Battle Beast / Arion @ Z7 Pratteln
16.04.2019 @ Z7 Konzertfabrik Pratteln, Schweiz
Die Musik heute steht ganz im Zeichen des Nordens: Einmal mehr sind zwei finnische Bands zu Gast im Z7, welches für einen Dienstagabend gut besucht ist. Und die anwesenden Metal Fans sind in Feierlaune.
Pünktlich um 20:00 Uhr erklingen die ersten Töne von Arion, welche mit Battle Beast als Support Act auf Tour sind. Die Jungs aus Helsinki haben einen guten Start beim Lokalen Eurovision Song Vorentscheid 2013 hingelegt und setzten ihrer Karriere seither stetig höhere Ziele. Da die Jungs noch sehr jung sind, bringen sie unterschiedlichste Einflüsse in ihren Power Metal, und wenn sie so weiter machen, dann wird mit ihrer Erfahrung auch noch die Qualität ihrer Musik wachsen. Man merkt ihnen ein bisschen die Nervosität auf der Bühne an am Anfang des Konzertes, aber auch, dass sie diese Möglichkeit und das grosse Publikum sehr zu schätzen wissen. Die Fünf strahlen miteinander um die Wette und geniessen jede Sekunde auf der Bühne. Sänger Lassi Vääränen legt eine hervorragende Gesangesleistung hin. Und auch Iivo Kaipainen an der Gitarre und Arttu Vauhkonen am Keyboard liefern sich ein Duell der Melodien, das sich hören lassen kann, während Bassist Gege Velinov und Drummer Topias Kupiainen für den Beat sorgen. Arion legen im Z7 einen grossartigen Auftakt hin. Das einzige nicht so Gute war, dass der Gesang von Elize Ryd beim Song «At the Break of Dawn» eingespielt wird, anstatt Lassi einfach selbst übernimmt, wie man das üblicherweise macht. Ansonsten vermögen es die Jungs das Publikum zu animieren und zeigen, dass sie auf der Bühne einen wahnsinnigen Spass haben. https://www.facebook.com/OfficialArion/
Der Hauptact heute Abend erklimmt die Karriereleiter seit einigen Jahren in rasendem Tempo. Ich kannte Battle Beast bereits mit Sängerin Nitte Valo und schon diese Frau hat eine Gesangspower, dass einem schwindlig wird, aber was jetzt mit Noora abgeht, ist krass. In Finnland kennt man sie schon lange und daher ist es umso schöner, dass sie ihr Talent auch endlich ausserhalb zum Besten geben kann.
Battle Beast machen Disco und Musical – Metal-tauglich. Die Songs beinhalten Drama, Klischee, mitreissende Hook Lines, Sing a Long Texte und gute Beats. Alles was man entweder für einen Disco Hit oder für ein Erfolgs Musical braucht. Mit ihrem neuen Album «No more Hollywood Endings» und ihrer damit verbunden ersten Headliner Tour bringen sie Hollywood wahrlich auf die Bühne. Neben ihren Outfits, die auch immer wieder gewechselt werden, besticht Sängerin Noora Louhimo mit ihrer ganzen Präsenz auf der Bühne. Bestückt mit Hörnern geniesst sie es, dass alle Blicke auf sie gerichtet sind; diese Frau lebt vom Jubel und der Anerkennung der Fans und ich muss zugeben, es fällt einem schwer, die Augen von ihr abzuwenden, denn sie ist so voller Power und weiss, wie man eine Show abliefert. Also ehrlich gesagt war ich während der ganzen Show hin und her gerissen, ob ich jetzt die Metal ABBA Show sehe oder ein Metal Musical, denn sogar Tanzeinlagen gibt es von Noora beim Song «No more Hollywood Endings». Mir ist es teilweise einfach zu viel Show. Sie drängt sich förmlich in den Mittelpunkt und wenn ihre Kollegen mal ihr Podest in Anspruch nehmen, obwohl sie schon wieder singt, dann schiebt sie sie auch schon mal weg, was ich überhaupt nicht verstehen kann. Wenn man so im Mittelpunkt stehen möchte, muss man aufpassen, dass man nicht plötzlich als arrogant wahrgenommen wird und das Ansehen in etwas anderes überkippt.
Wenn diese Frau alles Live singt, dann muss ich sagen Chapeau, bei so viel Action und Bewegung 90 Minuten lang so durchzuhalten, ohne dass man zwischen Anfang und Ende einen Unterschied hört, dazu gehört viel. Ihre Stimme ist sicherlich einzigartig und voller Power und Kraft, aber mit der Zeit geht einem dieses hohe Gesinge ein wenig auf den Nerv und man wünschte sich ein bisschen Abwechslung, wobei ich überzeugt bin, dass sie dieses bieten könnte.
Ihr seht, es fällt einem schwer, hier noch was über die andern in der Band zu schreiben, neben dieser Frau hat man kaum eine Chance. Während Eero Sipilä doch noch ab und an eine sehr lustige und charismatische Ansage macht und auf der Bühne die ganze Zeit über lacht wie ein Honigkuchenpferd, halten sich die Gitarristen Juuso Soinio und Joona Björkroth eher bis auf ihre Solos vornehm im Hintergrund, aber man sieht ihnen an, dass sie es geniessen, das Publikum voll auf ihrer Seite zu haben. Keyboarder Janne Björkroth hat dann auch noch seinen Sonderauftritt mit einer Spezial Keyboard Konstruktion, natürlich mit extra Halterung für Gin und Tonic, damit sich die Finnen kurz auf der Bühne einen „Lonkkero“ (kommt vom englischen „Long-Drink“, Anm.d.Red) mixen können, während dem sich auch Drummer Pyry Vikki kurz die Beine vertreten darf. Die Show von Battle Beast ist vollgepackt und hier bekommt man viel für sein Geld. Vor allem Musiker, die vor Stolz fast platzen, dass sie es so schnell zur ersten und bestimmt nicht letzten Headliner Show geschafft haben. Ein bisschen mehr Spontanität und ein bisschen weniger Egoismus von der Frontdame würde der Band dennoch guttun.
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