Árstíðir in Polen
30.4.2014 Wolomin, Powiatowe Centrum Dziedzictwa i Twórczości
Bevor sie sich in Studio zurückzogen, um ihr drittes Album aufzunemhen, begaben sich Árstíðir auf eine einwöchige Tour durch Deutschland, die Tschechische Republik und Polen.
Erst kürzlich vom Sextett auf ein Quartett geschrumpft, schlägt die Band mit ihrer neuen Musik eine etwas andere Richtung ein und wollte das neue Material unbedingt vor Publikum ausprobieren. Falls jedoch jemand befürchtet hatte, sie könnten sich zu sehr verändern, wurde hier schnell vom Gegenteil überzeugt. Sie klangen immer noch unverkennbar wie Árstíðir. Wolomin war die 6. Station auf dieser Tour und das Publikum bekam eine Band zu hören, die gut aufeinander eingestimmt war und eine wunderbare Show ablieferte.
Die Halle war gut gefüllt, das Publikum eine Mischung aus Fans und Neulingen aller Altersstufen. Erwartungsvolle Spannung lag schon vor dem Konzert in der Luft, und als Árstíðir endlich die Bühne betraten, wurden sie mit lautem Jubel begrüßt. Sie begannen mit „Heiðin” und „Látum okkur sjá”, zwei bekannten Songs vom ersten Album, bevor sie mit „The Cannon“, einem meiner Favoriten, den ersten neuen Song spielten. Der Klang in der Halle war klar und gut abgemischt. Innerhalb weniger Momente fühlte ich mich in die Musik hineingezogen und vergaß die Welt um mich herum. Egal wo diese band spielt und egal in welchem emotionalen Zustand ich mich vor dem Konzert befinde, sie schaffen es immer, mich gefangen zu nehmen, und jedes Mal, wenn ich mich umsehe, erkenne ich, dass es vielen anderen genauso geht.
In derzeitiger Besetzung bestehen Árstíðir aus Daníel Auðunsson (Gitarre, Gesang), Gunnar Már Jakobsson (Baritone Gitarre, Gesang), Karl James Pestka (Geige, Gesang) und Ragnar Ólafsson (Klavier, Gesang). Für die Tour kam noch Guillaume Lagraviere (Cello, Gesang) hinzu, der sie auch schon im vergangenen November begleitet hatte. Zwei der Bandmitglieder haben die Instrumente gewechselt und so mussten die Songs neu arrangiert werden. Dabei haben sie aber nichts von ihrer Kraft oder ihrer Magie eingebüßt und ich bezweifle, dass diejenigen, die noch nie vorher bei einem Konzert waren bemerkt haben, das diese Band einmal anders war. Es sah so aus und hörte sich vor allem so an, als hätten sie sich mühelos neu erfunden. Die alten Songs strahlten noch so wie eh und je und die neue Stücke erlaubten uns einen Blick in die Zukunft.
Wie schon oft zuvor staunte ich, wie gut die Jungs ihre Instrumente beherrschten. Es war nicht nur so, dass jeder einzelne gut spielte, was das Konzert so besonders machte, war die Art wie die Musik insgesamt mehr war als die Summe der Einzelteile. Mit Gitarren, Klavier, Geige und Cello, gemischt mit einigen Samplern und Effekten erschaffen sie einen einzigartigen Sound, der es unmöglich macht, sie einem einzelnen Genre zuzuordnen. Und als ob das Spielen allein nicht schon genug wäre, sie können außerdem noch singen – die gesanglichen Arrangements waren genauso magisch wie die Instrumentierung.
Sie mischten auch weiter neue Songs mit alten und erzählten manchmal ein wenig darüber. Mein Highlight an diesem Abend war ein brandneuer Song, der noch nicht mal einen Titel hatte und den ich sofort zu meinem Favoriten erklärte. Darüber hinaus gab es aber auch viele andere wunderbare Momente, wie das proggige „Eris“, das eindringlich schöne Instrumentalstück „Ró“ oder die beset DArbierung von „Shades“ und „Tárin“, die ich seit langem gehört habe. Das Konzert endete mit dem kraftvollen „Kill us“, einem Stück, das sich ständig verändert und gar nicht mehr so klingt wie auf dem ersten Album. Danach hörte das Publikum gar nicht mehr auf zu klatschen und viele standen auf für Standing Ovations. Wir wurden mit zwei Zugaben belohnt, „Nú gleymist ég“ und dem a cappella Stück “Góða veislu gjöra skal”. Alles war viel zu schnell vorbei und ich bin überzeugt, dass wir alle gerne noch mehr gehört hätten, aber alle guten Dinge enden irgendwann und wir hatten schöne Erinnerungen, die wir nach Hause tragen konnten.
Nach dem Konzert kam die Band noch heraus, um Autogramme zu geben und mit ihren Fans zu reden. Sie nahmen sich die Zeit, mit allen ein paar Worte zu wechseln und erfüllten lächelnd alle Fotowünsche. Für mich sah es so aus, als wäre fast das gesamte Publikum noch geblieben, um ein paar Worte mit ihnen zu wechseln. Ringsherum nur glückliche Gesichter. Bis September ist es jetzt vorbei mit Konzerten. Ich zähle auf jeden Fall jetzt schon die Tage.
Wer sich für die Kickstarter Kampagne zur Unterstützung des neuen Albums interessiert, findet sie hier: https://www.kickstarter.com/projects/arstidir/arstiir-music-from-the-heart-of-iceland-our-third/
Text & photos: Stefanie Oepen
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