Hammerfall in Luxembourg
Wenn Hammerfall mit ihrer European Outbreak Tour einen Stopp in Luxemburg einlegen, und das zum ersten Mal überhaupt, ist das natürlich Grund genug für Fans melodischer Klänge, zur Rockhal zu pilgern. Daher fand sich an diesem Abend auch eine respektable Anzahl von Fans im kleinen Club der Rockhal ein, um dem Auftritt der Schweden beizuwohnen.
Alleine waren die Herren natürlich nicht angereist, man hatte 3 Support Bands im Schlepptau, die recht unterschiedliche musikalische Richtungen vertraten. Die Band, die wohl am meisten aus dem Rahmen fiel, musste pünktlich um 20:15 ran: Die Jungs von Death Destruction.
Während der Name nicht nur für die hier Anwesenden, sondern allgemein noch recht unbekannt sein dürfte, so waren die Musiker jedenfalls keine Unbekannten. Hammerfall Fans konnten Bassist Fredik Larsson erkennen, der auch bei Hammerfall für die tiefen Töne zuständig ist (und wohl auch der Grund, warum die Band, die stilistisch so gar nicht ins Bild passte, bei dieser Tour dabei war). Ursprünglich war Death Destruction als ein Nebenprojekt gegründet worden von ex-Evergrey Drummer Jonas Ekdahl und seinem Bandkollegen Henrik Danhage. Später stieß Sänger Jimme Strimmel (Dead By April), ex-Nightrage etc.) dazu und komplettierte das Quartett.
Los ging´s mit „Mark My Words“ und das Publikum reagiert recht verhalten. Die harten Töne, die hier angeschlagen wurden, passten den Meisten scheinbar nicht so ganz. Dennoch mühte sich die Truppe redlich und konnte im Laufe des Gigs immer mehr Nasen vor die Bühne ziehen, die zu „Fuck Yeah“ und „Hellfire“ brav die Pommesgabeln in die Luft reckten. Ihr Auftritt war nach knapp 30 Minuten schon zu Ende, mit ein wenig mehr Zeit hätte man sicherlich noch den Ein oder Anderen überzeugen können.
Death Destruction Setlist: Mark My Words – Crank It Up – Shredding – Kill It – Fuck Yeah – Hellfire
Nach einem recht zügigen Umbau war es an der Zeit für die nächste Truppe aus Schweden: Amaranthe. Jetzt war die Bühne richtig voll (durch den Hammerfall Aufbau stand nur knapp die Hälfte der Bühne zur Verfügung), denn die Band war nicht mit einem, nicht mit zwei, sondern gleich mit drei Sängern am Start. Wie nötig das letzten Endes ist, sei einmal dahingestellt, aber auf alle Fälle gab die Truppe schon mal ein gutes Bild ab. Wesentlich melodischer ausgerichtet, waren ihre Chancen beim Publikum anzukommen größer.
Während der ersten Songs„Leave Everthing“ und „Enter The Maze“ konnte man allenthalben noch grinsende Gesichter erkennen, denn man wähnte sich in einem poppig, süffig melodischen Technotempel gefangen. Aber genau dieser Mix schien nach anfänglichem Schmunzeln so richtig zu zünden und der Platz vor der Bühne wurde voller, immer mehr klatschen mit und hatten ihren Spaß beim bekannten „1000000 Lightyears“ und „Automatic“.
Während die beiden Sänger eine gute Leistung ablieferten, kam man bei der Sängerin – die im übrigen auch eine gute Stimme hat – nicht umhin, bisweilen Zweifel am Livegesang zu haben – manch einer munkelte etwas von Playback, und so ganz konnte man sich dieses Eindrucks nicht erwehren. Wenn dem so ist, wäre es recht schade, wenn die Sängerin quasi nur zur Deko auf der Bühne stünde. Ganz abgesehen davon jedoch, konnten sich an diesem Abend ihre Unterhalter Qualitäten klar unter Beweis stellen und haben sicherlich einige Fans hinzu gewinnen können!
Amaranthe Setlist: Leave Everything – Enter The Maze – 1000000 Lightyears – Automatic – Call Out My Name – Rain – Hunger
Normalerweise wäre es nun an der Zeit für Riot gewesen, die spielten jedoch leider nicht. Allerdings musste man keineswegs traurig sein, denn der Ersatz Vicious Rumors konnte sich auf alle Fälle hören lassen und erwies sich als würdiger Ersatz. Vicious Rumors waren zugleich auch die dienstälteste Kombo des Abends mit respektablen 31 Jahren! Damit konnten sie auf einen riesigen Back-Katalog zurückblicken. Auf die Ohren gab´s sowohl Stücke aus den 80er, wie „Minute To Kill“, „Lady Took A Chance“ oder „Soldiers of the Night“, also auch brandneues Material vom Album „Razor Back Killers“ mit „Murderball“ und „Let The Garden Burn“. Erstaunlicherweise konnte dennoch zu Beginn nur ein kleiner Teil des Publikums etwas anfangen, meist wohl, weil ihnen die Band nicht bekannt war. Es dauerte ein wenig, aber letzten Endes sprang der Funke doch über und die Band hatte die Menge im Griff. Wohlverdient, denn Fronter Brian Allan, der erst 2009 zur Truppe dazugestoßen war, mühte sich redlich und legte eine überzeugende Gesangsleitung hin. Musikalisch jedenfalls, hätte der Heavy/Power Mix schneller einschlagen müssen. So oder so, war spätestens nach einer kurzen Ansage ans Publikum durch Urgestein und einzige Konstante im Line-Up, Geoff Thorpe, die Sache endgültig geritzt und das Publikum reckte bereitwillig die Hörner in die Luft.
Vicious Rumors Setlist: Don´t Wait For Me – Minute To Kill – Murderball – Lady Took A Chance –
Abandoned – Let The Garden Burn – Hellraiser – Soldiers of the Night – Digital Dictator
Ein letztes Mal umbauen, jetzt wurde die Bühne wesentlich geräumiger und die Bühne gehörte Hammerfall, die mit protzigem Bühnenaufbau, bestehend aus Stufen, fetter LED Beleuchtung und großem Backdrop glänzen konnten.
Jetzt war es also an der Zeit für Melodien und Mitsing-Stücke. Das Quintett stieg nach einem Sirenen-Intro, bei dem die Bühne in blaues und rotes Licht gehüllt war, mit „Patient Zero“ vom aktuellen Album „Infected“ ins Set ein. Während einige sagen, dass dies sicherlich nicht ihr bestes Album ist, so haben sie am heutigen Abend wohl die stärkeren Stücke dieses Albums herausgegriffen. Nach über 14 Jahren Bandgeschichte können auch sie auf einen starken Back-Katalog zurückblicken und boten eine bunt gemischte Setlist an, die alles vom ersten Album 1997 bis heute abdeckte. Die Band war in bester Laune und nutzte die nun große Bühne bis in den letzten Winkel aus. Die LEDs bildeten eine tolle optische Untermalung der Songs, mal waren dort Flammen zu sehen, mal sogar die Texte der Stücke – eine Ausrede nicht mitsingen zu können, weil man den Text nicht kannte, fiel somit weg.
Jetzt war die Meute auch voll und ganz bei der Sache und erwies sich als äußerst textsicher. So auch z.B. beim hymnenhaften „Last Man Standing“ und „Renegade“. Sänger Joacim Cans war bei bester Laune und plapperte munter mit dem Publikum. Auch ruhigere Songs kamen zum Zuge, so ein Song, der angekündigt wurde als „a song for the girls“, der zum ersten Mal seit 10 Jahren live gespielt werden sollte: „Always Will Be“. Nach dieser „Quoten-Ballade“, wurde aber wieder mehr Gas gegeben und nach einigen weiteren Songs, verließ die Band mit „The Templar Flame“ erst einmal die Bühne.
Das Publikum begann allerdings sofort mit Zugabe Rufen und die Band ließ sich nicht allzu lange bitten und schob noch drei Zugabe Songs hinterher: „Hearts on Fire“ war während des Gigs mehrfach lautstark verlangt worden und war nun der letzte Song, der zum besten gegeben wurde.
Hammerfall Setlist
Patient Zero – Heeding The Call – Any Means Necessary – B.Y.H. – Blood Bound – Lets Get It On – Last Man Standing – Renegade – Always Will Be – Dia de los Muertos – Riders of the Storm – Steel Meets Steel – Legacy of Kings – Let The Hammer Fall – The Dragon Lies Bleeding – The Templar Flame – Glory To The Brave – One More Time – Hearts on Fire
Alles in Allem also ein erfolgreicher Abend, auch für Death Destruction, auch wenn sie musikalisch so gar nicht ins Paket gepasst hatten und in einer etwas brutaleren Kombi von Bands sicherlich besser aufgehoben gewesen wären. Die Fans jedoch verließen mit zufriedenen Gesichtern die Halle.