The Dillinger Escape Plan
16. Juni 2008, Nosturi, Helsinki, Finnland
Wenn man seinen Hardcore old school, chaotisch und energiegeladen mag, dann sind The Dillinger Escape Plan genau die Band, die man sich an einem Montag Abend anschauen sollte, ja sogar muss. Viele kamen dieser Einladung auch nach und so wandelte sich das nicht ganz ausverkaufte Nosturi dann auch kurzerhand in ein Meer von Armen, Beinen und Haaren. Man kann wohl davon ausgehen, dass nach dem Gig erst mal so einige Extremitäten behandelt und ruhig gestellt werden mussten. Ein Live-Erlebnis der besonderen Art!
Aber zuerst versuchten Medeia aus Tampere eine Grundlage für die Herren Puciato, Weinman und co. zu schaffen. Allerdings kann die Band mir ihrem allzu typischen Death Metal nicht wirklich was reißen, diese Art von Musik hört man hier in jeder Eckkneipe. Was die Band aus der Masse herausheben könnte, sind die Synths und die weiblichen Backing Vocals, aber davon ist beim Gig leider nicht viel zu hören. Verbesserungswürdig!
Schon vor Beginn des Gigs von The Dillinger Escape Plan wunderte einen die doch etwas seltsame Aufteilung der Bühne – alle Boxen waren entweder am vorderen Bühnenrand oder neben des Drumkits aufgereiht und ließen so sehr viel Platz in der Bühnenmitte. Nachdem die Band die Bühne betritt, wundert einen allerdings gar nichts mehr. Wie ein Tiger im Zoo läuft Sänger Greg Puciato, kurz bevor es losgeht, immer wieder vor und zurück – die Ruhe vor dem Sturm. Dieser bricht dann kurz darauf ohne Vorwarnung auf einen ein, die Jungs stürzen nach vorn, zur Seite, springen auf Boxen, moshen, schreien und spielen noch so ganz nebenbei irgendwie ihre Instrumente. Unfassbar! Auch die wildgewordene Menge ist von der ersten Sekunde an dabei und bildet einen Riesenmosphit vor der Bühne, der nie wirklich zur Ruhe kommt. Verschnauf- oder Pinkelpausen gibt´s erst wieder nach dem Gig!
Die Band selbst hat auch noch Zeit mit akrobatisch-artistischen Einlagen die Statik des Gebäudes zu testen – so hangelt sich Greg kurzerhand am Bühnengeländer hoch und singt einfach mal so von oben, an Lautsprecherboxen hängend. Auch Gitarrist Ben Weinman scheint nicht von Höhenangst betroffen zu sein, er erklimmt eine etwa 3m hohe Boxenwand, spielt und springt diese 3 m dann auch wieder in die Tiefe – das Instrument natürlich immer dabei. Auch der Kontakt zum Publikum wird gepflegt – Ben gibt seine Gitarre kurz in die Menge und die Leute dürfen sich auch gern mal selbst am Klampfen probieren oder es wird einfach mal mitten in der Menge gespielt. Musiker irre, Zuschauer irre – geniale Show!
Nachdem die Musiker die Bühne verlassen hatten, schrieen die Leute noch minutenlang nach einer Zugabe, so dass sich Greg noch einmal persönlich bedankte und bedauerte, dass sie einfach keine Songs mehr hätten. Im Gespräch mit STALKER nach dem Gig bestätigt er dann noch einmal, dass dieser Gig der beste bis jetzt war. Und in diesem Sinne „we want more, we want more!“