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Foto-Subjektiv: Das Drama mit den Drummern

Ein Photografen-Blog – phlog? – also Eindrücke, Tipps & Tricks oder irgendwelcher Kram, der die Kunst des ”Einfangens von Augenblicken” betrifft. Oder so.

Drummer– das sind jene geheimnisvollen Wesen, die meist heimlich als erstes im Dunkeln auf die Bühne huschen und sich gleich hinter einem Wald von Schlagzeug-Bestandteilen verstecken, und oft mit ihrer Arbeit beginnen müssen, während sich der Rest der Band im Scheinwerferlicht nur beim Kabeleinstecken und Gitarrenstimmen abfeiern lässt.

Drummer, aus unerfindlichem Grunde beliebtes Ziel von Witzen und Streichen, womöglich noch öfter als Bassisten: Weil sie am längsten beim Auf- und Abbau sowie Soundcheck brauchen und ständig Equipment-Probleme haben (Sticks, Felle…)? Schwer zu sagen, aber es scheint, dass jene, die für den Puls jeden Songs, den Herzschlag der Band sorgen, stets ein wenig in den Hintergrund gedrängt werden. Wortwörtlich. Oder ziehen sie sich selbst aus freien Stücken ins leichte Abseits zurück?

(Nungut, es gibt Ausnahmen, siehe etwa Tommy Lee, der Achterbahnfahren und Schlagzeugspielen vereint, oder Alfahannes Niklas ….

alfahanne

… nach so einem feurigen Auftritt hält wohl jeder gerne freiwillig Sicherheitsabstand …)

Sind Drummer also von Natur aus eher schüchterne Wesen – das Gegenteil von extrovertierten Frontleuten – soziale Aussenseiter, einsame Wölfe und Wölfinnen, die sich am liebsten in ihrem eigenen Revier aufhalten und Beissreflexe entwickeln, sobald sich Revier-Fremde (BandkollegInnen, Fans) zu nahe ran wagen, oder gar unbefugt Rhythmusgerätschaft berühren?

Das Drum-Gerüst – eine bewusste Abzäunung zur Aussenwelt?

Freundlich lächelnde Drummer – Fehlinterpretation eines drohenden Zähnefletschens?

Oder werden sie erst so, wenn sie mit Schlagzeugspielen anfangen?

Diese Frage sollte die Wissenschaft klären, hier geht es ums Knipsen von Drummern bei Konzerten.

Und es ist kein Zufall, dass sich die FotografInnenzunft kaum um diese Randgruppe kümmert – denn meist kommt trotz aller Bemühungen bloss folgendes Resultat heraus:

sts

Könnt ihr erkennen, wer das ist, oder auch nur welche Band? Tja. Ich auch nicht…

Wenn du Glück hast, wird es wenigstens sowas wie das Beitragsfoto (Jaska, Children Of Bodom)…

Hatte ich im ersten PHLOG schon den Sniper-Vergleich bemüht, im Falle von Drummern muss nicht nur der Urinstinkt ”Jäger”, sondern zusätzlich der ”Sammler” aktiviert werden.

Denn wie bei Pilz- oder Beerensuche im Wald benötigt es ein geschultes Auge, um ein Nasenspitzchen hier, ein Ohrläppchen dort, im Wald der Becken und Percussion-Teile überhaupt wahr- bzw. dann ins Visier zunehmen.

mayhem

(Ist da jemand? Mayhem)

Von zusätzlichen Hürden wie Haarwuschel, Bart, schlechter Beleuchtung oder Nebelschwaden abgesehen – und kaum zu glauben, Drummer BEWEGEN sich ab und zu mal, sogar jene von Extrem-Zeitlupen-Doombands – kann dir sogar dein eigenes Equipment die Aufgabe erschweren– wenn der Autofokus auf das falsche Objekt der Begierde reagiert…

atte

(Tolle Werbung für den Instrumente-Erzeuger: Thunderstone)

… oder die Bild-Komposition etwas seltsam wirkt

stamina

(im Kannibalen-Restaurant: eine Portion Drummer-Kopf, bitte. Stam1na)

Oder du kriegst was zu Gesicht, das man eigentlich keiner Leserschaft zumuten kann …

lordi

(Lordi)

Da bedarf es schon einer Menge Geduld, und einer Portion Glück, denn nur selten kriegt man bei Festivals – oder in einem Club – freies Blickfeld auf den Drummer, und Fotos wie diese

blockbusteramorphis

trivium

(Block Buster, Amorphis, Trivium)

Also wie fängt man nun am besten einen Drummer ein?

Um ganze Abläufe wie den Drumstick-Trick von Atte Palokangas auf Bild gebannt zu kriegen, bedarf es schon jahrelanger penibler Verhaltensstudien des betreffenden Subjekts, jede Menge Geduld und multiple-Schnellschuss-Kameraeinstellung (Faustregel, auf zirka 300 Nieten kommt ein halbwegs gutes Foto).

Ansonsten kriegt man nette und deutliche Bilder von SchlagzeugerInnen schlicht durch WEGELAGERUNG,

nämlich dann und dort, wo sich diese scheuen Wesen sicher und unbeobachtet fühlen, etwa nach dem Gig beim Drumkit-Abbau…

swallow_the_sun

(Juuso, Swallow the Sun)

… oder am besten BACKSTAGE AUFLAUERN – nur so kriegt man einen Drummer perfekt ins Bild!

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(Joonas, Wolfheart)

Klaudia Weber

Rücksichts- und gnadenlose Diktatorin, kniet vor mir! Anders gesagt: Chefredakteurin, Übersetzerin, Webseiten- und Anzeigenverwaltung, also "Mädchen für alles" - - - Schwerstens abhängig von Büchern (so ziemlich alles zwischen Herr der Ringe und Quantenphysik) und Musik, besonders von Metal finnischer Prägung. Weiters Malen, Zeichnen, Film, Theater... also könnt ihr mit einer vielseitigen Website rechnen. Mag.phil., zwei in 5 Jahren parallel abgeschlossene Vollstudien (English & American studies, Medienkommunikation) und stolz darauf, denn als Mädel aus einer Arbeiterfamilie in einem erzkonservativ-katholischen Land ging das nur dank Stipendium und etwas später im Leben als andere....