Dark Days of Helsinki 2017
Vom 22. – 23. September fand im Nosturi in Helsinki zum ersten Mal das Dark Days of Helsinki Festival statt, welches Metalklänge der härteren Art in den finnischen Herbst entließ. Der Abend begann mit rauem Black Metal von Kyy, die sich von der noch ziemlich leeren Halle nicht entmutigen ließen. Die Band entfesselte ihre rohe Energie, und klang wütender denn je. Die fünf Mitglieder standen ganz vorne an der Bühne, was die „in-your-face“-Atmosphäre noch verstärkte. Wer an diesem Abend erst später ins Nosturi kam, hatte einen eindringlichen Start in die Nacht verpasst.
Während Necropsy spielten, trafen langsam mehr Leute ein, und ich nutzte die Zeit, um mich zu den langsamen Death Metal-Beats von Necropsy mit Freunden zu unterhalten. Die Intensität wuchs während des Sets, und es wurde schwierig sich den Fängen des auf der Bühne gespielten Death Metals zu entziehen.
Die Schweden IXXI waren als nächste dran, und wurden für mich von einem Glas Rotwein begleitet, da die geringe Besucheranzahl auch bedeutete, dass es im Nosturi eher frisch war – und wie kann man sich besser aufwärmen als mit Wein und Musik. Nach einem etwas lauen Konzertbeginn zog die Show an, und IXXI spielten ein strammes Set. Nach den zwei vorherigen Bands, deren Bühnenbewegungen sich eher in Grenzen gehalten hatten, waren IXXI viel aktiver und headbangten sogar. Viktor von The Crescent kam für einen Song auf die Bühne, und dann war es bereits Zeit für Cult of Occult, die sich zu einem meiner Lieblinge des Abends entwickelten. Die vermummten Silhouetten waren in ein Meer aus rotem Licht gebadet, und die angenehm dröhnende Musik schwappte langsam durch das Nosturi – ein warm glühender Klangkokon, der die Rotweinwärme wunderbar ergänzte. Düstere Schwingungen ließen mir angenehme Schauer den Rücken hinunterlaufen.
Vallenfyre beendeten den ersten Dark Days of Helsinki-Abend, und wie zu erwarten war wurde es dafür zum ersten Mal etwas voller. Neben verständlicher Beschwerden über Lapin Kulta-Bier (Gebt uns besseres Bier, dann spielen wir hier auch öfters!) bot das Set ein würdiges Ende der ersten Nacht. Der Gig wurde fortwährend besser, und so konnte frau sich mit einem glücklichen Metalgrinsen auf den Weg zur Bar machen.
Am Samstag lag es an Amputory den Abend einzuläuten. Das Nosturi war etwas voller und es schien, also ob das Publikum mehr Energie hatte, denn gleich zu Beginn moshten und tanzten ein paar Leute in der ersten Reihe zu Amputorys dichtem Sound. Als nächstes waren Foreseen dran, und da ich merkte, dass es einfach nicht mein Ding war, verbrachte ich die Zeit mit ein paar Drinks und Freunden an der Bar. Vor der Bühne ging es allerdings ab, und die gute Stimmung hielt an.
Und dann endlich war es soweit: Mit Cancer spielte eine der wohl am heiß ersehntesten Bands des Wochenendes, wozu es dann auch ordentlich voll wurde. Cancer legten gleich richtig los, und das Publikum ging mit. Headbanging, Moshpit – alles war da, alles bewegte sich. Mit Hung, Drawn and Quartered erreichte das Konzert neue Höhen an Intensität, und es war alles da was eine gute Death/Thrash-Show liefern sollte.
Memoriam kamen, sahen und siegten. Nachdem ich sie am Roadburn 2017 gesehen hatte, wo sie mich leider nicht wirklich überzeugen konnten, war dieser Gig nun alles worauf ich gehofft hatte: Death Metal, der einem ordentlich in den Allerwertesten tritt, unterhaltsames Gescherzte und Grimassen von Karl Willet (Wie wäre es mit einer auf ihm basierenden Cartoon Serie?!?!) und die allgemeine Begeisterung eines guten Konzertes. Die Band genoss das Spielen sichtlich, mehr wie Freunde, die abhängen und spielen als ein Konzert. Die Stimmung war ansteckend, und es war einfach eine Freude ihnen zuzuschauen und zuzuhören. Memoriam rollten hinein wie eine Dampfwalze und waren nicht zu stoppen. Karl sagte es am besten: „Lasst uns unser Leben feiern, auf Death Metal!“
Hätte der Abend damit bereits geendet, ich wäre vollauf zufrieden gewesen. Aber da gab es eine weitere Band, die das erste Dark Days of Helsinki Festival ordentlich ausklingen lassen wollte: Entombed A.D. Sie fingen etwas verspätet an, aber dann gab es kein Halten mehr. L.G. Petrov und seinen Mannen feuerten ein Gewitter an Musik, Energie und synchronisiertem Headbanging auf eine jubelnde Menge ab.
Toll gemacht, Dark Days of Helsinki – danke für zwei großartige Abende!
Text: Nina Ratavaara photo: Marco Manzi