Dir En Grey: American Samurai
Dir En Grey, einst eine der bekanntesten Vertreter der Visual Kei Szene, haben dieser seit geraumer Zeit den Rücken gekehrt und versuchen nun ihr Glück mit powervollem, aggressivem Metal nach amerikanischem Vorbild. Nach einem tourreichen Sommer kehren die Jungs aus dem Land der aufgehenden Sonne im November für eine Kurztour zurück auf europäische Bühnen. Gitarrist und Sprachrohr der Band, Kaoru, erklärt u.a. woher die Faszination für J-Rock Bands kommt und wie es ist, in Europa wieder ganz von vorn anfangen zu müssen.
Diesen Sommer wart ihr auf Europatour und habt unter anderem in England, Deutschland und Finnland gespielt. Wie war´s denn?
Es war großartig so viel Grün in jeder Stadt und jedem Land zu sehen, in dem wir waren. Ich denke alle Veranstaltungsorte haben eine unterschiedliche Atmosphäre, die auch alle zu Dir En Grey passen. Wir würden definitiv gern wieder hier spielen.
Sind die Reaktionen der Leute überall gleich oder sind einige Fans verrückter als andere?
Alle waren richtig enthusiastisch. Wir haben jedes Mal andere, ältere Songs gespielt. In dem Moment, in dem auf jeder Bühne das Intro anfing, konnten wir den Energieschub von der Menge spüren, das war Wahnsinn.
Ihr habt auch die Deftones auf ihrer US-Tour supportet. Wie war das? Gibt´s lustige Tourgeschichten?
Die Tatsache, dass Chino, Stephen und Frank genauso alt sind wie ich. Eigentlich hatte ich immer gedacht, sie wären älter als ich. Es war total genial, dass wir die Gelegenheit hatten mit einer unserer Lieblingsbands zu touren. Die Möglichkeit zu haben, die Power der Deftones aus nächster Nähe zu spüren, war eine unserer kostbarsten Erfahrungen von dieser Tour.
Einige eurer Fans sind ja sehr fanatisch, sie stehen tagelang vor dem Klub, in dem ihr spielt, eure Shows sind fast überall innerhalb kürzester Zeit ausverkauft, genauso wie auch bei vielen anderen der so genannten J-Rock Bands. Habt ihr irgendeine Erklärung, woher diese Faszination für japanische Rockmusik kommt?
Obwohl du J-Rock sagst, meinst du Visual Kei Bands, oder? Ich kenn mich mit den derzeitigen Visual Kei Bands nicht mehr gut aus, aber es scheint, also ob die Popularität japanischer Comics/Anime´s zur Popularität des Visual Kei geführt hat. Mal sehen, wie´s mit dieser Szene von jetzt an weiter gehen wird.
Nachdem ihr ja in eurem Heimatland schon recht erfolgreich seid, scheint es für euch jetzt auch in Europa und den Staaten gut zu laufen. Denkt ihr, das hat mit harter Arbeit oder mit Glück zu tun?
Wir hatten nie das Gefühl, es in Japan geschafft zu haben und so müssen wir einfach weiterhin hart arbeiten. Wann immer wir jedoch so viele Leute bei unseren Shows sehen, denken wir, das ist was, was wir definitiv erreicht haben. Einfach weil wir das wahr gemacht haben, woran wir die ganze Zeit geglaubt haben.
Wie ist es, noch mal ganz von vorn anzufangen, kleinere Klubs zu spielen und die Menge für sich gewinnen zu müssen?
Es stimmt, dass wir ein paar Dinge machen, die wir normalerweise in Japan nicht machen, aber wir glauben, dass es wichtig ist und die Band nur noch stärker macht. Es ist echt schwer Leute, die noch nie von uns gehört haben, dazu zu bringen, sich für uns zu interessieren, aber die ganze Arbeit ist es total wert.
Viele eurer Fans sind ja sehr jung, ihr selbst aber schon in den Dreißigern. Ist das das Publikum, dass ihr erreichen wollt?
Darüber haben wir noch nicht nachgedacht.
Nachdem ihr euch musikalisch/künstlerisch verändert habt, seht ihr auch einen Wandel in eurer Fanbase? Viele Fans ziehen sich immer noch „gothic“-mäßig an, was denkt ihr darüber?
Darüber denken wir eigentlich auch nicht wirklich nach. Ich denke, es ist ganz natürlich für eine Band, die schon viele Jahre dabei ist, sich zu verändern und diese Veränderungen wirken sich auch auf die Fanbase aus.
Glaubt ihr, ihr werdet irgendwann wieder zu euren Visual Kei Wurzeln zurückkehren oder gehört das nun definitiv eurer Vergangenheit an?
Uns ist es egal, zu welchem Genre oder in welche Kategorie wir gehören. Wir mögen es nicht auf irgendwas festgelegt zu werden.
Natürlich, gibt´s bei euch ja die Sprachbarriere. Glaubt ihr, die Leute verstehen, was ihr mit eurer Musik sagen wollt?
Ich denke, es ist sogar für Leute, die japanisch verstehen, schwer, die Bedeutung unserer Lyrics so richtig zu begreifen. Darüber hinaus will Kyo, dass die Hörer die Worte fühlen, nicht so wie man sie liest, sondern wie man sie hört.
Euer neues Album “The marrow of a bone” wurde Anfang des Jahres veröffentlicht. Wie ist denn das Feedback?
Wie immer wissen wir nicht, wie gut das Album angenommen wird, aber es scheint so, dass wir das beste Feedback aus Europa bekommen, verglichen mit dem Rest der Welt.
Die Band hat dieses Jahr ihr 10-jähriges Jubiläum. Zurückblickend, gibt´s da irgendwas, was ihr bereut oder hättet anders machen sollen?
Na klar, aber wir beklagen uns nicht darüber, weil wir ehrlich gegenüber uns selbst sind und darüber, wie wir unser Leben leben.
Was sind eure Pläne für die Zukunft?
Wahrscheinlich kehren wir bald noch mal nach Europa zurück. 2007 ist ein Jahr geprägt von Touren für uns und dann, in 2008, fangen wir an, am neuen Album zu arbeiten.
Zum Abschluß, was ist dein Lieblingsschimpfwort auf japanisch? 😉
„YAMO“
Photos: Dir En Grey, Wikipeda