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Delain, Serenity, Cellar Darling @ Z7 Pratteln

27.10.2017, Z7 Pratteln, Schweiz

Der erste richtige Herbsttag in der Schweiz soll einem heute im Z7 durch zarte Frauenstimmen versüsst werden. Mal schauen ob das klappt, um den ersten eisigen Hauch des Winters zu vertreiben.

Den Anfang machen Cellar Darling aus der Schweiz, die in diesem Jahr ihr Debut veröffentlicht haben. Sängerin Anna Murphy ist keine Unbekannte, zuvor war sie bei Eluveitie tätig, wie auch ihre Mitmusiker Merlin Sutter und Ivo Henzi. Sie formten die Band Cellar Darling nach ihrem Split mit Eluveitie. Musikalisch wagen sie sich sehr experimentell an den Folk Rock und das macht die Band auch aus. Ich wüsste nicht, mit wem man sie vergleichen könnte, es ist einfach was Neues. Die Musik ist nicht ganz einfach aufzunehmen, schwerer Sound mit dem sich oft wiederholenden Gesang, wahrscheinlich nicht jedermanns Sache. Mich beeindruckt das allgemeine musikalische Talent von Anna mehr als ihr Gesang und sie hat eine gute Ausstrahlung auf der Bühne. Die Lieder dürften noch ein bisschen mehr Abwechslung bieten, aber alles in allem finde ich gut, was die drei in kurzer Zeit bereits auf die Beine gestellt haben.

Als Highlight des heutigen Abends entpuppten sich Serenity. Auch wenn ich sie nach wie vor als puren Kamelot Abklatsch sehe, sind sie heute Abend mit Abstand die überzeugendste Band. Die Österreicher haben in der Schweiz viele Anhänger und ich bin mir sicher, dass viele Leute nur ihretwegen da sind. Die Herren rund um Sänger Georg Neuhauser liefern immer eine gute Show ab. Auch Sängerin Tasha, die seit 2015 ein fester Bestandteil der Band ist, kommt gut rüber, nur das sie ein bisschen untergeht, wenn Georg und sie zusammen singen. Das einzige, was mir die ganze Zeit Sorgen bereitet, ist das nicht gut befestigte Podest, das zum Glück nicht mitsamt Sänger von der Bühne fliegt. Ein guter, glücklicherweise unfallfreier Auftritt.

Normalerweise haben die Bands nicht viel dagegen, wenn man nach den ersten drei Songs noch vom Publikum aus Bilder schiesst, gerade in der Zeit von Smartphones macht es wenig Sinn, das zu verbieten, aber heute bekommen wir die strikte Order, nach den üblichen drei Liedern keine Bilder mehr zu schiessen. Mir egal, ich schiess eh keine Bilder mehr nach den ersten drei Songs, aber für meine Kollegen, die teilweise das ganze Konzert durchknipsen unverständlich, und es werden sich auch nicht all an diese Order gehalten haben – aber bitte, wenn sie keine Nuclear Blast Bands mehr fotografieren wollen, dann ist das ihre Sache.

Grund für diese Special Order ist der Special Guest von Delain, kein geringerer als Marco Hietala von Nightwish. Die Hälfte des Publikums, die nicht für Serenity gekommen sind, ist bestimmt wegen ihm da, das verraten die zahlreichen Nightwish Shirts und Tattoos im Publikum. Das letzte Mal, dass ich Delain gesehen habe, ist schon eine Weile her und ich hatte sie nicht mehr ganz so Pop-lastig in Erinnerung wie sie heute klingen, besonders die neuen Songs. Aber Sängerin Charlotte bietet immer einen Interessanten Anblick mit ihren Kostümen und immer anderen Haaren zu jeder neuen Tour. Styletechnisch ist sie sicher immer nett anzuschauen und ihr leuchtender Mikrofonständer ist auch ein echter Hingucker. Um die Show etwas spektakulärer zu gestalten, werden auch Luftschlangen ins Publikum katapultiert und man setzt auf Seifenblasenmaschinen, welche die Seifenblasen mit Rauch versetzt, das ist ein netter Anblick und sorgt für einen «Oho» Effekt im Publikum. Man merkt, dass hier eher die kommerzielle «Metal» Schiene gefahren wird, das Publikum ist wild durchmischt von jung bis alt, aber eher von solchen die man nicht bei jedem Konzert antrifft. Marco ist ganz klar ein Publikumsmagnet und das wurde hier auch ausgenutzt. Vielleicht aber auch um die Leute auf die neue Nightwish Sängerin vorzubereiten? Bisher mussten alle Frauen, die Kinder bekamen, bei Nightwish gehen, vielleicht ja jetzt auch Floor Jansen? Die Zeit wird es zeigen…

Wie erwartet war es uns Fotografen untersagt, Fotos von Marco Hietala zu machen, ob das jetzt von ihm ausgeht oder vom Label ist fraglich, aber ihr werdet sicher von Fans geschossene Bilder im Netz als Beweis finden. Die Stimmen von Marco und Charlotte passen erschreckenderweise gar nicht zusammen. Er hält sich gesanglich recht zurück, was mich recht enttäuscht, irgendwie macht es nicht gerade den Eindruck, als möchte er wirklich bei diesen Shows dabei sein. Nach zwei Songs ist er dann mit dem Versprechen, später noch einmal zu kommen schon wieder weg. Mir geht das ganze Happydeppymetalsongs singen ziemlich schnell auf den Zeiger, sodass ich mich nach nur acht Songs vom Acker mache. Delain sind mir zu poppig geworden, Marco passt nicht in dieses Ambiente und wird von mir nur noch mit Tarot oder mit Raskasta Joulua geschaut, dort kann er wenigstens seine ganze Stimmgewalt ausleben. Fazit: Zusammenarbeiten mit solch bekannten Musikern dienen meistens nur dem Marketingzweck, aber soundtechnisch sind sie nicht gerade das grösste Erlebnis.

 

Sandy Mahrer

Fresh Act Redakteurin, Reportagen, Reviews, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - Hard Rock, Heavy Metal und Pop-Rock, etc. Weniger Death, Black, Grind Core