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John Wick: Kapitel 4

2023    K-18     2 h 49 min

SPOILERFREI

Der „militanteste Tierschützer der Welt“* gibt zum 4. Mal ein stilvolles Leinwand-Gemetzel – und genau das macht John Wick Filme auf seltsame Weise unterhaltsam. Sowas wie die R-Rating Version von Asterix&Obelix oder Bud Spencer-Terence Hill, wo ja auch Prügeleien am meisten Spaß machen. Und auch hier keinerlei Anspruch auf Realität: Schon bei JW 2 und 3 konnte man beim Morden mit Bleistift (frei nach dem Sprichwort „die Feder ist mindestens ebenso tödlich wie ein Schwert“) und einem Buch (!!) jegliche Ansprüche an Plausibilität ablegen – was beim Teil 1 noch so halbwegs im Rahmen des Möglichen war.

Außerdem, wären die überhöhten Gewaltorgien nicht mit atemberaubender ästhetischer Kinematografie – wirklich absolute Bildgewalt! – geradezu mystisch aufbereitet, wären sie wohl kaum auszuhalten. Ist so ein bisschen wie Heavy Metal Musik, wo Brutalität einfach ein Stilmittel des Protests gegen gesellschaftliche Zwänge ist. Denn auch John Wick möchte nur ein normales Leben führen, nicht mehr Killer sein. Und er metzelt nur die Schergen dieser mysteriösen allmächtigen Verbrecherorganisation ab, die ein komplizierteres historisches Regelwerk hat als der Vatikan, die ihn einfach nicht in Ruhe lassen will – also bleibt er irgendwie trotzdem eine positive Identifikationsfigur. Und für Bücherwürmer ist es ohnehin nützlich zu wissen, wie man diese im Notfall zur Verteidigung einsetzen kann.

Keanu Reeves glänzt wieder einmal in der Rolle des wortkargen Killers – irgendwie absurd, gilt er doch als einer der nettesten Menschen Hollywoods oder überhaupt. Mit dabei weitere alte Bekannte aus den vorherigen Filmen, wenn auch in weniger zentralen Rollen, z.B. Ian McShane und Laurence Fishburn. Absolut atemberaubend, wie immer, sind die Kampf-Choreografien, wo u.a. Donnie Yen und Hiroyuki Sanada Hervorragendes leisten. Bill Skarsgård ist hier mindestens ebenso furchterregend wie als Pennywise, und das ohne Clown-Make-Up… Tragischerweise konnte Lance Reddick (R.I.P.) die Premiere dieses Films nicht mehr miterleben, er hätte an diesem blutrünstigen Epos sicherlich seine Freude gehabt.

Fazit – absolute Empfehlung. Nur: Obwohl es mir keineswegs langweilig wurde – wieso sind (nahezu) drei Stunden OHNE PAUSE anscheinend die neue Norm? Musste kurz ca. 2h raus, aber wenigstens habe ich nicht, wie meisten, die beim Abspann fluchtartig den Saal verließen, die Post-Credit-Szene verpasst…

* Medien sollten den Ausdruck „militante Tierschützer“ ersatzlos aus dem Wortschatz streichen, da Tierschützer niemals a la John Wick gegen Tierquäler vorgehen – LEIDER …

Regie: Chad Stahelski
Drehbuch: Shay Hatten, Michael Finch, Derek Kolstad
Cinematography: Dan Laustsen

Keanu Reeves – John Wick
Laurence Fishburne – Bowery King
George Georgiou – The Elder
Lance Reddick – Charon
Ian McShane – Winston
Bill Skarsgård – Marquis
Donnie Yen – Caine
Hiroyuki Sanada – Shimazu
Shamier Anderson – Tracker
Rina Sawayama – Akira
uvm

  • 9.5/10
    Bewertung / rating - 9.5/10
9.5/10

Klaudia Weber

Rücksichts- und gnadenlose Diktatorin, kniet vor mir! Anders gesagt: Chefredakteurin, Übersetzerin, Webseiten- und Anzeigenverwaltung, also "Mädchen für alles" - - - Schwerstens abhängig von Büchern (so ziemlich alles zwischen Herr der Ringe und Quantenphysik) und Musik, besonders von Metal finnischer Prägung. Weiters Malen, Zeichnen, Film, Theater... also könnt ihr mit einer vielseitigen Website rechnen. Mag.phil., zwei in 5 Jahren parallel abgeschlossene Vollstudien (English & American studies, Medienkommunikation) und stolz darauf, denn als Mädel aus einer Arbeiterfamilie in einem erzkonservativ-katholischen Land ging das nur dank Stipendium und etwas später im Leben als andere....