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Accept / Night Demon: Maßstab mit Balett

18.2.2018 The Circus, Helsinki, FIN

Das deutsche Metal-Urgestein in Helsinki, an einem Sonntag – kann das gut gehen, zumal auch an diesem Abend eine weitere Musiklegende (Depeche Mode) für potentielles Verkehrschaos sorgte? Tja, als Night Demon, die Supportband aus Kalifornien, loslegte, sah es ja noch nicht so vielversprechend aus … Beim letzten Tourgig mit Accept (die bis Ende Feber noch Gigs in Russland und der Ukraine spielen) und ihrem allerersten in Finnland überhaupt liessen die Amis klarerweise gleich vom ersten Ton an die Sau raus. Ihr Stil an der Schnittstelle Priest-Maiden plus Headliner kam klarerweise gut an. Nach der Hälfte ihres Programms konnte dieses klassischen Powertrio tatsächlich einen Teil der finnischen Zuschauerschaft etwas aus der Reserve locken. Gegen Schluss machte sich sogar ein wahrhaftiger Nacht Dämon auf der Bühne breit, ehe ein eindrucksvoller Gig mit Maidens „Wasted Years“ endete. Wie ich von Band hinterher erfuhr, haben sie zwar ein Maskottchen, aber zumindest ein Teil dieser Extra-Action dürfte ein Abschlussgig-Klamauk gewesen sein …

Eventuell sollte ich hier erwähnen, dass sich die Lage während meines kurzen Aufenthalts im Fotograben bereits völlig verändert hatte und eher der erwarteten Kulisse entsprach: Das Pit nahezu voll, und es kamen immer mehr Fans hinzu; wie ich mitkriegte, waren einige sogar aus Tampere angereist.

Gag am Rande – da guckst du nur mal kurz auf dein Handy, um nen Schnappschuss auf Instagram zu posten (#stalkermagazine.rocks) – und bist plötzlich um ein Plektrum reicher. Danke, Night Demon! Nur blöd, dass ich gar nicht Gitarre spiele…  Mehr Fotos vom Gig gibt es auch HIER bzw auf Flickr.

accept (7)

Lange musste die Fangemeinde auch gar nicht warten, ehe die Headliner Accept ganz großes Kino boten. Vollprofis wie Wolf Hoffmann, Uwe Lulis (Gitarren), Peter Baltes (Bass), Sänger Mark Tornillo und Christopher Williams an den Kesseln wissen schließlich, wie man Metal-Hearts fast zwei Stunden lang höher schlagen lässt. Was für ein geiler Gig – die Lichter, die Kulissen, die Raucheffekte, das legendäre Gitarrenbalett, abgesehen von einer genialen Setlist garniert mit launigen Ansagen… Mark nahm beispielsweise nen Fan war, der ein Schild „Uwe is King“ hielt: „Wieviel hat dir Uwe dafür bezahlt?“ Tja, im Grunde kann eine Band mit so vielen legendären Hits ja auch nichts falsch machen, und der Spaß und die Spielfreude der Band reißen unweigerlich mit.

Schon im Anfangsteil konnte die Meute die Stimmbänder bei Restless & Wild aufwärmen, um später den extensiven Mitsing-Gelegenheiten entsprechend lautstark liefern zu können. Klar kamen auch ein paar Songs vom aktuellen Album „The Rise of Chaos“ zum Zug. Bei Koolaid kam mir der Gedanke, ob die Band den eventuell umtexten und raten sollten, keine Waschmittelpads zu essen… Gänsehaut beim Bolero-Solo von Grinsekatze Wolf Hoffmann als Übergang zu Neon Nights … irgendwann konnte ich mich auch nicht mehr halten und wurde Teil der begeistert mitgrölenden Menge…. Für mich war es besonders toll, bei „Princess of the Dawn“ sogar ganz hinten Leute ausrasten zu sehen, die bei Veröffentlichung des betreffenden Accept-Albums sicher noch nicht mal auf der Welt waren… Accept haben für mich hier wieder mal gezeigt, warum diese Band als Maßstab für andere gilt. Zum krönenden Abschluss mit „Balls To The Wall“ kam der riesige Gong hinter Christopher endlich mal zum Einsatz. Tja, nur ging der im Jubel fast völlig unter … Fazit, einfach nur geil, verpasst Accept bloß nicht bei deren diversen Festivalshows im Sommer!

 

Accept Setlist The Circus, Helsinki, Finland 2018, The Rise of Chaos

Klaudia Weber

Rücksichts- und gnadenlose Diktatorin, kniet vor mir! Anders gesagt: Chefredakteurin, Übersetzerin, Webseiten- und Anzeigenverwaltung, also "Mädchen für alles" - - - Schwerstens abhängig von Büchern (so ziemlich alles zwischen Herr der Ringe und Quantenphysik) und Musik, besonders von Metal finnischer Prägung. Weiters Malen, Zeichnen, Film, Theater... also könnt ihr mit einer vielseitigen Website rechnen. Mag.phil., zwei in 5 Jahren parallel abgeschlossene Vollstudien (English & American studies, Medienkommunikation) und stolz darauf, denn als Mädel aus einer Arbeiterfamilie in einem erzkonservativ-katholischen Land ging das nur dank Stipendium und etwas später im Leben als andere....