Finnish Metal Expo 2008
Eine eigene Musikmesse nur für Hewi Meddel? Die spinnen, die Finnen… jedoch war diese Veranstaltung auch bei der 4. Auflage mit 60 Ausstellern und 5000 Besuchern ein voller Erfolg.
Die Bandbreite der Bands reichte diesmal von Softie-Pop-Superstar-Hard Rock, Ari Koivunen bis zum lustigen Folkmetal à la Korpiklaani und Ausnahmebands wie Soilwork. Um die Bandbreite schön breit zu lassen waren allerdings auch ein paar Bands dabei die den Spruch – behalte lieber Deinen Tagesjob – im Hinterkopf behalten sollten. Es war auch schon sehr lustig anzusehen wie Timo Kotipelto, der Sänger von Stratovarius von Aknegeschädigten Teenies belästigt/angebetet wurde. (OA)
Interaktive Galerie am Textende
Freitag, 15.02.2008
Um 17.00 Uhr öffnen sich die Tore der Kaapelitehdas und gleichzeitig bedeutet dies den offiziellen Beginn der FME 2008. Die ersten Hardcore Fans sichern sich bereits die Plätze ganz vorn an der Bühne, um ihre Stars von ganz nahe zu sehen, während die anderen die eine Stunde noch nutzen, um durch die nebenan liegenden Hallen zu schlendern und sich die zahlreichen Messestände anzusehen und das ein oder andere Souvenir abzustauben.
Wieder andere nutzen die Zeit, um sich noch schnell mit zwei, drei Bier einzudecken und in die richtige Partystimmung zu gelangen. (SM)
Sotajumala
Um 18.00 Uhr eröffnen die War-Gods von Sotajumala die FME. Es bleibt nicht viel zu dieser Show zu sagen, außer, dass sie einfach genial war. Die Musik stimmte und Sänger Mynni gab sein Bestes, die Songs so kraftvoll und wutentbrannt darzubieten, wie nie zuvor gesehen. Nach dem letztjährigen Erscheinen des Albums „Teloitus“ melden sich die Jungs jetzt definitiv auch live zurück. Und das besser als je zuvor. Den mehreren 100 schon eingetroffenen Besuchern scheint es zu gefallen. (SM)
Songwriting Workshop mit Tuomas Saukkonen von Before the Dawn
Wenn einer was vom Songwriting versteht, ist das definitiv Tuomas Saukkonen – Sänger und Songwriter der finnischen Band Before the Dawn. Mit seiner Band hat er in Finnland bereits den Durchbruch geschafft, und auch in Deutschland wird er am diesjährigen Wacken Festival seine Songs zum Besten geben. Während des Workshops spielt Herr Saukkonen Akustikgitarre, Elektrische Gitarre, zieht Schuhe und Socken aus, um auf dem Schlagzeug rumzuhämmern und gibt dann (noch immer barfuss) auch noch sein Können am Bass zum Besten. Und hinterher wurden diese live aufgenommenen Instrumente-Tracks zu einem fertigen Song zusammengemischt. Dieser Workshop war definitiv ein Besuch wert auch wenn er nur auf finnisch gehalten wurde und meinereins nicht viel verstand. (SM)
Discard
Discard bezeichnen ihre Musik selbst als Death-Fucking-Thrash`n Roll. Was auch immer man bei dieser Musikrichtung erwarten darf!? Den Gig, den sie bei der FME hinlegten, war wirklich wahrhaftig Death-Fucking-Thrash mit genügend Roll. Das Publikum hatte nur noch eines im Kopf – pogen was das Zeug hergab. (SM)
Municipal Waste
Der erste Gig in Finnland und sofort zeigen die Jungs, wo der Frosch die Locken hat, denn schon bevor es überhaupt so richtig losgeht, wird sofort eine Circle Pit gefordert, und das Publikum erfüllt diesen Wunsch, ohne sich zu widersetzen. Der thrashige Partyrock der Herren aus Virginia gibt dabei die Umdrehungen pro Minute vor und so regiert von der ersten Sekunde an das Chaos. Ausruhen geht natürlich auch gar nicht, und so wird sofort eine Wall of Death gestartet, als es dann doch irgendwann etwas ruhiger zu werden drohte. Mit Songs wie „Beer Pressure“, „Drunk as Shit“, „Headbanger Face Rip“ und „Bangover“ liefert die Band genau den richtigen Soundtrack für alle, die kurz vor einem alkoholbedingten Delirium stehen. (KG)
Vier Ohren, zwei Meinungen:
Municipal Waste waren denkwürdig. Ihre Songs waren zwar nicht so gut, aber sie brachten sie mit so viel Kraft und Leidenschaft rüber, dass sie so ziemlich alles hätten spielen können. Sie sind die Art von Band bei der, auch wenn man sich das Album nicht kaufen würde, man aber sehr wohl auf ihr Konzert geht. „Ihr Jungs seid so was von irre da im Circle Pit… aber du! Du Arschloch in der Mitte! Du stehst nur rum und machst gar nichts! Wenn wir anfangen den nächsten Song zu spielen – alle auf ihn!” (OA)
Finnish Metal Awards
Die finnischen Metal Awards, welche durch die Fans mittels einer Abstimmung verliehen werden, sind heiß begehrt und zeigen, wer den finnischen Metal 2007 am meisten beeinflusst hat. Zu den Abstaubern in diesem Jahr gehören Mokoma und, wie könnte es auch anders sein, Nightwish.
Album des Jahres: Mokoma – Luihin ja Ytimiin
Band des Jahres: Nightwish
Newcomer des Jahres: Ari Koivunen
Albumcover des Jahres: Mokoma – Luihin ja Ytimiin
Musiker des Jahres: Tuomas Holopainen von Nightwish
Sänger des Jahres: Marko Annala von Mokoma
Ebenso erhalten die Jungs von Amorphis zwei Goldauszeichnungen für ihre Alben „Eclipse“ und „Silent Waters“. (SM)
Sessions
Neben den Bands gab es natürlich auch andere Shows wie die Guitar Clinic mit Alexi Laiho & Roope Latvala, die Bass Clinic mit Lauri Porra und die Drum Clinic mit Mikko Kaakkurinniemi. Dazu gab es die obligatorischen Stände der Plattenlabel und diverse andere Clinics. Es scheint genau der richtige Ort zu sein um sich Infos und Ratschläge zu holen, wie man seine Garagenband auf richtige Bühnen bringt. (OA)
Mustasch
Die Schweden, die in Finnland schon einige Radiohits hatten, boten zuerst einmal weder Augen- noch Ohrenschmaus. So wurde man von einer fast flutlichtartigen Lightshow regelrecht geblendet, und die unangenehmen Vibrationen des viel zu lauten Basses konnte man bis in die hintersten Reihen spüren. Als wäre das nicht schon schlimm genug, begannen bald weitere Probleme – Unstimmigkeiten mit dem Drummer, dann mit der Technik. Sänger und Gitarrist Ralf Gyllenhammar rennt wütend und pöbelnd („Fuck you“) immer wieder zum Technikmann, während die anderen Bandmitglieder einfach mal weiterspielten. Gyllenhammar kommt dabei absolut unsympathisch rüber und reisst die ganze Stimmung runter, denn die Leute wollen doch einfach nur feiern. Nach der Hälfte des Sets waren die Probleme endlich gelöst und die Stimmung schien gerettet. Allerdings konnten die Songs live die Aufmerksamkeit des Publikums nicht so recht an sich reißen, so wie sie es eigentlich sollten. Große Gesten (Posing, Lightshow), nicht allzu viel dahinter. (KG)
Vier Ohren, zwei Meinungen:
Mustasch spiegelten die ganze Veranstaltung perfekt wieder. Auch wenn der Sound manchmal grauenhaft war, war die Show sehr unterhaltsam und das besonders als der Sänger den Mixer anbrüllte. Alles in allem war es eine prima Show und die Band spielte alles was sich das Publikum wünschte, angefangen bei “Bring Me Everyone” bis hin zu “Double Nature”. (OA)
Turisas
Wie der Name schon besagt, die Band ist nach dem finnischen Kriegsgott „Turisas“ benannt. Mit Fellen bekleidet betreten sie die Bühne und sorgen heute für einen gelungen Abschluss an der Metal Expo. Allerdings lässt der Sound sehr zu wünschen übrig, doch das ist nicht weiter tragisch, denn die Herrschaften sind auch so absolut spitze. Und sorgen mit „Holmgard and Beyond“ und „Rasputin“ für die richtige Aftershow-Party-Stimmung. (SM)
Vier Ohren, zwei Meinungen:
Turisas wurde nun die Ehre zu teil, der Meute mit ihrem Battle Metal ein letztes Mal an diesem Freitag Abend einzuheizen, bevor es dann wieder in die eiskalte Helsinkier Nacht ging. Und einheizen wurde hier recht wörtlich genommen, denn spektakulärer Pyro- und Feuereinsatz machte die Show der Mannen aus Hämeenlinna noch sehenswerter. In standesgemäßer Kriegsbemalung und mit allerlei Instrumenten bewaffnet, brachten unsere pelzgewandeten Freunde so einige Fäuste in die Luft und es schallte, ganz im Geiste der alten Wikinger, „Hey, hey, hey“ Rufe allerorts. Sollte das alles noch nicht gereicht haben, wurde noch ein weiteres optisches Schmankerl geboten, denn plötzlich standen auch zwei Bauchtänzerinnen mit auf der Bühne, die die Schlachtengesänge tänzerisch untermalten. Die Band ist also nicht umsonst derzeit extremst angesagt! (KG)
Samstag, 16.02.2008
Amberian Dawn
Wer bei Amberian Dawn denkt” Oh schon wieder so eine Möchtegern Nightwish Band”, liegt falsch. Die Musik schlägt eher Richtung Leaves Eyes oder die frühen Therion als die Richtung Nightwish ein. Mit dem sehr chorlastigen Gesang und der bezaubernden Stimme von Heidi wird es die Band sicher schnell schaffen, auch im restlichen Europa bekannt zu werden. (SM)
Ari Koivunen
Außerhalb von Finnland wohl nicht wirklich ein Begriff, hat der ehemalige Karaoke Meister bei der finnischen Superstar Ausgabe einen astreinen Lordi hingelegt und einfach mal so alle angehenden Möchtegern-Popsternchen u.a. mit Iron Maidens „The evil that men do“ gnadenlos weggerockt. Allerdings ist Ari jetzt auch mehr oder weniger ein Popidol, seine Songs werden im Radio gespielt und zur Fanbase gehören vor allem kleine Mädels und Muttis, daher ist der Auftritt bei der Finnish Metal Expo auch etwas verwunderlich. Dass er singen kann, hat er ja wochenlang beim den Superstar Wettbewerben gezeigt, und so sind die Songs selbst eher das Problem. Nicht sehr anspruchsvoller 80er Hardrock mit simpler Songstruktur – eben eher für die breite Masse und die Plattenfirma, die am Superstargewinner fleißig verdienen will. Die Show ist auch eher unspektakulär, so versteckt sich Ari zumeist hinter seinem Mikro und den langen Haaren. Bessere Songs und eine aufregendere live Show könnten hier vielleicht noch was retten. (KG)
Korpiklaani
Der Mikrofonständer mit daran befestigtem Hirschgeweih weist schon darauf hin, dass das „Waldvolk“ bald aus dem Dickicht auftauchen wird, um die Leute mit ihrem Folkmetal zu erfreuen und gute Laune zu verbreiten. Der Spaß steht bei Korpiklaani immer im Vordergrund und so ist an diesem Abend jeder ein „happy little boozer“, zumindest für 30 Minuten, denn danach war der Gig auch schon wieder vorbei, dabei war man grad erst so richtig in Stimmung gekommen. Viel zu kurz! (KG)
Soilwork
Soilwork war eine der wenigen Bands die es vermied die gigantische Sound-Vergewaltigung der Tonleute über sich ergehen zu lassen. Ihr Sound passt aber generell besser in geschlossene Räume. (OA)
Stam1na
Was will man als Metaller noch mehr? Besser könnte die FME wirklich nicht enden als mit den Jungs von Stam1na. Vier mal nackter Oberkörper im Angebot! Die Fleischeslust lässt die Mädels in der ersten Reihe dahin schmelzen, auslaufen, sabbern was wohl nicht alleine an dem geilen Sound liegt, nun wie auch immer. Und mit den letzten Klängen von Stam1na ist auch die FME 2008 vorbei. Wir freuen uns jetzt schon auf das nächste Jahr. (SM)
Alles in Allem war es wieder mal ein unterhaltsames Event. Aber es gibt ein „aber“. Die beiden Hauptprobleme sind die Zeit und der Ort. Es ist verständlich so ein Event in der düstersten und härtesten Winterzeit stattfinden zu lassen um die Leute aufzuheitern, besonders dem Land mit der höchsten Selbstmordrate… Aber die Location ist unentschuldbar. Kaapelitehdas liegt direkt an der Küste, wo man die liebliche steife Brise bei minus 20C durch die Kleidung erleben kann und die Akustik ist wirklich schlecht. Wie auch immer, das Event lohnt sich in jedem Fall, da das Line-Up immer mit einigen großen Namen aufwartet, sowie mit diversen Clinics und anderen Familienaktivitäten. (OA)
Kathleen Gransalke (KG), Sandy Mahrer (SM), Ossi Aikas (OA)
photos: Samira Alinto, Sandy Mahrer, Kathleen Gransalke, Klaudia Weber