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Kissin‘ Dynamite / John Diva and the Rockets of Love @ Z7 Pratteln

11.04.2019 Live at Z7 Konzertfabrik Pratteln, Schweiz

Der heutige Abend steht ganz unter dem Stern des Glam Rock. Glitzer, Leder, lange Haare, Stirnbänder, extravagante Musiker und nicht zuletzt grossartige Musik. Für einen deutschen Hauptact und einen Donnerstag sind erstaunlich viele Leute im Z7 anwesend und vor allem solche, die einfach nur Party machen wollen. Der Alkoholpegel steigt genau so schnell wie die Anzahl der auftauchenden Journalisten/Fotografen, die sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen wollen. Unsere Fotogalerie HIER.

Frontmann und Leadsänger John Diva, der mit seinen Rockets of Love das Konzert eröffnet, hat das Rockstarleben quasi in die Wiege gelegt bekommen durch seine Mutter, angeblich ein Groupie erster Stunde. Und als seine Mutter eines Tages weinend und schreiend nach Hause kam und ihm verkündete, «Rock is Dead» wusste er, dass er das baldmöglichst seiner Mutter zuliebe ändern muss. Daher heisst das vor kurzem erschienene Debütalbum auch «Mama Said Rock is Dead». Ganz klar, dass diese Herren aus den USA ein bisschen an die Erfolgsstory von Steel Panther anknüpfen wollen. Gleiche Story – ähnliches Konzept. Ehemalige Coverband – jetzt mit eigenen Songs unterwegs, die Haare sehen nach Perücke aus, der Gesang könnte teilweise auch vom Band kommen und man spielt mit den gängigen Klischees des Rock Daseins. Dennoch machen die Amis ordentlich Stimmung. Die Songs kommen gut rüber und John Divas Stimme lässt sich auch gut hören, wie gesagt nur fraglich, wie viel echt ist und wie viel von Band kommt. Auf jedenfall weiss er, wie man die Hüften kreisen lässt und hat den Move zu seinen Songs immer passend bereit. John Diva and the Rockets of Love heizen das Publikum ordentlich für den Hauptact ein und waren mit Sicherheit die perfekte Wahl als Support Act.   www.facebook.com/pg/johndiva.rocks

Um die Bühne verdeckt vorzubereiten und ein bisschen mehr Spannung aufzubauen, wird ein grosses Kissin Dynamite Banner gehisst. Gespannt wartet man darauf, wie wohl das Bühnenbild aussehen wird, wenn man schon extra den Aufwand betreibt und dieses Riesending mühsam aufhängt. Kurz nach dem Start des Songs «I’ve Got the Fire» fällt dann dieser Vorhang und gibt endlich den Blick auf die Bühne frei. Jo, dachte ich mir, nicht ganz so spektakulär wie erwartet, aber mit der Zeit gibt das Bühnenbild dann doch den ein oder anderen Special Effekt preis, der auf den ersten Blick unsichtbar ist. Im Fotopit herrscht der Ausnahmezustand, weil manch einer schon Angst hat, nicht genügend Bilder knipsen zu können, wenn er erst 30 Sekunden nach dem Bandauftritt anfangen kann zu knipsen. Meine Lieben, ganz mit der Ruhe, ihr haltet euch ja auch nie an die Anweisung, die ersten 3 im Pit und dann Schluss und Kamera einpacken, also könnt ihr euch ja erst recht ruhig an die Arbeit machen, wenn es keine solche Ansage gibt und man nach den ersten drei Songs noch fleissig von aussen weiterknipsen kann.

Kissin Dynamite werden von den Fans in der Halle herzlich willkommen geheissen und gleich von der ersten Minute an herrscht eine super Stimmung im Z7. Sänger Hannes und seine Jungs geniessen es sichtlich, dass sie hier so gefeiert werden. Im Hintergrund neben dem Schlagzeug schiessen immer wieder Rauchsäulen in die Luft, die so in den Boden eingelassen sind das sich die Saitenhelden der Bands darüber platzieren können und ganz in Rauch gehüllt werden – wenig Aufwand, super Effekt und es wird einem damit wahrlich was fürs Auge geboten. Die Gitarristen Jim und Ande und Bassist Steffen bringen so viel Bewegung auf die Bühne, dass man gar nicht wirklich weiss, wo man hinschauen soll. Ich muss sagen, dass die Schwaben eine sehr professionelle Show an den Tag legen, was sich ganz klar auch an der Reaktion des Publikums messen lässt. Egal ob mit Schunkeln mit Hannes oder der Gitarre von Ande, mitsingen – die Leute sind bei allem dabei. Auch der Aufforderung, die Taschenlampe am Handy eizustellen, um die Halle in ein Lichtermeer zu verwandeln, kommen die meisten sofort nach. Ein paar Oldschool Fans greifen lieber zum Feuerzeug, worauf Hannes gekonnt witzig meint, er werde sie beobachten und sei sich sicher, dass sie das nicht bis zum Schluss durchhalten, weil es heiss werde und man ständig drücken muss. Ein Hoch auf die moderne Technik, denn für sowas ist sie wirklich gut, denn es sieht einfach super schön aus, all die Lichter zu sehen und der Blick von der Bühne muss für Musiker in diesem Moment unbeschreiblich sein. Etwa in der Mitte des Sets gibt es dann eine kleine Überraschung, Sängerin Anna Brunner, die man auch von der Band Exit Eden kennt, kommt auf die Bühne um mit Hannes zusammen den Song «Ecstasy» zu singen. Die Arme scheint mir doch etwas sehr nervös zu sein und die Stimme ist auch ein bisschen wackelig, aber es ist eine nette Abwechslung. Und da laut Hannes Braun die Anna nicht billig ist, was er dann schnell noch damit ergänzen muss, das er natürlich die Gage meint, weil die Dame hinter ihm leichte Schnappatmung bekommt, und deswegen darf sie auch gleich noch einen weiteren Song «Sleaze Deluxe» mitsingen.

Es geht Schlag auf Schlag weiter, nach zwei weiteren Songs wird kurz umgebaut und ein mit Lichtern dekoriertes Klavier wird reingerollt, an dem Hannes den Song «Heart of Stone» zum Besten gibt. Ja, mir kam auch gleich das von Europe in den Sinn, aber es ist wirklich ein sehr schöner Song und kein Abklatsch von den Schweden. Den Song «Six Feet Under» widmen die Jungs den Mädels im Publikum und auch den Jungs, natürlich zum Schmusen, was einfach zu viele Pärchen immer gleich wörtlich nehmen müssen. Sorry, aber keiner will das sehen, nehmt euch ein Zimmer (zwinker). Zum Song «I Will be King» tritt Hannes mit Königsrobe, Zepter und Hofnarr auf und lässt ihn das Publikum zum Jubeln animieren, was dieses auch super mitmacht. Nach diesem Song gehen zum ersten Mal die Lichter aus, aber das Publikum hat noch lange nicht genug und wird belohnt. Jetzt kommt die Grösse der Bühne richtig zur Geltung – an Seite leuchten Lichter auf und Hannes kommt hinter dem Schlagzeug mit einer riesigen Kissin Dynamite Flagge heraus. Die Jungs von KD sind sichtlich gerührt von der Hingabe der Fans, saugen den Applaus in sich auf und wachsen so von Song zu Song immer ein kleines Stück vor Stolz und Freude. Mit «You’re not Alone» und «Flying Colours» bei dem auch Sängerin Anna Brunner nochmals mit auf die Bühne kommt, verabschieden sich die Deutschen dann eher wiederwillig endgültig von der Bühne. Sie können sich kaum losreissen, am Schluss verneigen sich alle nochmal vor dem Publikum, dann verabschiedet sich einer nach dem anderen mit einer Fan Welle und bekommt einen kleinen Moment des Ruhms nur für sich. Eine tolle Idee, die hier super funktioniert hat und so jedem die Wertschätzung gibt.

Eine hoch professionelle Band, die mit Witz und Charme durch das Programm führt. Hut ab vor dieser Show und danke für den tollen Konzertabend.

www.kissin-dynamite.de

Sandy Mahrer

Fresh Act Redakteurin, Reportagen, Reviews, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - Hard Rock, Heavy Metal und Pop-Rock, etc. Weniger Death, Black, Grind Core