Hamburg Metal Dayz 2013
20.-22. September 2013 Hamburg, Markthalle
Zum zweiten Mal fanden im Fahrwasser des Reeperbahnfestivals in Hamburg die Metal Dayz statt. Alle Bands zum Anfassen gab es im Foyer, in dem alle Musiker jeweils für eine halbe Stunde den Fans zur Verfügung standen. Ein wenig schade war es, dass unbekanntere Bands vor ihren Auftritten zum M&G antraten und mangels Vorablorbeeren recht unbeachtet blieben. Nach ihren Auftritten wäre das Interesse sicher wesentlich größer gewesen.
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Freitag, 27. September 2013
Unter dem Titel “Young Generation Night“ fand der erste Abend der Metal Dayz statt. Musikalisch stand das Meiste im Zeichen des Metalcore mit kleinen Abstechern in poppige Crossover und Hardrock. Mambo Kurt, der jeden Abend der erste Act im Marx war, Mandowar, eine Fragerunde mit den Organisatoren des Wacken Open Airs und eine Lesung haben wir verpasst, aber pünktlich zur ersten richtigen Band um 19:00 Uhr waren wir in der Markthalle zur Stelle.
Scarred by Beauty (Saal)
Was für ein Name! Alleine schon deshalb hatte ich mir diese Band bisher erspart und tatsächlich einiges verpasst, denn die Dänen spielten erstklassigen Metalcore mit einer unglaublichen Energie, die schon beim ersten Song auf das langsam anwachsende Publikum übersprang. Sänger, Jonathan „Joller“ Albrechtsen gehört übrigens zu den wenigen Musikern, die es sich durchaus erlauben können, ihr T-Shirt mal auszuziehen. Scarred by Beauty war definitiv ein sehr guter Opener.
www.facebook.com/scarredbybeauty
Workshop: Shoutcoach (Marx)
Bei dem Workshop wurde eigentlich nur vorgetragen und gar nicht interagiert. Das mag daran liegen, dass das Thema in 15 Minuten eigentlich abgefrühstückt war und danach nur noch lange Wiederholungen folgten. Eine Stunde Redezeit war viel zu lang angesetzt. Ich kann Euch leider nicht sagen, wer der Redner war, da ich das trotz vielem Nachfragen nicht rausbekommen habe. Im Ganzen war es eine ziemlich öde Veranstaltung.
Eskimo Callboy (Saal)
Die Castrop-Rauxel entstammende Band findet sich seit einiger Zeit auf vielen Line-Ups und haben sich in ihrer sehr kurzen Bandgeschichte – ihr Debütalbum kam 2012 raus – schon eine große Fanbase erspielt. Ich hatte sie bisher noch nicht live gesehen, da ich vom Bandnamen abgeschreckt wurde. Ob man jetzt ihren Metalcore mit Technoelementen mag oder nicht, Stimmung machen kann das Sextett. Die vielen Ansagen á la „Hamburg, Du geile Sau!“ und ähnlichem gepaart mit viel Interaktion mit dem Publikum kamen gut an, und alle Sperenzchen wie hinsetzen und wieder aufstehen wurden recht enthusiastisch mitgemacht. Die Stimmen von Sebastian „Sushi“ Biesler und Kevin Ratajczak ergänzten sich gut, auch wenn beide nicht zur Gattung Ausnahmetalent gehören. Musikalisch gab es nichts zu beanstanden und die Musik an sich ist eben Geschmackssache.
www.eskimocallboy.de
Run Liberty Run (Marx)
Die Karlsruher kamen hübsch mit abgestimmten weißen Klamotten, Boybandfrisuren und wurden als Mischung von Metal, Pop und Industrial angekündigt. Und ja, mit dem Industrial-Teil waren wohl die Dubstep-Passagen gemeint, die sich in den modernen Sound der Band gut einfügten. Im Ganzen war das, was die Vier dann präsentierten, mehr eine Darbietung, die bei einem allgemeinen Bandcontest oder anderen derartigen Veranstaltungen glänzen könnte. Ihr Publikum bestand hauptsächlich aus jungen Mädels, die sie uneingeschränkt anhimmelten. Musikalisch hätten sie die Finger von Covern lassen sollen, da diese alle Schwächen der Band betonten, denn an den Instrumenten sowie beim Gesang waren die Leistungen eher mittelprächtig.
www.runlibertyrun.de
Caliban (Saal)
Circle Pit, Wall of Death, Stage Diver und viel Interaktion mit dem Publikum rundeten eine hervorragende Performance von Caliban ab. Der Auftritt der Urväter des deutschen Metalcores war von vorne bis hinten eine runde Sache – es sei denn, sie haben unaussprechliche Dinge falsch gemacht, als ich für die letzten 20 Minuten zu den parallel zu ihnen spielenden Bombos hinübereilte. Bei der Songauswahl war für jeden was dabei und ließ kaum Wünsche offen. Was jetzt die aufgeblasenen Kondome, die aus dem Zuschauerraum zur Bühne wanderten, sollten, weiß ich nicht, aber Sänger Andreas Doerner nahm es mit Humor und spielte mit, indem er sich kurzerhand einen zwischen die Beine steckte.
calibanmetal.com
Bombus (Marx)
Bei Bombus, die ich, während Caliban im großen Saal wüteten, für ein paar Songs aufsuchte, lässt Lemmy kräftig grüßen. Bombus spielen dreckigen Rock á la Motörhead – und das sehr gut. Einzig ihr Bassist spielte sich im Vergleich zu seinen Leistungen viel zu sehr in den Vordergrund. Ich habe ein wenig bedauert, dass ich nur wenige Songs mitbekommen hatte, und werde mir die Schweden sicherlich ein weiteres Mal anhören, wenn sie in der Nähe auftreten.
www.bombusmusic.com
Samstag, 28. September 2013
Unter dem Motto “Full Metal Night” ging es in die zweite Runde. Hardrock und Powermetal standen auf dem Programm und boten damit eine Mischung, die es den meisten Gästen recht machte.
The New Black (Saal)
Dass diese Band schon mal im Vorprogramm von AC/DC gespielt hat, glaubt man gerne. Die Band rockte die Markthalle von Anfang bis Ihres Sets und zeigte eine Menge Spielfreude. Sänger Markus „Fludid“ Hammer riss das Publikum mit und ihr straight-forward Hardrock verursachte sicherlich einige Nackenschmerzen in Hamburg.
www.thenewblackofficial.de
Mandowar (Foyer)
Country-Hardrock trifft den Stil von Mandowar, die im Foyer auftraten, wohl am Besten. Als Cowboys verkleidete Herren mittleren Alters aus Wetzlar spielten hier mit Mandoline, Westerngitarre und Bass-Ukulele Hits wie Iron Maidens „Fear of the Dark“, Guns´n Roses´ „Sweet Child of Mine“ und Alice Coopers „Poison“. Alles in allem sind die Songs von Mandowar lustig und gut gemacht. Leider haben die Drei den Auftritt mit genau denselben Ansagen und der genau gleichen Songauswahl und Reihenfolge jeden Tag wiederholt. Ein wenig Abwechslung wäre nett gewesen.
www.mandowar.de
Workshop mit Victor Smolski (Marx)
Voll war´s und mit viel Humor, Proben seines Könnens und Tipps und Tricks waren die 45 Minuten mit Rages Victor Smolski beim Gitarren-Workshop wie im Flug vorbei.
www.victorsmolski.de
Orden Ogan (Saal)
Die erste Viertelstunde habe ich wegen des Workshops zwar verpasst, aber das machte auch nicht viel aus. Orden Ogan hatten sich zwar tolle Accessoires in Form von… ja, was war das eigentlich? Predators? Space Marines? Na ja, ist auch nicht wichtig. In jedem Fall haben sie sich Mühe gegeben und solche Gestalten auf die Bühne geholt. Die Stimme von Sebastian Levermann hat aber leider nicht annährend genug Power und die Band kann, trotz technischer Versiertheit, Gähnen nicht verhindern.
myspace.com/ordenogan
5th Avenue (Marx)
Hinter diesem dämlichen und irreführenden Namen verbirgt sich eine Band, die sich als ein Highlight des Abends entpuppen sollte. Bei der Musik, die die Hamburger zum Besten geben, kann man die Augen schließen und sich wie im Cabrio auf der Route 66 fühlen. Beim letzten Song kam Sänger Oliver Peters flux ins Publikum gehüpft und sang überraschte Fans direkt an. Schön, dass sich die Band nach 17 Jahren entschlossen hat, wieder zusammen zu kommen. Diese Band macht Spaß und rockt wie Sau.
www.5thavenue-hamburg.de
Rage
Alleine das Drumset ist es wert gesehen zu werden, und nachdem André Hilgers dahinter Platz nahm und mit dem Opener „Twenty One“ loslegte, hörte man auch, dass dieser feuchte Traum vieler Schlagzeuger hält, was er verspricht. Routiniert, aber keinesfalls gelangweilt, spielten Rage ein Set mit wenig Überraschungen. Da sie mehr als eine Viertelstunde zu spät anfingen, trollte ich mich nach einer halben Stunde Spielzeit rüber ins Marx um zu sehen, wie Paragon sich schlägt.
www.rage-on.de
Paragon
Da die Hamburger so ziemlich das gleiche Publikum anziehen wie Rage, war es im Marx recht überschaubar. Immerhin zum guten Viertel gefüllt feierten die treuen Paragonfans dann aber jeden Song des Sets vom Opener „Iron Will“ bis zum letzten Song „Mirror of Fate“ und ein sichtlich gerührter Andreas Babuschkin wurde nicht müde zu betonen, wie sehr er das zu schätzen weiß. Die Band gab dann auch alles und lieferte eine wirklich gelungene Show ab. Um 23:00 Uhr war dann im Marx Feierabend, während im großen Saal noch 25 Minuten angehängt wurden, wodurch auch alle Paragonzuschauer noch etwas Rage in Form von „Winter“, „Higher“ und „Soundchaser“ abbekamen. Ein schöner Abschluss!
www.paragon-metal.com/
Sonntag, 29. September 2013
Bodom Night war das Motto des Abends und eine Bodom Night sollte es auch werden. Heute standen bis auf die Siegener von Accu§er nur finnische Death-Metal-Bands auf dem Plan.
Medeia
Nachdem man vom für Markthallenverhältnisse gutem Sound und erstklassigen Openern verwöhnt war, hörten sich Medeia aus Tampere umso schlimmer an. Ein undefinierbarer Krach machte es unmöglich, die einzelnen Instrumente oder gar den Gesang rauszuhören. Der Auftritt war grauenhaft und ich kann nur hoffen, dass der Soundmann einen im Kahn hatte und die Band sonst nicht so grottig klingt. Aber ich werde mir das wohl kein zweites Mal antun.
www.medeiaband.com
Insomnium
Nach Medeia waren Insomnium eine wahre Erholung. Der Sound stimmte und der druckvolle, melodische Deathmetal aus Joensuu schaffte es die Stimmung anzuheizen und das eine oder andere Circlepit zu formen. Die Stimme von Sänger Niilo Sevänen überzeugte auf ganzer Linie mit Growls und Clean-Gesang. Seine deutschen Ansagen taten ihr Übriges. Insomnium lieferten eine rund um gelungene Performance ab.
www.insomnium.net
Accu§er
Da Accuser gegen Children of Bodom anspielten, habe ich nur drei Songs gehört, bevor es mich auch in den großen Saal zog. Die einzige deutsche Band des Tages spielte ordentlichen Thrash-Metal der nicht so hart ist, wie bei den Kollegen von Kreator, Sodom und Destruction, sondern eher groovig zu Werke geht.
www.accuser.de
Children of Bodom
Children of Bodom waren der unangefochtene Headliner des Wochenendes und als solche mit entsprechender Erwartungshaltung begrüßt worden. Vorab sei gesagt, dass die Jungs aus Espoo eins der besten Konzerte gespielt haben, dass ich von ihnen bisher gesehen habe; und die Band ist schon eine ganze Weile auf deutschen Bühnen unterwegs. Nachdem Alexi den ersten Auftritt in Hamburg mit vor 16 Jahren bezifferte, fühlte man sich erst mal schrecklich alt, aber die vielen alten Hits der Band versüßten einem diese Erkenntnis. Licht, Sound, Songauswahl, Interaktion mit dem Publikum, das die Band mit Walls of Death und Circle-Pits belohnte – einfach alles stimmte.
www.cobhc.com
Fazit:
Mit einem fantastischen Konzert von Children of Bodom als Abschluss, bleibt nicht mehr viel zu sagen. Die Hamburger Metal Dayz 2013 waren ein voller Erfolg, bis auf die Überschneidung von Paragon und Rage, toll organisiert, zu einem angemessenen Preis und mit vielen Highlights gespickt. Der Shout-Coach und ein paar andere Kleinigkeiten waren zwar nicht ganz so prickelnd, aber das ist nur Beiwerk und die Bands waren bis auf drei Ausnahmen durch die Bank weg gut bis sehr gut. Stalker.cd freut sich schon auf das nächste Mal.