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Lingua Mortis Orchestra feat. Rage / Orden Ogan

Mit „LMO„ haben Rage, ergänzt um Orchester und weitere Sänger und Sängerinnen, unlängst ein ambitioniertes Album vorgelegt. Im Sommer hat man sich mit dem Projekt bereits auf einige große Festivalbühnen getraut, u. a. auch auf das WOA. Nun folgt eine Mini-Tour (bis dato 2 Termine, weitere Konzerte sollen Ende des Jahres folgen). Vielleicht ist die Terminierung kurz nach den Festivals aber nicht so glücklich. Anders ist es kaum zu erklären, dass sich am heutigen Freitag dem 13. nur ein paar hundert Headbanger in die Turbinenhalle Oberhausen verirren.

Die anwesenden Musiker – allen voran natürlich die 3 Junge von Rage, die heute sozusagen Heimspiel haben – lassen sich davon aber nicht beirren. Zu groß ist die Freude darüber, diese Konzerte überhaupt auf die Beine gestellt zu haben. „Man muss schon etwas verrückt sein, um so etwas zu planen!„, sagt Viktor Smolski, Gitarrist der Band und Hauptsongwriter von „LMO„. Und Recht hat er! Neben den 3 Bandmitgliedern stehen (bzw. sitzen) heute noch Henning Basse (ex-Metalium), Dana Harnge und Jeannette Marchewka als Sängerinnen und insgesamt 17 Orchestermusiker und ein Dirigent, alles in allem also 24 Leute, auf der Bühne. Eine unglaubliche Zahl für eine Clubtour!

Interessant ist es, sich die beteiligten Musiker auf der Bühne etwas genauer bei ihrer Performance anzusehen. Zunächst einmal wären da die drei Rage Mitglieder Peavy, Victor und Andre. Auch wenn man sie natürlich schon kennt, ist es schön zu sehen, mit wie viel Herzblut und Spaß sie am heutigen Abend dabei sind. Insbesondere Victor, Hauptkomponist von „LMO„, ist der Stolz über dieses Projekt förmlich ins Gesicht geschrieben. Alles Routine? Weit gefehlt!
Bei Henning Basse muss ich zunächst einmal feststellen, dass ich ihn nicht wiedererkannt hätte und das, obwohl ich ihn auch in kleinen Clubs schon mehrmals live gesehen habe. Im Vergleich zu Metalium-Zeiten ist er nicht nur bärtiger geworden, sondern auch etwas fülliger. Seinem Auftritt schadet dies aber nicht im geringsten. Ganz im Gegenteil: Man merkt, dass er heute motiviert bis in die Haarspitzen ist und alles gibt. Dabei macht er sowohl gesangstechnisch als auch showtechnisch eine super Figur und stellt stimmlich eine super Ergänzung zu Peavy dar!
Beiden mitwirkenden Sängerinnen kann man zunächst mal bescheinigen, dass sie stimmlich absolut nichts anbrennen lassen und für den Gesamtsound eine echte Bereicherung darstellen. Ihr Auftritt als solcher unterscheidet sich jedoch stark voneinander: Während Jeanette eher blass bleibt, blüht Dana völlig auf. Sie bangt, spielt Luftgitarre und reckt die Teufelshörnchen in die Luft – von einer klassischen Sopranistin hätte ich dies mit Sicherheit nicht erwartet! Da kann sich manch gestandene Metal-Frontfrau aber noch einmal eine dicke Scheibe von abschneiden!

Ebenso überraschend ist für mich der Auftritt des Orchesters. Victor erzählt am Rande, dass es verdammt schwer ist, klassische Musiker zu finden, die wissen, wie man Metal spielt. Diese Jungs und Mädels wissen es aber – und die meisten von ihnen lieben es augenscheinlich. Hier und da ist ein Mitwippen der Köpfe zu beobachten, manch einer reckt sein Instrument in die Höhe oder zeigt auch die Teufelshörnchen. Insbesondere der Pianist, ein junger Bursche, der mit Schulter langen Haaren und Kinnbärtchen auch optisch gut in einer Metal Band spielen könnte, scheint den Auftritt sichtlich zu genießen. Seiner Dauergrinsen ist jedenfalls nicht zu übersehen.
Der Schwerpunkt der heutigen Setlist liegt natürlich auf „LMO„. Dazu gesellen sich aber auch einige Rage Songs, insbesondere natürlich von „13„, welches im Grunde das erste Rage meets Klassik Album darstellte. Aber auch die opulente `Suite Lingua Mortis` steht heute auf dem Spielplan, auch wenn sie meiner Meinung nach live nur bedingt funktioniert.


Alles in allem war es ein schöner, auch wenn er nicht recht magisch werden wollte. Zum Gelingen des Abends trugen aber nicht nur die 24 Musiker des Lingua Mortis Orchestras bei, sondern auch die Vorgruppe Orden Ogan, die recht spontan aufs Billing gerutscht ist. 40 Minuten lang durften sie die Menge aufwärmen. Auch wenn diese anfangs noch recht spärlich versammelt war, gaben die Jungs Vollgas und wärmten das Publikum super mit einigen Mitsingparts auf. Highlights des Sets waren sicherlich `To The End`, mit der gereckten Fist of Fate und `The Things We Believe In` mit schönem Mitgrölpart. Im Anschluss an den Gig ist zu beobachten, dass manch einer der Anwesenden sich am Merch-Stand beraten lässt, welches der 3 Alben er am besten kaufen kann.

Timo Pässler

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