Interviews

Das Vermächtnis von IRON ANGEL

In diesem Jahr machten die deutschen Speed Metal Legenden Iron Angel Schlagzeilen aus traurigem Anlass, als Gründungsmitglied und Sänger Dirk Schröder am 22. März 2025 überraschend verstarb. Das Ende der Band, oder Anlass für einen Neubeginn in 2026? Mehr dazu erzählt uns Mitsch Meyer, Gitarrist und Songwriter der reformierten Iron Angel 2014-2019.

Was war die erste Band, in der du gespielt hast, Mitsch? Wann hast du angefangen, Musik zu machen?
Ich habe mit etwa zwölf Jahren angefangen, in Bands zu spielen, aber meine erste richtige Band war WOLFGARD (2004–2012). Ich habe zuerst die Musik geschrieben und dann die passenden Musiker dafür gefunden. Eine lustige Anekdote: Unser Logo wurde von Sven Strüven von IRON ANGEL entworfen, obwohl ich ihn nie persönlich kennengelernt habe.
Wir hatten 2006 einen Track auf einem US-Sampler, veröffentlichten 2009 unser Album „Nordic Force“ und kurz vor unserer Trennung 2012 kam unsere letzte 4-Track-EP „540 Gates“ heraus.

Irgendwelche Lieblings-Metal-Bands?
KISS war schon immer meine Nummer eins. Danach folgt meine Begeisterung für die Bay Area Thrash-Bewegung und die klassische deutsche Thrash-Szene der 80er Jahre. Bands wie Slayer, At The Gates, Sentenced – die Liste könnte endlos weitergehen.

 

 

Wie war es für dich, 2018 auf dem Comeback-Album von IRON ANGEL zu spielen?
Die Vorbereitungen für das Comeback von IRON ANGEL waren intensiv. Ich habe diese Songs hunderte Male gespielt und in dieser Zeit kaum andere Bands gehört. Neue Ideen kamen ganz natürlich.
Dirk, Didy und ich trafen uns in unserem kleinen „Studio”, das zu dieser Zeit im Grunde mein Wohnwagen war, und wir haben die Songs gemeinsam weiterentwickelt. Wir alle spürten das Potenzial – insbesondere mit Dirks unverwechselbarer Stimme – und beschlossen daher, ein echtes drittes IRON ANGEL-Album zu veröffentlichen: „Hellbound”.
Wir schlossen einen Vertrag über zwei Alben mit Mighty Music ab.
Im August 2019 trennte ich mich von IRON ANGEL.

Wie sieht die deutsche Metal-Szene derzeit aus?
Der deutsche Metal erlebt definitiv ein Comeback. Es gibt viele großartige junge Bands, die gerade groß herauskommen, und überall im Land entstehen neue, hochwertige Festivals. Die Szene fühlt sich wieder lebendig an – hungrig und kraftvoll.

Was macht IRON ANGEL derzeit?
Das ist eine etwas längere Geschichte. Auch nachdem ich IRON ANGEL 2019 verlassen hatte, blieb meine Freundschaft zu Dirk Schröder bestehen. Wir blieben regelmäßig in Kontakt. 2020 schickte er mir zwei Tracks, die er für Generation Steel aufgenommen hatte, und ich sagte ihm scherzhaft: „Alles, was du singst, klingt für mich immer wie IRON ANGEL.“
Während Dirk mit IRON ANGEL weitermachte, konzentrierte ich mich auf neue Projekte wie Thunder-Machine. Die Jahre nach 2020 waren für alle schwierig, und es war nicht einfach, eine neue Band aufzubauen. Für kurze Zeit schloss ich mich einer lokalen Hamburger Metal-Band an.
Das letzte Mal sprach ich mit Schrödy an seinem Geburtstag im Januar. Wir unterhielten uns beiläufig über eine mögliche Wiedervereinigung und sogar eine dritte Südamerika-Tournee. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung, wie ernst sein Gesundheitszustand bereits war.

RIP Dirk Schröder (22. Januar 1967 – 22. März 2025)

Im Februar 2025 hörte ich, dass Generation Steel einen Leadgitarristen suchte, also meldete ich mich. Obwohl es aufgrund der Entfernung nicht klappte, führte dies dazu, dass ich unseren aktuellen Sänger Dirk Meyer kennenlernte.
Ich war bereits von seinem Gesang auf IVORY TOWERS „Stronger“ beeindruckt, und wir waren uns schnell einig, dass wir gemeinsam etwas schaffen wollten – wir wussten nur noch nicht, was.

Dann kam die Nachricht vom Tod von Dirk Schröder. Das veränderte alles. Dirk Meyer und ich waren uns einig, dass IRON ANGEL zu Ehren von Dirk Schröder weiterleben sollte.
Deshalb macht die Band nun unter dem Namen IRON ANGEL LEGACY weiter – um seinen Geist am Leben zu erhalten.

IRON ANGEL LEGACY - Writings on the wall 2025

Unsere nächste Aufgabe war es, die richtigen Musiker zu finden. Gemeinsam hielten wir Auditions ab und haben schließlich hervorragende neue Mitglieder rekrutiert:
Dirk Meyer  – vocals
Nik Rathert – bass
Robin Gattnar – guitars
Leo Harling – drums
Mitsch Meyer – guitars

Also, ja — IRON ANGEL macht weiter. Aber eben als IRON ANGEL LEGACY — loyal zu den Wurzeln und dem Vermächtnis von Dirk Schröder gewidmet.

Hast du irgendwelche Geschichten über deine Zeit bei dieser Band auf Lager?
WOLFGARD war für mich ein wichtiger Schritt – es ebnete mir den Weg, ein Teil von IRON ANGEL zu werden.
Während dieser Zeit lernte ich Didy Mackel kennen, und durch Jamsessions und gemeinsame Bekannte war die Verbindung bereits da. Als Didy und Dirk Schröder beschlossen, IRON ANGEL wieder zusammenzubringen, rief Didy mich an und fragte mich, ob ich bei der Reunion dabei sein wolle.

Wir trafen uns, um das Comeback zu planen, damals noch mit Mike Matthes, der nach der Ankündigung der Reunion für Promotion, Medien und Bookings zuständig war. Die Besetzung bestand aus Jojo Folter, Didy Mackel, Dirk Schröder, Mike Matthes und mir.
Als die Nachfrage nach IRON ANGEL schnell explodierte, zog sich Mike schließlich aus beruflichen Gründen zurück und übergab mir die Verantwortung für die Band. Mit der starken Unterstützung von Guido Schröder trieben wir die Reunion voran und erhielten bald weltweite Tourneeanfragen.

Während sich einige Mitglieder hauptsächlich auf das klassische Material konzentrierten, hatte ich bereits begonnen, im Hintergrund neue Songs zu schreiben – Ideen, die später „Hellbound“ prägen und schließlich zu IRON ANGEL LEGACY führen sollten.

Du bist sowohl Musikproduzent als auch Gitarrist. Kannst du uns erzählen, mit wem du als Produzent zusammengearbeitet hast?
Ja, ich habe auch als Produzent gearbeitet. Ich war Teil des Produktionsteams für IRON ANGELs „Hellbound“, später für Thunder-Machine und einige kleinere unabhängige Projekte.
Allerdings lag mein Schwerpunkt immer auf dem Songwriting und der Gitarre – dort fühle ich mich kreativ am wohlsten.
Warst du ein Fan der frühen IRON ANGEL-Alben?
Auf jeden Fall. 1986 war „Winds of War“ von IRON ANGEL sogar eines meiner Lieblingsalben – noch vor „Hellish Crossfire“. Ich war sofort begeistert und Feuer und Flamme für dieses Album.

Welche Zukunftspläne und Projekte gibt es, vielleicht Tourneen?
Wir sind bereit, IRON ANGEL LEGACY in eine neue Ära zu führen und die Band auf die nächste Stufe zu heben.
Es war mir eine große Ehre, an der Seite von Dirk Schröder zu spielen, und ich sehe es als meine Verantwortung an, dafür zu sorgen, dass IRON ANGEL und mein Freund Dirk niemals in Vergessenheit geraten.
Ab April 2026 steht IRON ANGEL LEGACY für Buchungen zur Verfügung. Wir freuen uns darauf, die legendären Songs von „Hellish Crossfire“, „Winds of War“ und „Hellbound“ gemeinsam mit unseren Heavy-Metal-Brüdern und -Schwestern auf internationalen Bühnen zu feiern – in Erinnerung an Dirk Schröder, R.I.P.
Die ersten Headliner-Shows sind bereits gebucht und werden in Kürze bekannt gegeben.

IRON ANGEL LEGACY

Text: John Wisniewki

Fotos: Iron Angel Legacy FB  Iron Angel FB   Soundcloud

GastmitarbeiterInnen / guest contributions

Reguläre GastmitarbeiterInnen u.a. John Wisniewski, Julia Andreeva, Kate Bird, Melanie Kircher, Tatjana Tattis Murschel, Grit Kabiersch, Marina Minkler, Nina Ratavaara, Elvira Visser