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Stereo Dynamite – Fresh Act April 2012

Auch eine anfängliche Antipathie konnte Stereo Dynamite aus dem Süden Deutschlands nicht abhalten, gemeinsam Musik zu machen. Die erste EP „We are Dynamite“ wurde letztes Jahr veröffentlicht und gerade eben kehrten die Melodic Hardcore Helden von einer Tour mit den Engländern von Templeton Pek zurück. STALKER stellt euch die drei Jungs nun vor. Das Wort geht an Matze (Gesang, Gitarre) und Fabi (Bass).

Wie es sich für einen Fresh Act gehört, könnt ihr euch vielleicht erst mal kurz vorstellen. Wie heißt ihr denn, womit verdient ihre eure Brötchen und, um beim Thema zu bleiben, was habt ihr heute zum Frühstück gegessen?
Matze: Servus, wir sind Stereo Dynamite aus Freiburg/Tübingen und spielen Melodic Hardcore. Bandmitglieder sind Fabi, Gäschi und meine Wenigkeit (Matze). Brötchen verdienen wir momentan als Studenten. Jedoch haben Gäschi und ich zusammen eine Grafik-Design Agentur, die in den Startlöchern steckt und der Fabi verdient seine Brötchen mit seiner in-den-Kinderschuhen-steckenenden Booking-Agentur. Frühstück wurde bei mir heute ausgelassen! Fabi?
Fabi: In den Kinderschuhen??? Pah… (lacht). Ich schlafe gerne lang und arbeite noch länger, daher gab´s kein Frühstück…

Über eure Bandgeschichte gibt’s (zumindest auf eurer Homepage) nicht viel zu lesen, dann müsst ihr jetzt also mal an dieser Stelle offenbaren, wie und wann ihr zueinander gefunden habt. Matze: Wir kannten uns schon länger vom Sehen her. Der Fabi hat in einer regionalen Band gespielt, Gäschi und ich in einer Anderen. So kannte man sich schon vorher, und ehrlich gesagt muss man hier sagen, dass wir uns am Anfang nicht sonderlich mochten 🙂 Das änderte sich jedoch nach und nach, und wir haben eines Tages am Telefon beschlossen, eine neue Combo zu gründen. Eigentlich ziemlich unspektakulär.
Fabi: Mögen wir uns denn jetzt??? (lacht wieder)

Jetzt aber zur Musik, wenn ich euren Stil grob als Emo bezeichnen würde, droht ihr mir dann Prügel an?
Matze: Ich finde es schade, dass dieses Wort so in den Verruf gekommen ist. Emo-tionale Teile weist unsere Musik definitiv auf. Auf der anderen Seite: welche Musik ist nicht emotional, außer so „Ich mach Techno zu Hause auf meinem iPhone“-Mucke. Ich würde unsere Musik eher als Melodic Hardcore bezeichnen. Es stecken sehr viel Emotionen drin vom Hass, über den Schmerz, hin zu den schönen Seiten des Lebens. Eine gesunde Abwechslung würde ich sagen. Um die Prügel bist du also herum gekommen 😉

Bei einigen eurer Songs kamen bei mir auch sofort Assoziationen zu My Chemical Romance auf, bevor sie kommerziell wurden… gehören sie zu euren Vorbildern?
Matze: Ich habe eine Chemical Romance Platte zu Hause, jedoch meinst du hier sicherlich nicht die „black parade“. Ich habe die Platte nicht oft angehört, finde sie zwar ganz gut, sehe darin aber eher keine Vorbilder. Unter Vorbilder verstehe ich übrigens eher die Musik, als die Personen dahinter! Hierzu gehören Bands wie Boysetsfire, Comeback Kid, Snitch (CH) und man mag es kaum glauben aber für mich gehört da eindeutig Frank Turner dazu.
Fabi: Hat er schön gesagt. Ich sehe es prinzipiell genauso – bis auf den Unterschied, dass ich noch ein bisschen Rise Against hinzugeben würde.


Matze

Auch wenn, MCR jetzt nicht eure Vorbilder sind, könnt ihr euch vorstellen, ein ähnliches theatralisches Gesamtkonzept für euch zu entwerfen? 😉
Matze: Gute Idee! Wir brauchen dringend ein lustiges Bühnenoutfit 🙂 Nein im Ernst: Ich denke, dass unsere Musik nicht darauf hinausläuft, über die Theatralik zu funktionieren. Da gehört Einiges dazu, da muss die Musik passen die Atmosphäre, die Clubs usw. Auf diesem Level sind wir momentan nicht!

Was sind sonst so eure musikalischen Vorbilder, oder wie wollt ihr nie werden/klingen? Oder mit wem wollt ihr nie verglichen werden 😉
Matze: Wir wollen nie klingen wie….mmh schwierig, ich will eher nie so enden wie Linkin Park, die separat mit der Limo hinter die Bühne gebracht werden, spielen, und dann wieder „abtransportiert“ werden. Furchtbar…Mit denen wollen wir sicher auch nicht verglichen werden!
Fabi: Absolut. Für mich funktioniert eine Band mehr wie eine Familie, Freundschaft ist hier unabdingbar. Es ist sicher alles andere als leicht wenn man zu oft aufeinander hängt doch macht es auf der anderen Seite diesen Reiz aus. Und die Herausforderung damit umgehen zu lernen.

Erzählt mal ein bisschen über die Produktion eurer EP „We are the Dynamite“. Wie lange hat alles gedauert, was waren die größten Hürden, die schönsten Momente.
Matze: Die Produktion ist recht zügig von statten gegangen. Ich habe Ideen herumgeschickt, Gäschi hat seine Drumideen aufgezeichnet, Fabi seinen Bass darunter gesetzt und alles verfeinert. Die Lyrics sind wirklich das erste Mal im Studio geboren worden. Dort gab es dann auch den Feinschliff und fertig. Die Aufnahmen selbst gingen sehr zügig über die Bühne. Die Zeit lief aus, da wir zu unserem ersten Gig auf jeden Fall die EP fertig haben wollten! Die größte Hürde war eigentlich, dass Fabi auf Grund familiärer Probleme ein winziges Zeitfenster hatte, das spontan auf und zu ging. Hat ja aber dennoch alles geklappt. Der schönste Moment war zum Einen, dass wir die Demos einen Tag vor der ersten Show bekamen, und zum Anderen, als wir dann auf der Bühne standen in Budapest im Dürer Kert, den ersten Song anstimmten und ein Mädchen schon mitsingen konnte. Man muss dazu sagen, dass wir vorab nur die Single „Antidote“ veröffentlicht haben, dass wir das Interne schon einmal bedienen konnten. Schöner Moment!


Fabi

Auf der EP gibt’s 5 Stücke zu hören, könnt ihr mal kurz eine Inhaltsangabe von jedem Song geben?
Matze: Die CD ist ja eine Konzept-EP: Die Geschichten bauen aufeinander auf.
-Antidote: Die kleine Naomi wohnt bei ihren Eltern. Sie hat große Ziele, will später einmal die Welt sehen und draußen mit ihrer Freundin spielen. Ihre Eltern wollen sie klein halten, wollen nicht, dass sie ihre Träume erreicht, da es ihnen auch verwehrt blieb. Eines Nachts eskaliert die Situation, und Naomi flüchtet von zu Hause.
-Sin: Naomi geht mittlerweile zur Schule und wird terrorisiert von einem Mitschüler.Bis er es eines Tages satt hat, nicht bemerkt zu werden.
-Leave your attitude here: Die langjährige Freundin, die in Antidote schon auftaucht, setzt ihre langjährige Freundschaft mit Naomi aufs Spiel, da sie nun einen Freund hat, und dieser ihr keinen Freiraum für Freunde lässt.
-Until you’ll Go away: Naomi ist in der Arbeitswelt angekommen und muss sich nun gegen Arbeitgeber durchsetzen. Ein Konflikt zwischen Gewissen und Beruf.
-Drop the Gun: Die schwangere Naomi wartet zu Hause auf ihren Freund, der mit Waffe ein Land verteidigt, das nicht das seine ist. Ob er zurückkommt?:-) Das hört sich vermutlich alles ziemlich nach Schwarzmalerei an, jedoch werdet ihr bemerken, wenn ihr die Texte lest, dass die Hauptaussage der EP wohl die Hoffnung ist. Sie gibt nie auf und erreicht ihre Zeile, die sie sich setzt, trotz riesigen Hürden, die unüberwindbar erscheinen.

Welches Stück hat am längsten gedauert, bis es fertig war.
Matze: Schwierig zum sagen, das ging auf Grund der Eile alles ziemlich zügig, ich meine das Leave your attitude so allgemein am Längsten dauerte zum Aufnehmen!

Welches, findet ihr, ist am besten gelungen?
Matze: Ich finde, das Leave your attitude here am Besten geworden ist. Fast auf einer Ebene mit Antidote.
Fabi: Dem pflichte ich absolut bei, wobei ich Drop the Gun sehr ins Herz geschlossen habe.

Ne Ballade gibt’s ja nicht, wollt ihr keine oder kann man da in Zukunft vielleicht noch was erwarten?
Matze: Also wir sehen „until you’ll go away“ fast schon als „Ballade“ an. Ich bin jetzt nicht grundsätzlich nicht gegen eine Ballade, die Frage ist nur, in wie weit das Sinn macht in unserer Musik. Es kommt ja auch auf die Texte an, und wenn was traurig ist, wenn mich etwas mit Hass erfüllt, dann schreie ich es lieber heraus, als einen auf Diva zu machen!

Wann kann man mit einem ganzen Studio-Album rechnen, arbeitet ihr schon dran?
Matze: Konkrete Planungen gibt es momentan noch nicht, außer dass wir irgendwann mal eins aufnehmen wollen. Wir schreiben natürlich schon neues Material, spielen auch schon ein paar Songs davon und so wird das die nächste Zeit mal weitergehen, bis dann genug Material zur Verfügung steht. Momentan schauen wir aber, dass wir so viel auftreten wie möglich.
Fabi: Man muss sich dazu vorstellen, dass sich eine Band am Anfang der Karriere in enormem Wandel befindet. Die ersten 15-20 Songs zeigen so eine mehr als breite Bandbreite und der Sound verändert sich wesentlich schneller als bei „älteren“ Bands die schon Jahre zusammenspielen. Aus diesem Grund finde ich Vorgehensweisen mit EPs wesentlich effizienter da man sich nicht drei Mal im Jahr mit neuen Songs für ein Album ins Studio begeben kann.


Gäschi

Beschreibt doch mal kurz, wie bei euch die Songs überhaupt entstehen.
Matze: Ich hab es oben schon kurz angedeutet: Ich nehme zu Hause am Rechner Ideen auf, schicke sie weiter an Gäschi und an Fabi(der ja seinen Wohnsitz in Tübingen hat). Der Drummer programmiert dann grob seine Drums darunter, danach kommt der Bass, und zu guter Letzt überarbeite ich nochmal die Gitarre. Die Feinheiten werden schließlich im Proberaum herausgearbeitet. So funktioniert das eigentlich ganz gut!

Auf Tour seid ihr ja auch gewesen, im März mit Templeton Pek aus UK, wie kam’s zu dieser Liaison?
Matze: Fabi? 🙂
Fabi: Bands genießen und schweigen…(lacht) Sagen wir kurz gefasst: Durch die richtigen Leute im richtigen Moment und dem nötigen Quäntchen Glück. Und natürlich jeder Menge Können… (lacht)

Auf eurer Seite steht auch was von einem „We are the Dynamite Book“, was gibt’s denn darin zu sehen?
Matze: Hierbei handelt es sich um ein Buch, dass die Lyrics der Konzept-EP visuell umsetzt. Gibts bei unseren Auftritten, es lohnt sich!

Wenn jetzt eine Fee vorbei kommen und euch drei Wünsche (für eure Musikerkarriere) erfüllen würde, welche wären das?
Matze: Auftritte, Auftritte, Auftritte. Ich will nichts geschenkt bekommen, denn diese Leute wissen ihr Handwerk nicht zu schätzen und verschwinden auch meist recht schnell wieder von der Bildfläche. Ich bin so der Typ, ich setz mir Ziele, erreich diese, dann gibt es neue. Es motiviert und macht Spaß. Wenn ich mir jetzt wünsche: Ich verdien mein Geld damit, Es kommen zig tausende Fans zu jeder Show, ich muss nie wieder selbst aufbauen, wo bleibt dann die Motivation für Neues?
Fabi: Weiterhin mit diesem Faschingsverein touren zu dürfen. Danach sind es nur noch solche Dinge wie Geld und Ruhm…

Danke für die Beantwortung und viel Glück für eure Zukunft.
Matze: Wir haben zu danken.
Fabi: Checkt unsere Tourdaten, wir freuen uns euch auf Tour zu sehen.

Kathleen Gransalke

Redakteurin für Reviews - Übersetzungen, Reportagen, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - Punk, Rock, Death Metal, Mathcore - - - Favorisierte Bands? - Coheed & Cambria, Black Dahlia Murder, Dillinger Escape Plan, Mastodon