Coheed and Cambria: Essen, Schlafen und Musik Machen
In ihrer Heimat, den USA, sind die Mannen von Coheed and Cambria ja schon ne ganz große Nummer, hierzulande will´s aber noch nicht so recht klappen. Und das obwohl man nicht nur euphorisierende, arschschwung-erzeugende und vor allem professionell gespielte Prog-Rock-Mucke zu bieten hat – eine ganze Science Fiction Saga gibt´s, in Comic-Format, auch noch oben drauf. Vor ihrem Gig im Vorprogramm der Deftones in Köln traf STALKER auf Drummer Chris Pennie (ex-Dillinger Escape Plan), der auf dem neuen Album der Band, „Year of the Black Rainbow“, seinen offiziellen Einstand gab. In sympathischer Manier gab er sich große Mühe, alle neugierigen Fragen über das neue Album, die Hintergründe zur Story, das Leben auf Tour zu beantworten und räumte darüber hinaus auch noch mit Vorurteilen über die Jungs hinter der Schießbude auf.
Ihr seid ja grad aus England gekommen und hattet einen Tag frei, was habt ihr denn gemacht? Relaxt oder vielleicht die Stadt erkundet?
Mit dem ganzen Besichtigungskram hab ich eigentlich abgeschlossen, hier in Europa. Ich hab schon genug gesehen, hehe. Für mich ist es wichtig, zu relaxen und mich zu erholen und auch an, na ja, anderen Musiksachen zu arbeiten, zu lernen. So was. Ich hab ziemlich viele kreative Sachen am laufen, die mit Musik, außerhalb der Band, zu tun haben, und ich glaube, dass das der Band auch hilft. Für mich ist es also sehr, sehr wichtig zu essen, zu schlafen, viel Wasser zu trinken und zu studieren.
Was studierst du denn so?
Ich studiere Komponieren, alles, was da so reinfließt, so was wie Reharmonisierung, Musiksynthese. Da gibt´s ne Menge Technik-Kram, viele Firmen kommen sogar hier aus der Gegend, so was wie Abelton Live, Steinberg Cubase und Vienna Symphonic Library und so was. Alles, was da so mit dazugehört, was so Schreiben und Filmmusik komponieren angeht.
Aha, dann bist du also ein Musik-Nerd?!
Ja, absolut!
Und warum bist du dann Schlagzeuger?
Weil Schlagzeug spielen ja nur ein Aspekt ist von, na ja, was eben Musik so beinhaltet und ich liebe es auch.
Aber du kannst auch andere Instrumente spielen?
Kann ich, ja. Ich glaube, es ist sehr, sehr wichtig, weil eins vom anderen profitiert. Und auch all die anderen Dinge, die ich so mache, ich glaube, es hilft. Je mehr ich lerne, umso mehr Ideen kann ich in Coheed einbringen und so… Ich glaube einfach, dass es mir hilft, du weißt schon, um besser zu werden, vielseitiger und aufmerksamer, damit ich auf bestimmte Situationen schneller reagieren kann. Und auch mit Menschen zusammenarbeiten.
Das war eigentlich meine letzte Frage, aber da wir schon drüber reden. Es gibt ja dieses Vorurteil, dass Schlagzeuger keine Musiker sind, sondern nur Leute, die mit Musikern abhängen. Da kannst du sicher nicht zustimmen, oder?
(lacht) Nee, ich würde eher denken, dass viele Schlagzeuger… sie sind wahrscheinlich die Musiker, die am härtesten arbeiten, weil sie… will sagen, sie sind ja ganz klar das Rückgrat einer Band, sei es nun im Rock oder Jazzbereich. Sie führen die Band, sie treiben die Band, weißt du. Aber ich finde auch, dass sie diejenigen sind, die sich am meisten reinknien, weil sie ja auch normalerweise ne Menge Equipment aufzubauen haben, na ja, mehr Schlagzeugteile als nur ein paar Verstärker, ich will das jetzt nicht verallgemeinern, aber es ist ja schon ne Tatsache. Und ich finde auch, dass viele Schlagzeuger und Musiker, mit denen ich so abhänge, die auch Schlagzeuger sind, sie stecken normalerweise die meiste Zeit ins Üben, weitaus mehr als Gitarristen und Sänger.
Chris auf dem diesjährigen Download Festival ©Cristina Massei
Aber heute Abend spielt ihr Support für die Deftones. Ich hab mich gefragt, ob´s euch andersrum nicht lieber wäre. Die Deftones spielen vor euch?
Vor uns? Ahhh, nee! Sie sind eine großartige Band, eine Band, zu der wir alle, in Coheed, aufschauen und von der wir inspiriert wurden, früher und auch heute noch. Weil sie auch immer noch Platten rausbringen, die wir für genial und inspirierend halten. Also, ist es toll, Teil davon zu sein, eine Bühne mit der Band zu teilen, zu der man aufschaut, und sich schon drauf freut, mit ihnen zu spielen. Ich glaube, es gibt nur eine handvoll von Bands…und die Deftones sind eine davon, also sind wir sehr glücklich, Teil davon zu sein.
Dann lass mal über euer neues Album “Year of the Black Rainbow” reden. Ich finde, dass es sehr anders klingt…
(enthusiastisch) Ja!
Ich finde, dass es sehr viel ernster klingt als die früheren Platten und es gibt eigentlich nur zwei Songs, die diesen typischen Coheed and Cambria Sound haben?
Hmm, na ja, es ist ja ganz natürlich, dass es anders ist, weil es ja auch mein erstes Mal war, dass ich bei den Aufnahmen dabei war. Obwohl ich bei den Vorbereitungen zu „No World for Tomorrow“ dabei war, durfte ich, letztendlich, auf der Platte nicht spielen [aus vertraglichen Gründen]. Aber, ja, ich glaube, die Platte hat eine etwas ernstere Grundstimmung und, ich glaube, es gibt auch ein bisschen… es ist sehr komplex, bezogen darauf, was wir alles eingebracht haben. Es gibt sehr viele Loops und Synthesizer und Sequencing und so was…und wen wir als Produzenten ausgewählt haben, Teil der Platte zu sein. Atticus Ross und Joe Barresi, sie kommen aus dieser Szene. Ich bin ja auch noch nicht so lange dabei, nur 3,5 Jahre…die Band hat einen sehr breitgefächerten Geschmack, was bedeutet, dass jeder seine bestimmten Bands hat, von denen er inspiriert ist und so entwickelt sich die Band immer weiter. Ob das jetzt in eine ernstere Richtung geht, das ist schwer für mich zu sagen, weil ich ja nicht von Anfang an dabei war, aber…klar, ist es anders, das ist die einzige Sache, die ich von meiner Seite aus sagen kann und es ist deshalb anders, weil es mein erstes Mal ist, dass ich richtig mit dabei bin, zu 100%.
Wie habt ihr denn die Produzenten, Atticus Ross und Joe Barresi, ausgesucht?
Wir haben sie aufgrund ihrer Erfahrung und ihrer bisherigen Erfolge ausgesucht, wegen der Bands, mit denen sie schon gearbeitet haben. Joe Barresi hat mit Tool und Bands wie Queens of the Stone Age, Kyuss gearbeitet. Atticus Ross mit Nine Inch Nails, Jane´s Addiction und so. Eine ziemlich breite Mischung, Joe kommt eher aus der richtig harten Rockwelt und Atticus eher von der elektronischen Seite. Und das waren auch Dinge, die wir…als wir die Platte geschrieben haben, waren dass die Dinge, die wir auch in unserer kleinen Pre-production in Betracht gezogen haben. Wir dachten, dass diese beiden Typen am besten passen würden, wenn man ihre Erfolgsbilanz bedenkt und das, was sie an Erfahrung mitbringen und womit sie uns helfen können.
Und auch das ganze visuelle Konzept, zum Beispiel das Cover…
Es ist auch ganz anders.
Ja, für mich sieht es sehr futuristisch aus und das, obwohl die Geschichte ja eigentlich eher in die Vergangenheit geht, weißt du was darüber?
Ja, es geht in die Vergangenheit. Ja, weil es das erste Album ist. So weit ich weiß, wenn es darum geht… es ist ja das Prequel, also die letzte Folge, weißt du, der Hauptteil der Geschichte. Ich weiß nicht genau, ob es Absicht war oder nur eine ästhetische Entscheidung, so was wie, lass uns doch einfach mal was anderes machen. Das ging eher nach Claudios [Sanchez, Sänger, Gitarrist und allgemeines Mastermind der Band] Geschmack. Ich bin irgendwann mal bei dem Haus aufgekreuzt, seinem Haus, und da hat er mir gezeigt, wie das Album aussehen wird. Und ich fand das echt toll, ich mochte dieses, ein bisschen schematisch, futuristisch… ich glaube, es ist schematisch, weil, wenn du es mit „No World For Tomorrow“ vergleichst…
(jemand vom Klub fällt sinnigerweise die Entscheidung, laute Musik zu spielen) Oh, sorry wegen der Musik. Oh, je, hehe. Oh yeah, jetzt haben wir etwas Lounge Musik für das Interview. (lacht)
…Es ist einfach, irgendwie direkt auf den Punkt und ich glaube, das passt einfach gut zur Musik, zur Aufnahme.
Die Musik schreibt ihr ja alle zusammen als Band, aber was ist denn dein ganz persönlicher Anteil?
Nun ja, wir haben da schon so was wie ein System. Claudio hat normalerweise die Ideen für die Riffs und auch, wie die Lyrics eingepasst werden und was wir in der Vergangenheit gemacht haben…wir haben einfach die Datei rumgeschickt, zu mir und ich hab dann ein paar Drums draufgelegt und dann zu Travis [Stever, Gitarre] und Mike [Todd, Bass] und sie haben Bass und Gitarre zugefügt und dann…wenn wir dann so was wie ein brauchbares Demo haben, kommen wir, ganz klar, alle zusammen und dann spülen wir die Songs richtig aus. Jeder hat seinen eigenen Anteil, es hängt einfach von der Zeit ab. Es gibt nicht wirklich eine bestimmte Zeit, wo´s dann heißt: Hand hoch und „kann ich hier einen Teil zufügen?“ Es ist eher so, dass das Gefühl entscheidet und, wenn ich glaube, dass ich eine Idee für etwas habe, dann lasse ich das die anderen auch sofort wissen.
Auch zum Beispiel für Gitarrenriffs?
Loops und bestimmte melodische Ideen und es geht auch umgekehrt. Claudio sagt dann zum Beispiel: „hier ist meine Idee, wie die Drums hier klingen könnten“. Es ist wirklich sehr offen, ich glaube, wir sind alle sehr offen und keiner hat so was wie einen bestimmten Stolz, zu sagen „Ich kann was besseres spielen“, so ist es überhaupt nicht. Es ist sehr, sehr offen. Ok…was ist das Beste für den Song?
Zum Albumtitel, hast du irgendeine Ahnung, was denn eigentlich der SCHWARZE Regenbogen ist?
Der schwarze Regenbogen? Na ja, einfach ausgerückt, so wie Claudio es gesagt hat, ist es ein Schnitt im Himmel. Ein Schnitt im Himmel, aber in der Story, mal sehen, ob ich das richtig erklären kann, denn manchmal ist echt schwer, es zu erklären. Ähm, also, im Prinzip, so wie er es beschreibt, ist, dass es wie…dieser Schnitt im Himmel und Leute, weißt du…ähhh, wie war das? Wart mal……ich kann´s nicht richtig beschreiben. Es ist sehr, sehr schwer für mich, es zu erklären. Ich lass das jetzt einfach mal so stehen, was ist ein schwarzer Regenbogen? Es ist ein Schnitt, ein Riss im Himmel. Ok? Lassen wir das mal so stehen (lacht).
Ok, du hast ja schon versucht, ein bisschen was von der Story zu erzählen, aber ich hab mich gefragt, ob dir Claudio, als du bei Coheed eingestiegen bist, erzählt hat, worum es geht, oder hast du das schon vorher gewusst, oder interessiert es dich überhaupt?
Es interessiert mich, es wird nur eine Weile dauern, bis ich wirklich alles erschlossen habe. Bis jetzt hatte ich noch keine Zeit dafür, aber als ich in die Band gekommen bin, wurde es mir nicht aufgezwungen. Das ist auch eine tolle Sache bei den Jungs, nichts wird einem aufgezwungen oder gepredigt oder auferlegt. Ich kenne das Motto: wenn man die Band mag und die Story ist etwas, dass dich noch weiter mit reinzieht, in eine ganz andere Dimension… und ich finde, das ist großartig. Ich weiß so ganz grob, worum es geht. Wir werden einige Zeit frei haben und ehrlich, in dieser Zeit, etwa drei Monate, habe ich echt vor, in die ganze Story einzusteigen oder zumindest, so weit es mir möglich ist. Es ist etwas, was mich auch sehr fasziniert, aber es ist schon sehr komplex. Ich sag jetzt nicht, dass es einschüchternd ist, aber es wird definitiv so einige Zeit dauern, wenn man es richtig machen will.
Ja, ich hab nach den ersten beiden Büchern den Überblick verloren, jetzt weiß ich eigentlich gar nicht mehr, worum es geht…
(lacht) Ja, man braucht etwas Geduld. Ich glaube, im Grunde genommen, all die Parallelen, all die Sachen, von denen er [Claudio] inspiriert ist, so was wie seine persönlichen Erlebnisse, sie fließen in die Geschichte ein und das ist ziemlich cool. Also will ich mehr darüber wissen, weil es doch etwas ist, was er erzählt, du weißt schon, seine kleinen Anekdoten, sein Leben durch diese Story, also ist es wichtig.
Die Amory Wars Comicbuchserie erzählt die Geschichte der beiden Charaktere, Coheed und Cambria
Die Story hat ja auch einige Ähnlichkeiten mit einem anderen Science Fiction Epos, Star Wars. Jetzt habt ihr auch ein Prequel, hat euch George Lucas schon angerufen?
Ich glaube nicht, nein. Es gibt definitiv, auf einer grundlegenden Ebene, ja, es gibt einige Ähnlichkeiten, die man sehen könnte, aber darüber hinaus, gibt´s da nicht viel.
Also hat er gar keinen Grund, euch zu verklagen?
Oh nicht mich, definitiv nicht mich! Ich schreibe die Geschichte ja nicht.
Aber du könntest deinen Job verlieren?
Ich glaube nicht, dass das passiert, nee. Ich glaube nicht, dass wir verklagt werden, ganz egal, was wir damit machen. Nä! (lacht)
Aber es gibt vielleicht einen Film?
Oh, ja. Ich denke schon. Mit der richtigen Menge an Zeit, der richtigen Menge Energie und der richtigen Menge Geld, die Vision richtig umzusetzen, ja, ich glaube schon. Ich glaube, er [Claudio] sollte das angehen. Ich weiß, dass es ein Medium ist, an dem er sich bis jetzt noch nicht versucht hat und ich weiß, dass er sehr daran interessiert ist. Also, hoffentlich wird er´s machen.
Warum wolltest du damals eigentlich bei Coheed and Cambria mitmachen?
Ich wollte mitmachen, weil ich, da wo ich angefangen habe…ich hab in einer Band namens The Dillinger Escape Plan gespielt, sehr, sehr heavy… ein sehr vielfältiger Mix von Musik in einem heavy Kontext. Aber während dieser Zeit haben sich die Beziehungen in der Band sehr angespannt, mit ein paar Mitgliedern, ein paar Jungs in der Band und all das hat sich dann so richtig aufgeschaukelt, als wir für Coheed and Cambria Support gespielt haben. Und einer der Jungs hat die Band im Stich gelassen und war auch an einigen illegalen Sachen beteiligt und andere Sachen, die nichts mehr mit Musik zu tun hatten, nichts mehr damit, wo ich persönlich sein wollte und ich war nicht glücklich. Weißt du, ich war einfach nicht glücklich und das Ironische an der ganzen Geschichte war…als ich diese Sache mit Dillinger durchgemacht habe, wusste ich, dass Claudio und Travis ähnliche Zeiten mit den anderen Jungs in der Band durchmachten und letztendlich Josh [Eppard, früherer Coheed Drummer]… es gab persönliche Differenzen und das Interessante war…ich erinnere mich, dass wir, nachdem wir Coheed supported haben, Dillinger beendete die Tour…ich erinnere mich, dass ich an nem ganz tiefen Punkt angekommen war, weil ich mich, in erster Linie, als Mensch schlecht behandelt gefühlt habe und ich hatte das Gefühl, dass die Leute, mit denen ich zusammen spielte, mit denen ich aufgewachsen bin und Musik machen wollte, sie waren nicht mehr da, um Musik zu machen. Also wollte ich Leute treffen, die dieses Fundament von „lass uns bei dem, was wir machen, Spaß haben“ wiederaufbauen können. Und es war sehr, sehr interessant, weil nach alldem, was passiert war, eine Woche später bekam ich einen Anruf von einem der Jungs aus dem Management und dann letztendlich, ein paar Tage später habe ich mit Claudio und Travis geredet. Und, ehrlich, wir haben uns sofort super verstanden und ich hatte das Gefühl, dass wir alle im selben Boot sitzen. Lasst uns alle zurückfinden zu dem Fundament von „Spaß haben, eine gute Zeit haben und sich kennenlernen“. Ich hab mich sofort zu Hause gefühlt…weißt du.
Ich hab Dillinger Escape Plan vor zwei Jahren mal live gesehen und, um es vorsichtig auszudrücken, da ging´s recht wild zu, auf und vor der Bühne. Ich glaube, jetzt ist es ein bisschen anders, mit diesen Jungs…
Oh, ja, es ist jetzt sehr anders. Es ist interessant, weil…ich glaube, es gibt sehr viele Gemeinsamkeiten…die Leute wollen vergleichen, Dinge in Kategorien stecken und so. Ich glaube immer noch, dass beide Bands ein unglaublich breites Spektrum an Talent und Tiefe haben, aus denen sie ihre Inspiration ziehen, weißt du, was ich meine? Es macht mich einfach sehr glücklich, etwas anderes zu machen und auch mal neues Terrain zu betreten und nicht nur das gleiche zu machen, was ich schon die letzten 10 Jahre gemacht habe. Jetzt bin ich in einer anderen Situation, ganz persönlich, meine psychische Verfassung ist viel besser und das erlaubt mir auch, mit sehr viel mehr Dingen zu interagieren und davon Teil zu sein und letztendlich ist das doch das Wichtigste.
Aber jetzt springt dir keiner mehr aufs Kit, nehme ich mal an.
Im Moment nicht, wenn sie es tun würden, wäre es mir auch egal. Ich würde es immer noch lieben.
Wie ist denn das Leben auf Tour so? Was war bis jetzt der größte Rocknroll Moment?
So was gibt´s überhaupt nicht und das ist auch der Grund, warum ich so gern mit den Jungs zusammen bin. Es ist eine entspannte Atmosphäre. Es ist nicht so wie „oh, wir müssen ausgehen und das machen“ oder „wir müssen ausgehen und jenes machen“, wir sind alle erwachsen, weißt du. Wir sind alle Anfang 30 und ich weiß, das klingt jetzt total langweilig, aber andererseits…das ist genau das, weshalb ich das mache, das ist das, was ich schon immer machen wollte, weißt du. Und wenn du jung bist, dann gibt´s da ne Menge andere Dinge und man ist eher versucht, bestimmte Sachen auszuprobieren, aber am Ende, macht dich das Zeug nur fertig. Es ist alles wirklich nur „Exzess“ und es ist alles irgendwie lächerlich und es ist Schwachsinn. Ich glaube auch, dass die Band deshalb schon so lange erfolgreich ist, es gibt einen tollen Fokus, es ist alles nur auf eine Sache konzentriert und, an sich, gibt´s kein RocknRoll Klischee und ich finde, das ist toll. Weil zurzeit so viele Leute dieses RocknRoll Klischee leben „yeah, saufen und Drogen und Mädels“, da denk ich immer „Junge, ich bin jetzt schon seit 15 Jahren dabei, ich kann das nicht mehr hören, mich interessiert das nicht mehr“, weißt du. Auch früher hat mich das nicht wirklich interessiert und jetzt erst recht nicht… „Mir ist es egal, was du nach der Show gemacht hast, hast du noch genug Energie für solche Scheiße nach der Show? Du solltest deine ganze Energie auf der Bühne aufbrauchen“, darum geht´s doch.
Ja, da hast du recht. Dann hab ich mich noch gefragt, warum ihr so viele Gigs in den USA spielt und nicht so viele hier in Europa?
Na ja, das hängt davon ab, die USA, na ja, wir sind da ziemlich erfolgreich. Ziemlich erfolgreich, Anfang des Jahres, als die Platte rauskam, haben wir ne riesige Tour gespielt, in großen Hallen und es war alles ausverkauft. Es war toll und dann kamen wir hier rüber und haben ein paar Festivals gespielt und die wurden auch richtig gut aufgenommen, aber es hängt auch von bestimmten Ländern ab. Eine bestimme Nachfrage, was bestimmte Kids eben so mögen. Ich kann´s nicht genau festlegen und sagen, dieses Land mag uns nicht. Die Kids mögen eben, was sie mögen. Für uns ist wichtig, dass wir uns an bestimmte Länder halten, wo es wichtig ist, für die Kids zu spielen, für mehr Kids zu spielen, aber auf der anderen Seite, auch die Möglichkeit nutzen, für Bands wie die Deftones zu eröffnen und für ganz andere Kids zu spielen, die uns vielleicht noch nie gesehen haben. Eine Sache ist aber unbestreitbar und zwar, dass wir eine gute Live-Show bieten, ich finde, dass jeder in der Band ganz klar, sehr professionell ist, wir haben auch was zu sagen und ich finde, wir klingen großartig. Ich bin sehr stolz darauf, wie wir live rüberkommen. Und das kann man nicht abstreiten. Und egal, ob es jetzt dein Geschmack ist oder nicht, es ist etwas, was Respekt verdient, weißt du, was ich meine? Und ich glaube, wir sind da alle ziemlich stolz drauf. Jedenfalls, um zurück auf die Frage zu kommen, es ist vielleicht so, dass die Nachfrage hier nicht so groß ist, wie in den Staaten…
Dann müsst ihr dran arbeiten!
Mhh, dann gibt´s ja noch die Zeitfrage. Ich meine, die Vereinigten Staaten sind ziemlich groß. Sehr, sehr groß und, weißt du, wir touren ja schon acht oder neun Monate innerhalb eines Jahres. Wir tun, was wir können (lacht)
Ihr spielt ja auch oft akustische Gigs und ein paar akustische Songs kann man sich auch irgendwo runterladen, aber gibt´s denn Pläne für etwas offiziellere Veröffentlichungen?
Wir haben darüber geredet, akustische Alben aufzunehmen oder so was in der Art. Ich finde, es ist ein tolles Element und es macht auch viel Spaß, weil die Songs ganz andere Arrangements brauchen und es ist auch toll, mal zurückzuschalten und irgendwie richtig kreativ zu sein und dynamisch und auf-den-Punkt. Es ist auch nichts, wofür wir wirklich proben, wir fahren da einfach mal zu so nem Gig und spielen drei oder vier Songs. Wir machen das einfach und es ist cool, weil es sehr locker ist, das Format ist sehr locker. Es gibt da auch immer wieder bestimmte Improvisationen innerhalb der Struktur, der Form eines Songs. Ob das allerdings mal offiziell gemacht wird, weiß ich nicht. Es gibt da keine wirklich offiziellen Pläne, aber es gibt Gespräche. Vielleicht machen wir das eines Tages, ich hoffe, wir tun´s. Es würde echt viel Spaß machen.
Wenn ihr diese akustischen Gigs in nem Plattenladen und so spielt, dann sind die Leute meist ja nur so einen Meter weit weg…
Ganz nah, das ist toll, das ist echt cool. Ich finde, es ist toll, weil man ja schon so an einen bestimmten Sound, einen bestimmten Stil gewöhnt ist, wenn man Shows wie diese spielt, zum Beispiel heute Abend, da gibt´s eine Absperrung, die Kids sind sehr weit weg von einem. Also verliert das Ganze manchmal etwas an Intimität, wenn du weißt, was ich meine. Und diese Shows sind toll, weil man richtig die Stimmung der Kids, die da sind, fühlen kann.
Und es gibt auch viel mehr Interaktion zwischen Band und Fans…
Yeah, die Kids sind richtig enthusiastisch. Und das ist cool, weil wir so leise spielen, dass man jedes Gespräch hören kann, was alle so sagen. Es ist absolut cool, es macht definitiv sehr viel Spaß und ich weiß nicht, ich würde gern das Format behalten, wie es schon immer gewesen ist. Es ist auch inspirierend in der Hinsicht…wenn du zu sehr darüber nachdenkst, dann, glaube ich, würde es etwas von der Atmosphäre killen. Nicht drüber nachdenken, einfach Spaß haben und gucken, was passiert. Keine Ahnung, vielleicht wäre es toll, wenn man das nicht richtig planen würde, aber irgendwann…vielleicht, wenn wir es sogar selbst machen, selbst aufnehmen, einfach ein paar Mikrofone hinstellen und dann loslegen. Einfach machen und dann mal gucken, wie es klingt, das wäre cool.
Yeah, und zum Beispiel eine akustische Tour in Europa, das wäre mein Traum…
(lacht) Ääääääähm, da müssen wir mal drüber reden, haha.
Das ist jetzt die letzte Frage, was sind denn eure Pläne für die Zeit nach dieser Tour?
Einfach nach Hause fahren. Nach Hause fahren und Weihnachten da sein. Wir waren ja ziemlich lange unterwegs. Wir müssen auch noch ein bisschen touren, wir werden im Februar in Australien spielen, das müsste ziemlich nett werden. Es ist Teil des Soundwave Festivals, davon wollten wir schon immer mitmachen. Ich glaube, Iron Maiden und Bands wie Slayer und auch noch ein paar härtere Bands dieser Art… und ich weiß auch, dass es ne ganze Menge anderer Rockbands und so auch da geben wird, also wird es toll werden. Yeah, also geht´s nach Hause, die Batterien wieder aufladen, zusammen kommen und gemeinsam spielen, aber nicht die Songs, sondern vielleicht nur an einem Riff arbeiten oder so was und einfach abschalten, weg von all dem, wo wir jetzt grad sind. Ich glaube, dass ist auch vernünftig so und es ist eine tolle Entspannungszeit. Drei Monate zu Hause ist ne tolle Sache und ich glaube, es wird für alle toll sein, sich weiterzuentwickeln und zu entspannen und mehr Zeugs zu lernen und das dann einzubringen und dann geht´s wieder raus und es wird noch ein bisschen getourt.
Danke!
Ok? Yeah, alles klar!
Bis später!
Jep, ich geh jetzt mal was essen.
Photos: Cristina Massei, Coheed and Cambria