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Hallatar / Hanging Garden – Ein Fest der Lebensfreude

15.2.2018, Helsinki, Tavastia Klubi, FIN

Viele Musikfans hatten es nicht leicht an diesem Tag, sich für eine der exzellenten Bands in unterschiedlichen Venues zu entscheiden – u.a. spielten Kraftwerk in einem ausverkauften Finlandia-Talo. Für mich stand jedoch die Live-Premiere der All-Star-Band Hallatar ganz oben auf der Liste (und wie sich rausstellte, für sehr viele andere ebenfalls) … Und dann noch Hanging Garden als Support, für die ich ohnehin schon lange eine Schwäche habe (siehe etwa das Interview von damals). Als Gitarrist war Kimmo Tukiainen (The Chant, Diablerie) für Mikko Kolari auf dieser Mini-Tour mit Hallatar eingesprungen, und als Verstärkung kam Gastsängerin Riikka Hatakka für zwei Songs mit auf die Bühne. Das kurze aber stimmungsvolle semi-akustische Set blieb klarerweise eher auf die ruhigen atmosphärischen Songs (u. a. Elysium, Towards The Sun, Embers) konzentriert, was zu diesem Abend auch wunderbar passte. Jedoch war ich nicht die einzige im Publikum, die auch gerne was Härteres wie „Ten Thousand Cranes“ (einer meiner All-Time-Faves!) gehört hätte…  Wer diese Band noch nicht kennt, sollte sich zumindest den neuesten Videoclip der Jungs ansehen.

Wer außer eventuell der Band selbst (die ja kaum mal zum Proben zusammenkommt) hat daran gezweifelt, dass diese Live-Premiere von Hallatar nicht sensationell gut wird? Ein Blick auf die Live-Mannschaft alleine genügt: Band-Mastermind Juha Raivio (Swallow The Sun) an E- und Akustik-Gitarre, Mika Karppinen alias Gas Lipstick (Ex-HIM) am Schlagzeug, Tomi Joutsen (Amorphis) am Mikro, Jaani Peuhu am Bass (er hat das „No Stars Upon the Bridge“ aufgenommen und gemixt) und last but not least Juho Räihä (u.a. Before The Dawn, Gloria Morti), der ja unlängst wieder live für Juho bei Swallow The Sun eingesprungen war. Kein Wunder, haben doch beide Gitarristen ähnliche Vorstellungen von Detailarbeit und harmonieren daher gemeinsam auf einer Bühne wunderbar.

hallatar (18)

Mehr Fotos HIER Foto: K. Weber

Eine Reihe von Kerzen auf den Verstärkerboxen, Jani und Juha als Inkarnationen des Grim Reaper – mehr war für die Doom-Atmosphäre nicht notwendig. Schmerz, Wut, Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen, übersetzt in Musik, war schon als Album stellenweise nicht so leicht zu verdauen (siehe REVIEW). Live wurde es naturgemäß noch emotionaler, mit Tomis Mimik und Gestik zur Unterstreichung der Texte, oder wenn Juha versuchte, möglichst verhüllt und „unsichtbar“ zu sein. In gelegentlichen Momenten der Stille – nach dem Applaus, wenn sich der Beginn eines Songs etwas verzögerte – schien die Menge in Ehrfurcht den Atem anzuhalten. Die Band mag derartige Verzögerungen als „Missgeschick“ empfunden haben, für mich war das im Gegenteil ein Beitrag zur Intensität der Darbietung – der kollektive Respekt der Menge gegenüber den Künstlern, das Mitleben und Mitempfinden jedes Songs. Das Album wurde von A bis Z durchgespielt, ohne große Ansagen, erst vor dem Zugaben sprach Tomi ein paar Dankesworte.

Wer nicht schon zuvor an diesem Abend zum Gedenken an Aleah Starbridge und beim Erklingen ihrer Stimme vom Band gelegentlich mal einen Kloß im Hals hatte, kriegte spätestens bei den Trees of Eternity-Songs Broken Mirrors und Gallow’s Bird vom Hour of the Nightingale Album eine Gänsehaut – bei Aleahs Worten, die den Gig beendeten: „Life begins where a journey ends“ … bei aller Doom-Stimmung also ein Konzert, das schlussendlich den Triumph der Hoffnung und Liebe, die Lebensfreude schlechthin zelebrierte.

PS: Hallatar spielen heute Samstag in Jyväskylä (Lutakko), am 23.2. in Turku (Gong) am 24.2. in Lahti (Möysä) und am 2.3. in Tampere (Klubi).

Hallatar Setlist Tavastia, Helsinki, Finland 2018

Klaudia Weber

Rücksichts- und gnadenlose Diktatorin, kniet vor mir! Anders gesagt: Chefredakteurin, Übersetzerin, Webseiten- und Anzeigenverwaltung, also "Mädchen für alles" - - - Schwerstens abhängig von Büchern (so ziemlich alles zwischen Herr der Ringe und Quantenphysik) und Musik, besonders von Metal finnischer Prägung. Weiters Malen, Zeichnen, Film, Theater... also könnt ihr mit einer vielseitigen Website rechnen. Mag.phil., zwei in 5 Jahren parallel abgeschlossene Vollstudien (English & American studies, Medienkommunikation) und stolz darauf, denn als Mädel aus einer Arbeiterfamilie in einem erzkonservativ-katholischen Land ging das nur dank Stipendium und etwas später im Leben als andere....