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Hole in the Sky XII 2011

24th – 27th August 2011

You don´t realize it´s over until it´s over: Wenn du an all diese fesselden Erlebnisse, tollen Performances, das magische Szenario im pitturesken Bergen, umgeben von der schönsten Landschaft, die du dir vorstellen kannst, die neuen Freundschaften, den rappelvollen Garage-Club, die unzähligen Shrimpmahlzeiten, den Regen, die emotionalen Momente und die Ruhe, wo du bei einem Glas Wein den Sonnenuntergang bei den Fjords geniessen konntest, dann fühlst du dich zugleich etwas wehmütig und doch stolz, an so einem bedeutenden Event teilgenommen zu haben. Die Atmosphäre des 12. und allerletzten Hole in the Sky war sogar noch enthusiastischer und pulsierender als in den Jahren davor – falls das überhaupt möglich ist. Die Musikfans feierten die Bands so leidenschaftlich ab, als gäbe es kein morgen. Und das HITS Line-up war toll wie immer und bot eine Reihe norwegischer Bands am Samstag im USF Verftet.

Freitag, 26 August, USF – The Dawn of a New Age


Photo: Christian Misje, Hole In The Sky
Ghost
Zweifellos waren die Schweden Ghost eine der auffälligsten und populärsten Bands bei diesjährigen Sommerfestivals, mit ihrem Bühnenoutfits und dem typischen Marshallsound. Das Debutalbum und unumstrittene Meisterwerk Opus Eponymous ist die einzige Veröffentlichung bisher, also musste man nicht lange raten, welche Songs heute wohl am Programm stünden. Die Show im rappelvollen USF war unterhaltsam, und laut Band-Website werden gerade neue Songs aufgenommen. Gut, denn immer nur dasselbe Material, so mitreissend es auch ist, wird nicht ausreichen, um Papa Emeritus and the Nameless Ghouls in diesem rapiden Show-Zirkus weiterzubrinen – und die Fans wollen ja auch mehr haben.


Photo: Christian Misje, Hole In The Sky
Nifelheim
Zum Glück fand sich eine würdige Vertretung für Wolf (die kurzfristig absagten, ebenso wie Pagan Altar, welche Enttäuschung), nämlich Nifelheim, die gut gelaunt und energiegeladen einsprangen. Nach Ghost und einer kleinen Pause enterten also ledergekleidete Typen die Bühne, die einen unfassbaren Umfang an spitzen Nieten zur Schau stellten – ein Wunder, dass keiner während des Sets aufgespiesst wurde. Wie immer lieferten die Schweden hochqualitative Live-Musik – Black/Thrash Metal mit offensichtlichen Einflüssen klassischer NWOBHM Bands – ab, und danach wurde es wirklich Zeit, umd sich bei einem kühlen Bier zu erholen!


Photo: Christian Misje, Hole In The Sky
Primordial 21:10
Photo: Christian Misje Hole In The Sky
Erst seit kurzem scheinen die Iren jene Aufmerksamkeit zu geniessen, die sie nach vielen Jahren und vielen hochqualitativen Alben eigentlich verdienen – und immerhin gibt es die Band schon 20 Jahre. Sie wurden wohlwollend bei ihrem zweiten Hole In The Sky Gig empfangen mit ihrem Sound, der sich am ehesten als Doom/Black Metal mit irischen-keltischen Folk-Elementen beschreiben lässt. Frontmann Nemtheanga liefert einen Hammer nach dem anderen, was sich live besonders gut macht, er ist ein charismatischer und energetischer Performer. Da lässt es sich kaum vermeiden, sowas wie den Stolz auf Irland zu fühlen, wenn du diese Jungs live siehst, mit diesem Celtic/tribal Drumming. Eine genussvolle Erfahrung, die ruhig hätte länger sein können, und wenn du da nicht in dieses Venue bis zum Gehtnichtmehr in die Menge gequetscht von diesem Sound bis ins Innerste der Seele erschüttert wurdest – dann hast du echt was verpasst.

Godflesh

Photo: Christian Misje, Hole In The Sky
Mit dem wohl massivsten Sound an diesem Wochenende konnten die englischen Industrial Metal Pioniere Godflesh aufwarten. Nach ihrer Auflösung im Jahre 2002 und der Reunion 2010 hat das Duo ein paar shows in Europa gespielt, u.a. Hellfest im vergangenen Jahr. Trotz ihres einzigartigen Stils, interessanten Riffs und der unglaublichen Energie ihres Live-Sets fällt es nicht leicht, den synthetischen Sound und gnadenlosen Beat der Drum-Maschine zu verdauen, in den auch noch Gitarren, Bass und Stimm-Tracks gemischt sind – und zugleich sieht man lange Zeit nur eine relativ leere Bühne). Ich vermute, der Gig erfüllte die Erwartungen der Fans, aber für jene, die Godflesh nicht so gut kannten, war es nicht unbedingt ein überwältigendes Erlebnis.

Satyricon

Photo: Christian Misje, Hole In The Sky
Freitag endete mit einer besonderen Satyricon Show, wo alle sieben Alben vorgestellt wurden, mit dem atmosphärischen Walk the Path of Sorrow zu Beginn. Mit einem neuen Bassisten und Keyboarder klang die Band einfach fantastisch! Satyr hatte vielleicht etwas mehr Make-Up im Gesicht als sonst und etwas längere Haare als in den vergangenen Jahren, und zusätzlich zum eigentlichen Set kriegten die begeisterten Fans noch die exzellenten Zugaben To the Mountains und (surprise, surprise) Mother North geboten.

Samstag, 27.August 2011, USF – A Perfect Vision of the Rising Northland

Photo: Christian Misje, Hole In The Sky
Helheim
Die Menge erschien pünktlich am Samstag, der Grund war Bergens Band Helheim, die schon am Donnerstag einen kurzen aber enthusiastischen Gig in Zusammenarbeit mit dem Medien und Kunst-Event Man¯ver at Logen Teater gespielt hatten. Sowohl die Band als auch das Publikum waren schon im Hoch, als wir die USF Halle erreichten. Helheims Ruf als toller Live-Act mit unglaublich cooler Instrumentation machen sie zu einem der interessantesten Live-Performer. Leider dauerte das Set nicht so lange, wie wir erwartet hatten, wir kriegten gerade noch den letzten Song mit… also falls ihr die Chance hat, sie live zu sehen, nützt sie auch.

Virus

Photo: Christian Misje, Hole In The Sky
Was für ein toller Gig! Für die norwegischen Avantgarde-Metaller Virus war es die zweite HITS Show, und weil sie auf CD so gut klingen, wusstest du nicht wirklich, was dich da erwartet. Aber es war einfach umwerfend! Wir kriegten eine Reihe toller Songs geboten und sogar das schöne instrumentale Road. Man kann Carl-Michael Eides Schaffen kaum besser würdigen, und Virus ist ein gutes Beispiel seiner Vielseitigkeit. Der Preis für den charakteristischten Musiker an diesem Wochenende geht an den Bassisten Kai _svik.


Photo: Jarle H. Moe
Enslaved
Klar, dass das unerschütterliches Gerüst der norwegischen Metalszene nicht bei diesem „letzten Abendmahl“ fehlen durfte. Eine jener Bands, die viele musikalische Entwicklungen in der Zeit ihres Bestehens mitmachten und stets hochqualitative Alben auf den Markt brachten – da gab es natürlich eine vielseitige Setlist, die Prog-mässiges aus jüngerer Zeit wie “Ethica Odini” und “Axioma” ebenso enthielt wie die rohen Klassiker “Jotunblod” . Die Ohren wurden auch mit dem neuen Song “Heimvegen” von der aktuellen EP verwöhnt. Und was… ein Led Zeppelin Cover “Immigrant Song” ? Geil!


Photo: Jarle H. Moe
Mayhem
Die vorletzte Band, eines der absoluten Highlights im Line-Up, die Legende der Legenden Mayhem enterte nach Enslaved die Bühne. Beginnend mit dem primitiven Drumming-Intro von der Deathcrush EP, Silvester Anfang (komponiert von Conrad Schnitzler) und übergehend in Pagan Fears, wurde hier eine reduzierte Mayhem Show geboten, ohne Pyros oder dramatische Bühnendeko. Attila Csihars unmenschliches Geröchel ist immer wieder faszinierend, und es war toll, Teloch (Nidingr, God Seed, Ov Hell) an der Gitarre zu hören und zu sehen.


Photo: Jarle H. Moe
Immortal
Es wäre schon seltsam gewesen, hätte der Schlussact des letzten HITS anders als Immortal geheissen, der auch damals das erste Festival im Jahre 2000 eröffnet hatte. Der Stolz von Bergen zeigte erneut, dass es sich hier um erstklassige Entertainer und Live-Performer handelt. Alle Anwesenden konnten einer intensiven Abschiedsshow beiwohnen, mit dem perfekten Opener “Mountains Of Might”, und “The Sun No Longer Rises “ war ein passender Abschlussong, der letzte Song, der beim letzten Hole In The Sky gespielt wurde und ein sehr emotionaler – was die Party bis in die frühen Morgenstunden einläutete…

Alle Beteiligten hinterher versammelt auf der Bühne zu sehen, als die Musik ausklang, war ein erhebender Anblick – Künstler und Organisatoren, die so viel Arbeit in dieses besondere Event gesteckt hatten, das wir wohl stets zu schätzen wissen. Viele Verbeugungen, viel Jubel und Applaus – so lange, bis du glaubtest, deine Hände fallen ab. Die Party ging dann weiter, mti trinken und tanzen, wohin auch immer es dich beim berüchtigen HITS Nachspiel verschlug. Das Ende einer Ära, und alle, die dieses intime und fantastische Festival kennengelernt hatten, werden es furchtbar vermissen, aber wie sagt man so schön – all good things must come to an end…m/

Weitere Happenings im Rahmen des Festivals waren die nachmittäglichen Gigs in der Garage, eine Wardrunashow im Logen Teater, eine Listeningsession von Taakes brilliantem neuen Album Noregs Vaapen und eine kleine Kunstaussstellung im USF namens Devil Eyes von Metalion vom Slayer mag und Watains Erik Danielsson, die erneut für das coole Festivalartwork und Merchandise verantwortlich zeichneten.
Das Venue USF Verftet wird 2012 renoviert, und weil es schwierig ist, sich Bergen ohne Metalfestival vorzustellen, warten wir mal mit fest gehaltenen Daumen ab, was sich so tun wird.
Unser aufrichtiger Dank an die Organisatoren, die dieses Event so besonders und dieses letzte Abendmahl so lecker gemacht haben. Ein perfekter Abschluss eines perfekten Festivals.
Im nächsten Jahr zur selben Zeit wird das Festival namens Bunker im Parkteatret in Oslo starten, das nur 500 Tickets auflegen wird – ein vielversprechendes Event mit interessantem Line-Up, das sicher in Nullkommanix ausverkauft sein wird.

Text: Jane Oliver & Meri Tikkala, transl. K. Weber

Contributors

GastmitarbeiterInnen / guest contributions

Reguläre GastmitarbeiterInnen u.a. Melanie Kircher, Tatjana Tattis Murschel, Grit Kabiersch, Marina Minkler, Maria Levin, Jasmine Frey, Nina Ratavaara, Elvira Visser, John Wisniewski