Mal mit der neuen Frontfrau, und ich muss sagen, mit ihr gefällt mir Nightwish wesentlich besser. Man sieht der Band den neu gewonnenen Zusammenhalt an, und es macht einfach Spaß diese Spielfreude mit zu erleben. Anette Olzons sympathische Ausstrahlung gibt der band eine ganz neue Facette und auch das Publikum hat sie schon vollkommen adoptiert. Da gibt es nichts zu meckern, schöne Show!

MINISTRY, orange stage
Da hat uns Organisator Juhani Merimaa vor eine schwere Wahl gestellt, Nightwish oder Ministry? In Sachen Foto habe ich mich dann doch für Nightwish entschieden, deshalb habe ich leider nur das Ende der Ministry Show gesehen. Ich möchte aber behaupten, Ministry haben das Rennen gewonnen, denn der Platz vor der Bühne war gesteckt voll mit frenetisch feiernden Menschen. Da fällt still stehen extrem schwer, das war ein Arschtritt vom Feinsten!

Samstag 05.07.2008
LAPKO, yellow stage
Na das fängt ja schon gut an! Lapko zählen definitiv zu meinen intensivsten Ruisrock Erinnerungen, die Alternativ Rocker aus Helsinki greifen bildlich gesprochen nach den Herzen. Die Lausbuben muss man einfach gern haben! Charmant bis Herz zerreißend möchte man Sänger Malja spätestens bei „Dead Disco“ und der Textzeile „I want to be loved!“ von der Bühne holen und lieb haben!

JIPPU, blue stage
Haha, das war lustig! Vorsicht jetzt kommt finnische Pop Musik a la Christina Agiulera mit einem riesen Chor auf der Bühne. Da waren schon fast mehr Leute auf als vor der Bühne, klassischer Fall von zur falschen Zeit am falschen Ort!

HERRA YLPPÖ & IHMISET, orange stage

Das ist das Soloprojekt des Maj Karma Sängers Herra Ylppö, zu hören gibt’s eine Mischung aus Indierock und New Wave mit finnischen Texten. Wer auf melodischen Düsterrock steht, kommt hier voll auf seine Kosten!

POETS OF THE FALL, blue stage
Ja, da scheiden sich mal wieder die Geister. Sie sind zwar Finnen, das hört man aber leider überhaupt nicht, das ganze schimpft sich dann Indipendant Rock, ist aber alles andere als eigenständig. Die Jungs kommen sehr amerikanisch daher, können damit allerdings nicht überzeugen.

DISCO ENSEMBLE, green stage
Post- Hardcore nennt sich das also? Echt interessant und komplett verrückt, aber derart Energie geladen, dass man erstmal den Mund nicht wieder zu kriegt! Sicher nicht jedermanns Sache, aber definitiv eine Hörprobe wert!

OPETH, blue stage
Wie könnte man es auch anders erwarten, Opeth haben wieder einmal eine überzeugend solide Arbeit abgeliefert! Es ist mir jedesmal wieder ein Vergnügen, den bescheidenen Schweden zuzuhören, man fühlt sich einfach gut dabei. Gute Metal Unterhaltung!

THE 69 EYES, orange stage

Ein absoluter Leckerbissen, da macht mein Musikherz ein paar extra Hüpfer! The 69 Eyes sind ein garantiertes kick-ass Rockerlebnis, da hört niemand weg! Die fünf haben uns einen der magischsten Momente des diesjährigen Ruisrock Festivals beschert, als sie den The Doors Klassiker „LA woman“ spielten. Da bleiben keine Wünsche mehr offen!

HANOI ROCKS, blue stage

Absolute lebensmüde! Sänger Michael Monroe kann scheinbar keine Sekunde still stehen, er saust wie ein Wirbelwind auf der Bühne hin und her, klettert an dem Lampengerüst an die zehn Meter hoch und singt, sich mit nur einer Hand festhaltend und dem verdutzten Publikum beide Füße entgegen streckend, seine Heavy- Glamrock Lieder vor. Das lockt dann Ruisrock Dauergast Bam Magera mit seiner Kamera auf die Bühne, was Micheal nur noch mehr anzuspornen scheint. Ziemlich halsbrecherische Unterhaltung, aber irgendwie dann doch beeindruckend!

THE ARK, green stage
Steht da Jesus auf der Bühne? Seit Sänger Ola Salo in dem Musical Jesus Christ Superstar den Jesus gibt scheint er irgendwie leichte Selbstdefinitionsprobleme zu haben. Nichts gegen The Ark, die Musik ist wirklich nett, aber Ola macht es einem mit seiner Zuschauerkommunikation in Predigtform und der wiederholten Verkündung einer sonderbaren Unabhängigkeitserklärung recht schwer unbefangen das Konzert zu genießen. Schade eigentlich…

VON HERTZEN BROTHERS, orange stage

Jetzt kommt mal wieder was ganz Feines! Wieder so eine Band, auf die die Finnen zu Recht stolz sein können. Die Von Hertzen Brothers sind in den finnischen Charts nicht ohne Grund immer unter den vorderen Plätzen zu finden. Meiner Meinung nach war dieses das stimmungsvollste Konzert des ganzen Festivals, die Jungs können zaubern! Das ist eine Band, bei der sich Mutter, Vater und Kind einig sind, kommt bitte schnell mal nach Deutschland!

HIM, green stage

Hm, das kann ich nicht wirklich objektiv beurteilen, mich kriegen die immer! Manche sagen, sie wiederholen sich und jedes Konzert läuft mehr oder weniger gleich ab, das heißt man verpasst nicht viel. Für mich ist das großer Blödsinn, Ville ist auch im harmlosen Cola Rausch unschlagbar! Da war Bam Magera natürlich auch wieder auf der Bühne vertreten und als er Ville mit seiner Kamera zu nah kommt, verpasst er ihm kurzerhand einen Tritt, richtig so! In einem Punkt hat Bam allerdings recht: HIM are the best band ever!

Sonntag 06.07.2008
RAAPPANA & SOUND EXPLOSION, orange stage
Interessante Mischung, Reggae mit finnischen Texten? Ich fands lustig!

TERÄSBETONI, green stage
Hey, das sind ja mal Metaller, die lachen können! Teräsbetoni waren mit dem Song „Missä miehet ratsastaa“ (Wo die echten Männer reiten!?) der diesjährige Eurovision Songcontest Beitrag Finnlands. Die Jungs nehmen sich und ihre Musik nicht zu ernst, es ist erfrischend, mal eine Metalband zu erleben, die nicht verkniffen versucht, möglichst böse rüber zu kommen!

ISMO ALANKO TEHOLLA, blue stage
Wow, was ist denn jetzt los? Alles was finnisch ist, versammelt sich vor der blauen Bühne. Es scheint als könnten alle seine Texte auswendig, denn es wird mitgesungen, als wäre es die finnische Nationalhymne! Ismo lockt Finnen aller Altersklassen an, manche sind sogar nur für dieses Konzert angereist. Man hat mir später erklärt, er wäre der finnische Poet schlechthin, seine Texte und die teilweise schon schamanisch anmutende Musik, haben ihre Wirkung jedenfalls nicht verfehlt. Schade, dass man das als dem Finnischen nicht Mächtiger nicht voll nachvollziehen kann.

ASA JA JÄTKÄJATKÄT, orange stage
Ok, wir haben ja schon rausgefunden, finnischen Reggae kann man sich mal anhören, wenn dann allerdings auch noch finnisch gerappt wird, grenzt das ganze an Körperverletzung! Total Nerv tötend!

BULLET FOR MY VALENTINE, blue stage

Jetzt kommen endlich die ganzen kleinen Mädchen auf ihre Kosten, Bullet for my Valentine stehen als nächstes auf der Liste! Auch wieder eine Band die gern aus Amerika wäre. Überraschung, das sind Engländer! Ganz amerikanisch wird das Publikum zum natürlich Besten der ganzen Tour gekürt, und die Teenies versuchen sich sogar an einem Circlepit, was allerdings nicht recht gelingen will. Eins kann man der Band aber nicht nehmen, sie waren extrem laut!

APULANTA, orange stage
Ist das finnische Punkmusik? Mein flüchtiger Eindruck hat leider keine vollendete Meinung hervorgebracht, kann also nicht sehr fesselnd gewesen sein…

KENT, green stage
Nochmal eine neue Variante, jetzt gibt’s melodischen Rock mit schwedischen Texten. Man könnte meinen, das löst vielleicht gemischte Gefühle in so manchem stolzen Finnen aus, aber weit gefehlt! Die Schweden treffen auf ein wohlwollendes bis begeistertes Publikum. Bleibt nur die Frage offen: warum wurde vor Beginn des Konzertes die Bühne mit einem schwarzen Tuch verhängt? Auf eine große Überraschung dahinter hat man allerdings umsonst gewartet, war das etwa doch eine Vorsichtsmaßnahme?

APOCALYPTICA, blue stage

Vier Celli + ein Schlagzeug = Metalpower der besonderen Art! Ich würde sagen Apocalyptica sollten auf jeden Fall auf der „to do list“ eines jeden Heavy Begeisterten stehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das nicht gefällt, man denke da nur an Kracher wie das Metallica Cover „Enter Sandman“ oder das Rammstein Cover „Seemann“ sowie Balladen wie „Bittersweet“. Das war auch echt laut!

TURISAS, orange stage
Lauter junge rot-schwarz bemalte Wikingerkrieger versammeln sich in freudiger Erwartung vor der orangen Bühne. Dieser Anblick macht neugierig, und als die Band zu spielen anfängt, ist man schnell überzeugt und möchte sich dem Heer anschließen! Das schmeckt nach mehr!

INTERPOL, green stage

Interpol sind eine Post- Punk Band aus New York, die scheinbar alle außer mir schon kennen – peinlich! Ich weiß nicht was es ist, aber die haben was! Wir haben sie jedenfalls ausgiebig gefeiert und haben getanzt bis wir nicht mehr konnten, das war der perfekte Abschluss für dieses Ruisrock!

Text & photos: Katrin Dietl
hanoirocks

GastmitarbeiterInnen / guest contributions

Reguläre GastmitarbeiterInnen u.a. Melanie Kircher, Tatjana Tattis Murschel, Grit Kabiersch, Marina Minkler, Maria Levin, Jasmine Frey, Nina Ratavaara, Elvira Visser, John Wisniewski

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