Interviews

Cleaning Women: Mitten drin im Hyper Cleaner

Für all jene unter euch, die noch nicht wissen, dass es eine Band namens Cleaning Women mit den Bandmitgliedern CW01, CW03 und CO04 gibt – nun habt ihr die Gelegenheit, deren brandneues Album „Intersubjectivity“ anzuchekcken oder auch eine Live-Show auf der CD-Präsentationstour der Band (siehe ganz unten). Unser Bericht vom Konzert unlängst im legendären Tavastia Helsinki mag euch einen Eindruck von dieser Band vermitteln, ebenso wie der Videoclip unten – und noch mehr kann uns CW04 erzählen:

Wie war die Tour bisher?

Ausgezeichnet. Der Tourstart im Tavastia, zugleich der Pre-Release-Gig für das Album, war ein Erfolg auf ganzer Linie. Auch die anderen Konzerte in Finnland bisher waren super, mit viel Publikum und guten Shows. Tja, wir hatten eine wunderbare Kombination technischer Probleme in Pori, aber wir haben es mehr oder weniger geschafft, sie alle zu überwinden. Und ich glaube, wir haben das Konzert sogar etwas interessanter als sonst gemacht, denn es war ohnehin eine sehr intime Show und die Leute konnten beobachten, wie wir unser Equipment reparieren. Aber das ist auch eine Sache, die ohnehin öfter mal passiert, also ist es OK.

Eure Shows waren in den letzten Jahren ja ein eher rares Ereignis (z.B. Juttutupa, Mascot). Warum nun dieses Comeback mit einem neuen Album, und habt ihr schon weitere Shows außerhalb von Finnland geplant?

Es ist nicht wirklich ein Comeback im traditionellen Sinn. Wir waren ja die ganze Zeit da. Wir machten Musik für Stummfilme und auch Original-Filmmusik, beispielsweise für einen Kurzfilm des italienischen Regisseurs Alice Rohrwacher, deren neuer Film Happy as Lazzaro übrigens sehr gut ist. Wir konnten ihn beim Tromsø Film Festival im Norden von Norwegen letzte Woche ansehen. Wir dachten einfach nur, dass nun die Zeit reif ist für ein Album. Wir haben alles selbst produziert, also mussten wir auch etwas Geld zusammenbekommen, um das zu ermöglichen. Wir haben kleinweise was angespart und dann eines Tages das Sparschwein mit einem Hammer zerschlagen, einander in die Augen geblickt und dann wussten wir – es ist an der Zeit, machen wir’s!

Die neue CD – wie kamt ihr in Kontakt mit Alexander Hacke (Einstürzende Neubauten)?

Ich (CW04) habe mit Alexander und seiner Frau Danielle DePicciotto an einem Projekt namens The Ship of Fools in 2009 zusammen gearbeitet. Sie traten überall auf der Welt auf und baten Musiker vor Ort um Zusammenarbeit. Als sie nach Helsinki kamen, fragten sie die Cleaning Women, ob sie mitmachen wollen, aber da nicht alle drei von uns auf die Bühne passten, warfen wir eine Münze, und so kam ich dazu, mit ihnen aufzutreten und den Wäscheständer zu spielen.

Kannst du uns etwas über den Aufnahmeprozess erzählen? War es schwierig, ein Studio zu finden bei all diesen speziellen Instrumenten, die ihr habt? 

Das Studio auszuwählen war nicht so schwierig, denn wir konnten bereits die Quintessenz unseres Sounds bei den Aufnahmen für den oben erwähnten Kurzfilm-Soundtrack für Alice Rohrwacher vor einigen Jahren einfangen, und zwar im E-Studio in Helsinki. Daher wussten wir, dass wir wieder dieses Studio nehmen wollten, um das neue Album aufzunehmen. Aber wir brauchten so lange, dass das Studio in der Zwischenzeit abgebaut und woanders wieder aufgebaut worden war, in einem alten Pferdestall in Sipoo. Dennoch fühlten wir, dass wir es einfach tun mussten, und wir taten es – und es klappte. Und das Studio ist ein wundervoller Ort mitten am Land, auch mit Unterbringungsmöglichkeiten. Wir verbrachten dort fünf Tage und blieben die ganze Zeit über im Gebäude, wir blieben einfach da und spielten.

Bei der Tavastia Show fiel mir auf, dass einige eurer klassischen Instrumente ziemlich aufgemotzt habt und ihr scheint auch einige neue gebastelt zu haben. Wie kommt ihr immer auf diese Ideen, was inspiriert euch, ein neues Instrument zu bauen? 

Die Zeit erschafft die Evolution. Du reparierst ab und an etwas, dann baust du ab und an etwas Neues und dann nach 20 Jahren, BOOM, dann hast du dieses Set von Instrumenten, das irgendwie aus dem Nichts erschien. Das ist großartig. CW01 ist der Macher bei den meisten Instrumenten und CW03 baut die meisten Perkussionsinstrumente. Ich spiele sie nur.

Welches der Instrumente ist am anfälligsten für Reparaturen?

Sie sind alle ziemlich stabil, kaum zu glauben. Sie brauchen nicht so viele Reparaturen. Die Instrumente mit vielen Saiten, wie der Melodic Kling Klang oder das Electric Hammered Dulcimer Bass Rack sind nur ziemlich schwer zu stimmen vor oder während den Konzerten.

Welches der Instrumente ist am schwierigsten zu spielen, oder das Gefährlichste (Stichwort Elektroschock)?

Bisher gab es keine Elektroschocks. Einige der Instrumente haben ziemlich scharfe Kanten oder Gestänge, und da muss man höllisch aufpassen, um sich nicht Schnitte zuzuziehen. Technisch gesehen ist wohl mein Electric Hammered Dulcimer Bass Rack mit Melodic Metal Rods das komplizierteste Instrument mit all den Saiten und den Drähten und so, also denke ich das entspricht den Tatsachen. Die anderen Putzfrauen dürften mir eventuell widersprechen.

Ist denn eines eurer Instrumente völlig unverändert geblieben in all den Jahren, seit ihr angefangen habt – und falls ja, welches denn? 

Tja, eigentlich ist mein 3-saitiger Bass genau so geblieben, wie wir ihn damals gebaut haben, bevor ich mein erstes Konzert in dieser Band spielte. Das war das legendäre – also zumindest für uns legendäre – Konzert namens Hyper Cleaner, das wir im Inneren einer riesigen Waschmaschine spielten. Das geschah am 16. April 1999. Auch mein Wäscheständer ist noch immer dasselbe, und wenn du es genauer ansiehst, siehst du, wie rostig und verbogen es ist von all dem Draufhauen, aber die Mikrofonierung des Wäschestäners hat sich im Laufe der Jahre verändert. Also sind der 3-string Bass und der Wäscheständer die einzigen beiden echten Überlebenden. Wir sollten auch daran erinnern, dass die Cleaning Women im Dezember 1996 gegründet wurden und ich erst später dazu kam, aber ich glaube, dass aus dieser frühen Phase nichts mehr übrig geblieben ist.

Wenn du auf die letzten 10 Jahre zurückblickst, was hat sich am stärksten verändert, abgesehen von den Instrumenten?

In 10 Jahren wurden wir ein bisschen melodischer, verursacht durch die Instrumente aus diesen letzten 10 Jahren. Aber dieselben Teilstücke sind noch immer da. Dieselben Putzfrauen mit denselben Instrumenten und derselben Leidenschaft, etwas zu erschaffen. Um ehrlich zu sein, ich habe nicht einmal wahrgenommen, dass 10 Jahre vergangen sind. Wo ist die Zeit hingekommen?

Ich war bei der Ausstellung auf der Insel Vallisaari und auch bei der im Tiketti-Büro – habt ihr in der Zukunft weitere Ausstellungen geplant? 

Ja, es gab Gespräche darüber, das ist durchaus möglich.

Mir fiel auf, dass es mehrere Kameras gab, die den Gig im Tavastia aufgezeichnet haben – bedeutet das, dass es bald eine DVD davon geben wird? 

Du hast recht, das Konzert wurde gefilmt und aufgenommen. Das war ein Projekt von einem Freund von uns. Wir lassen uns überraschen, was daraus wird. Ich glaube, DVDs sind nicht mehr modern, also bezweifle ich das.

Als intergalaktischer Act, ist das für euch nicht ein wenig frustrierend, dass die Cantina Band so berühmt ist, obwohl von ihr – zumindest was uns Erdlinge betrifft – gerade mal eineinhalb ihrer Songs bekannt sind?
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Ich kenne die Cantina Band nicht, Sorry. Die sind wohl nicht aus unserer Region von Intergalactica.

Und übrigens, wo steckt eigentlich CW02?

Ich vermute, sie genießt die Sonne irgendwo und arbeitet als Undercover-Putzfrau.

Startfoto von Klaus Welp, Livefotos K. Weber

Bandwebsite: cleaningwomen.com

Intersubjectivity Record Release Tour
1.2 DocPoint Festival Club, Dubrovnik, Helsinki, Finland
15.2 TVO, Turku, Finland
23.2 Metamorfoosi-klubi — Ihminen, kone, tekoäly, Kansallismuseo restaurant, Helsinki, Finland
2.3 Nuijamies, Lappeenranta, Finland
7.3 Lutakko, Jyväskylä, Finland
8.3 Tuba, Oulu, Finland
9.3 Bar 15, Seinäjoki, Finland
17.4 Sellosali, Espoo, Finland

Cleaning Women: We Work It Out (Official Music Video)

Klaudia Weber

Rücksichts- und gnadenlose Diktatorin, kniet vor mir! Anders gesagt: Chefredakteurin, Übersetzerin, Webseiten- und Anzeigenverwaltung, also "Mädchen für alles" - - - Schwerstens abhängig von Büchern (so ziemlich alles zwischen Herr der Ringe und Quantenphysik) und Musik, besonders von Metal finnischer Prägung. Weiters Malen, Zeichnen, Film, Theater... also könnt ihr mit einer vielseitigen Website rechnen. Mag.phil., zwei in 5 Jahren parallel abgeschlossene Vollstudien (English & American studies, Medienkommunikation) und stolz darauf, denn als Mädel aus einer Arbeiterfamilie in einem erzkonservativ-katholischen Land ging das nur dank Stipendium und etwas später im Leben als andere....