Tarja & Marko „Living the Dream“ @ Z7
25.09.2024 Konzertfabrik Z7 Pratteln, Schweiz
Diese Woche hat irgendwie eine schlechte Schwingung, es geht schief was nur schief gehen kann und es scheint nicht nur mir so zu gehen. Montag – Motorradunfall, Dienstag – Suche nach entlaufenem Hund, Mittwoch – Tarja & Marko stecken am Zoll fest…
Viele haben sich auf dieses Ereignis schon fast ein Jahr lang gefreut: Tarja Turunen und Marko Hietala auf einer Bühne. Fast als wäre Nightwish wieder in alter Pracht am Werk. Was viele aber irgendwie nicht mitbekommen haben: Es handelt sich um zwei Solo Sets dieser beiden Ausnahmetalente und nicht um eine komplette Show der beiden zusammen – jedoch darf man sich auf ein paar gemeinsame Songs freuen.
Eigentlich soll dieses Konzert für einen Mittwoch bereits um 19:00 Uhr losgehen, doch leider kommt es am Zoll zu Problemen und die Bands stecken zum Zeitpunkt der Türöffnung noch am Zoll fest. Die unglaubliche Crew des Z7 setzt alle Hebel in Bewegung, um dieses Konzert trotzdem stattfinden zu lassen: Musiker werden kurzerhand am Zoll abgeholt und das Nötigste nach Pratteln gefahren, um den hunderten wartenden Fans doch noch die gewünschte Show zu bieten. Die Crew hält die Fans laufend informiert und gibt ihr Bestes, um alles so schnell wie möglich auf die Bühne zu bringen.
Mit gut einer Stunde Verspätung geht es dann doch endlich los mit der Vorband aus der Schweiz, Chaoseum aus Lausanne. Was für eine Ehre für die Herren und ihren Nu-Metal. Ihr Sound passt zwar nicht wirklich zu der restlichen Musik des Abends, aber sie machen eine echt gute Show und vor allem die cleanen Vocals von Sänger CK Smile überzeugen. Obwohl die Band erst 2018 gegründet wurde, konnte sie die Bühne schon mit einigen Grössen teilen, wie zum Beispiel Soulfly, Eluveitie und für Tarja als Support auf ihrer Russland Tournee 2019. Was für ein guter Start für eine Band aus der kleinen Schweiz. Ihre Musik ist recht abwechslungsreich und macht gute Stimmung.
Nach kurzer Umbauphase (und noch einer halben Stunde Verspätung) betritt dann endlich Marko Hietala mit seinen Kollegen die Bühne, im Kilt und mal nicht barfuss. Man hat das Gefühl, die Verspätung ist ihm sehr unangenehm und er wirkt ein bisschen unsicher, wie die Fans reagieren würden. Doch die meisten sind einfach nur froh, dass sie Marko endlich live erleben dürfen. Seine eher ruhigeren Songs kommen bei den meisten im Publikum gut an. Manchmal verliert er sich in seinen kleinen Anekdoten, wirkt irgendwie fast schüchtern auf der Bühne. Man merkt, dass seine Stimme immer noch sehr angeschlagen ist. Vor einigen Tagen musste eine Show abgesagt werden, weil Marko sich so schlecht fühlte, natürlich eine bittere Enttäuschung für die Fans, die kamen, um ihn und Tarja endlich mal wieder zusammen auf der Bühne zu sehen.
Marko bietet viele englische Songs, aber auch einen finnischen aus seinem Album, «Isäni ääni», um seine weiche Seite zu zeigen und dass eine solche kraftvolle Stimme wie die seine auch ganz sanft und zart klingen kann.
Dann kommt die erste Ansage, welche die Gemüter beben lässt…. Ein Video …veröffentlicht im März… dazu muss noch jemand die Bühne betreten… was sie sogleich tut. Tarja kommt zur Performance von «Left on Mars». Der kurze Auftritt von Tarja gibt der Stimmung in der Halle genau den nötigen Aufschwung, um Marko und seine Herren gebührend zu feiern und nach einer Zugabe zu verabschieden. Die Band bedankt sich bei der Z7 Crew dafür, diese Show noch möglich gemacht zu haben und verlässt die Bühne dann wehmütig im Wissen, dass es die letzte Show der Tour ist.
Nach unglaublich kurzer Umbauzeit ist es dann soweit… die Diva des Metal, die Grand Dame der Metaloper, ist am Zug, um die Fans zu begeistern. Tarja Turunen erleuchtet mit ihrer Ausstrahlung wie immer die Bühne. Auch wenn man ihr den Stress ein wenig anmerkt, könnte ihr Lächeln nicht bereiter sein und sie geniesst es, über die Bühne zu wirbeln. Mit kurzen Ansagen richtet sie sich immer wieder an die Fans und rührt mit manchen Worten einige zu Tränen. Die Dankbarkeit, die von ihr ausgestrahlt wird, ist phänomenal und man hat stets das Gefühl, sie geniesst zu 100%, was sie hier tut.
Einige Songs sind aufgrund der Verzögerung leider gestrichen worden und für viele, die mit dem Zug angereist sind, reicht es nur noch dafür, einen Song von Tarja zu sehen, was natürlich sehr ärgerlich ist. Aber die noch Anwesenden haben das lange Warten vergessen und geniessen die Show der finnischen «Diva». Eine kurze Piano-Einlage von Tarja und dann folgt das Highlight für alle, der Moment, in dem Marko Hietala auf die Bühne tritt, um mit Tarja drei Songs zu performen und dann verspricht, in Kürze zurück zu sein. Natürlich warten alle noch auf Phantom of the Opera oder einen Nightwish Hit, für den es gilt, bis kurz vor Schluss abzuwarten, und bei der ersehnten Zugabe «Wish I had an Angel» tobt die Halle. Vor ein wenig mehr als einem Jahr war das Z7 der Ort, an dem Tarja und Marko endlich nach 18 langen Jahren das erste Mal wieder zusammen auf der Bühne standen, und jetzt das…Ich hoffe es war nicht das letzte Mal… ich hoffe auf gemeinsame Alben…gemeinsame Song und darauf, dass es vielleicht irgendwann in ferner Zukunft wie bei ABBA heisst… die wahren Nightwish sind zurück…Wird nicht passieren, aber es ist eine schöne Vorstellung.
Mit «Until my last Breath” und dem Ablegen des Mikrophons auf der Bühne und einem lauten «It’s done» schliessen Tarja und ihre Musiker die Show und somit auch diese «Living the Dream Tour» ab. Eine grossartige Show, die trotz vielen Hürden und Problemen auf die Beine gestellt wurde. Nochmals ein riesiges Kompliment an die Z7 Crew, ohne euch hätte dieser Abend nie stattgefunden. DANKE! Ihr seid die wahren Helden. Ihr habt das gerockt!