Spinefeast 2004
Am ersten Tag des Metal-Marathons begann sich der Saal erst relativ spät zu füllen, Pech für die Opener Sindrome…
Zum Leidwesen vieler Anwesender hatten Shape of Despair krankheitsbedingt abgesagt; das Ersatzprogramm The Wake punktete aber mit massivem Melodic-Death-Metal-Brett und brachte die Menge zum Brodeln.
So richtig ging die Post erst bei den finnischen Doom-Göttern Reverend Bizarre ab, zumal das Trio aus Turku mit “Wrath of the War Elephants“ “Blood on Satan´s Claw“ oder “Doom all over the World“ eher auf Uptempo-Songs setzte – und sichtlich Spaß hatte, wieder auf einer großen Bühne zu stehen.
Rapture gaben eine ihrer tollen, aber leider raren Shows mit “Songs for the Withering“ und brandneuem Material: düster, Clean- und Growl-Vocals, die aber wesentlich aggressiver und tighter rüberkommen. (KW)
Am Tag 2 gehen als erste Amoral an den Start. Die Helsinkier legen ein ordentliches Brett aus Death- und Trash-Metal hin, und heizen für eine halbe Stunde ordentlich ein.
Danach stehen Ajattara auf dem Plan, und Pasi Koskinen, auch bekannt als Ex-Stimme von Amorphis, begrüßt die Menge mit ausgestrecktem Mittelfinger. Wer hier allerdings ähnlich sanfte Klänge wie bei Amorphis erwartet, der ist ziemlich schief gewickelt. Ajattara bieten Black Metal vom Feinsten, und Pasi schreit der Menge all seine Aggression entgegen. Trotzdem ist die Musik durchaus melodisch, Finnish Music at it`s best eben. Die Texte sind ausschliesslich auf Finnisch, was aber auch die aus dem Ausland angereisten Besucher nicht davon abhält, kräftig mitzubangen.
Ensiferum legen nun ein gekonntes Set ihres Folk-Metal auf die Bretter. Eine wirklich eingängige Mischung aus schweren Gitarren, shouting Vocals und folkigen, teils sogar mittelalterlichen Klängen, die auf alle Fälle erstmal im Gehörgang haften bleiben. Ich staune immer wieder, wie Petri Lindroos es schafft, gleichzeitig die Vocals, Leadguitar und Headbangen unter einen Hut zu bringen. Mit diesem Mann, den man auch von Norther her kennt, haben Ensiferum einen guten Fang gemacht. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass Petri nun fester Bestandteil der Band ist, anstatt wie geplant nur vorübergehender Ersatz. Leider wird ´Lai Lai Hei` heute nicht zum Besten gegeben, auch wenn das Publikum lautstark danach verlangt.
Den heutigen Abschluss bieten im wahrsten Sinne ein paar ´Pfundskerle` – Trolle im Anmarsch! Finntroll bringen Bühne und Meute zum beben. Mit ihrer Mischung aus Metal, Folk und Humppa (das kann man nicht erklären, das muss man schon hören!) wird hier gute Laune geboten, die an alte Wikingerzeiten erinnert. Neben ´Trollhamaren` sind natürlich auch Songs vom aktuellen Album ´Nattfödd` vertreten.
Tag 3 ist dann wohl eher der Tag für die Damen mit To/Die/For und Entwine am Start. Doch zunächst stehen Kiuas auf der Bühne. Auch wenn`s an der Musik – solidem Heavy Metal – eigentlich nichts zu meckern gibt, so fehlt mir hier doch das gewisse Etwas. Der Funke will auch noch nicht so richtig überspringen.
To/Die/For haben damit schon mehr Erfolg. Das Publikum, besonders das stark vertretene weibliche Publikum, nimmt die Show der Band sehr gut auf. Aber es fehlt innerhalb der Band offensichtlich an Harmonie. Das könnte wohl gut an dem kürzlich (mal wieder) geänderten Line-Up liegen. Trotzdem eine gute, wenn auch mit nur 30 Minuten recht kurze Show mit Songs quer durch alle Alben der Finnen.
Die nächste Band lässt die Herzen aller Powermetal-Fans höher schlagen: Twilightning. Die stimmliche Leistung von Sänger Heikki haut einen vollends aus den Socken und umfasst ein Spektrum vom tiefsten Keller bis auf den höchsten Kirchturm, ohne dabei auch nur eine einzige Note zu verfehlen. Man merkt, dass die Jungs die Musik nicht nur spielen, sondern leben, und das reißt natürlich auch das Publikum mit. Das neue Album ´Plague House Puppet Show` ist natürlich vertreten, neben dem Vorgänger ´Delirium Veil`.
Die heutigen Headliner und der Abschluss des diesjährigen Spinefeastes sind Entwine, und prompt sind die ersten Reihen fest in der Hand der Mädels. Die Band wird oft als „Kopie von HIM“ abgestempelt, was zwar sicher ein Kompliment, aber dennoch nicht richtig ist. Entwine haben ihren eigenen Stil, und die music ist sehr melodisch und melancholisch, und braucht keinen Vergleich. Die Show ist über eine Stunde, und auf der Setliste ist alles vertreten, was das Herz eines Entwine-Fans begehrt wie Time of Despair, New Dawn, Bitter Sweet, Someone To Blame, Bleeding For The Cure oder Still Remains, womit das aktuelle Album “Dieversity“ stark vertreten ist. Ohne eine ordentliche Zugabe lässt man die Band hier natürlich nicht ziehen, und der letzte Song ist ein absolutes Hammer-Cover von Alice Coopers Poison!
Danach fällt der Vorhang für dieses Jahr endgültig. Fazit: 3 Tage finnischer Rock und Metal, für jeden etwas dabei. Das macht definitiv Lust macht auf mehr! (MK)
Text & Fotos Klaudia Weber (KW) & Melanie Kircher (MK)