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Scream for me Sarajevo

1 hr 35 min / documentary / Director: Tarik Hodzic / English language

Eine Allianz des Guten, eine buntgemischte Truppe an Superhelden, die sich versammeln, um dem Bösen entgegenzutreten, nicht verzweifeln, dem Tod ins Gesicht spucken und so den Menschen genug Hoffnung geben, um das alles durchzustehen und zu überleben ….

Nö, ich schreib jetz nicht zum falschen Film. Der Unterschied zu Avengers: Infinity War – was ich mir am selben Tag angesehen hab – ist nur die Tatsache, dass es sich hier um eine Dokumentation handelt. Das alles ist wirklich passiert,, mithilfe einer Reihe Superhelden im echten Leben. Ok, ohne Flugzeuge können sie nicht fliegen oder nur durch Willenskraft Strom erzeugen – dennoch, Superhelden.

„Sarajevo in 1994 ist eine belagerte Stadt, auf welche ständig Bomben und Granaten herabregnen, täglich werden wahllos Menschen getötet. Kann man da mitten in diesem Chaos einen globalen Rockstar dazu bringen, in der Stadt für ein paar örtliche Fans einen Gig zu spielen?
Scream for Me Sarajevo nennt sich diese fantastische, erstaunliche Geschichte eines der unmöglichsten Rockkonzerte von Bruce Dickinson und seiner Band Skunkworks in 1994, mitten in der Belagerung von Sarajevo. Ein Film über außergewöhnliche Menschen, die sich dem Horror des Krieges entgegenstellen, und Musikern, die ihr Leben riskieren, um für diese Leute eine Show zu spielen. Zu sehen sind Aufzeichnungen dieser historischen Show und Interviews mit jenen, die diesen Gig ermöglichten und jenen, die daran teilnahmen, entschlossen, trotz all dem Schrecken rundum ihr Leben zu leben.“

Schaut euch die Doku an, egal ob ihr Iron Maiden oder Bruce Dickinson mögt oder nicht. Das hier geht über eine „Doku über einen Gig“ hinaus. Mir wurde mehrmals das Herz aus der Brust gerissen. Es ist unmöglich, nicht von den Gefühlen jener da auf der Leinwand mitgerissen zu werden. Du wirst tief berührt durch die Interviews – und für mich kamen da einige sehr persönliche Erinnerungen hoch, zumal ich nicht so weit entfernt von Sarajewo sowas wie einen „Logenplatz“ hinter einer sowas-wie-sicheren Grenze hatte. Ein paar Flashbacks:

Die österreichische Armee hält gleich in der Nähe Manöver ab, frühmorgens wirst du von Maschinengewehrgeknatter geweckt, oder von einem Helikopter, der in der Wiese neben dem Haus landet, regelmäßig rollen Panzer vorbei – ja, ich muss mir nicht großartig ausmalen, wie es in einem „echten Krieg“ wäre. Nur wenig später is Manöver aus, aus Krieg nur spielen wird echt – der Krieg hat die österreichischen Grenzen erreicht, die Armee zieht nur ein paar Kilometer weiter südlich…

Unikollege aus Bosnien erzählt, dass er der einzige ist, der von seiner Hochschulklasse noch lebt – weil er ein Stipendium für Österreich kriegte und rechtzeitig abhauen konnte (er findet später noch einen Überlebenden in Wien)

Unikollegin aus Bosnien will ins belagerte Sarajewo zurück, um ihre Eltern rauszuholen, wir versuchen sie davon abzubringen, sie tut es doch – und schafft es glücklicherweise

Die Agonie der Hilflosigkeit, „was kann ich nur tun“, wenn du Nachrichten, die offiziellen wie die noch-nicht-offiziellen hörst (z.B. Srebrenica oder die Vergewaltigungs-Camps werden erst viel später bestätigt)… Freunde müssen evakuiert werden, weil ihr Haus zu nahe an der Grenze liegt (Krieg is ja gleich am anderen Flussufer) …

Die Agonie der Wut – „wieso macht keiner was“ – wenn wieder UN Soldaten oder Journalisten gezielt ermordet werden. Zwei österreichische Journalisten werden am Flughafen Ljubljana abgeknallt

… und ich könnte diese Liste fortsetzen …

Mir brach einige Male das Herz bei diesem Film, und in meinen Augen sind alle, die mitgewirkt haben – die Organisatoren des Gigs, die entschlossenen Musiker, all jene, die sich trotz der tödlichen Gefahr zum Gig wagten und auch die Leute, die diese Doku zusammenstellten – Superhelden im echten Leben.

Für mich ist das nicht nur eine Doku, sondern ein Manifest über die Kraft der Musik, um Mut zu machen, um zu heilen. Daher ist das wohl eine der wichtigsten Dokus für Metalfans überhaupt.

Anschauen, weiterempfehlen, die DVD kaufen.

Cast: Bruce Dickinson (Himself) · Alen Ajanovic (Himself) · Esad Bratovic (Himself) · Mirza Coric (Himself) · Fedja Stukan (Himself) · Samir Culic (Himself) · Chris Dale (Himself) · Alessandro Alex Elena (Himself) · Erol Gagula (Himself) · Trevor Gibson (Himself) · Meldin Hota (Himself) · Neso Kovac (Himself) · Milomir Kovacevic (Himself) · Jim Marshall (Himself) · Martin Morris (Himself) · Nenad Kovacevic (Himself)

Die Doku ist in einigen Kinos zu sehen, mit zusätzlichem Interview mit Bruce Dickinson (ca 25 min), ehe die DVD am 29. Juni erscheint. Tickets und Vorbestellungen bei  http://www.screamformesarajevo.com

SCREAM FOR ME SARAJEVO Trailer

  • 10/10
    Bewertung / rating - 10/10
10/10

Klaudia Weber

Rücksichts- und gnadenlose Diktatorin, kniet vor mir! Anders gesagt: Chefredakteurin, Übersetzerin, Webseiten- und Anzeigenverwaltung, also "Mädchen für alles" - - - Schwerstens abhängig von Büchern (so ziemlich alles zwischen Herr der Ringe und Quantenphysik) und Musik, besonders von Metal finnischer Prägung. Weiters Malen, Zeichnen, Film, Theater... also könnt ihr mit einer vielseitigen Website rechnen. Mag.phil., zwei in 5 Jahren parallel abgeschlossene Vollstudien (English & American studies, Medienkommunikation) und stolz darauf, denn als Mädel aus einer Arbeiterfamilie in einem erzkonservativ-katholischen Land ging das nur dank Stipendium und etwas später im Leben als andere....