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Summer Breeze 2009

12.-16.08.2009  Dinkelsbühl, GER

Es ist wieder einmal Mitte August und damit Zeit für das berühmt berüchtigte Summer Breeze. Wie auch in den vorangegangenen Jahren hat sich der Veranstalter richtig ins Zeug gelegt, um eine bunte Mischung an Bands zusammenzutragen. Wenn man bei einem Festival von Vielfalt sprechen kann, dann hier. Denn eine solche Bandbreite an Metal findet man selten. Über 90 Bands, das Ganze dann noch zu einem äußerst günstigen Preis, was will man mehr?

Nach diverser Kritik im Vorjahr bezüglich eines fetten Staus am Einlass, hat man sich dieser angenommen und das Abfertigungsprozedere gründlich umgekrempelt. 2009 warteten 40 Schleusen auf die eintreffenden Festivalbesucher, die Verteilung der Headbanger auf die Campingflächen erfolgte ebenfalls nach neuem System und demnach zu schließen, was man bisher gelesen und gehört hat, hat dies wunderbar funktioniert. Die Bühnen waren größer und weiter auseinandergezogen, in der Mitte prangte eine große Videoleinwand, all das machte bereits auf den ersten Blick einen guten Eindruck.

Nur das Partyzelt hätte auch mal gleich eine Runde vergrößert werden können, denn das platzte bei einigen Bands wirklich aus allen Nähten – was natürlich wiederum auch für die Bands sprach, bzw. zeigt, dass die Anziehungskraft so mancher Kombo unterschätzt worden war. Aber jetzt mal schön der Reihe nach, Tag für Tag, Band für Band.

(Falls Fotos und Links nicht mehr funktionieren, am Textende gibt es eine interaktive Flickr Fotogalerie)

MITTWOCH 12.08.2009


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Leider fuhr ich ein wenig zu spät los und schaffte es nicht, mir wirklich alle Bands des Newcomer Contests anzusehen. Pünktlich zu Cypecore die bereits nach einem ersten Hördurchlauf im Vorfeld via MySpace punkten konnten, schlug ich dann allerdings im Graben der Painstage auf und ich kann nur sagen, dass die Jungs ordentlich Wallung gemacht haben. Meine Fresse, was ein Brett und in der Menge ging mit Circlepits und Moshpits teilweise mehr ab, als bei mancher alteingesessenen Band. Nach diesem Gig war ich fast schon der Überzeugung den Gewinner gesehen zu haben. (ich sollte mich irren…). Wer auf Melodeath steht, sollte die Jungs auf alle Fälle mal antesten. Auch wenn sie den Wettbewerb nicht gewonnen haben, sollte es mit solch starkem Material nicht zu schwer werden, ein Label zu finden!


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Kleine Umbaupause und schon war es an der Zeit für die vierte und damit letzte Band im Kreise der Newcomer Second Relation. Da zeigte sich gleich schon ein anderes Bild, im Vergleich zur Truppe davor. Keine wilde Metaltruppe und huch, die schaun´ aber noch jung aus! Beim ersten Ton war dann aber sogleich mein Interesse geweckt, denn dort schien jemand ein eifriger Opeth Hörer zu sein – Einflüsse der Schweden ließen sich nicht verhehlen, sowohl instrumental, als auch stimmlich, auch wenn der Sänger durchweg mit cleanen Vocals unterwegs war. Hier ging man also sehr ruhig zu Werke, doch irgendwie gelang es den Jungspunden schnell, die noch vom vorangegangenen Gig aufgeputschte Menge mit ihren ruhigen Tönen vor die Bühne und schließlich in ihren Bann zu ziehen. Ein hoher Grad an Präzision und interessantes Liedmaterial sorgten dafür, dass sie dann kurz darauf zu den Abräumern des Tages, bzw. zum Gewinner des Contest erklärt wurden. Saubere Leistung und Hut ab!

Die beiden folgenden Bands One Way Mirror und Razor Of Occam fielen dem Treffen alter und neuer Bekannter zum Opfer. Zu Vomitory war dann gegen 22 Uhr wieder der Weg gen Partyzelt angesagt, welches bereits am Warm-Up Tag seinem Namen wirklich alle Ehre macht.

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Die Herren „kotzten“ sich denn auch gleich so richtig aus, binnen Sekunden von 0 auf 100, auf, sowie vor der Bühne. Keine Gnade für nichts und niemanden, die Stimmung war top. Für mich definitiv eines der Highlights.

Tja, und dann sollte es sich fürchterlich rächen, dass ich mir nicht den kompletten Auftritt im Zelt angesehen habe, denn ansonsten hätte man vielleicht mitbekommen können, dass anschließend entgegen der ursprünglichen Planung nicht Cataract, die ich in diesem Jahr schon zweimal gesehen habe, sondern God Dethroned auf der Bühne stehen sollten… daher nun ein Gastkommentar zum Gig:

Eigentlich als letzte Band des Abends vorgesehen, hatten God Dethroned kurzfristig den Slot mit Cataract getauscht, so dass etliche Fans den Auftritt leider verpassten. Nichtsdestotrotz war das Zelt gut besucht und die holländische Truppe um Fronter Henri Sattler machte sich daran, der nach Metal lechzenden Meute ordentlich einzuheizen. Da die Hälfte des alten Line-Ups mittlerweile zu Epica abgewandert ist, war ich besonders gespannt, wie sich die runderneuerte Band schlagen würde. Ich war angenehm überrascht, wie geschlossen und tight sich der Vierer präsentierte. Die Vocals waren absolut spitze (da habe ich schon ganz anderes von Herrn Sattler erlebt) und die neue Frau an der Lead-Gitarre (Susan) ist wirklich ein würdiger Nachfolger für Saitenzauberer Isaac Delahaye. Setmäßig war auch alles okay. Neben einigen Songs von der kürzlich erschienenen „Passiondale“ waren eben die üblichen Granaten wie Nihilism, Warcult und Villa Vampiria am Start. Für mich das erste Highlight des noch jungen Summer Breeze. (Julia Wehning)


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Tja, nach dem Versäumnis sollten aber zumindest Powerwolf kurz darauf angesehen werden und es war ziemlich amüsant, auch wenn die Musik so gar nicht mein Fall war. Die Wölfe legten aber eine tolle Show hin und sorgten mit Liedzeilen á la „Resurrection by erection“ für einige Lacher. Na, da war das ganze kirchlich wirkende Brimborium nur Fassade, wenn man sich die Texte mal näher anschaut?! 😉


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Ob mangelnder Information über das Tausch-Spielchen war es eine Überraschung, als plötzlich die Schweizer von Cataract aufs Derbste über die Bretter wirbelten. Die Enttäuschung über den verpassten Gig der Niederländer God Dethroned wurde so binnen kürzester Zeit im wahrsten Sinne des Wortes weggeprügelt. In gewohnt explosiver Manier war es offenbar ein leichtes für sie, die immer noch zahlreich Anwesenden binnen kürzester Zeit nochmal zu Höchstleistungen zu animieren – die Security jedenfalls durfte eifrig Crowdsurfer aus der Menge pflücken. Ein ziemlich heftiger Abschluss des ersten Tages!

DONNERSTAG 13.08.2009
Der erste Abend endete gegen 3 oder 4 und nach gefühlten 2 Std Schlaf, forderte die erste Band des ersten offiziellen Festivaltages ein frühes Erscheinen vor den Bühnen. 13 Uhr mag jetzt nicht so früh sein, aber … Festivaluhren ticken doch ein wenig anders, wie jeder weiß.

Also, Sachen gepackt, Kamera geschnappt und ab Marsch zur Painstage, wo ich mir dann Second Relation noch ein zweites Mal gegeben habe. Bereits am Vortag hatten sie beim Newcomer Contest eine gute Figur gemacht, auch wenn ich bis zuletzt an den Sieg von Cypecore geglaubt hatte. Aber, wir wollen die nicht schlecht machen, der progressive Metal der Gewinnerband war wirklich schick.. Aus denen kann wirklich noch was werden und es gelang ihnen doch eine kleiner aber feine Menge zur frühen Stunde vor die Painstage zu locken

Nach einem starken Einstieg ging es dann erstmal ein wenig bergab. Auf der Mainstage erwarteten Katra aus Finnland die Frühaufsteher mit female-fronted Gothic Metal. Rein musikalisch gab es so nichts auszusetzen, die Gothic Metal Fans kamen sicherlich auf ihre Kosten, allerdings kam die Stimme von Sängerin Katra Solopuro doch sehr dünn rüber und bei den Tönen wurde auch das ein oder andere Mal etwas daneben gegriffen. Trotz allem gaben sie und der Rest der Band sich Mühe, das Publikum so langsam auf den harten Tag einzustimmen, so ganz zünden wollte das aber nicht, sorry!


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Danach ging´s dann direkt wieder rüber zur Painstage, auf der es beinah nahtlos weiterging. Hier sah die Welt doch schon gleich ganz anders aus. Zum einen hatte sich ein wirklich ansehnlicher Pulk Fans zu noch recht früher Stunde vor der Bühne eingefunden, zum anderen waren hier auch weibliche Vocals am Start, die aber um Längen kräftiger daherkamen. Ich hatte eine Weile so meine Probleme mit Deadlock, speziell der weiblichen Vocals wegen, doch haben sich diese konsequent verbessert und das Zusammenspiel von Sänger Johannes und Sängerin Sabine ist mittlerweile sehr harmonisch. Ihnen gelang es mit „Code Of Honor“ und „Dark Cell“ oder „As Words To Bullets“ die Menge so langsam auf Betriebstemperatur zu bringen.


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Danach war fieses polnisches Geknüppel an der Reihe, richtig: Vader! Nach einem Intro stiegen sie mit „Dark Age“ ins Set ein, gefolgt von Sothis. Mittlerweile ist die halbe Belegschaft ausgewechselt, der Brutalität tut das allerdings keinen Abbruch. Aber egal wie sehr sie sich auch ins Zeug legen, so ganz will der Funke nicht überspringen. Zeigt hier etwa schon der Schotter vor der Mainstage seine erste Wirkung? Die fiesen Broken laden nicht wirklich zum Moshen, geschweige denn Crowdsurfen ein. Vader wären aber nicht Vader, hätten sie das Publikum nicht doch irgendwann in der Hand. Als die ersten Töne von „Epitaph“ erklingen geht es so langsam rund, man tut seine Freude in Form einer Wall of Death kund. Na, das ist ja nochmal gut gegangen, sonst wäre ich wahrlich enttäuscht gewesen. Aber so kann auch dieser Gig mit Daumen nach oben bewertet werden!


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Und wieder ein paar Meter weiter nach rechts, Grand Magus aus Schweden bitten zum Stonerdoomen. Es groovt, es doomt, die Schweden steigen stark ein und belehren mich eines Besseren, hatte ich zu Beginn noch meine Zweifel gehabt, ob die Mucke denn auf einer großen Bühne funktionieren würde (das letzte Mal hatte ich sie im kleinen Club beim Inferno Festival in Norwegen gesehen). Nach einem starken Einstieg ließen die Schweden oder vielmehr die Publikumsreaktionen doch im Verlauf des Gigs ein wenig nach. Hier konnte ich mich dann wiederum nicht des Gedankens erwehren, dass sie vielleicht auf der Zeltbühne ein wenig besser aufgehoben gewesen wären. Trotz allem aber ein ordentlicher Auftritt, bei dem die Schweden sicherlich beim Großteil des Publikums Pluspunkte einfahren konnten.

Da ich anschließend zum Fotografieren von Unheilig verdonnert worden bin, konnte ich leider außer den ersten drei Songs nichts vom mitreißenden Jack Slater Gig auf der Zeltbühne sehen, daher gebe ich wieder an eine Kollegin ab. Zu Unheilig einen Kommentar abzugeben liegt mir allerdings fern, da diese Band so gar nicht auf meinem Bandradar zu finden ist, man möge es mir nachsehen. Bandfotos hier!


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Nicht 10 nach 3, sondern 10 nach vier, spielten Jack Slater beinahe zeitgleich mit den Jungs von Grand Magus im Partyzelt, aber trotz dieser Fehleinschätzung bei den Ansagen des Sängers, war der Auftritt ziemlich ordentlich. Direkt vor der Bühne war gut Bewegung und Party angesagt, obwohl leider nur die Hälfte des Zeltes zu dieser Stunde gefüllt war. Nach hinten hin wurde die Stimmung leider etwas schwächer und in den ganz hinteren Rängen hatte man bis auf ein paar wenige Kopfnicker leider ein wenig das Gefühl auf einer Cocktailparty zu sein.Schade! Denn der Sänger war sehr gut bei Stimme und hat wie immer gewohnt locker seine humorvollen Ansagen und danach einen Sound geliefert, der wenig zu wünschen übrig ließ. Die Bühnenshow war leider etwas eintönig und beschränkte sich auf ein grün-rotes Licht und einige sich bewegende weiße Strahler. Bis auf diesen Makel an der Performance ließ die Leistung von Jack Slater aber wohl das Herz eines jeden Metalfans höher schlagen, egal ob er nun in den vorderen oder hinteren Reihen gestanden haben mag. (Jule)

Kurz darauf begann das Knüppelprogramm auf der Zeltbühne mit voller Wucht. Bis zum bitteren Ende, sollte das Zelt ganz in der Hand der Brutalo Bands sein, herrlich!

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Nun, was soll ich da noch sagen, auf Sylosis habe ich mich bereits im Vorfeld ordentlich gefreut, da sie bei mir im Line-Up der letztjährigen Never Say Die Tour bereits ordentlich punkten konnten und nicht zuletzt auch mit ihrem aktuellen Album „Conclusion Of An Age“, dass eine wirklich Runde Sache ist. Glücklicherweise schienen sie auch hier in bester Verfassung und lieferten mit ihrer explosiven Mischung aus Thrash und modernen Elementen nebst Core einen mitreißenden Gig ab. Manch einem mag dieser doch sehr moderne Tag auf der Painstage ein wenig gegen den Strich gegangen sein (und ein wenig mehr Mischmasch hätte vielleicht geschadet), doch wussten alle Truppen modernen Schlags auf ihre Weise zu überzeugen. Bei Sylosis dauerte es jedenfalls nicht lange, bis eine fette Wall of Death im Partytent von Statten ging. Danach war für mich erst einmal Verschnaufen angesagt, Equilibrium fielen dieser Pause zum Opfer

Diese Verschnaufpause sollte sich denn auch kurz darauf als sehr gute Idee erweisen, denn:
Ich hatte ja mal so gar keine Lust auf Met mit Equilibrium oder Blödeleien mit JBO und zog daher die Einladung zu ordentlich Geknüppel mit Psycroptic aus Tasmanien auf der Zeltbühne vor.

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Eine wahrhaft gute Entscheidung, denn die Truppe präsentierte sich wieder mal in bester Verfassung. Richtig schöner Death Metal, direkt in die Kauleiste und trotzdem komplex. Das Zelt war schon zu Beginn des Gigs recht ordentlich besucht, doch gelang es den Jungs mit ihrer Brutalo-Knüppelorgie noch so einige Headbanger ins Zelt zu locken. Lustig war auch der Ball mit Australien Aufdruck, der während des gesamten Gigs zwischen Bühne und Menge hin und her flog. Leider war nach 6 Songs, u.a. „Isle Of Disenchantment“ oder dem Rausschmeißer „Initiate“ schon Schluss, aber ich glaub´ die Aussies konnten nach diesem Gig getrost mit fettem Grinsen im Gesicht nach Hause fliegen.

Meine Kollegin wiederum hat sich JBO zu Gemüte geführt, hier also ihre Eindrücke:
Als eingefleischter Fan und Verteidiger des wahren Blödsinns hatte ich natürlich extrem hohe Erwartungen an die J.B.O und habe mich schon lange vor ihrem Auftritt vor der Main Stage eingefunden. Umso tiefer war die Enttäuschung, dass sie hinsichtlich der Bühnenshow und den Ansagen mittlerweile ein scheinbar einstudiertes System haben und leider nur wenige Nuancen von den Auftritten abwichen, die ich bisher von ihnen zurecht bewundern durfte. Ich möchte nicht sagen: „Hast du ein JBO-Konzert gesehen, kennst du sie alle!“, leider kam mir während ihres Auftrittes aber das eine oder andere Mal ein düsterer Gedanke in diese Richtung. Trotzdem muss ich sagen, dass die Lieder nach wie vor genial sind und auf ihre Songs „Verteidiger des wahren Blödsinns“ und „ein Fest“, habe ich nicht vergeblich gewartet, obwohl sie erst sehr spät gespielt wurden. Wie immer ein toller Gig. Leider nur… wie immer… (Jule)


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Der Donnerstag war definitiv mein Knüppel Tag – ich glaube mein Grinsen war aus dem Gesicht nicht mehr wegzubekommen, enterte doch eine Knüppeltruppe nach der anderen die Bühne. Immer ordentlich drauf und ordentlich Spaß an der der Sache. Das sollte sich denn auch bei den Kanadiern Beneath The Massacre nicht ändern. Technischer Brutal Death vom Feinsten. Wer im Geschwindigkeitsrausch eine Pause brauchte, war auf der Zeltbühne wirklich arm dran, denn die waren bei Krachern wie „Reign Of Terror“ oder „No Future“ nicht zu finden. Über aller Knüppelei drohnte das mächtige Gegrowle von Fronter Elliot, herrlich sag ich da nur!

Beinah zeitgleich gab es auch auf der Painstage ordentlich Power, denn hier baten Walls Of Jericho zu Tänzchen mit einer der brutalsten Shouterinnen, Candace. Die Frau brüllt wirklich so manchen Mann an die Wand und weiß genau, wie sie die Menge von Anfang an in der Hand hat. Auch der Rest der Band stand der Frontfrau in punkto Bewegungsfreude in nichts nach, so dass die Meute ziemlich schnell auf Betriebstemperatur war. Kein Wunder, dass sich da recht schnell Circlepits bildeten, bei der Mucke fällt Stillstehen einfach schwer. Man ballerte vermischtes der letzten drei Alben in die Menge wie „Feeding Frenzy“ oder „A Little Piece Of Me“.

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Powerfrau, Power-Band, Power-Auftritt!

Kreator und Hackneyed fielen einem Ausflug in die Jägermeister Skybar zum Opfer. Wer sich darunter nichts vorstellen kann, der denke einfach an eine Bar mit Sitzen rundherum, wie man sie aus einer Achterbahn kennt. Nachdem alle (hoffentlich) nicht unter Höhenangst leidenden Passagiere gesichert sind, hebt die Bar dank eines Krans auf etwa 40m ab. Oben angekommen bietet sich einem ein wirklich genialer Ausblick über das gesamte Festivalgelände nebst Campingplatz. Dank drehbarer Sitz und der sich langsam um sich selbst drehenden Bar merkt man erstmal wie groß das Festival ist und kann die Menge vor der Mainstage bestaunen, die gerade Kreator bejubelt, die so eben die Bühne geentert haben. Da könnte man glatt den Jägermeister-Shot vergessen, der einem gerade vom Bar-Menschen gereicht wurde.

Ich gebe daher für die fehlenden Berichte wieder an Kollegen ab:
Kommen wir nun zu einer sehr kontrovers diskutierten Band des Partyzeltes: Die Death Metaller von Hackneyed. Den Jungs wurde ja in der Vergangenheit immer mal wieder vorgeworfen, sie wären nur erfolgreich, aufgrund diverser Finanz- und Vitamin B-Spritzen. Wer sich allen Unkenrufen zum trotz, dann aber doch mal zu Hackneyed begeben hat, konnte ganz schnell feststellen, dass hier eine junge aber auch fähige Band auf der Bühne steht, die nicht durch „einen auf Dicke Hose machen“ auffällt, sondern durch Qualität überzeugt. Sänger Phil wusste ganz genau wie man das Publikum anheizt, so dass sich auch schon nach kurzer Zeit ein recht beachtlicher Moshpit gebildet hatte. Kurz und Knapp: Das Party Tent wurde von den Musikern und dem zum größten Teil jungen Zuschauern in Schutt und Asche gelegt. (Olli)

Ein wenig verspätet traten Kreator auf die abendliche Bühne, zeigten aber direkt wo der Hammer hängt. Mille und seine Jungs legten eine unglaubliche Spielfreude an den Tag, die sofort auf das Publikum übersprang. Untermalt wurde das ganze von einem schönen Bühnenbild . Lediglich Milles etwas seltsame Ansagen trübten das ansonsten runde Gesamtbild etwas. Aber als bei „Pleasure to Kill“ das Publikum restlos abging war auch das vergessen und beim Intro von „Violent Revolution“ gab es auch einen Gänsehautmoment. Von mir gibt´s den Daumen und die Pommesgabel nach oben. (Javed)


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Von der Skybar unten angekommen, lechzte mein heute auf „Knüppeln“ programmiertes Hirn nach Nachschub, so dass schleunigst der Gang zur Partystage angesagt war, denn dort warteten The Red Chord aus Massachusetts. Wie schon zuvor, war hier „Nackenwirbel zum Krachen bringen“ die eindeutige Mission der Band, kein Problem mit wilder Raserei im Fahrwasser von Death, Grind und Hardcore. Geblaste, Breaks, Growl, Krach. Nach kurzer Anlaufzeit hatten auch die Amis die Partymeute im Griff. Es scheint, als hätte jede Band auf der Partystage heute ein leichtes Spiel, was bei der Qualität des Nackenbrecher-Materials eigentlich auch wenig verwunderlich war.

Den kompletten Gig konnte ich mir trotz aller Brutalitäten nicht geben, warteten eine halbe Std später doch schon die Backyard Babies auf der Painstage. It´s time for Rock´n´Roooooll! Hier wurde gepost was das Zeug hielt. Wie der zweite Song schon so schön sagte, hier war „Everybody Ready!“, aber so richtig. Besonders der Gitarrist gab sich alle Mühe einige Klischees zu bedienen (in positivem Sinne) und hüpfte Angus Young like mit seinem Instrument über die Bühne, Kippe im Mundwinkel und obercool. Passte bestens zur Musik!

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Was allerdings schon ein wenig verwunderlich war, war die geringe Zahl an Zuschauern, bzw. die gering Zahl für diese fortgeschrittene Uhrzeit. Kein Interesse? Schon zuviel gefeiert? Egal wie, wer da war, hatte seinen Spaß, die Band ebenfalls, was will man also mehr?

Nach den famosen Kröters hatte ich dann das zweifelhafte Vergnügen, eine mir vollkommen unbekannte Band mit dem ominösen Namen Anaal Nathrakh erleben zu dürfen. Nach unerträglich langen fünf Minuten hat mich der miese Sound und das vollkommen plumpe Geballer derart gelangweilt, dass ich fast im Stehen weggeratzt wäre. Werde ich mir in Zukunft wohl verkneifen… (Jule)

Och, also ich für meinen Teil habe nach 2, 3 Songs doch gefallen am dargebotenen Material gefunden. Eine gewisse Anlaufzeit brauchte es offenbar einfach. Ich denke mal, die Briten haben ihre Sache beim ersten Gig in Deutschland nicht schlecht gemacht. Auf alle Fälle war das, was die Inselbewohner da abgefeuert haben ziemlich wahnsinnig. Black Metal, ein wenig Death Gegrowle, der Fronter hat seine Stimme jedenfalls ordentlich strapaziert. Und wie man an unseren doch recht unterschiedlichen Reaktionen kann man ziemlich gut sehen, dass diese Band doch sehr polarisierte, war definitiv nicht für jeden was. (Ateacina)

Cantus Buranus boten kurz darauf zum mittelalterlichen Tänzchen vor der Mainstage. Nicht meine Baustelle, aber das, was dort zu vernehmen und sehen war, kann getrost mit den Worten „bombastisch“ und „episch“ versehen werden. Eine gut 30-köpfiges Orchester, Pauken, riesige Trommeln, opulente Kostüme, Feuerspielereien, und Sänger, die mit großer Stimme, mit diesem Großaufgebot an Drumherum ohne Weiteres mithalten konnten. Das war kein einfacher Mittelalter-Tralala-Auftritt mehr, das war Bombast pur. Ich muss zugeben, auch wenn dies nicht so ganz Meins ist, beeindruckend war es allemale. Die riesige Menschentraube vor der Bühne unterstrich dies eindrucksvoll. Headlinerposition absolut zu Recht!

Ab etwa der Hälfte des Sets war dann aber nochmal der Gang zur Zeltbühne angesagt:
Unglaublich tighte Riffs mit sattem Punch gaben die amerikanschen Death/Grinder Misery Index zum Besten.

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Echt bemerkenswert, wie tierisch die Jungs grooven, sobald sie kurz auf die Bremse treten. Die große Anzahl der fliegende Matten und das heftige Getümmel im Pit gaben ihnen auf jeden Fall recht, alles richtig gemacht zu haben. Das Publikum dankte es den Jungs aus Baltimore und feierte sie gebührend ab! Death/Grind at its best!

Dann, der letzte Gang zurück zur Painstage, zumindest für den heutigen Tag und Zeit für eine weitere schwedische Band. Katatonia waren der Headliner der kleineren Bühne und schlugen ganz andere, wenn auch nicht minder überzeugende Töne als noch zuvor Cantus Buranus an. Nach einem etwas stockenden Einstieg mit „Consternation“ und dem tollen „Soil´s Song“ gewannen Band wie Publikum so langsam an Fahrt. Sänger Jonas Renkse wirkte auf mich, für seine Verhältnisse, erstaunlich offen, erfreut und kommunikativ. Die letzten Auftritte, die ich von den Schweden im Kopf hatte, zeigten ihn meist mit einem einzigen Haar“vorhang“ vor dem Gesicht, dieser war hier mal nicht vorhanden. Nicht nur der Sänger, auch der Rest der Band zeigten sich sichtlich motiviert, die Setlist, weiterhin bestehend aus „Ghost Of The Sun“, „My Twin“ oder „July“ war recht ausgewogen und wollte trotz allem nicht so ganz zünden. Der Rausschmeißer „Murder“ war für manch einen dann wohl die Überraschung des Auftritts. Ein Auftritt, den ich trotz verhaltener Stimmung nicht mit „durchwachsen“ betiteln möchte, da dies dem Ganzen nicht gerecht werden würde.

Hate Eternal mussten denn auf meine Anwesenheit verzichten, da mich Katatonia trotz allem soweit in ihren Bann gezogen hatten, dass ich nicht willens war, mich zur Partystage zu bewegen, sorry!


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Nach einer recht langen Erläuterung der Bandgeschichte, die offensichtlich viel mit „fucking“ zu tun hatte, legten die Jungs von Suffocation ein recht beachtliches Tempo vor, dass Death-Metal-Fans sicherlich gefallen haben wird, mir aber schon zu sehr aus unverständlichem Geschrei bestand. Was mich überzeugt hat waren die Soli, die sehr an Kerry King erinnerten, doch leider habe ich abgesehen von dieser Tatsache nichts wirklich Besonderes an der Band gefunden. Suffocation war böse, schnell, hart und aggressiv und die meiste Zeit in das typische rote Licht getaucht. Ich habe jedoch Fans noch lange nach dem Summerbreeze schwören hören, dass der Gig im Party Zelt der „beste des Festivals“ gewesen sei. Die Stimmung vor der Bühne war dementsprechend super. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten!
(Spaß hat´s auf alle Fälle gemacht, der begann bereits schon vor dem Gig, da man allenthalben Leute sah, die mit typischer Suffocation -Handfuchtel-Bewegung fragten, ob man denn mitkommen würde. Eben jenes Gefuchtel war auch im Publikum auszumachen – mal was anderes als immer nur Fäuste und Pommesgabeln. Von weiter außen betrachtet ein wirklich lustiges Bild, welches mich das ein oder andere Mal in herzhaftes Lachen ausbrechen ließ. – Anm. Ateacina)  (Jule/Ateacina)

Ab Suffocation entfiel denn glücklicherweise das Gerenne zwischen den 3 Bühnen, so langsam ließen die Kräfte nach, aber Carnifex warteten gegen 2:20 ja auch noch! Also nochmal Kräfte mobilisiert und ab zurück zur Bühne. Die Jungs haben einen ziemlich steilen Aufstieg hingelegt und so war es beinah schon selbstverständlich, dass trotz später Stunde noch ein gut gefülltes Zelt auf die Truppe wartete, um sich eine deftige Portion Deathcore zum Ende des Tages einzuverleiben Fronter Scott Lewis und seine Mannen sorgten jedenfalls mit einer Menge Energie und fettem Sound dafür, dass die Menge auch schön in Bewegung blieb. Mit „Slit Wrist Saviour“ und „Lie To My Face“ war das jedenfalls kein großes Problem. Manch einem mag der konstante Breakdown-Hagel vielleicht eine Nummer zu heftig gewesen sein, ein mitsingendes Publikum bei so manchem Song bestätigte der Band allerdings, dass sie sich durch eifriges Touren durchaus bereits eine solide Fanbasis erspielt haben.

Eigentlich wären dann ja um kurz nach 3 auch noch The Faceless an der Reihe gewesen. Zu diesen war ich aber nicht mehr zu bewegen. Over and Out, Tag 1, bzw. 2 überlebt, noch ein wenig relaxen im vip-Bereich und den Abend, bzw. die Nacht. 4 Std Schlaf und auf zu neuen Taten am Freitag!

 

FREITAG, 14.08.2009
Am Freitag Morgen war es schon eine ganze Nummer schwerer, die Leute aus den Zelten zu bekommen. Für mich umso mehr, da als erstes wieder einmal Female-Fronted Metal angesagt war. An und für sich war es schon geplant gewesen, sich das neue Betätigungsfeld des Ex-Vader Gitarristen Mauser Unsun einmal zu Gemüte zu führen. Der Geist war willig….

Hier kam allerdings die wirklich geschickt gewählte Lage des Zeltes zum Zuge. Von dort aus hatte man einen perfekten Blick auf die Videoleinwand, der Wind wehte den Sound ebenfalls in unsere Richtung, so dass man sich zumindest aus der Ferne ein Urteil bilden konnte. Ich kann in dem Fall leider nur sagen, wieder nicht sehr überzeugend, glücklichweise aber kein so dünnes Stimmchen wie tags zuvor. Warum der Herr, aber lieber in einer solchen Band unterwegs ist, als mit Vader alles plattzumachen…. erschließt sich mir nicht.

Und weil das eben so gemütlich war und der Magen auch nach Essen forderte, gab es die folgenden The New Black und The Cumshots ebenfalls frei Haus oder eher Zelt. Besonders Letztere stellten sich als echt Überraschung heraus, hatten wir doch alle angenommen, es würde sich sicherlich um eine Grindband handeln – bei dieser Masse an Bands geht leider die ein oder andere unter, wenn man sich im Vorfeld kundig machen möchte. The New Black haben schon ordentlich die Painstage gerockt, aber The Cumshots legten dem ganzen noch eine Schippe drauf. Richtig schöner Rock ohne Schnörkel, ohne Schnickschnack, aber mit ordentlich Arschtritt. Die Mischung zündete jedenfalls genug, um mich endlich vom Stuhl zu bekommen und meine Beine liefen dann quasi wie von selbst gen Festivalgelände. Kurz vor Ende des Sets war ich denn auch da und vor allem vollkommen unter den Lebenden.


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Gut, nach all dem Rock war auch der Painstage dann das totale Kontrastprogramm angesagt. Nicht, dass Battlelore weniger gerockt hätten, nur eben sehr anders. Von nun an waren symphonischere Klänge angesagt, die ein größer werdenden Publikum aus den Zelten lockten. Man präsentierte Songs wie „Storm Of The Blases“ oder „We Are Legions“ perfekt aufeinander abgestimmt und in theatralischer Form. Es wurde geheadbangt und angefeuert was das Zeug hielt und so sprang der Funke trotz recht früher Stunde doch recht ordentlich über.

Danach war nochmal zwei Bands Pause angesagt. Callejon sind mir in diesem Sommer schon einige Male über den Weg bzw. die Bühne gelaufen und Nim Vind hatten mich im Vorfeld schlichtweg nicht zu überzeugen gewusst. Außerdem war an diesem Tag Durchhalten bis 4 Uhr nachts angesagt, die Pausen wollten also wohl verteilt und Kräfte eingespart werden.

The Other lockten dann nicht nur mich, sondern auch eine größere Menge vor die Hauptbühne. Allenthalben hörte ich Sätze á la „Na, die waren beim letzten Mal vor zwei oder drei Jahren oder so schon cool und haben gerockt, das geb´ ich mir nochmal!“ Und genau so war es denn auch, genau wie vor drei Jahren hatten die Jungs, die mal als Misfits Coverband angefangen hatten, die Menge recht schnell im Griff. Als Dank gab´s denn für Kracher wie „Last Man On Earth“, „Tarantula“ oder „Beware Of The Ghouls“ auch gleich den ersten Pit des Tages.

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Eine der Überraschungen des Tages, denn dass sie die Hauptbühne so im Griff haben würden, hätte ich denn nicht erwartet.

Anschließend ging es rüber zur Partystage, ich werfe einmal ein paar der gespielten Songtitel in den Raum aufgrund derer allein schon die nun folgende Richtung glasklar sein dürfte: „Heavy Metal To The End“, „Metal Is War“, „Blood On My Steel“ – eingefleischte Fans wissen natürlich auch direkt, dass es sich hier um Sacred Steel handelt. True Metal, aber so richtig mit Gepose und allem Drum und Dran. Nicht so ganz mein Fall, aber die Herren hatten eine geschlossene Fanschar vor der Bühne versammelt, die das dargebotene Material mit eifrigem Matteschütteln bedachte – sehr zur Freude der Band, die, wie man kundgab, nichts erwartet hatte und nun so eifrigen Zuspruch bekommen hatte. Bandfotos hier!

Danach war Essenfassen und Freundetreffen an der Reihe, wodurch durch eifriges Festquatschen glatt der Beginn von The Haunted unterging und damit die Möglichkeit diese fotografisch festzuhalten. Doch erstmal zurück zur Partystage, denn da waren knapp eine halbe Std vor der Schwedeninvasion noch Skyforger an der Reihe, die mir nur noch schwach in Erinnerung waren. Nach True Metal folgte nun Folklore lettischer Prägung, stampfend mit einer Menge Instrumente dargeboten. Bandfotos hier!

Und damit wieder zurück zur Hauptbühne. The Haunted kamen, sahen und nahmen die Menge im Sturm. Die Schweden fackelten nicht lange und bretterten vom ersten Ton an durch´s Set. Da wäre mir doch fast der eben erst gekaufte Burger aus der Hand gefallen. Allerdings war der Hunger dann doch größer, als sofort nach vorne zu rennen. Die Menge war jedenfalls richtig heiß auf die Schweden, das war klar, und so wurden „Moronic Colossus“, „DOA“ oder das hämmernde „99“ nach allen Regeln der Kunst abgefeiert. Und weil man auf der Bühne ein wenig zu weit vom Publikum entfernt ist, dachte sich Herr Dolving, dass es wohl besser wäre, sich in eben jenes zu begeben, um mal alles für die Wall of Death klarzumachen. Nur von der Bühne aus zu dirigieren ist langweilig, mittdrin statt nur dabei lautet die schwedische Devise! Also vom Fotograben in die Menge, eine Runde bis zum Wellenbrecher (ja, die gab es in diesem Jahr erstmals) marschiert und die Leute nach links und rechts verteilt und los ging der Spaß. Sowieso wirkte die Band sehr relaxt und zu Späßen aufgelegt, viel lockerer noch, als auf der Tour zu Beginn des Jahres und genauso locker wie beim Metaltown in Schweden. Definitiv eines meiner Festivalhighlights, hat Spaß gemacht, Jungs!


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Auf der Zeltbühne spielten unterdessen Black Messiah, die von mir allerdings, der schwedischen Konkurrenz wegen aber nur eine kurze Stipvisite erhielten. Für´s nächste Jahr sollte ich vielleicht daran arbeiten, mich klonen zu können und es gäbe nie wieder verpasste Bands, oder Rennerei. Egal wie, auch im Zelt war die Stimmung bestens oder sollte man besser sagen: äußerst aufgeheizt? Im Zelt stiegen die Temperaturen, ob des stetig gut gefüllten Zustandes nämlich konstant an. Spätestens abends, wenn es draußen etwas kühler wurde allerdings eine angenehme Sache. Black Messiah jedenfalls bewiesen, dass sie das Publikum ebenso locker um den Finger wickeln konnten, wie die Konkurrenz auf der Hauptbühne – die Matten kreisten eifrig, Partylaune war zu „Moskau“ und anderen Krachern angesagt


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Und schon wieder Schweden! Zurück an der Painstage, warteten nun Entombed mit einer deftigen Ladung Elchtod auf die Meute, die wohl größtenteils gleich von der Mainstage rübergewechselt war. Was ein Intro, dort berichtet ein Prediger, wie man es aus diversen Filmen kennt , voller Enthusiamus und mit Nachdruck über Gott und seinen Widersacher und stellte fest, dass auch Satan existierte. Nach dieser Predigt ging es dann nahtlos mit „Serpent Saints“ los. Schwedisch eingestimmt waren die Headbanger ja noch, somit hatten die Herren mit ihrem Best-Of Set ein ziemlich leichtes Spiel. Es folgten „When In Sodom“, „Wolverine Blues“ und „Chief Rebel Angel“. Sänger L.G. Petrov wirkte wie immer leicht verdattert, oder wie auch immer man seine Bühnenpräsenz beschreiben sollte, was allerdings auch völlig nebensächlich ist, solange er stimmlich schön weiter reinhaut. Für´s Publikum gab´s zwischendurch Bier, bzw. einen Wurfversuch von eben Jenem, welches aber dank zuvieler fangwilliger Hände im Graben landete. Kurzes Schulterzucken und „I´ll get a new one“ seitens des Sängers, nur um dann verwundert festzustellen, dass gerade keine weitere Dose griffbereit war. Na, an Biermangel musste aber so oder so bestimmt niemand leiden. Saucool wie eh und je!

Nebenan wurde derweil für die nun folgende Truppe Schandmaul umgebaut. Ich kann´s nur immer wieder sagen, diese Mucke ist so gar nicht meine Baustelle, trotz allem schau ich mir immer wieder mal an und bin jedesmal auf´s neue erstaunt, wie groß die Anhängerschar dieser Bands ist. Andererseits ist das bei einer solchen Bühnenpräsenz auch kein Wunder, man gibt sich publikumsnah, hat einprägsame und verdammt eingängige Lieder im Gepäck und animiert unentwegt zum Mitmachen. Die Songs waren gar derart eingängig, dass mir bis zum Ende des Tages noch „Vogelfrei“ und „Walpurgisnacht“ im Kopf herumspukten. Nun, auch wenn es nicht meins war, eines muss ich zugeben, die Band überzeugt die Menge, eine verdammt große Menge. Für viele war hier sicherlich gerade das Highlights des Tages auf der Bühne gewesen!


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Um bis nachts durchzuhalten, wurden die meisten Bands auf der Partystage erstmal ausgelassen. Stattdessen warteten auf der Painstage schon wieder Schweden! Bei einer derart großen Schwedenpräsenz am heutigen Tag, liegt der Verdacht nahe, dass diese gleich mit einem eigenen Flugzeug angereist waren, genug waren´s ja. Von einer sympathisch wirkenden Band zur nächsten kann man sagen. Ich war noch bei keinem einzigen Gig von Sabaton, bei dem ich nicht spätestens nach dem ersten Song grinsend im Graben gestanden hätte. Zum einen hat der Sänger wirklich Hummeln im Hintern, ist ständig mit Bandkollegen und Publikum am herumflachsen, zum anderen grinst der Gitarrist ständig wie ein Honigkuchenpferd. Eingängige Songs wie „Cliffs Of Galipoli“, „40:1“ oder „Attero Dominatus“ sorgen für Mitsingen und Headbangen und Sabaton-Rufe. Irgendwann folgt natürlich auch das mittlerweile nicht mehr wegzudenkende „Noch ein Bier!“, auf das Sänger Joakim Broden natürlich sofort auf Deutsch anspringt mit „Wollt ihr noch ein Bier? Habt ihr auch genug Bier?“ etc. Es macht einfach Spaß und dieser Spaß lässt die Kriegsthematik, die in den Songs vorherrscht eigentlich schon fast in den Hintergrund treten, bzw. weniger böse erscheinen.


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Huch, Hippies auf der Bühne? Na, nicht so ganz, aber dieses Eindrucks konnte man sich beim ersten Anblick des Life Of Agony Fronters Keith Caputo nicht so ganz erwähnen. Ein Outfit, welches eher nach „zu-Hause-Rumgammeln“ aussah. Weites Hemd, Sonnenbrille, schulterlange Haare und „Love and Peace“ Ansagen vervollständigten den Eindruck. Als Einstieg hatte man „River Runs Red“ gewählt. gefolgt von „This Time“. Die Band hat nun schon einige Jährchen auf dem Buckel, 20 um genau zu sein, lässt man die Auflösung Ende der 90er einmal außer Acht. Auch wenn man mit der Musik teilweise vielleicht nichts anfangen kann, Keith hängte sich voll und ganz rein, gab den Songs Seele. Im Gegensatz zum Sänger, der sich den Großteils des Gigs ans Mikro klammere, agierte der Rest der Band umso agiler. Der Hippieeindruck wurde im Laufe des Gigs weiter verstärkt, als Keith zu einem kurzen Dankesschwall ansetzte, der nicht nur Fans und Veranstalter galt, sondern auch dem Universum und natürlich gab´s auch wieder Love & Peace für alle.


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Danach war eigentlich schon mein persönliches Highlight des Tages an der Reihe. Nicht, dass es vorher keine guten Auftritte gegeben hätte, aber die Finnen Amorphis um Mr Hair Tomi Joutsen sind einfach eine sichere Bank, was mitreißende Auftritte angeht. Der kleine Mann mit der großen Stimme hat einfach eine sehr einnehmende Bühnenpräsenz. So ließen die Herren aus dem Norden mit ihrer Setlist, die u.a. aus „Leaves Scar“, „Towards And Against“, „The Smoke“ und „House Of Sleep“ bestand, kaum Wünsche offen. Egal ob cleaner Gesang oder Gegrowle, der Gesang erzeugt Gänsehaut! Sagte ich „kaum offene Wünsche“ ? Ja, richtig, denn „Black Winter Day wurde schmerzlich in der ansonsten gelungenen Setlist schmerzlich vermisst. Ansonsten headbangte und wirbelte Tomi mit seinen wahrhaft arschlangen Dreads über die Bühne, der Rest der Band wirkte ebenfalls gut aufgelegt und dieser Spaß sprang auf die Menge über, die, wie zu erwarten gewesen war, wirklich ziemlich groß war. Diese Art von Melancholie ist wirklich wunderbar und das kann man sich auch immer wieder und wieder geben! Daumen hoch!

Der Auftritt von Amorphis war also vorbei, Vreid waren noch auf der Zeltbühne zugange, das Festival war zu dieser Stunde also fest in nordischer Hand und das sollte sich so schnell auch nicht ändern, denn es stand die nächste Schwedeninvasion und für viele der heiß erwartetste Auftritt des Tages an. Ich spreche von niemand gerigerem, als den Vorzeige-Wikingern Amon Amarth. Die Zahl der Amon Shirts hatte im Laufe des Festivals konstant zugenommen und dürfte nun ihren Höhepunkt erreicht haben.

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Einen vollgepackteren Platz vor der Bühne würde man wohl nicht mehr sehen. Im Gegensatz zum letzten Auftritt auf dem Breeze, waren sie dieses Mal ohne großen Bühnendeko Schnickschnack angereist, kein Wikingerschiff, dafür aber ein imposantes Backdrop und eine Bühne, die bis zum Beginn des Gigs mit einem riesigen schwarzen Vorhang verhüllt war. Fies war nur, dass dieser Vorhang die Erwartungen auf evt. imposante Aufbauten geschürt hatte und diese dann leicht enttäuscht wurden. Allzu lange hielt diese „Enttäuschung“ allerdings nicht an, dazu ließen der Opener „Twilight Of The Thunder God“ und Kracher á la „Runes To My Memory“, „Victorious March“ und Co auch gar keine Zeit. Fronthüne Johann schmiss den Headbangrotor an und jagte einen Kracher nach dem anderen in die Menge, das war die reinste Raserei die da, nicht nur in den ersten Reihen, ausbrach. Obendrauf, als wär´s noch nicht heiß genug gewesen, gab´s Pyros und Feuerfontänen, noch mehr kollektives Headbangen und die Menge wurde weiter angetrieben – zum Ausruhen war kein Platz. Wieder einmal zeigten die Schweden, dass sie vielleicht omnipräsent sind, aber man mag von ihrer Musik halten was man will, sie sind live einfach eine Macht. Punkt! So leicht wird ihnen da mit Sicherheit niemand das Wasser reichen. Nach einem fulminanten „Death In Fire“ blieb eine erschöpfte, aber über´s ganze Gesicht grinsende Menge zurück.

Danach nochmal weiter Kräfte für die letzten Bands des Tages auf der Partyzeltbühne zu mobilisieren war eine harte Sache, weswegen Haggard auf der Painstage ausgelassen wurden und man lieber direkt den Weg zur Partystage zu Firewind antrat. Hier wurden nach den Wikinger Brutalitäten ganz andere, powermetallische Töne angeschlagen, die immer noch genügend Headbanger anzogen, um das Zelt auch um kurz nach Mittnacht ansehnlich zu füllen. Die Griechen boten eine agile Show und schafften es, das Publikum mit „Kill To Live“, „Mercenary“ und nicht zuletzt der wirklich gelungenen Coverversion von „Maniac“ zum Mitmachen zu animieren (ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass die Firewind Version besser ist, als das Flashdance Original). Besonders Letzteres ernte lautstarke Mitsingchöre und Grinsen. Na, ich für meinen Teil war froh, mich zu diesem Gig überreden gelassen zu haben. Bandfotos hier!


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Die Partylaune war da und das war auch gut so, denn hier sollten noch Einiges auf uns zukommen. Protest The Hero -„the most colourful band of the festival“ (nach eigenen Aussagen) waren nun an der Reihe und die tanzten wohl nicht nur der Farbe wegen aus der Reihe. Progressiv Metal, Corespielereien, vertrackt, melodisch, herrlich, sie einfach nur mit dem Label „Metalcore/Mathcore“ etc zu versehen, würde ihnen nicht ganz gerecht. Zumindest für die, die mit dem Material vertraut waren. Der Rest dürfte ansonsten ein wenig ratlos davor gestanden haben. Der Sänger tänzelt beinah mühelos zwischen hysterischem Gesang, cleanen Parts und anderen Stimmband-Spielereien herum, wie bereits im Opener „Bloodmeat“ ersichtlich wurde, welches direkt vom formidablen und mit einem herrlichen Refrain versehenen „Wretch“ gefolgt wurde. Gemessen an den Reaktionen des Publikums waren hier allerdings (und glücklicherweise) nicht gerade wenige Fans am Start, wäre sonst auch wirklich schade gewesen! Definitiv eines der Highlights und wer´s verpasst hat, sollte doch zumindest mal ein Ohr riskieren und sich diese Ausnahmetruppe aus Kanada mal auf CD reinziehen!


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Noch mehr Party? Aber ja bitte doch! Leider, leider hatte ich noch nie das Vergnügen gehabt, mir Raunchy einmal live zu geben, da sie sich in unseren Breiten doch ein wenig rar machen. Der Ruf einer hervorragenden Liveband eilte ihnen voraus, die Vorfreude stieg und nach einem kurzen Intro waren die Party-Dänen denn auch mit „Remembrance“ da. Hyperaktiv mit jede Menge Spaß inne Backen sprangen die Dänen auf der Bühne herum und zogen das Publikum mit. Die Herren wissen mit ihren Songs, die nur so vollgepackt sind mit eingängigen Melodien, zu überzeugen. Und spätestens bei „Somebody´s Watching Me“ war der Höhepunkt der Mitsingdichte erreicht. Hat´ ne Menge Spaß gemacht und das lange Durchhalten war auf alle Fälle lohnenswert. Kein Wunder, dass es da am Ende auch trotz vorangeschrittener Uhrzeit, es war immerhin schon fast 3 Uhr, und wir erinnern uns, das Programm des Tages lief seit 11 (!), noch Zugabe-Rufe hagelte. Verdientermaßen. Ich verließ das Zelt jedenfalls mit breitem Grinsen im Gesicht, nachdem es als letzten Song das heißerwartete „Warriors“ gab.

Schicht im Schacht war dann immer noch nicht und nach Raunchy ging es beinah schon nicht anders, die nun folgende Band würde so oder so einen schweren Stand haben. (ich glaube nach wie vor, man hätte Elvenking am besten direkt vor Firewind spielen lassen, dann hätte sich das Programm zum krönenden Abschluss des Tages hin konstant gesteigert.) Nun, wir waren ja eh noch da, also durchhalten und auch die letzte Band des vorletzten Tages anschauen. Hier gab´s zuckersüßes Gefiedel italienischer Prägung in Form von „The Scythe“, „Infection“ oder „The Wanderer“. Ich hatte zuvor schon meine Probleme und auch mit diesem Auftritt, obwohl sie sich wirklich ordentlich ins Zeug legten, die Menge noch ein letztes Mal zu mobilisieren, konnten sie nicht mehr soviel reißen. Zu platt waren die Leute nach Raunchy, zu stark war die Vorlage.

Um 4 war Schicht im Schacht, kurz darauf wurden auch die letzten Feierwütigen aus dem VIP Zelt befördert, so langsam war es an der Zeit Kräfte für den nächsten Tag zu sammeln, denn in knapp 7 Stunden, sollte bereits schon wieder die erste Band auf der Bühne stehen. Hier wurde wahrlich die Spreu vom Weizen getrennt!

SAMSTAG 15.08.2009
Hatte ich am Ende des Vortages was von „Spreu vom Weizen trennen“ erwähnt? Ja, genau so war es, denn hier zeigte sich, wer nach dem Bandmarathon bis 4 Uhr nachts am Vortag um 11 schon wieder munter genug war, um vor der Bühne zu stehen. Ich für meinen Teil hatte eine Wette mit Kollegen gewonnen, die glaubten, sie würden es zu Benighted in den Graben schaffen. Außer mir war denn doch keiner da.


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Benighted waren aber definitiv Grund genug, sich nach gefühlten 2 Stunden Schlaf, auch wenn es eigentlich immerhin 5 waren, aus dem Zelt zu quälen. Im Gegesatz zu den beiden Vortagen, an denen die Menge sanft aus dem Schlummer geweckt und auf den Tag eingestimmt wurde, schwang man hier gleich mächtig den Knüppel. Richtig fieser angegrindeter Death Metal, hallo wach! Wer danach immer noch im Halbschlaf war, hatte was an den Ohren. „Collapse“ eröffnete den morgendlichen Wahnsinn, bleibt nur zu hoffen, dass das bei keinem Zuschauer der Fall war. Gnadenlos weiter ging´s dann mit „Grind Wit“ und „Saw It All“. Die Band jedenfalls war wach, sehr wach und dieser Funke sprang nach und nach auch über die langsam größer werdenden Menschentraube über.

Ich für meinen Teil war danach motiviert genug, um auch den letzten Tag hoffentlich ohne bleibende Schäden durchzustehen. Auf der Painstage wartete direkt im Anschluss auch gleich schon der nächste Leckerbissen. Workaholic Tuomas Saukkonen war an diesem Tag gleich mit zwei Bands am Start und nun folgte der erste Streich mit seinem neuen Projekt Black Sun Aeon. Dass es sich hier um ein Projekt des Before The Dawn Fronters und Hans-Dampf-in allen-Gassen handelte, hatte sich offenbar herumgesprochen, denn vor der Bühne war ordentlich was los.

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Die Bühne hingegen wirkte recht „leer“. Einfach aus dem Grund, dass der Sänger vor fehlte, saß dieser doch auch noch hinter der Schießbude. Das Material hätte im Zelt vielleicht besser gewirkt, der Grundstimmung der Songs wegen, doch hatte man als Zuschauer bei den Songs nichts zu meckern. Mein Fazit: Wer finnische Melancholie mag, ist hier bestens aufgehoben, toller Gig!

Danach war nochmal ein kurzer Marsch zurück zum Zelt angesagt, denn das Frühstück war zu Gunsten von Benighted ausgefallen. So wurde das Spätstücken von den Klängen der dänischen Truppe The Storm untermalt. Diese dürften hier noch eher unbekannt sein, die Stimme der Fronterin aber keineswegs, denn sie war es, die Volbeat auf dem „Guitar Gangsters & Cadillac Blood“ Album mit ihrer wirklich angenehmen, klaren Stimme unterstützte. Der Auftritt hinterließ auf alle Fälle einen positiven Eindruck. Bleibt zu hoffen, dass die Verbindung zu Volbeat The Storm auch einen kleinen Erfolgsschub verpasst.


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Zurück zur Painstage, man hatte Tuomas eine kleine Erholungspause gegönnt und nun durfte er gleich mit seiner nächsten Band ran. Dieses Mal mit Before The Dawn. Hatte sein anderes Projekt bereits einen gute Zuschauerzuspruch, so war es nun noch um einiges voller. Eigentlich nicht erstaunlich, konnten BTD doch mit den letzten Alben allenthalben gute Kritiken einfahren. Gitarrist Lars Eikind steuerte zu Tuomas Growls wunderbaren Klargesang bei, der trotz strahlendem Sonnenscheins für eine kleine Portion Gänsehaut sorgte. Wie auch schon zuvor bei Black Sun Aeon, war hier finnische Melancholie vom Feinsten angesagt. Und da Songs wie „Faithless“ oder der „Deadsong“ mit so herrlich eingängig waren, war es nicht weiter verwunderlich, dass die Menge vor der Painstage stetig anwuchs. BTD sind klar auf dem richtigen Weg und können ihre Fangemeinde von Gig zu Gig vergrößern – absolut verdient!


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War das vielleicht noch eine Spur zu seicht? Nun, wer das dachte, dem konnte schnell geholfen werden, denn die kultigen Oldschool Deather aus Elchtodland enterten die Mainstage und bollerten eine kräftige Ladung Todesblei in die Menge. Die Rede ist natürlich von Grave. Los ging´s mit „Deformed“ und ab da ging es Schlag auf Schlag, vornehmlich mit älterem Material, welches mal rasant, mal fett groovend daherkam. Besonders im Fotograben direkt vor den Boxen spürte man das ordentlich in der Magengegend. Nach „Soulless“ war dann nach knapp 40 Minuten Schicht im Schacht. Gemessen an den Publikumsreaktionen wäre da gut und gerne noch mehr drin gewesen. Aber nicht traurig sein, die Schweden sind ja bald wieder auf Tour unterwegs.


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Krypteria schlugen direkt danach komplett andere Töne an. Kontrastreicher hätte es wohl kaum sein können, denn nun war Gothic Metal mit Sängerin angesagt. Sängerin Ji-In Cho eröffnete den Gothicreigen im weißen Brautkleid, aus dem sie sich im Verlaufe des Sets langsam befreite und schließlich im knappen schwarzen Brautkleid dastand.Für manche vielleicht etwas zu süßlich und glatt, für den männlichen Teil des Publikums aber sicherlich ein netter Augenschmaus, gelang es Krypteria, wie auch schon beim Auftritt vor zwei Jahren die Menge zu begeistern.


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Heute schien der Kontrastag schlechthin zu sein, zurück auf der Mainstage war wieder Genrewechsel angesagt, dieses Mal baten die Niederländer Born From Pain zum „Tänzchen“. Das aktuelle Album hatte mich ziemlich und so war die Vorfreude auf den Gig groß. Los ging der Spaß mit „Final Nail“ und „Rise Or Die“ und da wurde direkt von Anfang an richtig Druck gemacht. Ins Publikum kam binnen kürzester Zeit immer mehr Bewegung, auf der Bühne sowieso und so gab´s dann kurz darauf die fetteste Wall of Death des Tages, gefolgt von einem Circlepit. Als wäre das noch nicht genug Action gewesen, fordert der Fronter die Menge doch zu noch ein wenig mehr Crowdsurfen auf…als wäre das bei überkochender Stimmung noch nötig gewesen, die Crowdsurfer kamen jedenfalls reihenweise angeflogen. Nach „Stop At Nothing“ war dann Schicht im Schacht, Hardcore wie er sein sollte. Band glücklich, Publikum platt, Daumen hoch!

Von nun an war auch auf der Partystage wieder Programm angesagt, welches von mir am heutigen Tag größtenteils übersprungen wurde…so langsam forderten 4 Tage Metal-Dauerfeuer ihren Tribut.


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Wie war das doch gleich mit dem Genre-Hopping? Auf der Painstage warteten bereits Epica rund um Goldkehlchen Simone Simmons und nicht nur die Menge wartete in Scharen, nein auch der Andrang vorm Fotograben war größer als bei einigen Bands davor und danach. Los ging es mit „Indigo“ und „Obsessive Devotion“. Die Band hatte sichtlich Spaß auf der Bühne, es wurde geschäkert, geheadbangt und gepost was das Zeug hielt. Simones Stimme war am heutigen Tag in absoluter Topform und so gelang es der hübschen Niederländerin mit Leichtigkeit die Menge um den kleinen Finger zu wickeln. Zur Belohnung gab es lautstarke Epic-Rufe. Toller Gig!

Während Brainstorm war ein wenig Ausruhen angesagt. Allerdings konnte man den Gig dank Bildschirms im VIP-Bereich noch wunderbar mitverfolgen. Die Stimmung schien gut zu sein, doch wirkte die Menge vor der Mainstage kleiner, als ich es für die deutschen Power Metaller um Sänger Andy B Frank erwartet hätte.


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Diese Pause sollte sich als äußerst weise Entscheidung herausstellen, denn was kurz darauf auf der Painstage abging, hatte sich gewaschen, aber so richtig. Evergreen Terrace (ja, den Namen haben sie von den Simpsons) schlugen in etwa dieselbe Action-Schiene, wie schon Born From Pain. Geboten wurde hier melodischer Hardcore moderner Prägung, den die Meute vor der Bühne dankbar annahm. Der Sänger jedenfalls hatte offensichtlich Hummeln im Hinter und stand keine Sekunde lang still, den Gitarristen riss es ebenfalls wieder und wieder zu halsbrecherischen Sprüngen hin, Spaß ohne Ende. Auf der Bühne war es dem hyperaktiven Sänger auch einige Male offensichtlich zu langsam, so dass er schnell in den Fotograben sprang und auf der Absperrung weiterwütete. Den Fans gefiel diese Fannähe jedenfalls sehr. Nebenbei flog während des gesamten Gigs noch ein riesiger Wasserball zwischen Bühne und Publikum hin und her und hat so manches Mal einen Fotografen „ausgeknockt“. Fotografenfreundlich waren sie aber, eine 3 Song Begrenzung schien es nicht zu geben, welches den Gig umso relaxter machte, bei aller Energie.


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Zu den Grindfuckers wollte ich nach einem derart mitreißenden Gig dann partout nicht und wartete stattdessen auf die Polen von Hate, die kurz darauf auf der Partystage ihr Abrisskommando starteten. Das einzige, was viele allerdings an dieser Band gewissermaßen stört, ist die große Ähnlichkeit zu Behemoth. Das ist ja erstmal nichts Schlechtes, da eine geballte Ladung Black/Death nie verkehrt sein kann, aber man kommt nicht umhin diesen Vergleich zu ziehen. Das soll aber nun nicht heißen, dass die Polen einen schlechten Gig hingelegt hätten, solide sind „Luminous Horizon“ und „Malediction“ schon, da kann man nicht meckern.


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Allzu lange konnten wir allerdings nicht im Zelt verweilen, da auf der Painstage bereits die nächsten Niederländer in den Startlöchern standen (gestern Schwedentag, heute Niederlande?!). Die Rede ist nun von Legion Of The Damned. Bereits beim Opener „Death Head´s March“ wurde vor der Bühne ordentlich Wallung gemacht, die Menge hatte auf Maurice und seine Mannen gewartet, das war ganz klar. Ihr treibender Thrash funktioniert live aber auch einfach gut, das muss man neidlos zugeben. Egal ob „Sons Of The Jackal“ oder „Bleed For Me“, überall flogen die Matten. Auch hier gab´s natürlich im Publikum einen fetten Circlepit, hätte mich auch gewundert, wenn nicht. Ein gewohnt guter Auftritt, man kennt´s von den Niederländern ja gar nicht anders.


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Nun sorgte ich selbst für ein Kontrastprogramm, indem ich mir kurz vor Volbeat noch einen Teil des Ghost Brigade Gigs auf der Zeltbühne geben wollte. Den Finnen eilt ein guter Ruf voraus, konnten sie mit ihrem aktuellen Album doch allenthalben gute bis sehr gute Kritiken einfahren, im Hammer landeten sie gar auf Platz 1 der Charts. Dies schien wohl nicht gerade wenige ins Zelt getrieben zu haben, denn hier war einiges los. Und es sollte niemand enttäuscht werden, denn von den ersten Tönen des Opener „Hold On Thin Line“ war klar, dass hier jemand wirklich mit Herz und Seele bei der Sache ist. So schüchtern oder zurückhaltend die Band auch im ersten Moment wirkte, so schnell war diese Zurückhaltung verschwunden, sobald sie erst einmal richtig in Fahrt waren. Die Finnen boten der großen Konkurrenz namens Volbeat auf der Hauptbühne gut Paroli, denn das Zelt füllte sich stetig.


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Da Volbeat allerdings auch fotografisch festgehalten werden sollten, konnte ich mir die finnische Dosis nicht bis zum Ende geben und so machte ich mich auf den Weg zur Mainstage. Volbeat, ja…was soll man zu den Dänen eigentlich noch sagen, das noch nicht gesagt worden ist? Dass die Jungs eine Partyinstitution sind, die das Publikum ohne Mühe in der Hand hat ist logisch, dass sie, egal wo sie auftreten genau diese Volbeat-Manie verbreiten ist auch nichts neues mehr. Nun, genau das war auch beim Summer Breeze der Fall. Vom Opener „Guitar Gangsters“, über „Radio Girl“, bis hin zu „The Garden´s Tale“, präsentierte sich die Band perfekt eingespielt und Michael Poulsen führte die tobende Menge in perfekter Entertainer Manier durch die Show. Mehrere Circlepits zur gleichen Zeit, Crowdsurfer, die wie die Lemminge über den Köpfen der Menge nach vorne getragen wurden, da kamen die Ordner mächtig ins Schwitzen. Ganz klar einer der stärksten Auftritte des Festivals!


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Evocation warteten unterdessen auf der Zeltbühne und somit war es wieder mal nicht möglich den kompletten Volbeat Gig zu sehen. Aber was tut man nicht alles für eine zünftige, groovende Portion Schwedentod? Evocation haben einen Senkrechtstart hingelegt und bewiesen hier gleich von Beginn an, dass sie die guten Plattenkritiken und Co absolut zu Recht eingefahren haben. „Silence Sleep“ eröffnete nach einem Intro die melodiöse Knüppelorgie, die wie ein Sturm durchs Zelt und blies den Anwesenden ordentlich die Gehörgänge durch. Spätestens beim Groovemonster „Feed The Fire“ gab´s kein Halten mehr. Was ein geiler Gig!

Voivod auf der Painstage waren nicht so ganz meine Kragenweite, so dass ich erst wieder zum nächsten schwedischen Gig, dieses Mal von Opeth vor der Mainstage aufschlug.

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Los ging es mit „Heir Apparent“ und irgendwas lief einfach nicht so ganz rund beim heutigen Gig. In Göteborg beim Metaltown hatte ich die Schweden in Topform gesehen, hier war allenfalls Mittelmaß angesagt, so sehr ich die Proggies auch vergöttere. Trotz allem stellen natürlich das herrliche „Soldier Of Fortune“ (Deep Purple) oder „The Leper Affinity“ geniale Songs dar. Das teils recht langatmige Material wird vom Publikum dankend angenommen, 10 Minuten Songs sind offenbar kein Problem. Wer mit dem Material allerdings nicht vertraut ist, hat damit sicherlich auch live seine Probleme. So hörte man von „genial“ bis „laaangweilig“ eine breitgefächerte Palette an Kommentaren. Gegen Ende des Sets steigerten sich die Schweden wieder, die sich allen Widrigkeiten zum Trotz trotzdem durch die Setlist gekämpft haben. Ein Statement von Fronter Mikael Akerfeldt über den, wie er es nennt „The single most embarassing show we´ve done with this line-up so far“ Gig, ist im übrigen auf Blabbermouth http://www.roadrunnerrecords.com/blabbermouth.net/news.aspx?mode=Article&newsitemID=125370 zu finden.

Während Opeth ging Meinereiner mit Kollegen übrigens nochmal im wahrsten Sinne des Wortes in die Luft. Die Jägermeister Skybar zog uns wiederholt wie magisch an und ein letzter Ausblick über das Festivalgelände zum Abschluss war eine gute Idee.
Leider verzögerte sich der „Abflug“ ein wenig, so dass wir, entgegen ursprünglicher Planung nicht pünktlich zum Beginn von Deathstars wieder festen Boden unter den Füßen hatten und es somit leider auch keine Bilder der schwedischen Glamrocker gibt. Doch bekam man auch in luftiger Höhe alles bestens mit, zu Beginn wehten die Töne von „Night Electric Night“ vom aktuellen Album zu uns herauf, das wirkte schon genial aus dieser Sicht. Nur der Stylingwahnsinn mit femininem Touch blieb uns aus dieser Entfernung für´s erste verborgen. Wurde später aus näherer Sicht aber ersichtlich: Bleich geschminkte Gesichter, Glitzer im Haar, Lippenstift, aber holla! Dem hohen Anteil weiblicher Zuschauer jedenfalls schien es zu gefallen, die Schweden dürften somit sicherlich den größten Teil von Mädels in den ersten Reihen für sich verbuchen, unangefochten! Die Band war zu Späßchen aufgelegt und hatte, nach Aussagen des Sängers „Some problems with heterosexuality on stage“ – wen hätte das noch bei dieser Aufmachung gewundert. 😉 Na, alles nur Spaß. Gerockt wurde amtlich mit „Blitzkrieg“ und „Cyanide“. Da danach endgültig Schicht im Schacht mit Livebands war, war der Rausschmeißer „Death Dies Hard“ für uns der letzte Song des Tages und somit auch des Festivals. Ein ziemlich gelungener Abschluss!

FAZIT:
Ein Fazit zum Breeze 2009, nun, wo fangen wir da an:
Die Security bei den Bühnen waren wieder mal 1a, immer mal zum Schwätzchen aufgelegt und mit Spaß bei der Sache, da merkt man den Unterschied, ob man Metalheads als Graben“schlampen“ hat oder eine genrefremde Firma (allein schon, was das Rausziehen und aus dem Graben Befördern der Crowdsurfer angeht.

Wenn man sich die Kommentare im Forum so ansieht, scheint es allerdings Verständigungs-und Kommunikationsprobleme beim Einweisen der Leute auf die Campingplätze etc gegeben zu haben…da sollte vielleicht mal für´s nächste Jahr noch drangearbeitet werden (auch beim Durchgang zum Campinggelände vom Vip-Campen. Statt geradeaus, einmal außen rum…kam nicht gut, wenn man schnell vor der Bühne sein musste…3 Songs im Graben sind eben 3 Songs, wer zu spät kommt…). Ebenso einen Schwung mehr Schleusen beim Zugang zum Festivalgelände. Was auf dem Gelände meiner Ansicht nach aber eher eine Verschlimmbesserung darstellte, war der Schotter vor der Mainstage. Den Umbauankündigungen nach hätte ich feinere Steine erwartet, aber dort lagen teils richtig scharfkantige Brocken herum. Kein Spaß für Crowdsurfer, Moshpits und dergleichen, geschweige denn, dass das angenehm war wenn man dort viele Bands sehen wollte und recht lange auf einem solchen Untergrund herumstand. Da war das Stroh im Vorjahr schon angenehmer (wenn auch nicht aus Allergikersicht).

Löblich war die Einrichtung eines Infopoints, bei dem man, wie der Name schon vermuten lässt Infos bekommen konnte, sich aber auch beschweren konnte, da dieser als Schnittstelle zwischen Festivalbesuchern und Veranstaltern dienen sollte.
Das größte Problem des letzten Jahres, der riesige Stau bei den Eingangskontrollen wurde großzügig behoben durch Umfunktionieren des Tagesparkplatzes zur Kontrollschleuse mit 40 Durchfahrten, die Presse wurde dann gleich komplett anders umgeleitet, von großartigen Staus hat man nichts mitbekommen.

Das Partyzelt müsste im nächsten Jahr entweder eine Nummer größer ausfallen, oder aber die dort spielenden Bands teilweise besser überdacht werden, bei einigen platzte das Zelt wirklich aus allen Nähten. Auch ließ der Sound teilweise etwas zu wünschen übrig. Ansonsten sollte das Konzept zwei Outdoorstages plus Zeltbühne beibehalten werden, manche Bands rocken in familiärerem Rahmen einfach mehr und können durch große Fannähe punkten.

Bei aller Meckerei, die zu hören oder lesen war, muss man trotz allem zum Fazit kommen, dass das Summer Breeze trotz wachsender Größe nach wie vor als recht relaxtes Festival durchgeht. Ein paar Querschläger gibt es leider immer und überall in jedweder Form. Hier liegt es zum einen an den Festivalbesuchern, solchen Querulanten einen Riegel vorzuschieben (bsp.weise politische Parolen etc. melden und nicht einfach wegsehen/hören), als auch an den Securities, die vielleicht mancherorts noch mehr Präsenz zeigen, bzw. einschreiten sollten.

Die Bandauswahl konnte sich, wie man in diesem langen Review vielleicht schon erahnen kann, sehen lassen. Noch breiter kann man das Programm im Metalgenre auf einem Festival kaum fächern. Von modernem Kram bis hin zu zünftigem Schwedentod, von Mittelalter bis Gothic war alles in irgendeiner Form vertreten, oft auch mit Truppen, die man nicht alle zwei Jahr auf irgendeinem Festival sehen kann. Das wiederum birgt auch Vor- wie Nachteile, aufgrund des doch sehr unterschiedlich gelagerten Publikums, welches dadurch angezogen wird, aber summasummarum dürften die Vorteile doch überwiegen.

Langer Rede kurzer Sinn, wieder einmal überwiegt der positive Eindruck, ein Festival ohne Meckerpunkte ist (besonders in dieser Größenordnung) kaum möglich. Letzten Endes dürfte jeder so oder so auf seine Kosten gekommen sein, jeder hat sicherlich seine Lieblingsbands genießen können und viele Leute aus aller Herren Ländern getroffen, etc. Eins steht fest, wenn das Breeze auch im nächsten Jahr mit einer so tollen Bandauswahl lockt, werden wir nicht weit sein!

Text: Cornelia Wickel + Julia Wehning, Olli, Javed
photos: Cornelia Wickel

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Klaudia Weber

Rücksichts- und gnadenlose Diktatorin, kniet vor mir! Anders gesagt: Chefredakteurin, Übersetzerin, Webseiten- und Anzeigenverwaltung, also "Mädchen für alles" - - - Schwerstens abhängig von Büchern (so ziemlich alles zwischen Herr der Ringe und Quantenphysik) und Musik, besonders von Metal finnischer Prägung. Weiters Malen, Zeichnen, Film, Theater... also könnt ihr mit einer vielseitigen Website rechnen. Mag.phil., zwei in 5 Jahren parallel abgeschlossene Vollstudien (English & American studies, Medienkommunikation) und stolz darauf, denn als Mädel aus einer Arbeiterfamilie in einem erzkonservativ-katholischen Land ging das nur dank Stipendium und etwas später im Leben als andere....

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