Emergenza Festival goes Acoustic 2013
Endlich schnupperte ich wieder Großstadt-Feeling, und ein Akustikkonzert in einem angenehm kleinen Club (Underground Köln) kam da gerade recht: Ein gemischtes Publikum, das einfach den Abend mit guter Musik genießen und entspannen wollte. Erst dauerte es eine Weile, bis sich der Club füllte, aber je länger die Veranstaltung ging, desto voller, wärmer und sauerstoffärmer wurde es dann auch – aber zugleich wurde die Stimmung von Minute zu Minute besser.
Los ging es mit TOM UND JENNY, die mit deutschen Songtexten den Zuhörer bedachten. Die Band nimmt gerade ihr zweites Album auf (ihr erstes handelte von Tiergeschichten) und spielte daher nicht nur ältere Stücke, sondern auch neueres Material. Ich kann mir gut vorstellen, dass die beiden in einem elektronischen Set-up besser wirken, denn hier fehlte mir teilweise die Aussagekraft, und leider schien es mir außerdem so, dass der Gesang nicht immer ganz so stabil war und die höheren Passagen sehr gezwungen klangen.
Weiter ging es dann mit RESIDENCE NONAME, die mich wirklich überzeugten – denn davon, dass es die Band erst ein halbes Jahr lang gibt, hat man nichts hören oder sehen können. Eine wirklich talentierte Band, die jetzt schon positiv routiniert wirkten und die auch mit ihren englischsprachigen Liedern, die stimmlich und musikalisch sehr stark und kraftvoll waren, wirklich beim Publikum punkten konnten. Vielseitiger Gesang, kombiniert mit akustischen Gitarren, Bass, Cajon und Keyboard – es passte einfach alles, und ich glaube das dürfte auch das restliche Publikum so gesehen haben.
Mit einem Emergenza-Routinier ging es danach weiter: EDUARDO & VERSTÄRKUNG waren dann auf der Bühne, und sie hatten so einige eigene Fans mitgebracht. Die Band wurde auch vom restlichen Publikum sehr gut angenommen und konnte mit ihrer Musik eine gute Stimmung verbreiten, auch wenn für mich persönlich der Gesang nach einiger Zeit ein wenig monoton klang und die Abwechslung fehlte.
JOEL NEY war als nächstes an der Reihe und konnte mit sehr viel Ausstrahlung und einem Gesang, der sehr innig und stark war, wohl weitgehend das ganze Publikum in seinen Bann ziehen. Die Lieder waren abwechslungsreich und luden zum Träumen ein, was wohl nur die Zuschauer, die meinten solch wirklich sehr ruhigen Acts zum Gedankenaustausch nutzen zu müssen, stören konnten. Alles in allem aber ein Auftritt, der vollends überzeugend war und der sich wundern ließ, warum Joel noch nicht bekannter ist.
Mit lustigen Songs brachte dann HERR NORCHT das Publikum nicht nur zum Schmunzeln und Lachen, sondern lud mit seinen deutschen Texten auch ein bisschen zum Nachdenken ein. Das Publikum macht gerne und auch gut bei Sing-Spielchen mit, den Spaß sieht man allen Beteiligten an – glückliche, lachende und schmunzelnde Gesichter überall. Das könnte man wohl einen gelungenen Auftritt nennen!
Den ersten Special Guest des Abends gab es nun: SOFI DE LA TORRE aus Las Palmas präsentierte dem Publikum ihre Songs mit einer unheimlich markanten und kraftvollen Stimme, die man so sicherlich nicht allzu oft finden kann. So kraftvoll und professionell ihr Gesang und Auftreten war, umso zurückhaltender wirkte sie während ihren Ansagen, was sie unheimlich menschlich machte. Ein Auftritt, der zumindest mir sehr gut in Erinnerung bleiben wird, weil einfach alles stimmte!
Stimmlich nicht ganz so stark waren dann BLUE INK, deren Sängerin mit den höheren Tönen in ihren Liedern etwas zu kämpfen hatte und daher diese dann nicht ganz so natürlich klangen. Das Publikum wirkt reserviert und zurückhaltend, was sich erst bei einem recht am Ende gespielten Coversong etwas löste.
MAX UND PIERRE waren dann die vorletzte Band des Abends, und sie konnten begeistern – und das nicht nur auf Grund des wirklich genialen Gitarrenspiels, das sie selbe Person damit garnierte, nebenher noch mal Bass zu spielen – und zwar mit den Füßen. Ein Staunen ging durch die Reihen, jeder wollte das einmal gesehen haben. Aber nicht nur das war ein Grund, warum die Band überzeugte: sie zeigte viele Facetten, präsentierte sich vielseitig mit ihrer Songauswahl und auch die Lyrics, deren Bedeutung durch ausdrucksstarken und gefühlvollen Gesang nochmal hervorgehoben wurden, stießen besonders bei mir auf viel Begeisterung.
Den Schlusspunkt des Abends setzte dann ein weiterer Special Guest: BLACKOUT PROBLEMS. Sehr rockig war deren Akustik-Set (so ganz akustisch war es dann auch nicht, um ehrlich zu sein) und konnte das Publikum noch einmal wirklich nach vorne pushen. Ein wirklich gelungener „Abschied“ mit einer Band, die ich mir sicherlich nicht zum letzten Mal angeschaut habe!
Im Anschluss fand dann noch die Vergabe der Preise statt – ja, es gab Preise, auch wenn die Bands dies eigentlich vollends außen vor gelassen und einfach nur ihren Auftritt genossen haben.
Fazit:
Alles in allem war es eine Veranstaltung, die ein schöner Gegenpol zum stressigen Alltagstreiben darstellte. Ein angenehmes Publikum, eine entspannte Atmosphäre in der es nur darum ging, Musik zu genießen. Egal mit wem, wo oder wie.
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