Finntroll: Wenn Trolle die Peitsche schwingen (Teil 1)
Ich hatte mir das so schön ausgedacht: als Kind hab ich mal Akkordeonspielen gelernt, meine Growls klingen ziemlich bösartig, und derzeit lerne ich Schwedisch – die perfekten Voraussetzungen, um bei FINNTROLL einzusteigen! Aber die Realität traf mich hart – die Band hat schon nen neuen Sänger, und gerade ist das nächste Album im Kasten. Tundra alias Sami und Trollhorn alias Henri versuchten mich zu trösten und plauderten über die neue CD, danach hat es Marina hingekriegt, den neuen FINNTROLL Frontmann Vreth für STALKER auszuquetschen… lest einfach weiter…
Ihr habt gerade euer neues Album fertig – also was ist anders, was ist neu?
Sami: So ziemlich dasselbe alte verdrehte Zeug mit ein paar neuen und bösartigen Sachen (lacht)
Henri: Die Grundzüge sind dieselben, aber diesmal lauern viele unterschiedliche exzentrische schizoide bösartige Elemente hinter jeder Ecke.
Wie fügt sich der neue Sänger Vreth ein, was ist anders bei der Arbeit mit ihm?
Sami: Er ist perfekt (lacht) was soll ich sagen…
Henri: Super!
Sami: … es war eine erfreuliche Überraschung für uns alle, er nahm seinen Job so ernst wie möglich.
Henri: Yeah, und er hat eine Menge getan, was keiner von ihm wirklich erwartet hat, er hat sich in die Aufnahmen voll reingesteigert – er hat bewiesen, ein extrem würdiger Teil der Finntroll-Horde zu sein!
Angeblich sollt ihr eine neue spezielle Studio-Aufnahmetechnik entwickelt haben …
(lange Pause)
Sami: Yeah, was soll ich sagen… die Scheiße war am Dampfen…
Henri: Die Scheiße war voll am Dampfen, als wir merkten, dass wir eine Menge kostbarer Zeit verschwendet hatten und die Sache nicht so lief, wie es geplant war. Wir alle hatten Probleme, unsere Pflichten zu erfüllen, einige mehr, einige weniger, jeder verdiente virtuelle Züchtigung, sozusagen. Wir hatten ein diesbezügliches Meeting und mussten erkennen, dass wir bei einigen Leute die Peitsche schwingen müssen, denn anders würden wir das Album nicht hinkriegen. Und anscheinend hat das geholfen, denn wir blieben beinahe im Zeitrahmen; wir beeilten uns mehr, komprimierten die Zeit und schafften es fast. Das Album wurde fertig, und dann blieb sogar noch ein Tag zum Mischen über, also haben wir mehr beim Komprimieren geschafft, als wir es eigentlich notwendig hatten.
War diese Situation völlig anders im Vergleich zu den Alben davor?
Sami: Nicht wirklich, denn wir hatten mehr Zeit als jemals zuvor – aber wenn du mehr Zeit hast, geht der Schuss meist nach hinten los (lacht). Letztendlich rauchst du mehr als vorher, DVDs und so weiter…
Wieviel Zeit habt ihr insgesamt im Studio verbracht?
Sami: Wenn wir die Vorproduktion mitrechnen… Monate und Monate
Henri: Yeah, wir hatten jede Menge Vorproduktion, fingen schon im Mai oder April mit den ersten Entwürfen an.
Sami: Die ersten Entwürfe wurden eigentlich schon vor Jahren gemacht.
Henri: Yeah, aber ich meine das Demo, die Garagen-Vorproduktion.
Sami: Und dann verbrachten wir fünf Wochen…
Henri: Fünf Wochen im Sonic Pump Studio, die Vorproduktion nicht eingerechnet, die wir machen mussten, um nicht völlig aufgeschmissen zu sein.
Wie funktioniert bei euch der kreative Prozess, zuerst ein paar Riffs oder so?
Sami: Eigentlich… keine Riffs bei Finntroll… (lacht)
Henri: Wir haben Teile mit zwei oder drei Riffs, aber keine durchschnittlichen Gitarrenriffs; die basieren eher auf Melodien und Akkordfolgen, und die Gitarren kommen meist erst dazu, nachdem der Song geschrieben wurde.
Sami: Meist haben wir sowas wie ein Songkonzept, und danach ist es so wie eine Dekoration, Dinge und Feeling und so dazutun…
Also kommt als Letztes der Text und Gesang dazu?
Henri: Eigentlich nicht in diesem Fall, denn unser alter Sänger Katla, der hier die Texte schrieb, hat uns ständig Material geschickt, sobald er es fertig hatte, also kannten wir die Texte für viele Songs schon vor dem Komponieren oder Modellieren. Wir konnten viel mehr an Ideen auf der Basis der Texte aufbauen, Timing der Verse, das wir bei der gesamten Band anwenden konnten für rhythmische Hooks, sozusagen.
Was war Nino Laurennes Rolle im Produktionsprozess?
Sami: Er baute das Set auf, die Gitarensounds, das Schlagzeug, alles…
Henri: … und mischte dann alles ab. Naja, nicht völlig, aber er schuf den Grundsound einer Rockband, wie Gitarren und Schlagzeug. Und dann gaben wir noch etwas Würze mit Synths und Gesang und so dazu. Aber er ist für den Grundsound verantwortlich
Wie lange dauerte das?
Henri: Er brauchte einen Tag, um das Mischpult einzurichten… wir ließen die Gitarren immer von ProTools aus übers Pult laufen, immer über dieselben Kanäle. Er mischte nie was in ProTools, also welchen Song auch immer er von dort holt, der Grundsound bleibt trotzdem derselbe… dieser Aufbau brauchte einen Tag, und danach dauerte es immer einen halben Tag oder 3-4 Stunden, um die Grundeinstellung für den Song, den wir einspielten, hinzukriegen, und danach dauerte es wieder einen halben oder ganzen Tag, um ihn abzumischen. Und dann der nächste Tag, der nächste Song und so weiter…
Sami: Er war etwas verstört, als er die 50 Synth-Tracks sah, und wir fanden, dass es besser für ihn und für uns ist, den Synth-Grundsound abzumischen, und wir konnten so den Gesamtsound ein wenig beeinflussen.
Henri: Nichts gegen unsere früheren Mixer, aber diesmal lief es echt reibungslos, Nino ließ uns viel selber machen, ohne diese „ich bin Tontechniker, ich kenn mich aus“-Attitüde. Er vertraute uns und ließ uns freie Hand bei allem, was wir bezüglich Mix wollten. Aber natürlich hatte er das letzte Wort, falls alles in die Hose gehen sollte, aber anscheinend ging alles gut.
Sami: Und wenn du unseren früheren Alben kennst, dann weißt du, es gibt immer zusätzlich noch etwas… (lacht)
Henri: …. jede Menge fieses bösartiges stinkendes Zeug überall auf dem Album, du wirst es merken!
Schlussendlich, euer neuer Sänger… naja, er sieht etwas anders aus als die Sänger davor… habt ihr vor, ihm Zwangsernährung zu verpassen?
Sami: Wir haben Zwang nicht nötig…
Henri: Ein paar Jahre mit Finntroll können Wunder bewirken!
Sami: Genau!
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