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Kreator: Gitarristen haben keine Kohle!

Wacken – unter anderem eine Gelegenheit, um Musiker aus aller Welt zu treffen, die STALKER gleich nutzt, um Sami Yli-Sirniö vor das Mikro zu zerren, seines Zeichens Gitarrist bei Kreator. Wir entlocken ihm Details über das kommende Album, über die finnische Metal-Szene und seine eigene musikalische Sozialisation.


Sami, ihr seid mit Kreator sehr of auf dem Wacken Open Air, dem größten Metal Festival weltweit. Hast du hier denn nur Zeit für das Business oder kannst du dir auch mal die eine oder andere Band anschauen?
Ja, natürlich habe ich auch mal Freizeit. Leider waren wir noch nicht gestern da, denn ich hätte gerne Judas Priest gesehen. Heute, nach unserer Show, schaue ich mir vielleicht noch Eläkeläiset an, denn die spielen ja nie in Finnland, haha!
Es ist jedes Mal toll hier. Das erste Mal haben wir hier 2005 gespielt und wir fanden es so toll, dass wir dann sogar gleich eine DVD für „Enemy of God – Revisited„ aufgenommen haben. Das letzte Mal war vor drei Jahren. Da hatten wir auch eine große Party hier, haha!

Welche anderen Bands haben dir in den letzten Jahren hier am besten gefallen?
Wir kommen unglücklicherweise immer erst am Tag, an dem wir hier spielen an. Deswegen habe ich immer sehr wenig Zeit, andere Bands anzuschauen. Aber vielleicht beim nächsten Mal…

In den letzten Jahren ist der Thrash Metal wieder schwer im Kommen. Interessanterweise ging es ab „Violent Revolution„ (2001) wieder aufwärts. Siehst du da einen Zusammenhang?
Das ist schwierig zusagen. (überlegt) Die Platte war sehr gut, auf jeden Fall. Aber es gab ja auch einige andere Bands, die damals sehr gute Platten veröffentlicht haben. Da kam ja einiges zusammen. (überlegt) Schwierig zu sagen, ich weiß es nicht… Aber es freut mich, dass auch immer mehr neue Bands kommen, die ehrliche Musik machen. Für mich ist Thrash Metal eine ehrliche Musik, denn du kannst mit Thrash Metal nur eine gewisse Popularität erreichen. Irgendwann ist da
eine Grenze erreicht.

Mit „Endorama„ hatten Kreator damals einen kommerziellen Tiefpunkt. Seit „Violent Revolution„ und deinem Einstieg ist es aber auch mit Kreator wieder bergauf gegangen…
Meinst du, die Releases waren ähnlich?

Zumindest waren sie alle qualitativ ähnlich hochwertig. Es gab ja zuvor einige Releases, die nicht so gut angekommen sind…
Ja… Wir versuchen immer auch neue Elemente mit in die Musik zu bringen. Bei „Hordes of Chaos„ haben wir zum Beispiel alle gleichzeitig im gleichen Raum aufgenommen. Das war was neues und hat gut funktioniert. Beim nächsten Album versuchen wir wieder was neues und werden wieder mit einem neuen Produzenten Jens Borgren arbeiten. Hoffentlich kann der wieder einen neuen Aspekt in unserem Sound finden. Also ich glaube schon.


Inwiefern kannst du persönlich Einfluss auf das Songwriting nehmen?
Also Mille ist der Hauptsongwriter. Aber wir arrangieren die Songs alle zusammen. Auch Kleinigkeiten wie die Gesangsmelodien machen wir zusammen. Mille schreibt alle Texte und die Songstruktur und dann werden die Riffs ausgearbeitet, bis alle glücklich sind, haha!

„Enemy of God„ habt ihr mit Andy Sneap aufgenommen, einem typischen Metal Produzenten. Bei „Hordes of Chaos habt ihr hingegen mit Moses Schneider gearbeitet, der bislang noch keine Metal Bands produziert hat. Inwiefern unterscheidet sich denn die Arbeit der beiden voneinander?
Bei Moses Schneider haben wir live in einem Raum aufgenommen. Das würde bei Andi Sneap nicht passieren. Andi Sneap ist sehr gut und macht einen guten Sound, sehr druckvoll. Aber das Problem ist, das seine Produktionen, wie bei Testament und Exodus, sehr ähnlich klingen. Und wir wollten einfach mal anders klingen. Nichts gegen Andi Sneap, er macht sehr gute Arbeit, aber uns schwebte einfach mal was anderes vor. Und jetzt beim neuen Album möchten wir wieder was anderes ausprobieren und nehmen deshalb mit Jens Borgren auf.

Das ist das Stichwort: Ihr nehmt gerade euer neues Album auf. Was erwartet uns denn?
Wir haben jetzt 5 Songs mehr oder weniger fertig. Die Musik ist fertig, die Texte aber glaube ich noch nicht. Wobei sich da auch noch einiges ändern kann. Wir werden es im Januar aufnehmen, in Örebrö in Schweden. Ich wollte im Januar aus Finnland raus, denn es ist so kalt und langweilig, aber jetzt, glaube ich, wird es noch schlimmer. Aber das Gute ist, es gibt wirklich gar nichts, keine Ablenkung und so. Da hat man wirklich nur Zeit für Musik.

Kommen wir zu dir als Person: Du hast ja früher in finnischen Bands gespielt, heute bei Kreator, einer deutschen Band. Aber wo wohnst du derzeit eigentlich?
Ich wohne schon seit 10 Jahren in Helsinki, ganz in der Nähe des Zentrums. Ich mache auch noch mit meinen Kumpels in Finnland Musik. Zur Zeit spiele ich bei Barren Earth, das ist eine progressive Death Metal Band. Da sind u.a. Leute von Amorphis und Swallow the Sun dabei. Aber Kreator haben in den letzten 10 Jahren schon absolute Prirorität bei mir.

Wie klappt es denn mit regelmäßigen Proben bei Kreator?
Wir haben unseren Proberaum in Essen, im Keller der Zeche Carl. Ich war das letzte Mal im Juni dort. Wenn ich da bin, versuchen wir dann auch jeden Tag zu proben. Ansonsten proben sie vielleicht ein bis zwei Mal in der Woche. Das nächste Mal werden wir im September proben. Dann will auch unser neuer Produzent aus Schweden kommen und dann können wir ihm direkt neue Sachen probieren.

Und wo schläfst du dann, wenn du in Essen bist? Bist du im Hotel oder in Milles Gästezimmer?
Mille hat zwar auch eine Gästzimmer, aber meistens schlafe ich dann im Hotel. Neben der Zeche Carl ist so ein Hotel, das ist zwar nicht schön, aber okay.


Wo siehst du die Unterschiede zwischen der deutschen und finnischen Metal-Szene?
In Finnland spielt jeder Musiker in 10.000 Bands, sodass man immer nur die gleichen Gesichter sieht. Das gibt es so in Deutschland nicht, ich weiß auch nicht warum. Ansonsten sind sie sich schon recht ähnlich.

Mich wundert es immer, dass Skandinavien im allgemeinen und Finnland im speziellen zwar als Metal-Nation bekannt ist, aber trotzdem gibt es kaum große Metal-Festivals.
In Helsinki gibt es schon das Tuska. Ansonsten sind die meisten großen Festivals aber allgemeine Musik Festivals. Da spielen dann auch Metal Bands. Es kann schon mal passieren, dass da z.B. Slayer auftreten. Ansonsten gibt es aber vermutlich nicht genug Leute bei uns, haha! Da kann so was wie Wacken gar nicht passieren, auch wenn Metal in Finnland Mainstream ist.

Wie wird es denn in Finnland aufgenommen, dass du als Finne in einer deutschen Band spielst?
Da müsstest du vielleicht andere Leute fragen. Wenn ich dabei bin, wird da kaum drüber geredet, haha!

Wie bist du denn überhaupt zum Metal gekommen?
Das hat natürlich mit meinen Teenagerzeiten zu tun. Ich habe mit 12 Jahren angefangen Gitarre zu spielen. Das war zwar erst klassische Gitarre, aber wenn du einmal an Gitarre interessiert bist, weißt du, das Metal für dich interessant ist. Denn dort ist die Gitarre nun mal das Hauptinstrument. Und mir macht es immer noch Spaß, auch wenn ich schon fast 40 bin.

Was kannst du jungen Gitarristen empfehlen, damit sie besser werden?
Es kann nicht schaden, etwas Theorie und Technik zu lernen. Aber eigentlich ist es eine schlechte Idee, Gitarre zu lernen. Da verdient man keine Kohle, haha!

Verstehe! Gibt es abschließend noch etwas, was du unseren Lesern sagen möchtest?
Im Mai kommt die neue Platte!

Timo Pässler

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