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Findustry Winterball 2017

17.-18.2.2017 Helsinki, Bar Bäkkäri

Es wurde wieder Zeit für einen legendären Findustry Winterball, sprich ein Industrial/Alternative Metal Festival. Leider eine der letzten Veranstaltungen in diesem Lokal, da der Bäkkäri Live Club Ende dieses Monats seine Pforten schliesst. Die Bar unten sollte aber angeblich bestehen bleiben…
Glücklicherweise hatten sich schon zu relativ früher Stunde einige Leute eingefunden, um der ersten Band an diesem Freitag zuzujubeln. Northern Genocide lieferten amtlichen Industrial Metal, und das mit Schwerpunkt auf „Metal“, garniert mit ziemlich derben Death Metal Vocals.

Die Kur aus GB setzte den nochgradig aggressiven Trend fort, jedoch ging es eher in Richtung Hardcore bei den Vocals. Was auffiel – neben der energiegeladenen und beeindruckenden Performance – war das Theremin auf der Bühne. Irgendiwe fühlte sich die Show viel zu kurz an. Es scheint, dass diese Briten einige neue Fans hier dazugewinnen konnten, denn die Tanzfläche war im Handumdrehen voll.

Unzyme erschufen Laborbedingungen mit ihren Kitteln, seltsamen Gerätschaften und dem Performancekonzept. Und es stellte sich heraus, dass die Musik auch weniger gefährlich war, als die „unter 10% Todesraten“-Durchsage vermuten liess. Sogar weniger durch die zwei Acts davor – nämlich eher Elektro Pop. Nicht ganz mein Ding, aber die Anwesenden waren anderer Meinung und genossen diese perfekte Tanzmusik.

Sind das Ausserirdische? Die Blastromen haben keine Lichtshow, sie SIND die Lichtshow… Ihre Synth-Musik kann mit 80er Soundtracks, Blade Runner oder Die Klapperschlange, verglichen werden. Und sie hat was Hypnotisches – ein echtes Findustry-Highlight!

Der Headliner Velvet Acid Christ aus den USA lockte alles, was sich noch bewegen konnte, vor die Bühne. Ich hab eigentlich noch nie ein finnisches Goth/Industrial/EBM Publikum dermassen ausrasten sehen. Fotografieren wurde da eine echte Herausforderung … Trotz anfänglicher technischer Probleme legte das Duo einen mitreissenden Gig mit derben elektronischen Beats und wütenden Vocals hin. Und ich konnte verstehen, warum die Leute da so total abgingen…

Am Samstag konnte die erste Band des Abends etwas später beginnen,da die Dänen Ghost Iris aufgrund eines Krankheitsfalls absagen mussten. Val Tvoar aus Estland beeindruckten mit einem erdigen Groove mit Blueswurzeln – Motörhead meets Foo Fighters. Sehr ansprechend, kein Wunder, dass da in Nullkommanix das Pit voll war.

Random Seizure lieferten jenen Sound, den man sich bei einer derartigen Veranstaltung erwartet – Industrial Metal mit leichtem Black Metal Einschlag, und was den Fanandrang betrifft, waren sie mindestens so populär wie Band davor.

Gentuza aus Polen überraschten mit derber Noise-Attacke und einer ahem atmosphärischen Lichtshow. Da kriegte man kaum was aufs Bild. Jedoch absolut mitreissende Performance.

Dasselbe lässt sich über das estnische Duo Talbot sagen – unglaublich, wieviel Krach zwei Leute machen können, da wurde zugleich Gitarre und Synth bedient… und ja, SO sollte „drum n bass“ klingen!

Danach zeigten die Mexikaner Rabia Sorda, was eine Harke ist – Spass, minimale Instrumentierung, Krach und Action auf der Bühne, so wie es sein sollte. Was für eine Show – energiegeladen, ein Crossover Indie, Glam-Goth, Rock’n’Roll und Punkattitüde. Hochansteckende Beats mit einem Hauch Mariachi zu den treibenden Riffs und dem variantenreichen Vocals von Erik Aicrag. Ein würdiger Festival-Headliner, und hoffentlich nnicht zum letzten Mal in Helsinki zu Gast.

Unten die interaktive Flickr Galerie . Fotos: K. Weber
VAC (26)

Klaudia Weber

Rücksichts- und gnadenlose Diktatorin, kniet vor mir! Anders gesagt: Chefredakteurin, Übersetzerin, Webseiten- und Anzeigenverwaltung, also "Mädchen für alles" - - - Schwerstens abhängig von Büchern (so ziemlich alles zwischen Herr der Ringe und Quantenphysik) und Musik, besonders von Metal finnischer Prägung. Weiters Malen, Zeichnen, Film, Theater... also könnt ihr mit einer vielseitigen Website rechnen. Mag.phil., zwei in 5 Jahren parallel abgeschlossene Vollstudien (English & American studies, Medienkommunikation) und stolz darauf, denn als Mädel aus einer Arbeiterfamilie in einem erzkonservativ-katholischen Land ging das nur dank Stipendium und etwas später im Leben als andere....