Hardline & Sevi in Pratteln
14.9.2024 Konzertfabrik Z7 Pratteln, Schweiz
Die Sommerpause ist vorbei und wir lassen hier in der Schweiz den Herbst aus und gehen direkt zum Winter über. Es ist bitter kalt draussen an diesem Samstagabend, was aber auch dazu führt, dass die Leute ihre Zeit lieber irgendwo drinnen in der Wärme verbringen wollen als draussen. Glück für Hardline, so bleibt die Besucherzahl bei ihrem Konzert im Z7 stabil.
Bei rund 400 Gästen sorgen sie heute zusammen mit Sevi für ein kleines Deja-vu. Bereits im Mai 2022 waren die beiden Bands in derselben Konstellation im Z7 zu Gast. Ein gutes Duo, das kann man sagen, aber es muss nicht jedes Mal genau so sein.
Sevi ist die Band die Johnny Gioeli in Bulgarien bei einem Konzert entdeckte und seither macht er alles, um die Dame und die drei Herren in der Musikszene voran zu bringen. Zu Recht, wie ich finde. Sängerin Svetlana Bliznakova, Bassgitarrist Rally Velinov, Schlagzeuger Peter Petrov und Gitarrist Stone Angel machen einen grossartigen Job. Eine tolle Stimme trifft auf gute Musik. Beim letzten Konzert war die Songauswahl noch ein bisschen abwechslungsreicher als diesmal, es klingt alles sehr ähnlich. Trotzdem muss man sagen, dass hier eine wirklich tolle Sängerin am Werk ist, die auf der Bühne stets in Bewegung bleibt.
Mit neuem Album «Genesis» und einem Song «World that doesn’t fit», der sogar für eine Grammy Nomination im Raume steht, klettern die Bulgaren langsam die Karriereleiter hoch. Ihre Songs sind sehr gesellschaftskritisch und vielleicht einfach inhaltlich ein bisschen schwere Kost. Mir scheint, als könnten die Menschen immer weniger mit solchen Messages umgehen, denn alles was sie wollen, ist einfach den ganzen Mist vergessen, wenn sie zu Konzerten gehen. Natürlich darf auch bei diesem Auftritt das Duett mit Johnny Gioeli nicht fehlen und so geben die beiden den Song «Jaded» zum Besten. Sehr schön und ein guter Abschluss für den Gig von Sevi.
Nach kurzer Umbauphase geht es dann mit dem Hauptact Hardline weiter. Wie ein kleiner Duracell Hase stürmt Gioeli die Bühne und spielt volle 90 Minuten mit genau dieser hektischen überdrehten Power weiter. Gute Songs, wahre Klassiker, hin und wieder mal was Neueres und seine unvergleichlichen, witzigen Plappereinlagen machen das Konzert fast zu einer Comedyveranstaltung. Aber im guten Sinne: Gemeine Sprüche gegen BandkollegInnen Anna Portalupi und Alessandro del Vecchio gehören hier einfach dazu. Und im Gegenzug wird Herrn Gioeli mal kurz eben gezeigt, dass auch der Keyboard Master Del Vecchio so singen kann, dass man Gioeli gar nicht bräuchte. Ein wahrer Musikvirtuose ist dieses Double von Danny DeVito, einfach jünger mit mehr Haaren.
Luca Princiotta und Francesco Jovino machen ebenfalls einen guten Job, auch wenn man sie auf der Bühne durch das hektische hin und her von Gioeli kaum noch wahrnimmt. Tolle Songs führen im Nu durch den Abend und man hat das Gefühl, kaum hat es begonnen, schon ist es wieder vorbei.
Hardline sind ein Act, den man einfach immer wieder sehen möchte, der einfach Spass bringt und eine weitaus bessere Samstagabend Unterhaltung bietet als ein ödes Fernsehprogramm oder eine überfüllte Disco. Wer bei diesen Konzerten nicht dabei war, hat ganz klar etwas verpasst.