Tiran: „Ich brauche nur die Freiheit, kreative Energie freizusetzen“
Rückblickend auf 2019 findet sich TIRAN als eine jener Bands, von denen du zuvor noch nichts gehört hattest, welche dich aber live beeindruckten (bei der Thrash Attack in Helsinki). Da diese Band definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient, sind es nun TIRAN aus Velikie Luki, Russland, welche den STALKER Interviewzyklus 2019 beenden. Band-Mastermind Alex Tiran nimmt sich in der Tat kein Blatt vor den Mund und erzählt uns alles über die Band, den Metal-Underground in Russland und welcher Deal mit dem Teufel doch nicht so recht klappte … viel Spaß.
Da ich nicht so viele Informationen über die Band finden konnte, könntest du uns bitte Tiran und die einzelnen Bandmitglieder vorstellen?
Hellz! Ist das dein Ernst? Hahah, ich hätte nie gedacht, dass TIRAN zu jenen Gruppen gehört, über die man nur schwer Informationen finden kann … Wir halten unser Publikum auf allen relevanten Ressourcen im Netzwerk am Laufenden, vielleicht machen wir es nicht so aktiv und aggressiv, wie es das moderne „Showbusiness“ erfordert, aber die Informationen dort werden ständig aktualisiert und wir machen keine Kultgeheimnisse über uns. Darüber hinaus versuchen wir die Relevanz der Aktualisierung der Informationen auf Metal Archives zu überwachen, die ich persönlich für eine sehr wichtige Quelle halte, und ich wende mich fast täglich an sie.
TIRAN hat vier völlig unterschiedliche Menschen zusammengebracht, was sowohl deren Charakter als auch die Lebensüberzeugungen betrifft, und wenn man bedenkt, dass wir alle schon eine lange Zeit gelebt haben und es geschafft haben, in dieser Zeit eine Menge verschiedener Dinge zu tun, dann könnte jeder von uns ein eigenes Buch schreiben, hahah!
Aber all das ist nicht so wichtig, wenn wir über eine Gruppe sprechen, und nicht über Einzelpersonen, zumal wir keine großen Stars wie Metallica sind … Es sind ihre Fans, die sich dafür interessieren, was James Hetfield zum Frühstück gegessen hat und welche Farbe der Durchfall von Lars heute hatte. Deshalb glaube ich, dass alles, was Fans über Untergrundgruppen wissen sollten, in erster Linie das ist, was sie als eine Kampfeinheit tun. Das ist viel wichtiger, oder?
Bitte erzähl ein bisschen über die Bandgeschichte – wie habt ihr euch kennengelernt, hattet ihr vorher andere Bands, warum habt ihr euch entschieden, Heavy Metal zu machen und nicht z.B. Jazz, Polka etc?
Hmm, es scheint mir, dass man zur Beantwortung dieser Frage leicht die vorherige Frage verwenden kann, hahah! Ok, ich werde trotzdem versuchen, ein wenig anders zu antworten und mich dabei kurz zu fassen, um das ohnehin schon verdorbene Leben nicht mit unnötigen Informationen über irgendwie komische Persönlichkeiten zu überladen.
Tatsächlich ist die Geschichte sehr lustig und es passierte, als ich in der High School war und ein Fan von Punkrock, der für schmutzig zerrissene Jeans betete und versuchte, die Ungerechtigkeit dieser Welt (und andere Probleme blalabla die Jugendliche so haben) durch das Prisma der unsozialen Musik zu erkennen. Einmal habe ich mich höllisch an Portwein betrunken und bin direkt im Schnee auf der Straße eingeschlafen. In einem Traum erschien mir etwas Schreckliches, sowas wie der Teufel selbst, aber er hatte Jeans an den Beinen, und auf seinem Kopf flatterten neben den Hörnern auch lange und dicke Haare, fast wie die Haare von Dave Mustaine! Er behauptete, der Metal Messias zu sein und sagte, dass ich von nun an seine Religion akzeptieren und das Banner des Heavy Metal tragen sollte, wo immer ich bin und was auch immer mir passiert … Dafür versprach er mir das ewige Leben und Pamela Anderson, die vor jedem Konzert meine weißen Turnschuhe polierten sollte. Eh, damals sah sie noch ziemlich gut aus und traf sich mit Tommy Lee, also stimmte ich schnell zu, obwohl sein leeres Geschwätz über das ewige Leben bei mir wenig Verdacht erregte. Aber ehe ich mich dazu äußern konnte, reichte mir der Kerl seine halbgerauchte Zigarette, eine Packung CDs, verwandelte sich in Rauch und verschwand in einer Flasche von Jack Daniels, wie ein verdammter Geist in eine Lampe! Kannst du dir das vorstellen? Wie ein verdammter Djinn! Ich wachte sofort auf und rauchte die Zigarette, die mir der Typ gab, als ich mit der Zigarette fertig war, konnte ich nach Hause kriechen. Und dort, meine Hände wärmend, schaffte ich es endlich, meine verknöcherten Finger zu öffnen und die CDs zu untersuchen, die mir dieser Typ gegeben hatte … Iron Maiden, Rage, Megadeth, Metallica, Helloween …
Übrigens, weißt du, was Portwein ist? Nein, nein, nein, nicht den Portwein, den sich die Portugiesen ausgedacht haben und für irres Geld in die ganze Welt liefern! Ich spreche von echten russischen Klassikern wie „777“ oder „72“, von denen der Geruch alleine einen zum Kotzen bringt! Damals kauften wir ihn in Plastikflaschen und er sah aus wie Maschinenöl gemischt mit einem Kompott aus faulen Äpfeln. An diesem Abend waren in mir also anderthalb Liter von dieser Scheiße, und danach ist einem so, dass man sich den Teufel höchstpersönlich vorstellen könnte! Da kann alles passieren! Aber was ich dann auf diesen CDs hörte, war cooler als der Teufel! Es war das verdammt Beste, was es nur geben konnte, und in den folgenden Jahren widmete ich als treuer Mönch meine ganze Zeit dem Studium dieser neuen Religion. Ich hörte Metal, las über Metal, ich aß Metal und manchmal schien es mir, dass ich Metal scheißen musste!
Natürlich reichte es nicht aus, diese Musik nur zu hören, und ich begann, sie auch zu spielen. Vor TIRAN war ich in anderen Bands und habe auch jetzt mehrere Projekte gleichzeitig, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Vater teilt seit zehn Jahren den Weg von TIRAN mit mir, Moshna etwas weniger oft, denn er rennt regelmäßig abseits, um seine ausgefeilte kreative Natur in etwas anderem auszutoben, und Kate ist die letzte der aktuellen Besetzung, die sich uns angeschlossen hat. Sie war erst 15 Jahre alt, als sie mit Trommeln anfing, anstelle sich wie eine billige Straßenhure zu verhalten. Also, wie ihr seht, haben wir uns nicht für Metal entschieden, wir hatten einfach keine Wahl.
Aber in aller Fairness muss ich festhalten, dass TIRAN nächstes Jahr fünfzehn Jahre alt wird, und Pamela Anderson aus irgendeinem Grund immer noch nicht meine Turnschuhe putzt, also fange ich langsam an, mich ein wenig betrogen zu fühlen … Andererseits, wer braucht schon diese alte Frau, hahah !
Wie hat sich euer Musikstil entwickelt und was waren die wesentlichsten Einflüsse?
Ich würde nicht das Wort „Entwicklung“ verwenden. In der TIRAN-Musik wurden Grenzen und Einstellungen wie „wir müssen genau das spielen“ völlig aufgehoben. Das ist völliger Unsinn. Ich weiß nicht, wie ich das analysieren soll. Im Laufe unserer Geschichte haben wir unterschiedlich gespielt: schnell oder langsam, schwierig oder primitiv; wir haben versucht, sauberer zu klingen oder den Sound absichtlich schmutzig zu machen, obwohl all diese Veränderungen in einem Radius von einer Woche auftreten können und zwei hintereinander geschriebene Songs völlig unterschiedlich sein können, während sie noch immer TIRAN-Songs bleiben.
Von Zeit zu Zeit kann man natürlich spüren, wie die Musik, die wir hören, uns beeinflusst, aber wir haben nie versucht, jemanden zu kopieren. Zum Beispiel verglichen uns viele anfänglich mit Kreator, aber als wir unsere ersten Aufnahmen machten, mochte ich diese Band gar nicht und hörte nur ein paar Alben, von welchen ich nicht sehr begeistert war. Später änderte sich die Situation, jetzt höre ich Kreator ziemlich oft, aber ich kann immer noch nicht sagen, ob Mille unsere Musik direkt beeinflusst. Ich mag die Energie und Präsenz dieser Band, aber das bedeutet keineswegs, dass ich die gleichen Techniken in meiner Musik verwenden sollte. Lasst uns also damit aufhören, dass wir versuchen, originelle Jungs zu sein, die das Erbe großer Gruppen nicht ablehnen, aber glauben, dass selbst urhässlich zu sein viel cooler ist als zum 100. Mal zu kopieren, was bereits vor uns geschaffen wurde.
Wie schreibt ihr eure Musik und Texte, woher bezieht ihr eure Inspiration?
Mit Musik ist alles viel einfacher. Ich greife sehr selten so bewusst zur Gitarre mit dem Gedanken „Ich muss einen neuen Song schreiben“. Meistens erscheinen die Ideen zuerst in meinem Kopf, ich versuche sie komplett zu formulieren und erst dann, wenn sich die Gelegenheit ergibt, versuche ich sie mit meinem Instrument in reelle Musik umzusetzen.
Bei den Texten ist alles viel komplizierter … Ich lege nicht so viel Wert darauf, vor allem nicht bei TIRAN. Jedes Lied hat eine inhärente Bedeutung, die im Prozess des Musikschaffens auftaucht, es erscheinen einige separate Phrasen oder Linien, die eine semantische Bedeutung tragen. Ich operiere an ihnen auch bei den Proben und manchmal sogar bei den Shows. Ich schreibe Texte nur direkt vor der Aufnahme der Songs im Studio. Dann nehme ich mehr Alkohol zu mir und versuche, die Silben akribisch genau an die Musik anzupassen. Manchmal ist es wirklich sehr schwierig für mich, vor allem wenn man die inherente Fruchtlosigkeit dieses Prozesses bedenkt.
Wie sieht ein typischer Tag für die Band aus, z.B. bei einer Probe?
Typische Tage für die Band ziehen wirkungslos vorüber, hahah! Egal wie lustig es auch klingen mag, aber es ist wirklich so. Trotz der Tatsache, dass wir versuchen, mit TIRAN aktiv zu sein, machen wir im Grunde genommen vieles aus der Ferne. Jeder hat seine eigene Arbeit, seine eigenen Familien, die ebenfalls Zeit beanspruchen, außerdem lebt Kate seit mehreren Jahren in Moskau, so dass wir alle selten gemeinsam Proben, etwa einmal im Monat, und uns bei Off-Site-Konzerten treffen. Früher, als wir gerade angefangen haben, waren wir 6 Tage die Woche am Proben, alle Ideen wurden direkt bei den Proben besprochen und es war sehr cool! Jetzt müssen wir alles aus der Ferne machen, aber das sind moderne Realitäten und wir müssen sie entweder akzeptieren oder auf die Existenz der Band verzichten.
Bis jetzt ist uns das gelungen und das ist auch toll. Viele meiner Freunde haben sich schon lange aus genau diesen genannten Gründen von der Musik entfernt … die Menschen werden erwachsen und wollen keine Kompromisse suchen, um sich weiterhin kreativ zu betätigen. Es ist einfacher für sie, nach einem Arbeitstag nach Hause zu kommen, sich ihr verdammtes Essen in sich hineinzustopfen, auf das Sofa zu fallen, billiges Bier zu trinken und in der Zeitung „Soviet Sport“ zu blättern, sich hinter dem Deckmantel eines vorbildlichen Familienvaters zu verstecken. Nun, das ist ihre Wahl. Aber wir wollen etwas tun, damit ständig etwas am Laufen bleibt, falls nicht für andere, dann doch für uns selbst, aber wir sind nicht bereit, auf das Niveau der durchschnittlichen Menschen herunterzugehen. Und wenn wir zu gemeinsamen Proben gehen, versuchen wir natürlich, auf die Musik zu achten, neue Songs zu schaffen oder alte zu spielen, aber dafür haben wir für ein paar Stunden Zeit und dann gönnen wir uns einen gefühlvollen, alkoholischen Abend zum Plaudern und Genießen. In solchen Momenten fühlt man sich wie eine richtige Band. Genau wie in unserer Jugend, hahah!
Habt ihr ein eigenes Probenstudio? Wie oft probt ihr so?
Möglich, in gewissem Sinne ja aber auch nein. Im Grunde proben wir in unserem Hellblock 13 Club, denn dort ist unser ganzes Equipment, Schlagzeug, Verstärker … Aber der Club hat die Besonderheit, regelmäßig umzuziehen, da er sich in gemieteten Räumlichkeiten befindet, und man muss sagen, dass die Besitzer dieser Räumlichkeiten nicht wirklich den Lärm mögen, der von ihren Räumlichkeiten ausgeht und sich ziemlich viele Leute dort versammeln. In den fünf Jahren des Bestehens dieses Clubs haben wir bereits dreimal Räume gewechselt. Falls wieder ein Umzug ansteht, haben wir noch einen Raum an meinem Arbeitsplatz, wo wir proben können, falls nötig, und zusätzlich befindet sich in diesem Raum unser Aufnahme-Equipment und wir nutzen ihn als Studio.
Über die Häufigkeit unserer Proben habe ich mich bereits geäußert, aber die Tatsache, dass wir uns so selten treffen, bedeutet keineswegs, dass wir die uns zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten nicht bestimmungsgemäß nutzen. Im Studio nehmen wir neben TIRAN auch unsere anderen Projekte auf. Zum Beispiel School Of Rock (ein Heavy Metal Projekt unseres Gitarristen Moshna), Sibireal (eine Band, an welcher ich aus der Ferne als Sänger teilnehme) oder andere Bands aus unserer Stadt, die bei den Aufnahmen um Hilfe bitten. Im Club können wir mit dem gesamten verfügbaren Equipment nacheinander proben. Dann übt sich Moshna im Gesang und ich übernehme das Schlagzeug, das mich schon immer interessiert hat.
Wie ist es in Russland und besonders in deiner Gegend für eine Metal-Band – ist es schwierig, live zu spielen, wie groß ist das Publikum, wie oft spielt ihr live? Wie sieht ein typisches russisches Metalpublikum aus – welche Altersgruppe, sind es mehr Männer als Frauen?
Eine Metalband zu sein ist eine sehr schwierige Aufgabe, sei es in Russland oder in einem anderen Land. Es gibt eine Menge Probleme anzupacken und viele Kompromisse einzugehen, um zusammen zu bleiben und sein Ding durchzuziehen. Natürlich ist es in den Regionen immer komplizierter, und obwohl unsere Stadt geographisch sehr günstig gelegen ist – in gleicher Entfernung von Moskau und St. Petersburg und nur 150 Kilometer von der Grenze zu Lettland (von wo aus man sich völlig frei in ganz Europa bewegen kann) – bekommen wir alle Freuden des Provinzlebens zu spüren.
Unsere Region gilt als eine der schlechtesten in Bezug auf das Landleben. Das liegt vor allem daran, dass sich die Städte leeren, die junge Generation zur Gänze in die nahegelegenen Megastädte abwandert und ihre Region zu einem elenden Dasein verurteilt.
Unser Durchschnittsgehalt beträgt 300 Euro, obwohl die Preise sich nicht wesentlich von denen in Europa unterscheiden, mit Ausnahme von Benzin und Zigaretten, die kosten hier nur halb so viel. wie soll man mit so wenig Geld in der Weltgeschichte herumkommen? Viele versuchen einfach zu überleben, ganz zu schweigen vom Kreativsein oder ein anderes interessantes Geschäft zu betreiben.
In den letzten Jahren haben wir wieder begonnen, aktiv live zu spielen, mindestens 10 Shows pro Jahr und teilweise in europäischen Ländern, daher haben wir die Möglichkeit, den Lebensstandard zu vergleichen. Und ich muss zugeben, dass die russische Provinz im tiefsten Arsch ist, den man sich vorstellen kann. Was die Musik und ihre Fans betrifft, so ist hier alles ungefähr auf dem gleichen Niveau wie überall sonst, in den Hauptstädten, in Europa … 20-50 Leute kommen zu gewöhnlichen Untergrundkonzerten. Und das hängt meist gar nicht von den auftretenden Bands ab. Wenn sich mal 100 Leute versammeln, dann ist das ein richtiges Fest. Vor einem größeren Publikum aufzutreten gelingt nur als Support von den großen Gruppen, aber das bekommt man nur gegen Bezahlung. Letztes Jahr haben wir in Moskau mit Vader und Hate gespielt, es waren etwa 350 Leute in der Halle, aber dort zu spielen hat uns 500 Euro gekostet, das bedeutet, dass wir 1,5 Euro für jeden Fan im Saal bezahlt haben, hahaha! Eine einfache und traurige Rechnung.
Meist sehen wir bei unseren Shows ein Publikum einer älteren Generation, die schon seit vielen Jahren Metalfans sind. Manchmal kommen auch jüngere Jungen und Mädchen, aber diese Anzahl ist viel kleiner. Leider, Heavy Metal ist im Moment aus der Mode.
Wie steht es um Metal-Musiker in Russland – sind sie Aussätzige oder ist Metal als Musikstil gesellschaftlich akzeptiert?
Jetzt ist die Heavy-Musik wieder im Untergrund, wo sie herkommt, und in gewisser Weise macht mich das glücklich. Es gibt weniger von uns, aber diejenigen, welche dieser Religion nach wie vor anhängen, sind absolut treu. Es ist leicht, cool zu sein, wenn man im Trend ist und alles so macht wie alle anderen auch. Es ist viel schwieriger, seinen Prinzipien treu zu bleiben, wenn es nur wenige Leute wie dich gibt.
Derzeit hat die Gesellschaft keine so feindselige Einstellung gegenüber Metalheads wie früher. Es gibt so viel Scheiße und Idioten, dass es allen egal ist, ob es Typen in löchrigen Jeans und mit langen Haaren gibt. Das gilt auch für den Staat. Persönlich stört er uns nicht in unserer musikalischen Tätigkeit. Davon bin ich am Beispiel von Hellblock 13 überzeugt. Seit fünf Jahren haben wir nie Probleme mit der Verwaltung oder der Polizei gehabt, obwohl diese Institution immer inoffiziell war, haben wir nie irgendwelche Dokumente für Konzerte oder Lizenzen für den Verkauf von Alkohol nötig gehabt. Einmal riefen mich Behörden an und meinten: „Denken Sie daran, dass wir über Sie Bescheid wissen.“ Und das ist alles. Es ist sehr bequem für den Staat zu wissen, wo wir sind und was wir tun. Und es ist bequem für uns, dass sie nicht zu uns kommen. Und es ist bequem für uns, dass sie nicht zu uns kommen. Ja, wir werden unsere Musik spielen, Bier trinken und plaudern. Das ist besser als die an den Rand gedrängte Jugend, die durch die Straßen torkelt, Drogen nimmt und andere Scheiße macht. Dort vervielfältigen sich alle asozialen Elemente, hahah!
Wo seid ihr bisher aufgetreten? Stimmt mein Eindruck, dass ihr in der östlichen EU-Szene weitaus bekannter und beliebter sind als im Westen?
Ja, das ist absolut richtig und absolut logisch. Das liegt daran, dass wir in diesem Teil des Festlandes leben. Hier ist es für uns einfacher, relativ kurze Strecken zu fahren und Konzerte zu spielen, und es ist bequem für Bands aus den Nachbarregionen, zu uns zu kommen und in unserer Stadt zu spielen. Obwohl, wenn man die „trockenen Fakten“ (Verkauf unserer Veröffentlichungen, Merchandise) betrachtet, dann sieht alles ein wenig anders aus. Viele Bestellungen kommen aus Westeuropa, außerdem habe ich viele Kontakte in Südamerika und Ozeanien, wo TIRAN-Veröffentlichungen in den Handel kommen. Alles ist also relativ, wie man sieht. Was die Geographie unserer Auftritte betrifft, unterwegs waren wir im größten Teil des westeuropäischen Russlands (bis zum Ural) und im Süden einschließlich der leidgeprüften Krim, wir haben in Polen, Bulgarien, Finnland, Weißrussland gespielt …
Für 2020 haben wir auch einen sehr engen Tourneeplan für die baltischen Länder und mehrere Städte Russlands, für die wir noch keine Zeit für einen Besuch hatten, dann wollen wir nach Polen zurückkehren und Frankreich besuchen. Im Moment bin ich mit der Planung dieser Konzerte beschäftigt.
Was macht ihr „im wirklichen Leben“, wenn ihr nicht gerade Musik macht?
Nun, das hängt davon ab, was man als wirkliches Leben betrachtet. Für mich sind das genau meine kreativen und anderen Aktivitäten, die mit Musik zu tun haben. Und meine anderen Aktivitäten bergen nichts Überraschendes. Wie alle anderen Mitglieder der Band arbeite ich, um Geld für mein Hobby, Essen, Alkohol und die Existenz meiner Familie zu haben, ich habe zwei Kinder, sechs Katzen … Ich weiß nicht, was sonst noch interessant sein könnte in dieser Angelegenheit …
Was sind eure Ziele, Träume, was wollt ihr mit der Musik und dieser Band erreichen?
Ich will mit Musik nichts erreichen. Ich brauche nur die Freiheit, kreative Energie freizusetzen, ich will das tun und den Prozess selbst genießen, die glücklichen Gesichter der Menschen sehen, die diesen Weg mit mir teilen. Das ist genug, um meinen Platz im Leben und in der Underground-Szene zu erkennen.
Was ist deine Verbindung mit dem Wings of Destruction Label? Wie eng arbeitest Du mit diesem Label zusammen und was tun sie für Dich?
Oh, hahahahah! Ja, wir sind sehr eng mit diesem Label verbunden! Zunächst einmal, weil es mir gehört, hahah! Und es tut eine Menge für uns, du kannst dir gar nicht vorstellen wie viel! Ich habe das Label 2007 genau aus dem Grund gegründet, weil ich mit der Arbeit des Labels Sibiria Prods, das unsere erste MCD veröffentlicht hat, nicht sehr zufrieden war. Seitdem hat Wings Of Destruction bereits mehr als 50 Veröffentlichungen geschafft und natürlich sind nicht alle mit der Band TIRAN verbunden, aber bisher bin ich der Meinung, dass niemand mehr für meine Band tun kann als ich. Den Bands, die ich bei Wings Of Destruction unter Vertrag nehme, versuche ich etwas mehr anzubieten als nur CDs zu drucken. Ich versuche, Interviews zu organisieren, Promo-Rezensionen für Musikpublikationen zu verschicken, Flyer zu drucken, bei den Shows zu helfen und auch, eine möglichst große Verbreitung dieser Veröffentlichungen zu erreichen. Ich meine, ich versuche alles zu tun, was jeder Verleger, welcher sich als Label bezeichnet, eigentlich tun sollte, und nicht nur die CDs zu stempeln und auf Discogs und Bandcamp zu verkaufen. Natürlich ist das alles sehr aufwendig, aber ich mache das nicht aus kommerziellem Interesse, deshalb steht das Ergebnis hier an erster Stelle.
Habt ihr noch eine absurde Geschichte auf Lager, z.B. über Pannen bei einem Gig / einer Tour?
Oh hell, natürlich! Es gab Millionen davon! Bei fast jedem Trip passiert etwas Außergewöhnliches, manchmal mit Alkohol verbunden, manchmal mit natürlichen Bedingungen und es macht immer Spaß, sich später daran zu erinnern – aber nie, wenn man sich grade mittendrin befindet! Jedenfalls haben wir diese Situationen nie bereut.
Was habt ihr in (naher) Zukunft vor?
Metal! Jede Menge Metal! Immer und überall! Ich bin auch noch immer meiner Religion treu und warte auf die mir versprochene alte Dame Anderson, hahah!
Danke fürs Interview und alles Gute für 2020!
Bandwebsite
Band photo: Tiran / live photos: K. Weber
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