Amorphis / Starkill
27.11.2013 Pratteln CH
Nach dem ersten Wintereinbruch vor ein paar Tagen hat sich das Wetter zwar endlich wieder beruhigt, aber trotzdem ist es noch schweinekalt und aus -1 Grad werden irgendwie gefühlte minus 20 nur wegen den eisigen Nordwinden. Ebenfalls aus dem Hohen Norden kommt der heutige Hauptact Amorphis. Jedem bekannt, mittlerweile Mainstream, weil sie bei Nuclear Blast unter Vertrag sind und es einfach cool ist, finnische Bands gut zu finden. Nicht zu vergessen, dass sie doch ganz tolle Musik machen und sicherlich auch deswegen viele Fans haben. Mal sehen, wie die Finnen heute Abend drauf sind, wenn es südlich ihrer Heimat kälter ist als in der Heimat selbst.
Den Anfang machen allerdings Starkill: die jungen Herren aus Chicago spielen Melodic Death Metal, der ab und an sehr an Children of Bodom erinnert. Sänger und Gitarrist Parker zumindest dürfte von Herr Laiho inspiriert sein. Aber dennoch haben ihre Songs einen ganz eigenen Twist und ihr Drummer, der aussieht wie gerade mal 16, dürfte Wintersun Drummer Kai Hatho nacheifern; er ist schon ziemlich gut darin, wahnsinnig schnell, aber doch noch recht ungenau. Ab und zu hat die Musik live kleine Schönheitsfehler, aber die Jungs haben noch nicht allzu viel Erfahrung, was sich mit der Zeit legen dürfte. Und das Growlen von Parker ist wirklich mehr als gut. Eine ganz tolle Band, die auch in unseren Breitengraden einige Fans finden dürfte, was wohl nicht zuletzt am Aussehen der Jungs liegt. Mit Amorphis zu touren war allerdings der beste Schritt in die Richtung einer grossen, vielversprechenden Karriere.
Nach kurzer Umbauphase der Hauptact Amorphis: Mit ihren Songs, die Geschichten aus dem finnischen Nationalepos Kalevala erzählen, vermögen sie immer mehr Fans für sich zu gewinnen, und in ihrer Heimat gibt es kaum ein Festival, das ohne sie stattfindet. Auch ihr neues Album Circle dreht sich wieder um eine Geschichte, die zwar nicht von der Kalevala direkt inspiriert ist, aber ein bisschen finnisches Lebensgefühl wiederspiegelt. Die Depression, Schmerz und Leid. Circle ist um einiges härter ausgefallen als die bisherigen Alben mit Tomi Joutsen. Die Setliste heute Abend beinhaltet mit „Shades of Grey“, „The Wanderer“ viele Songs des neuen Albums. Eigentlich die fast perfekte Setliste für diesen Abend. Auch alte Songs wie „My Kantele“ oder „You I need“ dürfen nicht fehlen. Trotz zahlreicher Aufforderungen von Tomi Joutsen dauert es ein wenig bis die Leute endlich in Fahrt kommen und ihre Mittwoch Müdigkeit in Griff haben. Ein ungewöhnlich redseliger Joutsen betont immer wieder, wie alt sie doch sind und das sie immer wieder kleine Pausen brauchen, um sich zu erholen. Das Publikum zeigt meist wenig Regung, vielleicht weil die wenigsten Englisch verstehen. Aber dennoch gibt es immer wieder Momente, in denen das Publikum mitfeiert und mitsingt und Joutsen wieder seine Lieblingsvenue vor sich hat. Alles in allem war es einmal mehr ein grossartiges Konzert, auch wenn die Stimme ab und an ein bisschen müde klang. Aber das kann bei so ausgedehnten Tourneen mal passieren.