Sinbreed – Leckt uns alle mal!
Kürzlich veröffentlichten Sinbreed ihr 3. Album „Master Creator“. Da zudem Gitarrist Marcus Siepen zwischenzeitlich ausgestiegen ist, scheint es höchste Zeit, uns von Bandleader Flo Laurin auf Ballhöhe bringen zu lassen.
Bevor wir zu aktuellen Themen kommen, lass uns erst ein Thema aus der Vergangenheit abhandeln: In unserem letzten Interview aus 2014 hast du eine Tour in Aussicht gestellt. Warum ist es doch wieder bei einigen wenigen Einzelauftritten geblieben?
„Es ist ja kein Geheimnis, dass wir immer auf die Hauptbands unserer Bandmitglieder Rücksicht nehmen müssen. Wir hatten das damals etwas anders geplant, allerdings haben Blind Guardian (bei denen Schlagzeuger Fredrik Ehmke und der damalige Gitarrist Marcus Siepen tätig sind – TP) dann ihren Zeitplan umgeworfen, sodass wir in unserem angedachten Zeitraum nicht mehr touren konnten. Wir hatten dann einige Konzerte bestätigt, die allerdings von den Veranstaltern abgesagt wurden. Wir haben dann gesagt: „Dann könnt ihr uns alle am Arsch lecken, dann machen wir halt ein neues Album!“ Haha!“
Bei unserem letzten Interview haben wir zudem über den Einstig von Marcus Siepen gesprochen. Nun müssen leider seinen Ausstieg thematisieren. Marcus hat sich ja auch mit einem sehr umfangreichen Statement diesbezüglich zu Wort gemeldet. Wie ist deine Sicht der Dinge?
„Was Marcus geschrieben hat, kann ich nur bestätigen. Marcus war da auch sehr professionell und hat bereits als wir erstmalig über den „Shadows“-Nachfolger gesprochen haben signalisiert, dass das mit ihm nichts wird. Ursächlich sind da terminliche Probleme aufgrund von Verpflichtungen mit Blind Guardian. Für Frederik, die Frage drängt sich natürlich auf, war das aber kein Problem. Man muss wissen, dass Frederik, ich und auch unser Bassist Alex im gleichen Ort wohnen. Es ist deswegen deutlich leichter für uns in Tourpausen mal eben was aufzunehmen, als wenn man mehrere hundert Kilometer weit weg wohnt – so wie Marcus.
Es ist sehr schade, den Marcus hat die Band bereichert. Er hat ja auch Songs für „Shadows“ geschrieben. Aber so wie es gelaufen ist, war es ok.“
Auf den aktuellen Fotos posiert ihr nur zu viert. Habt ihr schon über einen Ersatz für Marcus nachgedacht?
„Es wird mindestens für Liveauftritte einen Ersatz geben. Alle Songs sind für 2 Gitarren ausgelegt, das ergibt mit nur einem Gitarristen keinen Sinn. Wir haben auch schon jemanden, den wir in Kürze bekannt geben werden. Ob er auch zum festen Bandmitglied werden wird, werden wir sehen. Nun wird er uns erstmal in nächster Zeit aushelfen. Wir freuen uns total, denn er ist ein wirklich toller Typ und wir können nun endlich zu fünft spielen.“
Lass uns über euer aktuelles Album sprechen! Wie und wann ist es entstanden?
„Insgesamt waren die Aufnahmen und die Produktion recht sportlich. „Shadows“ ist ja gerade einmal 2 Jahre alt, dazu der Ausstieg von Marcus und die Tatsache, dass Frederik öfter mal längere Zeit weg ist. Trotzdem ist „Master Creator“ eine echte Teamleistung geworden. Es ist das erste Mal, dass wirklich alle Bandmitglieder Songs beigetragen haben. Deswegen ist das Album auch etwas abwechslungsreicher geworden.
Die Aufnahmen haben wir wieder in Frederiks Studio selber gemacht – so wie bei „Shadows“ auch schon. Ich habe wieder als Produzent fungiert. Die Songs haben wir in der „Salami-Taktik“ fertig komponiert und sind dann nur für den Mix ins Studio gegangen.“
Du hast nun ja wieder auf den Produzentenstuhl gesetzt. Hast du eine musikalische Ausbildung oder ist das alles „Learning by Doing“?
„Das war eher „Learning by Doing“. Das ist meiner Vision geschuldet, die ja damals schon zu „Worlds Collide“ geführt hat. Mir war von Anfang klar, wie die Instrumente zu klingen haben, wie die Songs aufgebaut sein sollen und so weiter. Ich denke, dass „Worlds Collide“ auch aus heutiger Sicht noch gut klingt – auch wenn ich das ein oder andere heute anders machen würde. „Shadows“ war dann noch mal ein Schritt nach vorne. Für „Master Creator“ habe ich mich noch mehr mit der Technik und Software beschäftigt und auch die Vorproduktion gemischt. Ich denke, dass Musiker immer mehr in diese Rolle reinkommen müssen und ich dass das auch einer Studioproduktion unterm Strich gut tut.“
Welche Ziele habt ihr euch beim Songwriting gesetzt?
„Wir wollten mehr Abwechslung reinbringen. Auch wenn unsere bisherigen Alben meist sehr gute Kritiken bekommen haben, wurde oft bemängelt, dass die Abwechslung etwas fehlt. Wir konnten dem beipflichten und haben dies insbesondere bei der Vorbereitung für die Liveshows nach „Shadows“ gemerkt. Da jetzt mehr Leute Ideen beisteuern, liegt es dann auch auf der Hand, dass das Album etwas abwechslungsreicher wird. Ein Song wie ‚At the Gate‘ – den übrigens Frederik geschrieben hat – macht das Album deutlich abwechslungsreicher und rundet es auch ab.“
Auf „Master Creator“ gibt es natürlich schnelle Songs, wie man sie auch von „Shadows“ her kennt. Dazu habt ihr aber mit ‚Moonlit Night‘ und ‚At The Gate‘ auch zwei eher untypische Songs geschrieben.
„Das stimmt. Aber ich finde, dass sie noch im Rahmen sind. Es sind ja keine Lagerfeuer-Balladen. Es gibt „Abgeh-Passagen“ im Refrain und wir verwenden auch unsere Stilelemente, die sonst in den typischen Power Metal Songs zum Tragen kommen.“
Und zu ‚Moonlit Night‘ habt ihr sogar ein Video gemacht. Dann müsst ihr den ja gut gefunden haben.
Das stimmt. Wir fanden es schön, einen Song zu nehmen, der nicht so ganz typisch und auch nicht so richtig vorhersehbar ist. Und er hat es auch thematisch hergegeben. Sowohl der Song, als auch das Video beruhen auf Franz Kafkas „Die Verwandlung“. Wer das Video schaut und noch das ein oder andere recherchiert, der kann da richtig was rausziehen. Wir wollten halt ein Video, das anregt und nicht nur stupide rüberkommt.“
Euer Sänger Herbie Langhans singt auch einen Song auf dem neuen Avantasia-Album „Ghostlights“. Er macht bei diesem Song einen fantastischen Job, klingt aber gänzlich anders als bei euch. Wäre es nicht eine Option für euch, auch diese Gesangsstimme einzusetzen?
„Was Herbie da abgeliefert hat zeigt natürlich, was er auf dem Kasten hat und wie wandlungsfähig er als Sänger ist. Er lässt diese tiefen Lagen übrigens auch ein wenig in ‚At the Gate‘ anklingen und zeigt, dass er auch dabei charismatisch rüber kommt. Ein Song wie ‚Draconian Love‘ ist natürlich eine reine Hit-Nummer. So etwas sehe ich für Sinbreed eher nicht. Ich denke schon, dass wir diese Stimmfarbe mal platzieren können, aber nicht in so einem Song, der ausschließlich auf Ohrwurm getrimmt ist.“
Zum Abschluss noch die Frage nach der Zukunft: Können wir dieses Mal mit einer Tour rechnen?
„Es sind bislang 3 Konzerte mit Van Canto in Stein gemeißelt. Dann gibt es noch einen Festival-Auftritt in Köln. Wir streben an nach den Sommerfestivals, wenn der Herbie dann mit Avantasia fertig ist, live nachzulegen. Wir haben da richtig Bock drauf! Die neuen Songs sind wie gemacht für Live-Auftritte!“