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Bang Your Head Festival 2013

Das Bang your Head Festival habe ich leider erst recht spät für mich entdeckt, immer wenn die ein interessantes Billing hatten, konnte ich aus beruflichen oder finanziellen Gründen nicht, und wenn ich Zeit gehabt hätte, hat mich das Billing nicht interessiert und so komme ich in diesem Jahr erst zum zweiten Mal zum ByH, aber nun ja… besser spät als nie. Das Wetter ist einwandfrei, als ich losfahre und das sollte sich das gesamte Wochenende auch nicht ändern, bei Temperaturen bis zu 33°C und kaum einer Wolke lässt man sich von Accept, Iced Earth, Candlemass und Saxon gerne Heavy Metal um die Ohren blasen.

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Die erste Band, die ich am Donnerstag sehe sind, Maiden United, die Iron Maiden Stücke in akustischer Version spielen. Na, da bin ich ja mal gespannt, was ich bisher in der Richtung gehört hatte, hat mich jedenfalls nie wirklich begeistern können. Die Band um den Threshold Sänger Damian Wilson, der mich in diesem Jahr schon auf dem Rock Hard Festival und auf dem Metalfest mit seiner Stammband begeistern konnte, legt mit dem Intro „Seven deadly Sins…“ vom „Seventh Son“ Album los, steigt dann allerdings nicht wie es die meisten im Publikum wohl erwartet hätten, mit „Moonchild“ sondern mit „Only the good die young“ ein. Interessante Wahl! Es geht weiter mit „22 Acacia Avenue“, das zwar spielerisch einwandfrei interpretiert ist, mir auf Dauer aber einfach zu langatmig in der akustischen Version orgelt. „2 Minutes to Midnight“ folgt und ich hätte es in der Version anfangs kaum erkannt. Mit „Revelations“ folgt eines meiner absoluten Lieblingsstücke von Iron Maiden, nur schade, dass Maiden United das Stück mit ihrem ewigen Herumgeorgel beinahe ungenießbar machen. Ich muss wirklich sagen: Damian Wilson ist sangestechnisch annähernd über jeden Zweifel erhaben und die Holländer beherrschen ihre Instrumente aus dem Effeff, aber mir gibt dieses zu oft „Um das eigentliche Stück Herumgespiele“ absolut nicht viel. Nichtsdestoweniger ist die Halle bereits recht gut gefüllt und ein Gutteil des Publikums singt die Titel doch ganz textsicher mit.


Nach einer relativ kurzen Umbaupause folgt mit Tokyo Blade das erste Highlight des Abends. Man merkt der ursprünlich britischen, mittlerweile multinationalen Truppe die Spielfreude an. Ich hab keine Ahnung, wer bei den ganzen Besetzungswechseln noch zum Original Line-up gehört, is auch völlig wurschd. Tokyo Blade liefern hier einen Super Auftritt mit einem ordentlichen Sound ab. Man merkt aber doch am Altersdurchschnitt, der schätzungsweise bei Mitte bis Ende dreißig liegt, dass die Band ihr Publikum doch aus denjenigen Metallern rekrutiert, die die Band seit den Achtzigern kennen. Die Agilität, die der Fünfer auf die Bretter legt, wird allerdings nur in den ersten Reihen mit fliegenden Haaren honoriert.


Dann folgt mit einer ewigen Umbaupause das erste kleine Ärgernis, die Soundleute machen einen ziemlich ausgedehnten Soundcheck, der Teile des Publikums dazu veranlasst, kurz bevor Vicious Rumors tatsächlich die Bühne entern, einige Pfiffe und Buhrufe von sich zu geben. (und sowas, obwohl Geoff Thorpe lt. Festival Website bereits seit Dienstag auf dem Gelände weilt). Was dann allerdings folgt, lässt die Verzögerung doch sehr schnell vergessen. Einen solch tighten Auftritt hatte ich nicht erwartet, VR gehen mit „Digital Dictator“ gleich in die Vollen und reißen das Publikum vom ersten Takt an mit. Es folgt Kracher auf Kracher wie „The Pest“, „Hellraiser“, „Down to the Temple“, „Mastermind“ und „Soldiers of the Night“. Die Band, deren Besetztungskarussel scheinbar niemals stillsteht, hat mit Keven Albert, dem Sohn des verstorbenen Carl Albert, einen würdigen Interpreten am Start, und dieser Auftritt wird mir mit Sicherheit noch sehr lange in Erinnerung bleiben. Die letzten Titel werden dann vom aktuellen Sänger Brian Allen zusammen mit Keven Albert zum Besten gegeben.

Auf Candlemass hatte ich mich gefreut wie ein Schneekönig, vor allem vor dem Hintergrund, dass ich dieses Jahr nicht in Wacken dabei bin und Leif Edling mit seiner Androhung, die Band zu Grabe zu tragen, nun wirklich Ernst macht. So soll das also die letzte Candlemass Show sein die ich sehe? (Schnüff!) Rob Lowe hat ja bereits kurz nach den Aufnahmen zum aktuellen Album „Psalms for the dead“ den Sängerposten aufgrund seines Alkoholproblems räumen müssen und wird seitdem von Mats Leven, Sänger des Leif Edling Projekts „Abstrakt Algebra“, vertreten. Candlemass starten mit „Prophet“, dem Opener des aktuellen Albums, und für das Publikum, das weitgehend wegen Candlemass gekommen ist, gibt es ab diesem Moment kaum ein Halten.

Es werden Fäuste gereckt, es wird lauthals mitgesungen, getanzt und gelitten. Man weiß eben, dass man diese phantastische Band wahrscheinlich nie wieder sehen wird. Unverständlicherweise geht es mit „Bewitched“, der Video-Auskopplung des „Nightfall“ Albums, weiter. Mit „Dark Reflections“ folgt ein ebenso wie der Opener abgefeierter Titel vom „Tales of Creation“ Album. Schade nur, dass der Sound generell etwas matschig ist, nur zwischendurch wird es mal besser. „Waterwitch“ vom aktuellen Album hätte man auch gern gegen „Hammer of Doom“ oder die Göttergabe „If I ever die“ eintauschen können. Mit „Emperor of the Void“ und „Under the Oak“ bei dem ein Teil des Publikums das Bangen vergisst vor lauter Ehrfurcht, geht der Doom-Reigen in die zweite Halbzeit. Von Sänger Mats Leven habe ich zwar anfangs den Eindruck, er würde wegen seines etwas zu hippiemäßigen Aussehens nicht zur Band passen, allerdings fügt er sich doch recht gut ein. Auch stimmlich passt alles, soweit man das bei dem Sound beurteilen kann. Es folgen noch diverse Klassiker als da wären „At the Gallows End“, „Darkness in Paradise“, noch zwei Tel vom neuen Album und als Zugabe „Crystal Ball“ und das unverzichtbare „Solitude“. Schade nur, dass „Samarithan“ nicht gespielt wurde und „Mirror, Mirror“ , und, und und. Mit einer kleinen Träne im Kuttenknopfloch einerseits und einem breiten Grinsen andererseits gehe ich an die Theke. Darauf ein Bier!


Am Freitag sind Entombed die erste Combo, die ich mir bewusst anschaue, alles davor war ziemlich belanglos, außer vielleicht Artillery, aber die waren mir zu früh dran. Entombed versammeln jedenfalls eine ganz beachtliche Meute Todesbleianhänger vor der Bühne, und die Matten fliegen fast durchgehend vom ersten bis zum letzten Takt. Der Sound geht in Ordnung und mit Titeln wie „Out of Hand“, „Revel in Flesh“, „Stranger Aeons“, „Eyemaster“ und dem selbstverständlich unverzichtbaren „Left hand Path“ kann man auch nichts falsch machen. Allerdings war L.G. Petrov auch schon mal besser bei Stimme, aber gut – das ist jetzt auch schon zimlich lange her. Der Elchtod funktioniert auch bei knapp 30°C einwandfrei.


Mit den Pretty Maids geht es zwar recht skandinavisch weiter, nur eben um einige Härtegrade reduziert – was man von den Temperaturen nicht sagen kann. Die Dänen um den Sänger Ronnie Atkins beginnen ihren Set mit dem Opener ihres neuen Albums „Motherland“, „Mother of all Lies“. Es wird gepost, was das Zeug hält, und auch wenn die hübschen Mädels in den letzten Jahren nicht immer auf der Welle des Erfolges surften – sie habens immer noch drauf.


Saxon bekommen auf dem Bang your Head komplette zwei Stunden Spielzeit zugestanden, die die Lords of British Heavy Metal auch problemlos ausgefüllt bekommen. Mit „Sacrifice“, dem Titelsong des aktuellen Albums, geht es los, und bei den ersten Klassikern „Power and the Glory“, „Heavy Metal Thunder“ und „Motorcycle Man“ steigt die Stimmungskurve rapide an, sogar einige Crowdsurfer werden gesichtet. Saxon ist halt einfach eine Bank, und auch wenn ich in den letzten Jahren keine absolut überragende Show der Briten gesehen habe, so weiß man doch, dass man immer gut unterhalten ist und handwerklich ordentliche Qualität bekommt, wie eben das großartige „Solid Ball of Rock“. Biff lässt für sein Alter immer noch ordentlich seine weiße Mähne kreisen, was einem ob der Heftigkeit doch etwas Respekt abverlangt. Zwischendurch gibt´s dann auch noch ein etwas unnötiges Drumsolo, man braucht halt doch mal eine kurze Pause. Mit „…and the Bands played on“ gibts auch meinen persönlichen Saxon Favorit, und an der steigenden Hitdichte merkt man dass es in Richtung Schluss geht. Zwischendurch fällt auch noch kurz das Mikrofon aus, was Biff recht witzig auf deutsch kommentiert „Mikrofon ist gebroken, Kaputt, Scheisse Mann“. Es folgen „747“, bei dem der Adler zum Einsatz kommt (geiler Moment!), und „Wheels of Steel“ als Setende. Mit „Crusader“ geht dann der Zugabenteil los und das Publikum singt die Klassiker „Strong Arm of the Law“, „Denim and Leather“ und „Princess of the Night“ lautstark mit. Saxon ist halt einfach der VW im Heavy Metal.


Am Samstag bekomm ich Angelwitch wegen der frühen Stunde nur vom Parkplatz aus mit, na scheinbar hab ich auch nicht allzuviel verpasst, wie ich von anderen höre, und so sind Sanctuary die ersten, die ich mir heute ansehe. Warrel Dane und seine Mitstreiter starten mit „Taste Revenge“ gleich voll durch und zeigen dem Schwabenländle, wo der metallische Hammer zuhause ist, in dem Fall nämlich in Seattle. Das Publikum feiert Titel wie „Die for my Sins“, „The Mirror Black“, „Battle Angels“ und „Future Tense“ ab, allerdings macht Warrel Dane einen etwas kranken Eindruck, an dem Kerl ist kaum noch was dran.


Obwohl At the Gates einen einwandfreien Auftritt hinlegen – der Sound ist amtlich, die Setlist lässt keine Wünsche offen und Tompa Lindbergs Ansagen sind durchaus unterhaltsam – lichten sich die vorderen Reihen nach einigen Titeln. Das soll einer verstehen. Das Hauptaugenmerk liegt hier auf dem 95er Slaughter of the Soul Album, dessen Titeltrack ein ganz starker Einstieg wird. Darauf folgt „Terminal Spirit Disease“ und um den nächsten Klopfer „Under a serpent Sun“ muss man ebenfalls nicht bitten. Durch die etwas gelichteten Reihen gibt´s wenigstens mehr Platz zum Rübenschütteln – auch gut. Aus aktuellem Anlass wird „Captor of Sin“ von Slayer dargebracht, was Mr. Lindberg mit einer entsprechenden Widmung an den verstorbenen Jeff Hannemann versieht und erklärt, dass es ohne Jeff, respektive Slayer, wohl niemals Death Metal im Allgemeinen und At the Gates im Speziellen gegeben hätte. Es folgen noch diverse Schädelspalter wie „Windows“, der Überhammer „Blinded by Fear“, „Nausea“ und „Kingdom gone“. Also, ich fands klasse!


Das überaus starke Billing in diesem Jahr zeigt sich unter anderem darin, dass nachmittags bereits Bands spielen, die durchaus einer Headlinerposition würdig sind, so auch Iced Earth, die mit „Dystopia“ in ihr Set einsteigen. Ganz uniformiert in Jeans und Nieten konzentrieren sich die Jungs um Boss Jon Schaffer heute hauptsächlich auf das aktuelle Album und das 96er Opus „The Dark Saga“. Das ist auch absolut kein Fehler, da sich auf beiden Alben fast nur Kracher befinden, die natürlich vom Publikum entsprechend begeistert aufgesogen werden. Trotz der Spielfreude, die Iced Earth an den Tag legen, meine ich doch eine gewisse Tourmüde bzw. Routine zu erkennen. Kann man ihnen allerdings auch nicht wirklich verdenken, Iced Earth haben einen wahren Festivalmarathon hinter sich. Es folgen „Pure Evil“ und „A question of heaven“, meiner Meinung nach der Höhepunkt der Show. Damit haben Iced Earth wieder zwei Titel mit im Package, die ich auf der letzten Tour doch etwas vermisst habe. Mit „Anthem“ und einem rasend wütendem „Boiling Point“ wird das Publikum zu Mosh-Höchstleistungen getrieben, bevor es dann mit dem obligatorischen „Watching over me“ die Standard Halbballade gibt. „The Hunter“ als Zugabe beendet einen Klasse Auftritt. Ich bin echt auf die neue Iced Earth Scheibe gespannt, die dieses Jahr noch erscheint.


Udo Dirkschneider, kennt den jemand? Ja ich weiß, Frevel – fast schon Hochverrat, aber nichtsdestoweniger haben Accept mit Mark Tornillo ein echtes Original verpflichten können, mit dem man die letzten Alben „Blood of Nations“ und „Stalingrad“ zu echten Goldstücken hat veredeln können. Wenn man bedenkt, auf welchem Niveau Udo Dirkschneider zur Zeit herumknödelt, nun ja. Mit „Hung, Drawn and Quartered“ und „Hellfire“ vom aktuellen Album wird schon ein furioser Einstieg geschaffen, die Titel werden bereits jetzt schon abgefeiert, als ob sie zum Klassikerrepertoire gehören würden. „Restless and Wild“ schraubt die Stimmung trotzdem noch mal nach oben, und man sieht den gefühlt zweieinhalb Meter großen Wolf Hoffman den kompletten Auftritt hindurch grinsend posen. Zwischendurch gibt es noch ein Gitarren – Bassduell/solo von Hoffman und Baltes und Sänger Tornillo zeigt sich diverse Male recht sprachlos ob der Publikumsreaktionen. Verdient ist halt verdient. Mit „Princess of the Dawn“ und einem großartigem „Fast as a shark“ beendet man den offiziellen Teil des Sets, um nach kurzer Pause dem nach Zugaben rufenden Publikum noch „Metal Heart“, Teutonic Terror“ und natürlich „Balls to the Wall“ zu liefern. Wahnsinnsauftritt, super Publikum.

text & photos: Björn Schmiterlöw

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Björn Schmiterlöw

bjorn@stalker-magazine.rocks - - - Reportagen, Reviews, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - - - alles was mit Rock und Metal zu tun hat. Es ist einfacher aufzulisten was ich nicht mag und das sind die Stile mit "Core" drin. (von Ausnahmen abgesehen) - - - Favorisierte Bands: Iron Maiden, Black Sabbath, Deep Purple, Judas Priest, Motörhead, Slayer, Anthrax, In Flames, Kreator, Exodus, Candlemass, Carcass, Reverend Bizarre, Ahab, Orne, Down, Grand Magus, Atlantean Kodex - - - Sonstige Interessen: lesen, Kino, irgendwann mal nen Marathon schaffen.

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