Jalometalli 2007
Oulu, Club Teatria 17-18.8.2007
Jalometalli (Edelmetall) findet sich auch nahe dem Polarkreis, heuer zum 6. Mal in Oulu. Bisher als Undergroundfestival gehandelt, kann sowohl die Organisation als auch das Programm mit den großen finnischen Festivals mithalten. Jedoch herrscht allgemein familiäre Atmosphäre – so familiär, dass diverse Musiker nur mit Handtuch bekleidet im Presse/Backstage-Bereich hockten … Ein weiterer sympathischer Aspekt: Eine der beiden abwechselnd bespielten Bühnen ist in der Halle des Club Teatria untergebracht, sodass auch bei Wetterunbillen garantiert keiner baden geht.
Interaktive Fotogalerie am Textende
Freitag, 17. 8. 2007
Die Besucherzahlen hielten sich noch in Grenzen, als Thrash im Doppelpack – National Napalm Syndicate und Perfect Chaos – das Festival eröffnete, gefolgt von Amoral aus Helsinki mit Prog-Thrash-Death Metal. Sänger Niko Kalliojärvi tobte bei „Drug Of Choice“ oder „Mute“ wie ein Irrer über Bühne, sein Metalcore-Gesangsstil kam live besser rüber als auf CD.
Omnium Gatherum, neuerdings mit Jukka Pelkonen von Elenium als Fronter, boten in der Halle eine wüste Mischung aus Black Metal-Atmosphäre und 70s Blues/Hardrock Groove, klangen ab und zu aber etwas breiig. „Spiritual“ oder „Just Signs“ ließen Type O Feeling aufkommen.
Anschließend entfesselten Unleashed eine wahre Old School Death Metal Urgewalt, also brutale Blastbeats gemischt mit geilen Grooves zum Mitbangen. Wie die Sprechchöre vor Beginn zeigten, wurde die Band von vielen schon sehnsüchtig erwartet, hatte sie doch lange nicht mehr in Finnland gespielt. Die Schweden boten Highlights ihres umfangreichen Backkatalogs, z. B. „Don´t Want to be Born“, „Triumph Of Genocide“, „Into Glory Ride“, „Death Metal Victory“ und ließen bei „Never Ending Hate“ das Publikum den Chor übernehmen.
Deathchain
Mit Old School, allerdings Black Metal, ging es dank der Finnen Horna in der Halle weiter. Jedoch war die Größe der Fanbasis schwer zu beurteilen, denn viele „Horna“ (Hölle, Abgrund) Shirtträger machten Werbung für den gleichnamigen Schnaps … Deftig legten auch die Thrasher Deathchain los, die in ihrer Heimat bereits eine treue Fangemeinde haben.
Rotting Christ waren für mich eine positive Überraschung. Die Griechen zeigten sich nicht nur in Hochform, sondern bewiesen auch ihren etwas schrägen Humor, der bei den Finnen hervorragend ankam. Der charismatische Fronter Sakis sah dank rotem Spot und Styling wie der Deibel höchstpersönlich aus. Dazu kam ein Wechselbad aus Groove und Blastbeats, und doch so melodisch – ein geiler Act! Neben Material vom neuen Album „Theogonia“ gab es u. a. den Klassiker „In Domine Sathana“ und „The Fifth Illusion“ zum furiosen Abschluss.
Testament betraten die Bühne mit Verspätung, was den Enthusiasmus der Fans aber nur noch steigerte. Und in der Tat, kraftvoller Old School Thrash kommt von den Originalen noch immer am besten rüber. Im Programm durften „Practise What You Preach“, „Into The Pit“, „Over The Wall“ und „Alone In The Dark“ (wo das Publikum begeistert mitsang) nicht fehlen – Klassiker, die noch immer verdammt modern klingen. Viel zu schnell war Schluss mit „Disciples Of The Watch“. Von viele Testament-Fans konntest du hinterher allerdings die Meinung hören, dass der Gig beim Tuska 2005 viel besser gewesen war.
Überraschend viele hatten noch Kraft für die unlängst reformierten Melodic/Goth Metaller Eternal Tears Of Sorrow, Betonung auf Metal. Der Sound allerdings, u. a. bei „Black Tears“, ließ in der Halle etwas zu wünschen übrig.
Samstag, 18. 8. 2007
Zwar tobte am Nachmittag ein heftiger Regensturm über Oulu, hatte sich aber längst verzogen, als die finnischen Black Metal Monster Urn und danach die Power Metaller Altaria loslegten. Ihre Coverversion von Accepts „Balls to the Wall“ war fast bis ins Stadtzentrum zu hören. Nach Death/Black Metal Mix von Sacred Crucifix gab es als Kontrast hardrocklastigen Power Metal von Burning Point; schon die Eröffnungsbands hatten schon mehr Publikum als die Kollegen am Vortag.
Profane Omen-Sänger Jules Näveri, auch bei Waldemar Sorychtas Enemy Of The Sun, hat Growls und klare Stimme auch live super im Griff. Metalcore/Thrash & Melodie, dieser Stilmix und die Bühnenshow lassen Assoziationen zu Faith No More hochkommen. Ein Blickfang auch der bunte Bassist Tomppa – eine Band, die Spass macht! Zum krönenden Abschluss gab es das WASP Cover „Love Child“, nur 3 x schneller und 5 x härter als das Original…
Domination Black boten eher klassischen Metal Marke Maiden/Priest und spielten bezeichnenderweise ein „Breaking The Law“ Cover. Im selben Stil ging es mit Twilightning drinnen weiter, Heikki Pöyhiä erinnert hinsichtlich toller Stimme und Gestik an Kotipelto, allgemein war die Show eher durchschnittlich. Insomnium mussten diesmal ohne Keyboarder auskommen, schafften es aber mühelos, die Massen mit z. B. „Drawn to Black“ vor die Bühne zu locken.
Die finnischen Melo-Power-Speed Metaller Kiuas luden als Gast-Growler Amoral-Sänger Niko auf die Bühne (Black Winged Goddess) – ein toller Act, der in seiner Heimat zu Recht schon viele Anhänger hat. Später lockten Machine Men erwartungsgemäß besonders viele weibliche Fans in die Halle.
Nach abgefahrenen Reggae-Intro enterten Holy Moses die Bühne und ließen ein Thrashgewitter los, Sabina gebärdete sich wie wildes Tier, die Fans waren kaum zu halten, zumal die Thrash-Veteranen überhaupt das erste Mal in Finnland auftraten. Neben Material von der neuen CD „Strength, Power, Will, Passion“ gab es Klassiker, u. a. von der legendären „New Machine Of Liechtenstein“ und „Too Drunk To Fuck“ als Abschluss, wo überglückliche Fans die Chanche hatten, mit Sabina & Co auf der Bühne um die Wette zu bangen.
Kreator, zum ersten Mal zu Gast in Oulu, steckten mühelos Headliner vom Vortag in die Tasche, was Andrang, Fan-Enthusiasmus und mitreißende Performance betraf. Die Stimmung war unbeschreiblich, die Security hatte was zu tun (denn sogar die Metaller verhalten sich in Finnland ziemlich diszipliniert). Mille gab einige eindringliche Antirassismus-Statements ab, hielt sich sonst mit Ansagen eher zurück und konzentrierte sich aufs Programm, das wohl nichts zu wünschen übrig ließ: Von „Violent Revolution“, „Pleasure To Kill“, „Enemy Of God“ bis zu „Awakening Of The Gods“, „Flag Of Hate“ und „Tormentor“ – was willst du mehr? Nungut, „Winter Martyrium“ hätte ich gerne mal wieder live gehört…
Dennoch, für mich kam das Genickmuskulatur-strapazierende Highlight des Festivals erst danach: Die Zeitlupen-Metaller Candlemass mit neuem Sänger Robert Lowe (ex-Solitude Aeternus). Charismatisch kreierte er magische Momente, zeigte aber auch Humor. Seine klarere hellere Stimme passte auch hervorragend zum alten Material, wie „Marche Funebre“, „Mirror Mirror“ „Bells Of Acheron“. Vom neuen „King Of The Grey Islands“ Album gab es u. a. „Emperor Of the Void“, als Zugaben noch „A Sorcerer´s Pledge“ und „Clearsight“, ehe Jalometalli unwiderruflich die Pforten schloß.
Fazit: Geiles Festival, das mittlerweile Fans aus ganz Finnland anzieht – alleine die vielen bekannten Gesichter aus Helsinki im Publikum… Metalfans sollten ein Auge darauf haben!
photos: Tanja Ahtila, K. Weber