Mastodon / Big Business / Krokodil
11. Dezember 2014, Z7, Pratteln, Schweiz (Fotos von Sandy Mahrer auf Flickr)
Mastodon waren mal wieder in Europa unterwegs und auch zum wiederholten Male im Z7 in Pratteln bei Basel. So vertraut ist die Band schon mit der Location, dass Schlagzeuger Brann Dailor sich sein zweites Wohnzimmer in der Schweiz einrichten will, wie er am Anschluss an das Konzert verlauten ließ.
Los ging´s aber nicht mit ausgestorbenen Elefantenvorfahren sondern mit ganz lebendigen Reptilien. Krokodil aus UK haben es mit ihrem letzten Album “Nachash” in die Rolling Stone-Liste der 20 besten Metal-Alben des Jahres 2014 geschafft. Und das, obwohl es die Band erst seit 2011 gibt. Nach eigener Aussage bestehen Krokodil hauptsächlich aus Bärten und Riffs und genau diese gab es auch bei ihrem Auftritt zu bewundern. Hinzu kommen noch nicht weniger beeindruckende Vocals. Mal clean, mal geshoutet – zum Großteil führt der Sänger (größtenteils Bart-frei) aber schreiend durchs Abendprogramm – und dass im positivsten Sinne. Das Publikum nimmt die Jungs recht wohlwollend auf und auch die STALKER-Rezensentin erfreut sich am anspruchsvollen Hardcore-Sound. Genau die Härte, die man an diesem Abend braucht.
Danach wurde es etwas sonderbar. Big Business aus USA entpuppten sich als ein eher small business. Auf der Bühne standen nämlich nur zwei Mann: einer am Schlagzeug, einer am Bass. Auf ihrer Facebook-Seite behauptet die Band sie wäre ein Trio, aber was war mit dem Gitarristen passiert. Von Aliens entführt, auf dem Basler Weihnachtsmarkt bei Glühwein und Schoggi versackt? Oder gut versteckt? Wir wissen es nicht. Was wir aber bekamen, war die „volle Dröhnung“, im wahrsten Sinne des Wortes, es dröhnte gehörig. Das Publikum schien jedoch vollends begeistert, die STALKER-Crew hingegen konnte sich für die Metal-Version von Drum´n´Bass nicht sonderlich erwärmen. Unser Fazit: Nur für Liebhaber.
Nun war es Zeit für die Herren aus Atlanta. Die Halle, in grün getüncht, war gut gefüllt, aber nicht ausverkauft. Sodann spielten Mastodon mit zwei neuen Songs auf („Tread Lightly“ und „Once More Round the Sun“). So richtig angefreundet habe ich mich mit dem neuen Material allerdings noch nicht, irgendwie lässt es die Urgewalt früherer Alben vermissen. Wurden dem Mastodon die Stoßzähne gezogen? Entsprechend verhalten war nicht nur bei mir die Stimmung, sondern auch im ganzen Saal.
„Blasteroid“ und „Oblivion“ wirkten dann schon kurzzeitig als Stimmungsaufheller. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich eher den Eindruck, dass doch alles etwas sehr gediegen rüberkommt. „Altherrenrock“ schoss mir kurzzeitig in den Kopf. Irgendwie war hier eher schunkeln angesagt als moshen. Liegt´s am neuen Material, dass die Energie nicht so rüberkommen will? Die Jungs sind alle verdammt gute Musiker, können das aber viel zu selten präsentieren. So zählen die spärlich gestreuten, viel zu kurzen Solos von Gitarrist Brent Hinds zu den wenigen Höhepunkten auf meiner Liste. Wie dem auch sei, die Nackenmuskulatur wird an diesem Abend jedenfalls geschont und ich frage mich, wie doch gleich der Name der ersten Band war.
Zwischendurch immer mal wieder ein paar Lichtblicke: „Ol´e Nessie“ vom Debütalbum Remission oder „Megalodon“ und „Crystal Skull“ zeigen, dass Mastodon eigentlich wissen, wie´s geht: Geniale signature Riffs, unterbrochen von rohen, musikalischen Gewaltexzessen. Und diese Songs funktionieren live auch nach mehr als einem Jahrzehnt noch. Zum Abschluss, wie zu erwarten und erhofft, „Blood and Thunder“. Und hier ging die Menge zum ersten Mal richtig ab. Dann war Schluss.
Was bleibt am Ende des Abends? Mit ein paar mehr Klassikern wie „March of the Fire Ants“, „I am Ahab“ oder „Colony of Birchmen“ hätte es sicher größeren Grund zur Freude gegeben, zumindest bei mir. So, überzeugen mich die neuen Songs weder auf CD noch live. Muss ich mir wohl weiterhin „Leviathan“ und „Blood Mountain“ reinziehen und hoffen, dass diese Alben vielleicht mal in Gänze live zu Gehör gebracht werden.