Interviews

Edenbridge: Aufbruch zu neuen Ufern

Die österreichischen Melodic Symphonic Metaller Edenbridge könnt ihr in Kürze live auf Europas Bühnen erleben, wo sie ihr aktuelles 11. Studioalbum “Shangri-La” präsentieren werden. Die Band kann in diesem Jahr ihr 25. Bestehen feiern! Bandgründer Lanvall verrät uns das Geheimnis um ihren langlebigen „Angelic Bombastic Metal“ – und noch einiges mehr.

Herzlichen Glückwunsch zu eurem neuen Album! Kannst du mir sagen, welche Schwierigkeiten es bei den Aufnahmen gab? Welcher Song des neuen Albums war vom technischen Standpunkt aus am schwierigsten aufzunehmen?

Die Aufnahmen verliefen so ziemlich wie immer, ohne größere Schwierigkeiten. Das Einzige war, dass ich nicht nach England fliegen konnte, um mit Karl Groom zusammen den Mix zu machen. Also haben wir eine Technologie namens Audio Movers verwendet, womit ich das Original Signal von Karls Mischpult auf meine Studiolautsprecher bekam und wir über Whatsapp kommunizierten. Das hat wirklich gut funktioniert. Alle Songs haben ihre gewissen Schwierigkeiten, aber „The Bonding (Part 2)“ mit seinen 16 Minuten war natürlich eine Herausforderung, um alles in Form zu bringen.


Ihr habt nun ein neues Label, AFM. Was sind die größten Vorteile, die sich dadurch bisher ergeben habt?

AFM ist ein junges, dynamisches Team, das sich viel mehr auf die digitale und visuelle Seite konzentriert, was bei den sinkenden physischen Verkaufszahlen heutzutage natürlich enorm wichtig ist. Für mich ist eigentlich das physische Produkt das einzig Wahre, aber so ist es nun mal. Wir haben uns in den letzten Monaten sehr auf die sozialen Medien konzentriert für die Veröffentlichung des Albums und um die drei Singles und Videos zu promoten, die wir für das Album gemacht haben. Ich muss auch sagen, dass es mit Nils Wasko die einfachsten Vertragsverhandlungen waren, die wir je hatten.

Gibt es irgendwelche Nachteile, das Album selbst zu produzieren oder ist es interessanter, mit dem Label zusammenzuarbeiten?

Ich denke, in unserem Status und solange es noch physische Verkäufe gibt, ist es wichtig, mit einem renommierten Label zu arbeiten, solange man nicht alles selbst machen will. Und ich habe noch so viel zu tun, abgesehen von der musikalischen Seite, die mich den ganzen Tag beschäftigt, dem Management der Band und den sozialen Medien. Am liebsten würde ich mich nur noch auf die Musik konzentrieren, aber das ist unmöglich.

Findest du, dass das Endergebnis zu 100 Prozent deinen Erwartungen entspricht? Habt ihr es geschafft, alle Ideen, die ihr hattet, zu verwirklichen, oder denkt ihr jetzt: „Wir hätten dies und jenes zu einem Song hinzufügen und dies und jenes aus einem anderen entfernen sollen“?

Ich bin total froh über das Album, und ich muss das für jedes Album sagen, das wir gemacht haben, weil es zu bestimmten Zeitpunkten unserer Karriere eben genauso war. Die Alben klingen genau so, wie ich es mir vorher vorgestellt hatte, vielleicht sogar noch besser.

Ich denke, das neue Album wird nicht nur die äußere Komponente der Band verändern, sondern auch die musikalische Seite. Stimmt es, dass ihr den Schwerpunkt auf die Musik legt?

Wir haben den Fokus immer zuerst auf die Musik gelegt und dann auf die anderen Komponenten. Aber man muss auch ein Bild malen. Deshalb müssen die Fotos und das Cover sowie die Texte zusammen mit der Musik eine Geschichte erzählen.

Was gefällt dir am besten an der Herausforderung, sich weiterzuentwickeln, ohne die Essenz deiner musikalischen Grundlage zu verlieren?

Frei zu sein, das zu tun, was ich musikalisch tun möchte. Natürlich muss man aufpassen, dass man seinen Stil nicht komplett ändert, aber das wird sowieso nicht passieren. Aber zu neuen Ufern aufbrechen, neue Einflüsse zuzulassen, das ist das Spannende am Musikmachen und Komponieren. Zum ersten Mal haben wir uns in 2 Songs mit Gospel-Einflüssen beschäftigt, was ich schon lange machen wollte. Dieses Mal hat es geklappt. Wer weiß, was wir auf unserem nächsten Album entdecken werden. Aber immer wieder die gleiche Art von Album zu machen, das würde mich zu Tode langweilen.

Seit eurem letzten Album sind einige Jahre vergangen, etwas länger als die übliche Zeit dazwischen. Gab es bestimmte Gründe, die zu diesem Zeitrahmen führten?

Nun, wir hatten einige großartige Shows in China 2019 und auf der 70000 Tons of Metal Cruise im Januar 2020, bevor sich alles änderte. Also musste auch ich meine Pläne ändern. Deshalb begann ich im März 2020 mit dem Komponieren und Arrangieren des neuen Albums, was bis zum Sommer 21 dauerte, als die Aufnahmen dann endlich begannen. Ich denke, die Zeit zwischen den Alben war in unserem Fall ziemlich genau der Durchschnitt von 3 Jahren.


Was ist also dein Geheimnis? Denkst du dir zuerst die Texte aus oder kommt zuerst die Melodie für deine Songs?

Ich bin alleine für die Musik verantwortlich und schreibe die Texte teilweise mit Sabine. Es gibt kein Geheimnis. Man muss es einfach fließen lassen. Manchmal kommen die Ideen aus dem Nichts, aber oft improvisiere ich auch auf dem Klavier und der Gitarre und bestimmte Riffs, Melodien oder Harmonien tauchen auf. Dann schreibe ich sie auf und lege sie ab. Das ist nützlich, wenn man arrangiert und sich auf vorhandene Ideen verlassen kann.

Glaubst du, dass die Technologie auch eine Rolle dabei spielt, dass man im Aufnahmeprozess immer detailreicher wird?

Technologie ist immer gut, wenn sie nützlich ist und nicht gegen die Menschheit arbeitet. Ich würde nicht zu den analogen Aufnahmetagen zurückkehren wollen, und ich habe meine ersten beiden Soloalben in den 90er Jahren komplett analog aufgenommen. Heutzutage kann man beim Arrangieren und Aufnehmen mit unbegrenzten Spuren so viel mehr machen, und ich liebe das Layering.

Ich denke, eine wesentliche Arbeit für alle Bands sind Konzerte. Wie sieht es mit euren Plänen für 2023 aus?

Wir haben eine Album-Release-Show in Montreux (Schweiz) im Rahmen mit dem örtlichen renommierten Klassik-Festival gespielt. Die Tournee ist dann für Februar 2023 geplant – die Details HIER ! Danke für das Interview!

PS: Eine neue CD/DVD kommt im Frühjahr 2023 – LANVALLs erste Symphonie, „THE FREYSTADT SYMPHONY“. Das spätromantische Werk für großes Orchester, Chor und E-Gitarre mit Einflüssen aus der Filmmusik und Rock/Metal wurde am 29.6.2022 in der Messehalle Freistadt (A) uraufgeführt und auf Bild und Ton aufgezeichnet. In Zusammenarbeit mit 120 Musikern der „Jungen Philharmonie Freistadt“ und des „Hard Chor Linz“ präsentierte LANVALL an der E-Gitarre das bombastische Werk, das als Auftragskomposition zur 800 Jahr Feier der Stadt komponiert wurde. Beteiligt euch am Crowd-Funding!  Bandwebseite

Aktuelle Besetzung:
Arne „Lanvall“ Stockhammer (git, keys)
Sabine Edelsbacher (voc)
Dominik Sebastian (git)
Johannes Jungreithmeier (dr)
Steven Hall (bass)

Text: Julia Andreeva, photos: Band

Julia Andreeva

julia@stalker-magazine.rocks - Reportagen, Fotos - - - - - Favorite genres? gothic metal ;) - - - Favorite bands? Him, Cradle of Filth, Oomph and more =)) - - - Other interests? - - - travelling, culture, reading