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Metalfest Germany 2014

19. – 21.06.2014 St. Goarshausen, Amphitheater, Loreley, GER

Die Macher des Metalfest laden zum nunmehr fünften Mal auf das schönste Festivalgelände, das Deutschland zu bieten hat. Bei fast durchgehend strahlendem Sonnenschein wird Heavy Metal auf zwei Bühnen abgefeiert.

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Donnerstag
Nachdem alles aufgebaut und verstaut ist und man sich mit anderen Metallern gemeinsam über die mit 15e viel zu hohe Parkgebühr aufgeregt hat (das war auch schon mal günstiger), geht es mit den Münsteranern von Zodiac, die da recht blueslastigen Hardrock zocken los. Sehr unterhaltsam! Fueled by Fire starten wesentlich früher als angegeben, was für etwas Ärger bei ein paar Bekannten sorgt, die die Band gerne komplett gesehen hätten. Etwas später folgen dann M.O.D. mit einem recht assig und wild aussehenden Billy Milano in Adidas Joggingbuchse. Dafür, dass damit geworben wurde, ein S.O.D. Special Set zu spielen, kann ich nur relativ wenige erkennen. Klar – March of the S.O.D (nur kurz angespielt) Kill yourself, Milano Mosh und Speak English or die sind dabei, und wenn ich mich nicht täusche auch Fist Bangin Mania, der Rest des S.O.D. Encore ist ein ziemliches Gewurschtel, bei dem man nicht so richtig etwas raushört. Nichtsdestoweniger gehn so einige, eher dem älteren Semester angehörende, Metaller vor der Absperrung gehörig ab. Hört man ja auch nicht alle Tage.


Mit D.T.A. folgt ein heiß erwarteter Auftritt, der für die kurze Spielzeit mit lauter Klassikern gespickt ist: Leprosy, Spiritual Healing, Crystal Mountain, Zombie Ritual/Baptized in Blood und Pull the Plug, um ein paar zu nennen. Ja gut, es wurden einige Einsätze verpatzt und es wurde sich auch mehr als einmal verspielt, aber der Sound war absolut i.O. und ich stand dem Ganzen ohnehin viel zu emotional gegenüber, als dass mir das sooo wichtig gewesen wäre.


Nach einem kurzen Regenschauer, oder eigentlich noch währenddessen, startet der eigentliche Headliner Phil H. Anselmo and the Illegals einen von vermutlich von jedem anwesenden Headbanger heiß erwarteten Auftritt. Leider ist es nur noch seine Erscheinung, die recht imposant ist, die Setlist besteht fast ausschließlich aus Titeln der „Walk through exits only“ und der Applaus verhält sich umgekehrt zu lauter werdenden Pantera Song Rufen. „Domination“ wird leider nur angespielt, was alleine schon eine herbe Enttäuschung ist, ebenso wie „Planet Caravan“, bekanntlich ein Black Sabbath Coversong. Erst als letzten Titel bringt Phil dann „Primal Concrete Sledge“, was er als Titel ankündigt, den er mit elf Jahren geschrieben hat. Das Publikum geht entsprechend steil, hernach lässt Mr. Anselmo das Mikro nach hinten über den Rücken auf den Boden knallen. Kein besonders starker Abgang.

Sabaton spalten ja bekanntlich die Metallergemeinde in zwei, vieleicht sogar drei Lager. Dem ersten, zu dem ich gehöre, sind sie mehr oder weniger egal. Das zweite hasst Sabaton mit der gleichen Inbrunst, mit der sie von dem dritten vergöttert werden. Selbstverständlich sind an diesem Donnerstagabend nur Letztgenannte und dann noch ich anwesend. Optisch unterhaltsam sind Sabaton allemal und was sie da an Show auffahren (sind die echt schon so groß?), kann wirklich beeindrucken. Was man, oder eben ich, von der Musik nicht sagen kann. Mir ist das zu bombastisch, mit zuviel Kalkül und dann auch noch nachgespielt. Jepp, Nachgespielt! Hört euch mal Nightwish Keyboardläufe an und übertragt das auf Gitarrensound. Und dieser dämliche Panzer als Unterbau vom Schlagzeug! Sorry! Nee! Da bin ich raus!

Freitag
Mit Scorpion Child folgt am Freitagmittag eine Band, die ich schon auf dem letzjährigen Hammer of Doom erleben durfte. Sehr Led Zeppelin -lastiger Hardrock, der im letzten Jahr zu Recht gute Kritiken eingefahren hat. Enforcer aus Schweden haben leider abgesagt und die Gorguts sind wohl den vielen Sabaton, Powerwolf und In Extremo Fans zu abgehoben. Für anwesende Trüffelschweine aber mal eine Kapelle, die man zum einen nicht an jeder Steckdose und zum anderen nicht auf jedem zweiten Festival antrifft. Grave Digger sind als Vertreter und vermutlich größten gemeinsamen Nenner der Alt und Jung eint, angetreten und schaffen es, das Amphitheater bis über die Steinstufen hinaus zu füllen. Während „Rebellion“ fängt es dann natürlich an zu stauben. Auch Eluveite können begeistern – mich allerdings nicht.


Monster Magnet, für mich bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr und immer noch sehr unterhaltsam, grooven sich durch ihre Spielzeit und zeigen dem Publikum wie echter – was eigentlich? Schweinerock? Spacerock? Stonerrock? – gespielt wird. Zum Ende des Sets sieht man dann immer mehr schwarz-weiß geschminkte Fans im Publikum, und man weiß, dass Powerwolf als nächstes dran sind. Ebenso wie am Tag zuvor wandert eine gehörige Schar Metaller rechtzeitig vorher in Richtung Ausgang, während doch einiges mehr an entsprechend verkleideten Fans zur Bühne strömt. Auch ich selbst bin nicht grade der größte Powerwolf Fan, aber ich kann ihnen eine gehörige Portion Unterhaltungswert nicht abstreiten. Außerdem haben die im Gegensatz zu Sabaton wenigstens gute Songs, die wiederholen sich zwar gefühlt zwei bis drei mal, werden aber dennoch nicht schlechter.

Samstag
Blues Pills hat man heute sicher zu früh im Set positioniert. Von der multinationalen Truppe um die stimmliche Reinkarnation von Janis Joplin, Elin Larsson, wird man jedenfalls noch so einiges hören.

„Zombie Attack“ – so der erste Schlachtruf von den mit Sicherheit überall gern gesehenen Tankard, und Gerre flitzt trotz abgebrochener Diät ziemlich flink über die Bühne. Der Mann hat eben nicht nur Erfahrung und ein großes Herz, sondern auch immer einen guten Spruch drauf. „Die Pyros hier vorne sollten eigentlich für uns sein, aber ihr hebt die euch für Kreator auf, was?“ So gibts mit „The Morning after“, „Rules for Fools“, „Chemical Invasion“ und dem obligatorischen und abschließenden „(Empty) Tankard“ heute das erste Mal deutschen Ur-Thrash auf die Ohren.


Auch Grand Magussind alles andere als langweilig, auch wenn sich aufgrund der Anzahl der Bandmitglieder einfach weniger auf der Bühne abspielt. Muss aber auch nicht denn die Songs von J.B. Christofferson und Co. stehen einfach komplett für sich, da braucht es keinen SchnickSchnack. Das Publikum honoriert Songs wie „Sword of the Ocean“, „On Hooves of Gold“, Ravens guide our Way“, „Like the oar strikes the Water“ und „Hammer of the North“ mit gereckten Fäusten und Gesten, mit denen vor einigen Jahren noch Manowar gehuldigt wurde.


Mit Steel Panther wusste ich bis vor kurzem nicht so wirklich etwas anzufangen, doch die L.A. Glam Metaller sind derzeit in jedem Fall eine der besten und unterhaltsamsten Live Bands, die es gibt. Und härtetechnisch sowohl musikalisch um einiges besser als ihre Kollegen aus den Achtzigern. Ich hätte absolut nicht erwartet, dass Steel Panther derart auf einem eigentlich eher klassischen Metal Festival abgefeiert werden. Mit Songs wie „Glory Hole“, „Death to all but Metal“, „Asian Hooker“, und „17 Girls in a Row“ weiß man, dass es den vier Kaliforniern eben in erster Linie um Dolce Vita geht. Überall entblößen sich Frauen, vor der Bühne, auf der Bühne, im Publikum. Granatenshow.

Danach wird es bei Zakk Wyldes Black Label Society deutlich leerer im Amphitheater, unter anderem deswegen, weil auf der Second Stage das Spiel Deutschland – Ghana übertragen wird. Nichtsdestoweniger rockt und goovt der ehemalige Ozzy Sidekick die Arena, auch wenn sich so einige Titel ziemlich gleichförmig anhören und kurz vor Ende in einige Gähnattacken des Autors münden.


Kreator beenden das diesjährige Metalfest mit einem Thrashgewitter der Extraklasse, aber gut – ich habe auch kein wirklich schlechtes Kreator Konzert in den letzten sieben, acht Jahren gesehen. Allein die Ansagen von Fronter Mille sind immer noch irgendwo zwischen Fremdschämen und Spinal Tap. Außerdem versuchen ein paar Deppen aus dem Publikum, Mille irgendwelche Knicklichter oder ähnliches an den Kopf zu werfen. Was soll denn der Scheiß?? Mille bleibt trotz allem Profi, lässt sich nichts anmerken und bringt mit alten wie neuen Titeln, „Phantom Antichrist“, „From Flood into Fire“, „Endless Pain“, „Phobia“, Civilization Collapse“, „United in Hate“ und dem unverzichtbaren „Flag of Hate“ das Publikum zum kollektiven Ausrasten. So war das Metalfest 2014 trotz eher durchwachsenem Line up wieder ein voller Erfolg. Allerdings sollten solche Ärgernisse wie dem Müllpfand und der Platzierung der Second Stage, zu der man ohne weiteres ohne Festivalband Zutritt hatte, im nächsten Jahr besser durchdacht werden.

photos: Björn Schmiterlöw

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Björn Schmiterlöw

bjorn@stalker-magazine.rocks - - - Reportagen, Reviews, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - - - alles was mit Rock und Metal zu tun hat. Es ist einfacher aufzulisten was ich nicht mag und das sind die Stile mit "Core" drin. (von Ausnahmen abgesehen) - - - Favorisierte Bands: Iron Maiden, Black Sabbath, Deep Purple, Judas Priest, Motörhead, Slayer, Anthrax, In Flames, Kreator, Exodus, Candlemass, Carcass, Reverend Bizarre, Ahab, Orne, Down, Grand Magus, Atlantean Kodex - - - Sonstige Interessen: lesen, Kino, irgendwann mal nen Marathon schaffen.

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