Wolfheart, Fiend @ MOD Club St. Petersburg
2.11.2017, St. Petersburg, Russland
Es ist doch schon über 10 Jahre her, dass ich ein bisschen Sightseeing mit einem Gig einer finnischen Band in Helsinkis Schwesterstadt verbinden konnte. Einiges hat sich mittlerweile verändert – beispielsweise Hinweisschilder in lateinischen Buchstaben und englischer Sprache in Bahnhöfen und Metrostationen, um Touristen die Orientierung zu erleichtern. Was sich nicht verändert hat ist die Tatsache, dass im Vergleich Helsinki noch immer wie ein lauschiges Fischerdörfchen wirkt und man sich trotz Beschilderung und Stadtplan am, im und in der Umgebung von Nevsky Prospekt Central super verirren kann… Daher zweifle ich, dass ich ohne Kollegin Julia den MOD Club gefunden hätte, obwohl er sich ganz in der Nähe der genannten U-Bahnstation befindet. Der Club erwies sich als Bonsai-Version des Tavastia, im Aufbau ähnlich mit Treppen und Balkon, aber etwa 1/3 oder gar die Hälfte kleiner. Die Treppen an beiden Seiten sollten zum Knipsen gelegen kommen, da es keinen Fotograben gab und das Publikum zwar zivilisierter als letztens (der Headliner brauchte während der Show keine Leibwächter auf der Bühne) jedoch ebenso leidenschaftlich agierte.
Der örtliche Support Fiend kam mir doch irgendwie bekannt vor – und richtig, wir hatten euch die Band vor einiger Zeit als Fresh Act vorgestellt. Toll, die Band auch mal live zu genießen und wow, ja, die Jungs und die Dame an den Drums heizten wirklich ordentlich ein. Eine gekonnte Mischung aus Thrash, Melodic Death, ElectroPop und sogar Metalcore. Schwer zu beschreiben, der wilde Stilmix funktioniert live auf alle Fälle super.
Sänger und Mastermind Leo ist nicht nur einem Cavalera optisch ähnlich, sondern ebenso stimmgewaltig und Vollblut-Entertainer. Vom lockeren Geplauder mit dem Publikum hab ich nur leider nix verstanden. Mitreissender Gig, und den Publikumsreaktionen nach zu schließen, dürften Fiend ein paar neue Fans dazugewonnen haben.
Der Club war an dem Abend zwar nicht ausverkauft, jedoch ordentlich voll für einen Wochentag. Wolfheart wurde bereits sehnsüchtig erwartet, denn die meisten Anwesenden hatten die Band ja noch nie live gesehen. War also nicht viel notwendig, die Leute zum Mitklatschen/-singen/Komplettausrasten zu animieren. Bei der überschäumenden Begeisterung war es kaum möglich, ganz nach vorne zu kommen – und ja, es gab auch Moshpits, was angeblich keine Selbstverständlichkeit mehr in örtlichen Metal-Clubs sein sollte. Daher stammen unsere Fotos nahezu ausschließlich von der Treppen-Perspektive ….
Tolle Show, schweißtreibend in jeder Hinsicht, und auch toller Sound. Endlich wieder ein Wolfheart Headliner-Set genießen zu dürfen, war ja einer der Gründe für diesen Kurztrip gewesen. Die Band zeigte sich locker und gut gelaunt, sogar Mika, der sonst so konzentriert seine Gitarre würgt, schäkerte zwischendurch mit dem Publikum. Basser Lauri agierte – wie üblich – zwischendurch als MC, jedoch sprach am Ende Meister Saukkonen selbst und erzählte, wie wichtig Russland und gerade St. Petersburg für die Bandgeschichte seien, da er bei ner Tour vor 7 Jahren Mika Lammassaari kennengelernt hatte. Wieder schien der Gig trotz Zugaben im Doppelpack viel zu kurz. Kann nur hoffen, dass es auch in Helsinki – oder nicht zu weit weg – wieder mal einen Wolfheart-Headliner-Gig gibt…
PS: War doch etwas baff, dass gegen Mitternacht die Gehsteige hochgeklappt schienen und sich grade eine Rock-Kneipe für noch ein Bierchen bzw. Schlaftrunk fand. Und ja, nach nur einem Shot namens „Iron Maiden“ fühlte ich mich wirklich „Aces High“ und bar jeglicher „Fear Of The Dark“ für den Spaziergang retour ins Hotel …
Fotos: K.Weber, J.Andreeva