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Tuska 2025: Stürmisches Wochenende

Tuska 2025 bewies wieder einmal, dass dieses 3-Tage-Festival in Helsinki zu den erfolgreichsten überhaupt zählt und aus der finnischen bzw. internationalen Metalszene kaum wegzudenken ist. Das Konzertprogramm auf vier Bühnen, Expo und Tuska Forum Sideshow (u.a. Bleeding Metal Podcast) lockten insgesamt 60 000 Besucher in Suvilahti, wobei diesmal der Freitag mit 22 000 Metalheads (Samstag 20.000, Sonntag 18.000) den Rekord hielt.

Und auch diesmal schienen die Wettergottheiten wohlwollend zu sein, neckten uns fotografierende Zunft jedoch mit extrem wechselhafter Lage – Sonnenbrille und Regenschutz brauchte man öfters gleichzeitig, jedoch musste ich nur selten meine Knipspläne zum Schutz der Gerätschaft ganz bleiben lassen. Und für mich war es angenehmer, bei einem Festival mal nicht der Gefahr eines Hitzekollers ausgesetzt zu sein.

Freitag 27.6.2025

Horizon Ignited eröffneten die Karhu Main Stage mit ihrer Variante des Sounds, den man als Finnish Melodic Death Metal kennt – dh Härte kombiniert mit viel Melodie und Ohrwurmeffekt. Die Jungs fühlten sich dermaßen geehrt vom Zuspruch und konnten gar nicht aufhören sich zu bedanken. Dabei fanden die ersten Songs noch vor etwas schütterer Kulisse statt, da sich die massive Schlange vor den Tuska-Toren erst in Richtung Hauptbühne wälzen musste.

FESTIVAL FOTOGALERIEN HIER

Endstand rockten ein bereits rappelvolles Radio City Stage Zelt mit ihrer energiegeladen gnadenlosen HC Breitseite. Die Songs blieben traditionell so kurz, dass etwas später eintrudelnde FotografInnen wie ich fast zu spät für die „nur die ersten 3 Songs im Fotograben“ Regel kamen.

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Denn ich war vorher bei Blood Command auf der Nordic Energy Stage daneben, wo mich neben dem Punk-lastigen Sound die freche Frontfrau so in ihren Bann zog, dass ich später wiederkam. Ihre Crowdsurfing-Aktion kriege ich zwar live mit, war aber leider zu weit weg für Fotos.

Knocked Loose schienen hier eine Menge Fans zu haben, denn ein Riesenmoshpit tobte gleich von den ersten Tönen an. Für mich aber sooo nicht mein Fall, daher machte ich lieber eine Stippvisite bei Falling From Grace auf der Inferno KVLT Bühne im Tiivistämö. Dort spielte jede einzelne Band vor rappelvollem Haus, da nur Platz für vielleicht 2-300 Nasen. Das ganze Wochenende über sah man stets lange Schlangen vor der Tür. Leider kein Fotopit, daher blieb es bei spontanen Stippvisiten.

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Skynd

Ein Highlight des Tages waren definitiv Dragonforce – deren Metal-Comedy-Act ist immer ein Brüller und die Bühnendeko – Drachen, Spielkonsolen, Hologramme vor den Drums etc usw – machte mit Sicherheit der Main Stage Konkurrenz. Diesmal ließen sie als interaktive Aktion ein Plüschhuhn auf die Meute los!

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Bei Cradle of Filth passte die düstere Wolkenkulisse gut zur Show, was Dani zum Anlaß nahm, über den finnischen Sommer zu witzeln. Bei diesem Festival fehlten Extra-Einlagen wie Heiratsantrag (wie beim Download Festival) oder ne Hochzeit. Jedoch hätte Dani gleich beim Tuska ein Begräbnis planen können…

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Mich zog es eher zur Expo in der Kattilahalle, wo man heuer u.a. ein Hexenprozess-Verfahren am eigenen Leib nachvollziehen konnte, minus der Verbrennung auf einem Scheiterhaufen. Stattdessen sorgte eine Body-Modification Sideshow für blutige Einlagen. Nee, danke, nix für mich …

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Bambie Thug

Marko Hietalas Show konzentrierte sich klarerweise auf das aktuelle Album „Roses From The Deep“, jedoch waren auch Hits vom Debüt mit finnischen Texten dabei, wie etwa der Ohrwurm Isäni Ääni (die Stimme meines Vaters). Die wichtigste Frage für Fans war aber, ob Tarja fürs Duett „Left on Mars“ mit auf die Bühne kommen würde – die Antwort: ja! Beweisfoto HIER.
Eigentlich wollte ich selbst knipsen, plötzlich einsetzende Schauer hielten mich leider davon ab. Die bestens gerüsteten Fans ließen sich nicht beirren und die nächsten Bands sahen statt der üblichen Schwarzklamotten ein buntes Meer von Regenmänteln vor sich.

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Electric Callboy

 

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Imminence

Bei Tarja hatte ich Glück, dass der Regen mir wenigstens ein bisschen Zeit zum Knipsen ließ. Eye of the Storm indeed. Da eher die rockig-opernmäßigen Songs wie I Walk Alone meinem Geschmack entsprachen, kam ich erst wieder gegen Schluß dazu, gerade rechtzeitig, als sich Marko Hietala für Dead Promises, Phantom Of The Opera, Wish I Had an Angel dazu gesellte.

Die geile Headliner Show der legendären Göteberg-Metaller In Flames brachte die massive Fankulisse zum Toben, ungeachtet der etwas feuchten Wetterlage. Statt Flammen sorgten eher die Regentropfen auf der Linse für zusätzliche Special Effects beim Knipsen… Only for the weak also wohl nicht!

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Schon zum Aufwärmen lieferte die Band heftige Kracher,  u.a. den erwähnten Klassiker, und hielt das Programm in der derberen Richtung (was in der Vergangenheit ja nicht immer der Fall gewesen war). Viele zog es noch in die Afterparty-Shows in der Nähe oder im Zentrum, aber nö, sorry, hatte dafür keine Kraft mehr.

In Flames Setlist Tuska, Europe 2025

 

Samstag 28.6.2025

Ein schweres Gewitter verschreckte meine Katzis am Morgen, pünktlich zu Festivalbeginn klarte es wieder auf, wie es die Wettervorhersage versprochen hatte. Wirklich besser als der Vortag sollte es angeblich nicht werden, nahm die Sonnenbrille erst gar nicht mit, was sich doch als Fehler herausstellen sollte.
Während Jarkko Martikainen mit einer Kreuzung aus Musik- und Comedyprogramm das Publikum unterhielt (manische Depression kennt man ihm zufolge in Finnland als „vitutaan“), zogen Arion eine wahrhaft feurige Show ab, die mit dem eingängigen Hitsong At The Break Of Dawn ihren Abschluss fand.

Timo Rautiainen & Trio Niskalaukaus kann man schon als Tuska Hausband bezeichnen und die extrem-heavy Riffs mit den loitsu Texten brachten kurz die Sonne raus. An den Drums übrigens ein bekanntes Gesicht von u.a. Entwine, Aki ”Aksu” Hanttu.

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Charlotte Wessels gab ihr Solo-Tuskadebüt vor vollem Zelt, während Wind Rose draußen für beste Unterhaltung sorgten. Wenn „der Hobbit“ eine Oper wäre – oder besser, Operette – Power-Folk, musikalisch hochwertig, garniert mit schöner voluminöser Stimme und viel Humor. „What is better than a dwarf?“- falsch geraten, nicht 2 sondern: „a drunk dwarf“. Definitiv ein Highlight und für mich eine der Tuska Entdeckungen.

Noch eine Tuska-Institution: Mokoma gaben 2003 ihr Festival-Debüt und die „alten Säcke“ haben es noch immer drauf, die Festivalmeute zum Toben zu kriegen.

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Jiluka 

Cemetery Skyline, die finnisch-schwedische All-Star-Band mit Mitgliedern von Amorphis, Dark Tranquillity, Insomnium und Sentenced, machte mit ihrem Nordic Gothic einen glänzenden Eindruck, tolle Songs, hypnotische Show und Mikael Stanne konnte sich mit Clean Vocals austoben. Wer auf Düsterrock a la Wolfsheim, HIM, 69 Eyes steht, kommt an diesem Act wohl nicht vorbei.

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Orbit Culture 

Insomnium hatten definitiv Kaiserwetter, strahlender Sonnenschein und eine Zuschauermenge, die dem Headliner Konkurrenz machte. Da schon so oft gesehen und geknipst, zog ich eine frühe Frontpatzreservierung für Eihwar vor, und sogar 30min vor Beginn waren fast zu spät.

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Toller Act und empfehlenswert für alle, die Heilung oder Myrkur mögen und wäre gerne länger geblieben, aber ich hielt mein Sardinendasein nur ein paar Songs lang aus.

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Im Gegensatz zu Thrown lagen The Halo Effect musikalisch genau auf meiner Linie, wie für viele andere auch, worauf das massive Moshpit schließen ließ. Wie M. Stanne beschrieb, hatte es 30 Jahre gedauert, die Ideen von damals in diesem Melo-Death Nebenprojekt umzusetzen. Mir fielen „Feel what I believe“ und „Gateways“ als besonders hypnotische Tracks auf.

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Aus der Ferne die Flammenshow von Powerwolf  festzuhalten klappte leider nicht wie gehofft… aus dieser Perspektive beeindruckte die bombastische Performance in jeder Hinsicht. Die Theatralik passte perfekt zu den epischen eingängigen Songs, und nicht nur bei den launigen Ansagen schimmerte immer wieder das neckische Augenzwinkern durch, siehe etwa nen Songtitel wie „Demons are a girl’s best friend“. Ein perfekter Headliner-Act und nur beginnende Regenschauer hielten mich davon ab, mir die Show bis zum Ende anzusehen.

Powerwolf Setlist Tuska, Summer of the Wicked 2025

Sonntag 29.6.2025

Wie gehabt, stand auch an diesem Tag wechselhaftes Wetter an, jedoch zusätzlich Sturmwarnung, wo sogar eine Zeitlang die völlige Absage drohte. Aber wieder waren die Wettergötter der Metalgemeinde hold, allerdings mussten einige Bühnenaufbauten als Vorsichtsmaßnahme entfernt werden. Die minimalistische Deko störte gelegentlich auf der Nordic Energy Stage, Havukruunu mit einem strahlend blauem Himmel im Hintergrund? Damit die düsteren Klänge trotzdem gebührend rüberkamen, machte Sänger Stefan auf extra finstere Mimik.

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Der Sonntag stand auch im Zeichen der nächsten Metallergeneration, die bis 18h ihre Eltern gratis begleiten durften – das galt auch fürs Moderatorenteam.

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Genau richtig fürs Kinder-Tuska war ein Act wie Cyan Kicks – bunt, lustig und eingängige Glam-Rock Songs. Bunte Deko, reichlich Make-Up und lustige Ansagen boten auch Turmion Kätilöt – ob altersgerecht für Kids zweifle ich bei einigen Texten und Showeinlagen allerdings an. Aber ist schließlich Sache der Eltern und viele kleine Fans schienen wirklich begeistert zu sein.

Korppiklaani waren wie immer ein Folk- und Volksfest, von welchem sich die Meute weder durch Wind noch Regen abhalten ließ.

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Kim Dracula 

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Apocalyptica zelebrierten nicht nur das 10. Album „Plays Metallica Vol. 2“, sondern auch das Tuska-Debüt des neuen Live-Drummers Mikko Kaakkuriniemi. Nach Morricone Intro gab es daher das volle Metallica-Klassiker-Programm, wo Texteinblendungen auf der LED Wand bei Enter Sandman das Mitsingen erleichterten. Ein Highlight des Tages!

Battle Beast hatten kurzfristig den Slot mit Nothing More getauscht, da die US-Band mit Anreiseschwierigkeiten und verloren gegangenem Equipment zu kämpfen hatte. Das kam mir sehr gelegen, so schaffte ich es zu Octoploid und ein paar ihrer Psychedelic Rock Songs.

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Motionless in White

Nothing More wollte ich mir schon lange mal live ansehen, das hier war ihr allererster Gig in Finnland überhaupt. Charisma pur, dazu eingängige Rocksongs – die Setlist hätte ruhig mehr derben Stoff enthalten können. Und kein Schlagzeug wurde zertrümmert, dafür kombinierten alle Bandmitglieder Crowdsurfen mit Performen. Die Europatour der Band im November wird übrigens in Finnland starten!

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Noiduin

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Man muss den Hut ziehen vor der Power und Bandbreite des Ausnahmevokalisten Will Ramos, der Sonntag-Headliner Lorna Shore war aber musikalisch soo nicht mein Ding, obwohl sie showmäßig alle Register zogen – mich lockte es eher etwas früher nach Hause. So viele, auch aus meinem Freundeskreis, hatten sich schon lange auf diese Show gefreut und feierten mit der Tuska Fangemeinde die Band enthusiastisch bis zur letzten Zugabe ab.

Lorna Shore Setlist Tuska 2025

Wie jedes Jahr, ein Dank an das Tuska-Team für die tolle Organisation und den reibungslosen Ablauf trotz kurzfristiger Komplikationen. Nächstes Jahr gerne wieder – Tuska 2026 steigt vom 26.–28.6.2026, mehr Info HIER.

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Klaudia Weber

Chefredakteurin, sprich Mädchen für alles hier