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Hole in the Sky 2006

23.-26.August 2006, Bergen, Norwegen

Zu Ehren des verstorbenen Immortal-Drummers Erik „Grim“ Brødreskift wurde das Hole In The Sky zum ersten Mal ins Leben gerufen… das ist jetzt schon sieben Jahre her. Schon in den Jahren zuvor, wollten wir für Euch von dem heftigen Indoor-Festival berichten, jetzt haben wir es endlich mal geschafft.

Freitag, 25 August 2006

USF  – Grimfist
In Norwegen ist es vielleicht noch extremer als in anderen Ländern, wenn es darum geht, dass man in fast jeder Band Namen hört die dort spielen, oder gespielt haben, die man schon aus mindestens einer anderen Band kennt. Bei Grimfist war Horgh (Immortal) am Schlagzeug und machte damit die Band auch außerhalb Norwegens bekannt. Das liegt jetzt schon lange zurück und der „neue Mann“ an den Drums ist Amerikaner und heißt Dustin Perle. Ganz reicht er an die Drummaschine Horgh nicht ran, aber für Grimfist reicht es. Wer am Vortag das Glück hatte sich in die Garage quetschen zu können und Morbid Angel hörte, fühlt sich jetzt an vielen Stellen daran erinnert. Der wirklich hervorragende neue Frontmann, Tommy Hjelm, der hier seine Feuerprobe erlebte, machte neben seinen aggressiven Vocals auch noch eine Menge Stimmung im USF, indem er das Publikum bei annährend jedem Song ansprach und mit einbezog, zuprostete oder scherzte. Klasse Einstieg in den Abend! Die Band solltet ihr Euch definitiv mal live ansehen, wenn sie in Eurer Nähe spielt. (sa)

Witchcraft
Ohje, das war echt gruselig. Ich hatte vor Urzeiten mal eine CD von Witchcraft in meinem Player und hab sie danach nie wieder angefaßt. Während ich mich noch versuchte daran zu erinnern warum das so war, betraten die Schweden schon die Bühne. Dark Progressive Rock Folk klingt für mich eigentlich sehr interessant und reizt mich eigentlich schon, aber was Witchcraft hier boten war nur mit einem Wort zu beschreiben: Langweilig! Okay, vielleicht auch zwei Worte: extrem langweilig. Öde Texte, gleichbleibende Melodien und pseudo- Avangard-Gehabe? Ich hab mir den Auftritt dann auch nicht mehr bis zum Ende angesehen, aber ich denke nicht, dass sich in den letzten zehn Minuten viel bewegt haben wird. Ein Witchcraft -Fan der einen langen Weg auf sich nahm um die Band zu sehen stimmte zwar überhaupt nicht mit mir überein und fand die Band grandios, aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. (sa)

Gojira
Gojira sind definitiv zur Zeit das beste was Frankreich zu bieten hat und einer der besten Acts des diesjährigen Hole In The Sky. Diese Death Metal Band hat einen aufregend neuen Sound und sticht mit ihrer Art aus der Masse hervor. Eine selbstbewusste neue Band, die es geschafft hat, auf einem ausgetretenen Pfad ein neues Fleckchen zu finden. (sm)

Atheist
Shaefer bewies hier am Mikro, dass seine Stimme nichts von ihrer Intensität und Brutalität verloren hat. Was Atheist so sehr von den anderen Bands ihres Genres abhebt sind die vielen Breaks, Tempowechsel, Riffs und technischen Raffinessen. Mir ist das offen gestanden zuviel, aber anerkennen muss ich zweifelsfrei, dass die teils sehr anspruchsvollen Stücke perfekt gespielt und das mit viel Spielfreude. Bei Songs wie „Modern Man“ nahm mir das aber zu sehr überhand und muss mich als Jazz-Passagen-Hasser outen. Wie auch immer, Atheist sind wieder da und auch wenn Songs wie „I Deny“ an die Zeit mit ihrem verstorbenen Bassisten Roger Patterson and ihre Glanzzeit erinnern, prescht die Band wieder nach vorne und will es noch mal wissen. (sa)

Destruction
Der Sound, der schon den ganzen Tag lang sehr gut war, gepaart mit stimmigem Licht und fast spagatierenden Mike, einem Schmier in Top-Form und ebenso starkem Marc an den Drums, gaben das richtige Bild für Destruction Thrash-Kracher. Die Songauswahl bewegte sich einmal durch die komplette Schaffenszeit der Band. Leider habe ich die Zugaben des Konzerts nicht mehr mitbekommen und bei Destruction sollte man immer bis zum letzten Song da bleiben, denn irgendwas passiert immer. So berichtete mir ein tapferer Zuschauer, der die mittlerweile für mich unerträgliche Luftfeuchtigkeit und Hitze noch etwas länger ertrug, dass Grutle Kjellson, der Sänger von Enslaved bei den Zugaben als Gastmusiker mit auf der Bühne wütete. (sa)

Satyricon
Die Frage wer der Headliner des Abends ist, stellte sich nicht wirklich, denn schon bevor Satyricon die Bühne betraten, war die Hölle los. Die Norweger enttäuschten ihr Publikum nicht und verdienten sich ihre Lorbeeren mit einem Set aus alten Klassikern und einigem neuen Sachen des neuen “Now, Diabolical” Album. Die alte Sardinenfabrik war bis zum bersten gefüllt und selbst als der Auftritt schon längst zuende war, wollten einige hartnäckige Fans einfach nicht gehen. Toller Abschluss des Tages! (sm)

photos: Samira Alinto, Pia Sundström

Samstag, 26. August 2006

USF – Keep Of Kalessin
Obsidian C., der auf dem Hole In The Sky auch die Gitarre zupfte, kam die Ehre zu teil den letzten Tag mit seiner Band Keep Of Kalessin zu eröffnen. Leider wurde auf diversen Afterparties so heftig gefeiert, dass es nur eine Hand voll Leute vor die Bühne geschafft hatten. Die Band schien das nicht zu stören, denn sie spielten als gäbe es kein Morgen mehr und weckten mit ihrem genialem Black Metal auch die letzten Schlafnasen. (sm)

 

Sahg
Sagh´s melodischer Doom ist sehr eingängig und schafft es das Publikum mitzureissen. Die Musiker, die man sonst eher in der härteren Gangart findet überraschen hier mit ihrer sanfteren Seite. Die etwas lächerlich wirkende Pyro hätte die Band sich sparen können, da sie so rein gar nicht zum Auftritt passte. Sahg sollte man im Auge behalten. Die Band könnte es recht weit nach oben schaffen. Schönes Ding. (sm)

1349

Mit 1349 ist ein guter Pre-Act für I gewählt. Viel Feuer, weniger Abwechslung in der Musik, aber dafür ein sehr Publikumsnaher Ravn machten Appetit und stimmten das Publikum auf die darauf folgenden I ein. Crowdsurfing gab es wegen der Pyro nicht, aber gebangt wurde zumindest in der vorderen Hälfte des Publikums schon recht ordentlich. Sehr viel mehr gibt es über den Auftritt von 1349 nicht zu sagen, denn sie boten ihren normaler Black Metal, nicht mehr, nicht weniger.

 

I
Schon im letzten Jahr stand Abbath auf der Bühne des Hole In The Sky, allerdings mit seiner Mötorhead-Coverband Bömbers. Ein wenig davon ist auch in die neue Band, als I eingeflossen. Auf der zuvor stattgefundenen Listening-Session hatte ich mir ja schon ein Bild von I´s Songs machen können und fand mich bei ihrem ersten Live-Konzert auch darin bestätigt. Es klingt hauptsächlich nach Immortal wie wir sie kannten und liebten und ist teilweise ein wenig verspielter und Tribute to Lemmy-mäßiger. Angemalt sind die Jungs übrigens nicht!

Wen sich Abbath da als Band zusammengestellt hat, läßt sich auch hören und sehen: Enslaved und Audrey Horne-Gitarrist Ice Dale, der Sahg und Ex-Gorgoroth Bassist King und seinen alten Immortal-Drummer. Die Lyrics stammen allesamt aus der Feder von Demonaz, der zwar nicht mit auf der Bühne stand. Das seltene Vergnügen Abbath, Demonaz und Horgh wieder zusammen auf der Bühne zu sehen, soll es ja nächstes Jahr auf dem Wacken Open Air geben.

Abath, King und Ice Dale zogen eine riesen Show ab und die Songs waren zwar alle neu, aber zwei bis drei zumindest sehr hitverdächtig.

My Dying Bride
Der Übergang von I zu My Dying Bride ist ein ziemlich harter Break, denn während sich das stattliche Moshpit ein wenig entspannen konnte und nur noch in den ersten drei Reihen aufflackerte, wiegte sich der Rest des übervollen, schwitzenden Saals in süßer Melancholie, fasziniert von den teils todtraurigen Welten in die Aaron Stainthorpe und seine Mannen für das Publikum kreierten. Sicher Aaron ist ein Poser sondergleichen mit seinem weißem Hemd, dem sehr fotografenfreundlichen weißen Spotlicht auf ihm, den langsamen, leidenden, theatralischen Bewegungen, und dem Kunstblut an seinen Händen, aber genau das verleiht der Band ihren besonderen Charmé. Hier auf dem Hole In The Sky wirkt das Ganze noch intensiver, da der Konzertsaal des Kulturhuset USF gehört, verglichen mit den Festivals auf denen die Band dieses Jahr spielte eher Clubcharacter hat. Den glücklichen Umstand wußten auch die My Dying Bride -Fans zu schätzen, die das Konzert sichtlich genossen. Der Rest dem düster Doom zu langsam und öde war, hatte sich derweil an die Theken und ins Restaurant verzogen. Im Publikum finden sich Fans in alten My Dying Bride -Shirts, wie auch – dank der vielen umfangreichen Merchandise-Stände – eine ganze Batterie neuer. Ein Fan, den ich noch kurz zuvor in einem neuen I-Shirt rumrennen sah, hatte nun ein My Dying Bride -Shirt an. Tja, nur die ganz Harten kommen in den Garten, so liefen auch Fans mir My Dying Bride Schriftzügen auf Armen, Beinen und sogar einer mit dem Logo auf seiner Stirn tätowiert herum. Abgefahren! Das Konzert an sich unterschied sich von der Songauswahl, soweit ich es richtig in Erinnerung habe, nicht von dem Set, dass die Band auf dem Wacken Open Air und auf dem Summer Breeze gespielt haben, aber hier wirkte es einfach echter. Schönes Konzert!

Celtic Frost
Wie lange kann man eigentlich Gitarren testen und umbauen? Ich hab in Finnland ja schon überlange Umbaupausen erlebt, bei denen die Hälfte der Leute schon wieder weg waren, bevor die Band endlich anfing, aber was die Schweizer hier veranstalteten toppte alles. Als Celtic Frost als letzte Band eigentlich schon anfangen sollte, die Halle voll war und wir schon in den Fotograben gelassen wurden, dauerte es noch 20 Minuten (gefühlte 40 Minuten) bis ich glücklich bemerkte, dass der Gitarren-Tech endlich bis auf eine Gitarre (es waren sieben!) alle durchprobiert hatte. Leider fing er doch nachdem er die Vorletzte einsortiert hatte leicht verwirrt schauend à la „Wo war ich jetzt?“ wieder von vorne an… und nach weiteren 15 Minuten konnte es mit über einer halben Stunde Verspätung dann endlich losgehen.

Durch das Teils echt genervte Publikum dauerte es dann auch zwei, drei Songs, bis der Warteärger vergessen war und man ein wirklich gutes klassisches Celtic Frost Konzert genießen konnte. Gespielt wurden ein wenig Neueres und ganz viel alte Werke. Einzig etwas enttäuschend fand ich die etwas dürfte Interaktion mit dem Publikum und teils zuwenig Bewegung auf der Bühne – na ja, die Herren werden ja auch nicht jünger…

 

Fazit: Das Hole In The Sky hat seinen ganz eigenen Charme und das ist auch gut so. Sicher kann man Indoor nicht mit Open Airs vergleichen, aber wer will das schon? Nach Monsterevents ist es ein toller Abschluss der Saison mit einem Line-Up, dass seinesgleichen sucht. Toll!

Contributors

Samira Alinto

Reportagen, Reviews, Fotos