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Sinbreed: Die Chemie stimmt!

Kürzlich haben die deutschen Power Metaller Sinbreed ihr zweites Album veröffentlicht. Für mich ist es bislang das beste Album des Jahres. Neuerdings haben die Jungs aus Wiesbaden zudem einen prominenten Neuzugang an der Gitarre zu verzeichnen. Wir sprachen mit Bandgründer Flo Laurin.


Da es Sinbreed noch nicht so lange gibt, stell dich und eure Band bitte einmal vor!
Du hast recht, unsere Band mit dem Namen Sinbreed und zumindest 4/5 der Besetzung gibt es seit 2005. Der Marcus kam später dazu, aber ich denke, dass wir da noch drauf zu sprechen kommen. Neben mir, dem Alex Schulz, unserem Sänger Herbie Langhans ist etatmäßig noch der Frederik Ehmke, der auch bei Blind Guardian trommelt, als Schlagzeuger dabei. Wir haben uns dem German Power Metal verschrieben und hoffen, dass wir unserer zweiten Scheibe noch ein wenig mehr vom Kuchen abkriegen.
Fredrik, Alex und ich kommen aus Wiesbaden aus dem schönen Hessen. Der Marcus kommt aus Krefeld, wie bekannt sein dürfte und der Herbie ist in Wolfsburg zuhause. Ein wenig verstreut sind wir schon, aber dadurch, dass 3 von 5 Leuten die Basis in Wiesbaden haben, ist es doch sehr praktisch.

Ich finde, dass euer Sound nur wenig Gemeinsamkeiten mit anderen bekannten Bands hat, wie du vielleicht auch in meinem Review gelesen hast. Welche Bands würdest du selbst als größten Einfluss oder als Inspiration sehen?
Ich teile deine Einschätzung. Ich habe gerade gesagt, dass wir dem German Power Metal zwar fröhnen, aber wenn man das in eine Schublade packen möchte, passt am ehesten der US Metal. Wie das ganze bei dir ankommt ist so auch absolut von uns gewollt, denn wir wollen einen Ticken mehr Härte und Aggressivität in unserem Sound haben. So typisch deutsches„Trallala„ ist nicht so unser Ding und es freut mich, dass das vielen Leuten und Presse und auch bei dir so ankommt. Aus Deutschland sind wir da vielleicht am ehesten mit Mystic Prophecy vergleichbar. Die anderen deutschen Bands, so wie beispielsweise Gamma Ray, sind auch alle super, aber nicht so hart, wie wir uns das vorstellen.

Welche Bands hörst du selber denn gerne, bei denen du dich auch bei eurem Sound wiederfinden würdest?
Ich bin ganz großer Fan von Vicious Rumors, mein ein und alles. Ansonsten bin ich ganz großer Judas Priest Fan, noch mehr als Iron Maiden. Auch auf Symphony X und alte Riot fahre ich tierisch ab. Ich denke, dass sich diese Vorlieben auch in unserem Songwriting wiederspiegeln.

Nachdem mit Frederik Ehmke schon ein Blind Guardian Mitglied länger bei euch spielt, ist nun mit Marcus Siepen ein weiteres eingestiegen. Wie kam es dazu?
Direkt nach der Veröffentlichung von „Worlds Collide„, als wir einige Shows gespielt haben, war uns klar, dass wir für unsere Musik eigentlich zwei Gitarristen brauchen, um das live zu spielen. Dann haben wir natürlich überlegt, wer passen könnte und wer das Zeug auch spielen kann. Über Frederik kam dann der Kontakt zu Marcus, der unsere erste Scheibe schon kannte und mochte, zustande. Wir mussten ja außerdem bei Sinbreed Terminen eh immer auf Frederiks Terminkalender schauen. Da Marcus ja im großen und ganzen die gleiche Verpflichtungen hat, war das das nächste Plus. Wir haben dann einmal geprobt und ein paar Konzerte gespielt und die Chemie war so gut, dass wir Marcus sofort in der Band willkommen hießen und er hat auch sofort zugesagt. Die Konzerte und der Songwriting-Prozess fürs neue Album haben jetzt auch super geklappt.

Hattet ihr keine Bedenken, dass ihr nun in der Szene als Guardian-Klon wahrgenommen werdet? Zumal jetzt auch in Anzeigen extra darauf hingewiesen wird.
Dick geworben wird damit ja nicht. Es besteht sicherlich die Gefahr, dass uns einige als Trittbrettfahrer sehen. Da gibt es immer böse Zungen, die so etwas unterstellen. Aber für mich haben beide Bands absolut ihre Daseinsberechtigung. Dafür sind wir vom Blind Guardian Material zu weit entfernt. Frederik und Marcus sehen das übrigens genauso. Natürlich verleugne ich nicht, dass das etwas mehr Promo-Power mit sich bringt und da sind wir natürlich auch sehr dankbar für. Wir sind aber kein Abklatsch. Wir spielen diesen Sound jetzt schon seit 9 Jahren bei uns im Proberaum und insofern ist das kein Namedropping oder so etwas. Viele Blind Guardian Fans freuen sich eher darüber, dass sie jetzt noch eine zweite coole Band genießen dürfen und so lange das so ankommt, freue ich mich darüber.

Wie kann man sich angesichts der recht starken zeitlichen Auslastung von Frederik und Marcus eure Proben und euer Songwriting vorstellen?
Es ist richtig, dass Blind Guardian, wenn sie aktiv sind, sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Dann könnten Sinbreed nebenher gar nicht bestehen. Aber es ist auch kein Geheimnis, dass sie gerne mal 4 bis 5 Jahre Pause zwischen ihren Releases machen, und in dieser Zeit können wir dann mit Sinbreed sehr aktiv werden. Wir haben 2014 genügend Spielraum und hatten auch im letzten Jahr für das Songwriting genügend Zeit. Wenn man die Aktivitäten im Vorfeld gut plant, ist das also gar kein Problem.

Ich entnehme deiner Aussagen, dass das Songwriting also auf alle Schultern in der Band verteilt ist?
Das erste Album habe ich komplett alleine komponiert. Da hatte ich viele Jahre Zeit um 10 Songs zu schreiben und so zu formen, wie ich sie gerne auf der Platte haben möchte. Denn ich bin ja nicht nur der Gitarrist, sondern auch der Produzent.
Das erste Album liegt jetzt 4 Jahre zurück. An dem neuen Album haben wir intensiv in den letzten beiden Jahre gearbeitet. Wir wollten unseren Stil zwar beibehalten, aber trotzdem einige neue Einflüsse mit aufnehmen. Das schöne ist, dass alle 5 von uns Songs geschrieben haben, die auch auf „Shadows„ vertreten sind. Dadurch konnte ich mich etwas zurückziehen und als Produzent dann selektieren, was zu Sinbreed passt. Ich bin total stolz, dass wir neue Facetten eingebaut haben und das Album trotzdem neben „Worlds Collide„ stehen kann.


Lass uns über euer neues Album „Shadows„ reden! Meiner Meinung nach ist „Shadows„ um einiges schneller als der Vorgänger ausgefallen, hat dafür aber keine Keyboards mehr und kaum noch Chöre. Wie kam es zu dieser Entwicklung?
Das kann ich voll unterschreiben. Bei „When Worlds Collide„ haben wir bei vielen Songs Soundlöcher durch Keyboard-Flächen gestopft. Dadurch, dass Marcus komplett in der Entstehungsphase von „Shadows„ involviert war, konnten wir jetzt alle Songs für 2 Gitarren konzipieren. Insofern war es eine bewusste Entscheidung, jetzt komplett auf Keyboards zu verzichten, zumal wir noch mal eine Schippe bei der Härte draufgelegt haben. Das soll jetzt keine böse Unterstellung sein, aber Keyboards verweichlichen den Sound immer etwas. Aus diesem Grund haben wir die Keyboards rausgeschmissen und dafür mehr Riffs, mehr Leads, mehr Soli eingebaut. Ich denke, dass das dem Album wirklich gut getan hat.

Warum habt ihr mit `Shadows` einen eher ungewöhnlichen Song als Titeltrack gewählt?
Ich habe unserem Zeichner Filipe Mercado schon sehr früh das Cover-Konzept zukommen lassen. Das Cover repräsentiert die Texte, nämlich verschieden Persönlichkeiten, die in uns hausen, sehr gut. Ich finde, dass das auch sehr gut auf dem Cover getroffen ist. Du hast aber recht, der Titelsong fällt etwas aus dem Rahmen. Das war uns aber bewusst. `Shadows` ist aber letztlich ein Paradebeispiel für eine neue Facette, die man so von uns nicht erwarten würde. Der Song ist sehr brutal und hat fast schon Thrash Metal Riffing. Dadurch, dass es der Titeltrack geworden ist, möchte ich auch etwas ehr Aufmerksamkeit auf diese neue Facette unseres Sounds lenken.

Wo wir gerade beim Cover sind: Auf euren beiden Alben taucht jeweils die gleiche Gestalt auf. Um wen handelt es sich dabei?
Unser Eddie wird das sicherlich nicht, haha. Wir haben da zwar auch schon drüber nachgedacht, wollen das aber so nicht etablieren. Aber wir brauchten einen Protagonisten, da sich beispielsweise `Bleed`, `Shadows` und `Far Too Long` immer um eine Person drehen. So kam uns der Typ vom ersten Cover wie gerufen, auch als Wiedererkennungswert. Böse Zungen behaupten ja, dass es sich um das selbe Cover handelt, einmal in blau, einmal in grün, haha.

Ihr habt zu `Bleed` ein klassisches Musikvideo gedreht. Wo siehst du heutzutage den Sinn und Zweck darin für eher kleinere Bands?
Meiner Meinung nach sind Videos nicht mehr wegzudenken, nicht nur wegen YouTube und anderen Streaming Diensten. Ein Video spiegelt einfach die Band wieder, weshalb ich auch unbedingt ein Performance-Video wollte. Viele Bands sind ja der Meinung, dass nicht zum 100.mal 5 Leute sehen muss, die ihr Lied spielen, sondern bringen stattdessen noch mehr Handlung rein. Ich würde dem aber widersprechen. Wenn wir schon nicht so heftig touren, ist es mir dafür wichtig, dass man im Video sehen kann, dass die Typen es tatsächlich tun, was sie auf Platte gebracht haben. Für uns das Video das Promotionsmittel Nummer 1.

Was sind eure Pläne für die nächste Zeit?
Wir werden auf jeden Fall in dieser Konstellation zu fünf weiter machen. Es wird auf jeden Fall ein weiteres Album geben und auch die Zusammenarbeit mit AFM ist von beiden Seiten auf längere Zeit ausgelegt. Die Kritiken für „Shadows„ sind sehr gut, was mich sehr glücklich macht. Jetzt mal abwarten, wie das Album in den USA angenommen wird, wo es nächsten Woche rauskommt. Dort haben wir eigentlich auch ein ganz gutes Standing. Im Grunde steht der Zukunft in den nächsten 10, 15 Jahre nichts im Weg.

Da bringst du mich noch zu einem Punkt: Ihr habt bislang keine richtige Tour in Europa gespielt, wart aber dafür schon in Amerika. Wie kam das zustande?
Es gibt in den USA ein kleines, aber feines Festival namens Prog Power. Dort sind wir einfach eingeladen worden, denn der Promoter ist ein Fan der ersten Stunde. Nach nur einem Album war das natürlich sehr mutig von ihm. So eine Einladung lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Wir haben dort dann auch zum ersten Mal einen neuen Song gespielt, `Reborn`, das auch als Video auf unserer Homepage ist.
In Europa haben wir aber schon ein paar Festivals und Shows in Deutschland, Spanien und Holland mitgenommen, auch wenn wir noch keine ganze Tour gespielt haben. Wir hoffen, dass wir das diesen Herbst noch etwas ausbauen können.

Auf eurer Homepage sind Videos von den Aufnahmesessions zu finden. Wenn ich das richtig sehe, dann habt ihr „Shadows„ nicht gemeinsam in einem Studio aufgenommen, oder?
Das sieht du richtig. Ich als Produzent war bei fast jeder Aufnahme dabei. Unser Entscheidung im Vorfeld war es, das Album selbst aufzunehmen. Das war sehr riskant, da wir ja eine international erfolgreiche Produktion auf die Beine stellen wollten. Eine Band mit unserem Status kann sich aber auch nicht monatelang ein Studio leisten. Wir haben uns deshalb vorher einiges draufgeschafft und haben dann die Aufnahme von jedem einzelnen Ton selbst gemacht, was insbesondere beim Schlagzeug sehr schwierig ist. So konnten wir unser Budget aber für das Mixing und Mastering bei Markus Teske verwenden. So hatten fast 2 Monate nur dafür Zeit und ich denke, dass es sich gelohnt hat. Ich bin mit dem Sound mehr als zufrieden.


Gibt es noch etwas, was du los werden möchtest?
Ich bedanke mich bei all euren Lesern für ihr Interesse und kann unser neues Album jedem, der auf ordentlichen Power Metal mit richtig Arschtritt Wert legt, nur ans Herz legen. Ich würde mich freuen, wenn uns der ein oder andere mal eine Chance gibt und Sinbreed unterstützt!

http://www.sinbreed.com/

Timo Pässler

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