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Doro: „Die Band, die Crew und die Fans, das ist meine Familie“

Sie ist die unangefochtene Metalqueen Deutschlands, vermutlich sogar weltweit. Unlängst hat die Dame ihr 2500. Konzert gespielt, zwei weitere folgten auf dem Wacken Open Air 2011 (in diesem Fall als Gastsängerin bei Skyline und Saltatio Mortis – siehe STALKER Festivalbericht). Für uns Gründe genug, uns mit Doro Pesch zu unterhalten.

Samstagnachmittag, Wacken Open Air – da kann Doro auch nicht weit sein. Kurzerhand besuchen wir sie in ihrer Garderobe und löchern sie mit unseren Fragen. Doro ist nicht nur überaus nett und freundlich, sondern zeigt sich sehr gesprächig und aufgeschlossen. Da macht es auch nichts, dass sie bei viel zu kurzen 10 Minuten Interviewzeit hin und wieder auch mal etwas abschweift.

Doro, du hast mittlerweile 2500 Konzerte gespielt…
…schon weit darüber!

Wieviele sind es denn mittlerweile?
Da musst du die Die Hard Fans fragen. Aber es müssten knapp 2600 sein, vielleicht 2580.

Fällt dir auf Anhieb eine Metalband ein, die mehr Konzerte gespielt hat?
Da gibt es schon einige. Mir fallen auf jeden Fall die Scorpions ein. Die haben bestimmt doppelt so viele. Das weiß ich, weil ich gerade eine Laudatio anlässlich des Lebenswerkes der Scorpions gehalten habe. Deswegen habe ich mich damit etwas beschäftigt. Ansonsten weiß ich nicht, ob da noch eine Band dran kommt. Das ist schon eine Menge Holz. Und wahrscheinlich sind da nicht mal alle Konzerte mitgerechnet. In den 80ern gab es ja noch kein Internet, und ob da jeder kurze Set mitgezählt wurde… Als auf jeden Fall bin ich weit darüber und nicht darunter.

Du hast mal gesagt, dass du dir das erste August-Wochenende grundsätzlich frei hältst wegen dem Wacken Open Air. Ist das hier immer eine Art Familientreffen für dich?
Ja! Ich freu mich immer, wenn ich hier auftreten darf. Aber man kann ja nicht jedes Jahr hier einen richtigen Gig machen. Irgendwann kam dann so ein beinharter Metalfan auf die Idee, eine Wacken Hymne zu machen. Normalerweise schreiben wir unsere Songs ja selber, aber als ich den gehört habe, der hat mitten ins Herz getroffen. Das war `We are the Metalheads`. Dann hat Holger Hübner, der Veranstalter, mich gefragt, ob ich die Hymne nicht singen will. Das habe ich dann gemacht und hinterher hat Holger dann gesagt, dass ich es dann natürlich auch nächstes Jahr machen muss. Und so hat sich dass dann irgendwie ergeben, dass ich jedes Jahr schaue, wann Wacken ist, und da können wir dann halt nicht touren. Oft sind ja dann auch andere Festivals. Da mussten wir dann schon mehrere Anfragen wegen dem Wacken absagen. Es ist einfach einmalig hier. Man trifft hier einfach alle, Kumpels und Freunde und kann auch neue Kontakte knüpfen. Vor einigen Jahren habe ich hier mal australische Metalfans getroffen. Die nannten sich „Metal Warriors„. Die fragten mich, ob ich nicht mal in Australien touren könnte. Das Problem war nur, dass wir da unten keinen Booker hatten. Darauf meinten sie, dass sie das einfach selber mit ihren Kumpels machen würden. Ich habe dann erst gedacht, dass der das jetzt nur aus der Euphorie heraus sagt. Einige Wochen später hat er sich dann gemeldet. Der hatte kurz mal eben seine Eltern aus seinem Haus ausquartiert und ins Hotel verfrachtet. Und dann haben wir halt in dem Haus gewohnt und tatsächlich eine Tour in Australien gemacht. Das war unglaublich! Das hat sich halt auch nur durch das Wacken entwickelt. Hier kriegt man so viel Power und Energie, da kann man einfach mal den Alltagsstress vergessen und nur geile Musik hören und neue Leute treffen. Aber dieses Jahr bin ich tatsächlich zum ersten Mal alle drei Tage hier.

Konntest du denn schon andere Bands sehen, oder bist du hier die ganze gebunden?
Also heute bin ich leider schon gebunden. Aber gestern konnte ich etwas Judas Priest sehen und war dann hinterher noch mit Saltatio Mortis zu `Salomé` auf der Bühne.

Wenn du jedes Jahr hier bist, hast du dich denn dann schon mal nach einer Immobilie umgesehen?
Noch nicht, haha! Ich wohn ja meistens im Tourbus. Und ich weiß ja auch gar nicht, ob ich auch in Zukunft wirklich jedes Jahr hier sein werde. Wir haben jetzt aber schon darüber geredet, ob wir das 30-jährige Jubiläum hier feiern wollen. Das wäre 2013. Ich habe ja das 20-jährige in Düsseldorf, meiner Heimat, gefeiert und das 25-jährige auch. Wir haben da ja schon alles Mögliche aufgefahren: Bühnenshow, viele Gäste und ich glaube, dass wir das dort einfach nicht mehr toppen können. Und jetzt sind wir hier mit den Jungs im Gespräch. Ich glaube das wäre super, denn die versuchen echt alles möglich zu machen und haben auch ein Herz für ausgefallene Ideen. Woanders kann man nur normale Sets spielen mit normalem Licht und normalen Pyros, aber hier kann man halt auch wirklich ausgefallene Sachen machen.

Kriegst du immer noch eine Gänsehaut, wenn du auf der Bühne stehst und in die Menge davor schaust?
Ja, das ist so ein wahnsinniges Gefühl. Da macht man sich fast manchmal in die Hose. Wenn die Menge gut drauf ist, kommt so viel Energie rüber… Wenn wir z.B. `Für immer` spielen und man dann sieht, wie ergriffen die Leute sind, dann muss ich mich manchmal schon umdrehen, damit ich überhaupt weiter machen kann. Das gibt einem ein High für die nächsten Stunden und Tage. So wie eine Droge.

Man kennt dich ja bundesweit als Metalqueen, ob vom Wacken oder aus dem Fernsehen. Aber wie sieht eigentlich dein Privatleben aus?
Das gibt es eigentlich gar nicht. Das für mich wirklich ein 24-Stundenjob. Ich bin entweder im Tourbus unterwegs, schreibe Songs, bin im Studio oder mache Promotion. Das ist mein Leben. Ich bin auch nicht verheiratet oder habe Kinder. Die Band, die Crew und die Fans, das ist so meine Familie. Da hat man alle Hände voll zu tun und muss sich um einander kümmern… Ich kann mir gar nicht vorstellen, auch noch eine Familie zu haben. Das was ihr seht, da gibt es nichts anderes, das ist mein ganzes Leben. Ich wollte nie sesshaft sein, sondern immer auf Tour sein, jeden Abend woanders und sehen, wie die Leute sich im Konzert freuen.

Wir danken der Metalqueen für das nette Gespräch! Wer sich davon überzeugen möchte, wie viel Spaß Doro auf Tour hat und dass sie immer alles gibt, der sollte sich den Dezember vormerken. Dann ist Doro wieder in Deutschland auf Tour (und schon im Oktober anderswo in Europa).

Photo: Timo Päβler

Timo Pässler

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