Bloodred Hourglass: Leben wie Könige, sterben wie Helden
Bloodred Hourglass – ein Quintett ”früher auch BRHG genannt” aus Mikkeli, Finnland, gegründet 2005; nach ein paar selbstproduzierten Demos wie “Deviant Grace” kam schliesslich ihr Debütalbum “Lifebound” im April 2012 via Spinefarm Records auf den Markt. Und das war auch schon fast die vollständige offizielle Bandbiographie… Aber weil diese CD, deren tolle Mischung aus Groove, Thrash und Melodic Metal und auch die Liveperformance der STALKER Crew so positiv auffielen, mussten wir einfach mehr herausfinden. Sänger Jarkko Koukonen stellte sich unseren Fragen…
Mikkeli liegt ja etwas abseits des ”Finnischen Metaluniversums”, das uns bekannt ist – kannst du mal beschreiben, wie die Metal- bzw. Musikszene in deiner Heimatstadt so ist?
Hier ist es ziemlich ruhig, wie du ja schon vermutest. Es gibt nicht viele bemerkenswerte Bands hier, und weil hier auch eigentlich jeder jeden kennt, besteht dein Publikum fast nur aus deinem Freundeskreis, wenn du mal live spielst. Das macht es einerseits einfach, einen Gig zu kriegen, aber sonst hilft einem das nicht wirklich im Rest des Landes – oder bei der weltweiten Konkurrenz, klarerweise. Also wenn du eine Stadt mit Metal-Kultur besuchen willst, dann würde ich sagen, komm lieber nicht hierher! Es ist andererseits eine ziemlich nette Stadt, wo man wohnen und sein Ding durchziehen kann.
Gibt es etwas Besonderes zu sehen in Mikkeli oder eine regionale Delikatesse, die du Touristen empfehlen würdest?
Ich wünschte wir hätten da was Spezielles, aber – ähhh nein. Geht einfach zu McDonalds.
Ist dir ein gravierender Unterschied aufgefallen zwischen der Szene in Mikkeli und jener in anderen Städten, wo ihr aufgetreten seid (z.B. Helsinki)? Wenn ja, was war´s?
Es ist nicht einfach, die Unterschiede zu bewerten, weil manchmal scheint in einer bestimmten Stadt oder einem bestimmten Venue die Hölle los zu sein, und wenn du das nächste Mal wiederkommst, herrscht eine eiskalte die-sind-im-Stehen-gestorben-Zombiestille das gesamte Set über. Also gibt es da Riesenunterschiede. Unterm Strich scheint – überraschenderweise – immer herauszukommen: wo es genug Alkohol und betrunkene Krieger gibt, ist ein tolles Publikum garantiert. Tampere, Jyväskylä und Kuopio waren toll, mit unserer Heimatstadt gleichzusetzen, wohingegen Helsinki so ein bisschen die Rock-Polizei-Attitüde hat raushängen lassen.
Eure offizielle Bandbio ist ja ziemlich knapp gehalten – könntest du also die Band ein bisschen detaillierter vorstellen? Wie seid ihr eigentlich bei Spinefarm gelandet?
Naja, wir sind ziemlich normale Leute, wenn wir nicht auf der Bühne stehen oder generell an der Musik basteln. Ein paar von uns ackern am Bau, einer ist Verkäufer in einem Lebensmittelgeschäft, einer macht ein Praktikum zum Uni-Studium und einer studiert Business. Wir kennen einander seit frühester Kindheit bzw. aus früher Schulzeit, und irgendwie hat sich eben dieser Scheiss so entwickelt, mehr oder weniger zufällig. Wir sind Freunde, die gemeinsam das tun, wo sie ihre gemeinsame Leidenschaft ausleben und hoffentlich mit Hilfe von Spinefarm auch weiterkommen. Wir schickten denen einfach unser Demo und sie machten uns daraufhin ein Angebot, eine ganz einfache Geschichte.
Wie würdet ihr euren musikalischen Stil beschreiben, und wie hat sich dieser entwickelt?
Das ist die kreative Summe von allem, was wir uns am häufigsten angehört haben, mit unserem eigenen einzigartigen Touch natürlich. Nicht gerade wie ”das Rad neu erfinden” oder so, aber was soll´s wenn´s gut funktioniert, und das scheint es. Wir mögen Genre-Definitionen nicht so, es ist einfach Metal, zumindst für uns.
Wie kommt eure Musik zustande, im Teamwork?
Antti kommt meistens mit den Riffs an und wir erschaffen dann den Song drumrum bei den Proben. Manchmal bringt er einen kompletten Song mit Sample-Drums an und für die anderen heisst es ”studiert das so ein”. So wie das alle machen, vermute ich. Die Texte stammen hauptsächlich von mir, mit Beiträgen von Hyvönen (Jarkko Hyvönen, der Drummer, Anm. d. Red.)
Gibt es eine bestimmte Bandphilosophie, oder woher kommt die Inspiration?
Das Leben. Zumindest was die Lyrics betrifft. Das Auf und Ab, und wenn sichs manchmal viel zu gut anfühlt, dann musst du dir eben was ausdenken, das dich durcheinanderbringt. Alles sehr auf dem Boden der Realität, direkt, Dinge, die jeder mal durchmacht. Ist uns allen passiert. Einfach weil ich lieber Mösen haben als HDR Zeug. Die Platte beginnt mit dem Song ”We Lived Like Kings” und endet mit ”We Die Like Heroes”, so lässt sich die Philosophie zusammenfassen.
Wie seid ihr auf den Bandnamen gekommen – gibts´s da ne Story dazu? Und hab ich das richtig verstanden, ihr habt den Namen erweitert von BRHG zu Bloodred Hourglass – sonst isses ja andersrum …
Als das ganze Projekt noch nicht mal in trockenen Tüchern war, hatten wir das mal als vorläufigen Songtitel. Wir brauchten einen Namen für die Band, und weil uns nichts Besseres einfiel, blieben wir einfach dabei. Es ist nicht so einfach, den Namen auszusprechen, aber die Abkürzung BRHG ist ziemlich cool und mit der Zeit wird es besser. Das Logo hat auch viel damit zu tun, dank Mr. Juha Jukarainen. Der Name wurde jedoch nicht erweitert, es war also andersrum!
Die Reaktionen auf euer Debütalbum schienen ja ziemlich gut gewesen zu sein – hattet ihr das erwartet, wart ihr überrascht, wie geht es euch damit?
Wir waren sehr zuversichtlich und um ehrlich zu sein, ich habe mir sogar mehr Hype dazu erwartet. Die Reviews waren gut, aber wir brauchen noch mehr Leute! Da gibt es noch so viele potentielle Hörer da draussen, die uns noch nicht kennen. Verbreitet die Nachricht, quält die Welt mit uns Typen!
Wir haben uns euren Gig mit Blake in Helsinki und waren überrascht, dass eurer Bassist sich da als der Showman entpuppte (ist ja selten) ;D Isses immer so, oder passierte das nur an diesem Abend?
Naja, zumindest ist er der ständig Schrott labernde Showman abseits der Bühne, auf der Bühne ist es mir noch nie so aufgefallen, aber toll, dass es dir aufgefallen ist! Ich glaube, unser Konzept beruht auf Gleichberechtigung, also keine Ahnung, ob es da einen besonderen Showman oder ´Mr. Funny Guy´ auf der Bühne gibt.
Übrigens hätten wir beide an diesem Abend um ein Haar Partnerlook zur Schau gestellt, wenn ich mich nicht im letzten Moment für ein anderes T-Shirt entschieden hätte 😀 – wieso hast du da ein Black Light Discipline Shirt an, gibt es mit dieser Band eine Verbindung?
Ich liebe deren neue Platte, eines der besten Alben, auf das ich in letzter Zeit gestossen bin, und die Jungs scheinen auch cool zu sein, wir sind mit dem Gitarristen Joonas befreundet. Wir werden im nächsten Jahr gemeinsam auftreten, und ich persönlich werde diese Band als Fan pushen, das ist sicher!
Es scheint, dass alle von euch Tattoos haben – könnt bzw wollt ihr uns vielleicht dazu etwas erzählen?
Ein paar Bandlogos, Jose hat da jede Menge auf dem Rücken – Drachen und sowas, Strichcodes etc. Tiilikainen hat ein paar CFH und noch mehr Kram. Nenonen & Hyvönen haben da gar nichts, denn sie haben keine Eier in der Hose und fürchten sich vor Nadeln, die ihre kostbare Haut kaputtmachen. Muhaha, Tunten!
Welche Ziele und Träume habt ihr, was wollt ihr mit eurer Musik erreichen?
Wir wollen es weltweit schaffen. Uns den Arsch abtouren rund um die Welt. Bei grossen Festivals spielen. Die Welt sehen und darauf stolz sein, wie sich harte Arbeit bezahlt macht, indem wir das bekommen, was wir mit unseren Leben anfangen wollen. Ich denke, so ist es am besten beschrieben.
Habt ihr irgendeine wilde / absurde Begebenheit zu erzählen, z.b. Pannen bei einem Gig, einer Tour?
Naja, da gibt es Begebenheiten, über die wir uns alle amüsiert haben, Nächte in einem Zelt voller Stechmücken gleich am Parkplats hinter einem Pizzastand, verreckte Autos, auch Feindseligkeiten zwischen Bandmitgliedern, aber nichts wirklich SO spektakulär, dass es sich lohnen würde, genauer ins Detail zu gehen. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass du mit so einer Band eine Menge erlebst, hauptsächlich tolle Sachen, wenn man die Katerstimmungen weglässt.
Was habt ihr in (naher) Zukunft denn so vor (Konzerte, Tournee, Videodreh)?
Wir warten auf das US-Release der CD im November, dann touren wir in Finnland und warten dann mal ab, was sich tut. Zugleich arbeiten wir schon am Material fürs nächste album und irgendwann nächstes Jahr, hoffentlich, beginnen dazu die Studiosessions. Interessante Zeiten, also schliesst euch uns einfach an! Danke!
http://www.brhg.net
Autor: Klaudia Weber, Photos: Band, Sandy Mahrer